- Mo 3. Sep 2007, 03:54
#358790
Dass Gebühren für öffentlich-rechtliches Fernsehen bezahlt werden, finde ich in Ordnung. Ich schaue auch öffentlich-rechtliche Sender. Aber es wird viel Geld sinnlos rausgeschmissen.
Die ÖRs geben unheimlich viel Geld für Sportlizenzen aus. Sehr dumm, vor allem weil ich das Gefühl habe, dass sie dabei selbst die Preise Jahr für Jahr hochtreiben. Wenn die Übertragungsrechte für die Fußball-EM sogar pro Spiel teurer sind als für die WM, dann sollte man einfach drauf verzichten.
Dann die Eigenproduktionen mit überseichter Unterhaltung, die ARD und ZDF dann auch noch gegeneinander programmieren (Telenovelas). Stattdessen könnte man billigere Lizenzware bringen. Perlen wie "A bit of Fry & Laurie" warten beispielsweise darauf, aus dem Lizenzmeer gehoben zu werden.
Warum bei Adelshochzeiten ARD und ZDF gleichzeitig mit eigenen Kommentatoren übertragen müssen, ist auch nicht nachzuvollziehen (man könnte auch die Frage stellen, warum die diesen langweiligen Kack überhaupt zeigen).
Den Umgang mit eingekauften Spielfilmen bei ARD und ZDF kann man auch nur als krank bezeichnen. Die laufen oft zu unmöglichen Zeiten und in unmöglichen Kombinationen. Das ZDF hatte z.B. am 28. Dezember letzten Jahres ab 19.15 Uhr (dumme Zeit) hintereinander weg Men in Black, 3 Engel für Charlie und Austin Powers Goldständer gezeigt. Danach kam die Wiederholung von James Bond Goldeneye, welches am Vorabend gezeigt wurde. Wenn man um 19.15 Uhr anfängt, verpassen die meisten Leute natürlich die erste Stunde und gucken sich lieber einen Film an, der um 20.15 anfängt. Und wenn der Film vorbei ist, schaltet man durch und stellt auf dem ZDF fest, dass man von Charlies Engeln wieder eine Stunde verpasst hat usw. Einige Zeit vorher hatte das ZDF schon Tomb Raider II um 19.15 versendet. Die ARD ist auch nicht besser: Das Erste zeigte "Lost in Translation" um 23 Uhr. Ich find den Film nicht so dolle, aber selbst ich halte diese Sendezeit für verschenktes Potenzial. Das ganze Lizenzgeld für die Filme ist verschenkt, wenn man sie dann so dusslig ins Programm setzt.
Das ZDF will die Volksmusiksendungen einschränken? Toll. Die Senioren haben sich über den Jugendwahn beim Sender beschwert, obwohl dieser Wahn gar nicht existiert, weil es für Leute unter 45 sowieso kaum regelmäßig etwas zu gucken gibt auf den Sender. Und die Volksmusik soll durch Opern ersetzt werden. Klasse, peilt man damit die über 100jährigen an? Es ist eine Sache, schlechte Sendungen abzusetzen, aber dafür Sendungen einzuführen, die vorhersagbar noch weniger Leute ansprechen, ist einfach nur blöd.
Was ebenfalls extrem schädlich ist, ist die blöde Kungelei zwischen den Sendeanstalten. Dieter Hallervorden sagt in seiner Sendung vom SFB (RBB) was, was einem Herren im WDR oder NDR oder BR oder HR nicht gefällt, und einen Anruf später ist klar, dass sein Vertrag für Spottlight oder Zebralla nicht verlängert wird. Oliver Kalkofe adaptiert seine Mattscheibe für die ARD, jeder weiß, worauf man sich einlässt, aber nachdem eine Sendung gelaufen ist, beschwert sich wieder irgendeiner der Greise der angeschlossenen Sendeanstalten, und natürlich wird der Vertrag für "Kalkofe!" nicht verlängert.
Die Schleichwerbung ist natürlich ebenfalls ein Faktor. Ist nie jemandem aufgefallen, was für eine Werbung das ZDF eine Zeitlang im Jahresrhythmus für die Flippers mittels eigener Sendungen gemacht hat?
Dazu kommt oft die grobe Verletzung der Sorgfaltspflicht bei der Berichterstattung. Wenn eine Moderatorin durch schäbigste Suggestivfragen von einem Medienprofessor nur die Aussage hören will, dass Computerspiele Jugendliche zu wilden Tötungsmaschinen machen, und dann sichtlich enttäuscht ist, dass sie diese Aussage nicht bekommt, ist das mein Geld nicht wert. Wenn ein WDR-Bericht behauptet, dass Mangas allesamt brutal und sexistisch wären, ist auch das keine Gebührengelder wert. Wenn der BR eine "Dokumentation" sendet, die eigentlich nur auf der unsinnigen Behauptung fußt, dass der Mensch nur einen geringen Prozentsatz seines Gehirns nutzen würde, dann ist das absolut keine Gebührengelder wert.
Ich sehe nicht ein, eine Anstalt zu finanzieren, die dann meine Hobbys verunglimpft, mich indirekt zu einer Gefahr für die Öffentlichkeit erklärt und esoterische Behauptungen verbreitet, die auch von Sekten zur Rekrutierung benutzt werden.
Wenn man in Sachen journalistischer Qualität von RTL2s "Welt der Wunder" überholt wird, wäre das eigentlich ein sehr guter Grund, den Kopf schamvoll im Boden zu versenken.
Also: Gebühren ja, aber nicht durch so einen Spitzelverein wie die GEZ und nicht in dieser Höhe.
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