JackieZ hat geschrieben:Es ist erstmal nicht verwunderlich, dass der größere von beiden Koalitionspartnern seine Positionen eher durchsetzen kann, als der kleinere.
Es geht nicht darum, dass die Union dominant ist, sondern das die FDP überhaupt nichts durchsetzen kann. Seit der Hotelier-Steuer kommt von der FDP exakt Null. Weder bringt man selbst Themen auf die Tagesordnung, noch wird man bei Themen wirklich wahrgenommen und in der Politik geht es eben darum, wen man mit Themen in Verbindung bringt und nicht darum, wer in den Hinterzimmern was ausgearbeitet hat.
Ansonsten hätte man sich beispielsweise den Mitgliederentscheid dazu sparen können. Wäre die Position der FDP dabei so unwichtig, wie du behauptest, hätte dieser Mitgliederentscheid wohl kaum so viel mediale Aufmerksamkeit bekommen.
Ich bitte dich, jetzt verkennst du aber die Tatsachen. Die CDU/CSU könnte diese Dinge verabschieden und bräuchte die FDP dazu nicht. Eine Mehrheit ist mit SPD und Grünen dafür da. Die Aufmerksamkeit bekommt dieser Entscheid lediglich deshalb, weil er die Partei innerlich zerrissen hätte und es für die Presse, vorallem aber auch für die Opposition ein gefundenes Fressen war, um der FDP einmal mehr eins mitzugeben. Für die Regierung war dieser Entscheid absolut unnötig. Bei diesem Entscheid ging es lediglich um einen Richtungsstreit innerhalb der Partei und um nichts anderes.
Die FDP hatte seit jeher eine strikte Position gegen den Atomausstieg. Dann wurden sie von der Fukushima-Katastrophe und der darauf folgenden Anti-Atomkraft Stimmung kalt erwischt. Dass ein FDP'ler dann nicht gleich zum Beauftragten für den Atomausstieg ernannt wird und die Partei dabei wenig mitzureden hat, sollte klar sein.
Die Union hatte diese strikte Position ebenfalls und dennoch überrollte sie die FDP beim Atomausstieg und hat doch gerade deshalb die FDP einmal mehr in eine Glaubwürdigkeitskrise geführt. CDU/CSU sind mit dieser Kehrtwende erstaunlich gut weggekommen, während die zögerliche FDP vom Wähler einmal mehr abgestraft wurde. Warum du angesichts der nicht minder strikten Position der CDU hier argumentierst, dass die FDP in der Frage nicht viel zu sagen hat, erschließt sich mir nicht. Von drei Atomparteien haben zwei die dritte vor den fahrenden Zug geschmissen und du bist der Meinung, dass sei normal?
Ich wusste auch nicht, dass die FDP die Bundeswehrreform ursprünglich in die Hand nehmen wollte? Warum war von Beginn an mit zu Guttenberg ein CSU'ler damit betraut?
Bei allem Respekt, aber die FDP hat die Reform der Bundeswehr seit Jahrzehnten im Programm. Das man einen CDU bzw CSU Mann zum Verteidigungsminister macht, hat schlicht und ergreifend etwas mit dem so genannten Markenkern der Parteien zu tun. Aus genau dem gleichen Grund ist es unverständlich, warum sich die FDP nicht von Anfang an das Finanzministerium geschnappt hat bzw warum man das Entwicklunshilfeministerium besetzt hat, welches man vorher noch abschaffen wollte. Das ändert aber nichts daran, dass sich die ewigen Verfechter der Wehrpflicht letztlich mit dem Thema befasst haben, während die FDP bei der Frage überhaupt nicht wahrgenommen wurde. Wieder einmal haben CDU/CSU ihre Position um 180° gedreht und die FDP dabei übergangen und ihr ein Thema genommen, wo man sich hätte profilieren können.
Aber wenn du glaubst, die FDP wäre an wichtigen Entscheidungen nicht beteiligt, dann.... Zitat von dir selber
Natürlich ist die FDP beteiligt. Das ganze wird aber nach dem Motto ablaufen "Schön, dass wir drüber gesprochen haben, aber jetzt sagt Mutti wo es lang geht." Du willst mir doch nicht wirklich weiß machen, dass nach all den Kehrtwenden und der Art und Weise, welche Partei welches Thema besetzt, die FDP wirklich freudestrahlend aus den Verhandlungen kommt und sich selbst zum Abschuss freigibt? Die gesamte Regierungsarbeit ist bisher von Entscheidungen geprägt, die CDU/CSU sich anheften, während die FDP bei keiner der Entscheidungen gut aussieht. Das hat auch nichts mit Halbwahrheiten zu tun, sondern ist einfach Fakt. Was immer aus Berlin kommt, man verbindet die CDU/CSU und die einzelnen Minister damit. Allein zum Thema arabischer Frühling hat sich unser Außenminister blamiert. In Sachen Eurokrise wäre es ein gefundenes Fressen für Außen- und Wirtschaftsminister sich zu profilieren, allein man nimmt sie nicht wahr bzw ergreift keiner der beiden die Möglichkeit, von den Querelen innerhalb der Partei abzulenken.
Ich habe es 2009 gesagt und bleibe dabei: Merkel ist die Koalition mit der FDP eingegangen, obwohl sie lieber mit der SPD weiterregiert hätte. Die FDP wiederum hat schnell merken müssen, dass die Traumhochzeit ein Alptraum ist und Merkel auch nicht den kleinsten Versuch unternimmt, der FDP in irgendeiner Form zu helfen. Die FDP war Mehrheitsbeschaffer, am "sozialdemokratischen" Kurs der Kanzlerin hat sich aber nichts geändert.
Du fragst mich immer nach Quellen und Nachweisen. Drehen wir das doch mal um. Nenne mir mal ein Thema in dem die FDP sich in den letzten zwei Jahren hat durchsetzen können. Eines. Selbst die Kopfpauschale bei der Gesundheitsreform hat man doch gegen den Widerstand von CDU und CSU nicht durchsetzen können. Nenne mir mal ein Thema, wo man erkennt, dass die FDP in dieser Regierung ein gleichberechtigter Partner ist. Natürlich sind CDU/CSU aufgrund der Mehrheiten dominierend, aber noch nie hat ein Juniorpartner einer Koalition so dermaßen verloren und so überhaupt nichts zu sagen wie die FDP in dieser Koalition. Alles was in den letzten zwei Jahren gemacht wurde, hat einen schwarz-roten Touch, aber nicht den Hauch von gelb und du willst mir hier ernsthaft erzählen, dass die FDP das freiwillig mitmacht?
Ich bitte dich. Es mag sein, dass ich hier und da abschweife, aber du vermittelst hier den Eindruck, als habest du die letzten zwei Jahre im Weinkeller von Brüderle verbracht, wenn du allen ernstes behauptest, dass die FDP das alles freiwillig mitmacht.