- So 14. Sep 2014, 21:30
#1386661
Dieses ganze Ding um Rot-Rot-Grün auf Bundesebene ist denke ich einfach noch viel zu vage, als dass man es sich dafür jetzt nehmen lassen würde, die eigene Machtbasis im Bund zu schwächen. Ich glaube auch nicht, dass die SPD so weit denkt, zumindest nicht in der Breite der Partei. Dafür ist das Linksbündnis auch einfach bei den eigenen Mitgliedern zu umstritten bzw. leider gibt es ja sogar mehr Gegner dieser Überlegung als Fürsprecher - oder die Gegner brüllen zumindest deutlich lauter.
Und naja, ein Sitz Mehrheit in Thüringen ist bei einem Dreierbündnis mit der Linken, die ja nicht gerade den Ruf genießt, übermäßig zuverlässig zu sein, extrem riskant. Wäre ich Entscheidungsträger der SPD, würde ich das sicherlich auch nicht machen wollen. Dann lieber fünf Jahre haltungslos mit der CDU rumregieren, da kann nicht so viel schiefgehen.
Was den "Liberalismus" angeht: Den rein ökonomischen Liberalismus brauche ich nicht, da dieser meines Erachtens in der Realität immer nur mit einer Stärkung der Reichen und Mächtigen zulasten derer geht, die kein großes Vermögen haben, einfache Angestellte und Vertreter der unteren bis mittleren Einkommensgruppen sind und die auf die Unterstützung des Staates angewiesen sind. Gerade in einer sich globalisierenden Welt, in der vieles auf "liberalisierte" Arbeitsmärkte hinausläuft, braucht es für mich keine Partei, die sich dafür einsetzt, dass sich dieses Rad noch schneller dreht.
Wenn es um einen echten Liberalismus geht, der dieses Wort nicht nur dazu missbraucht, seine Lobby-Politik unter einem schöneren und weniger (für mich) verachtenswerten Deckmantel durchzuführen, dann fehlt mir eine solche Partei durchaus auch. Damit meine ich dann aber eher Themen wie den Schutz vor einer ausufernden Überwachung, einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Themen wie NSA/GCHQ und generell freiheitsbezogene Themen (ja, sehr schwammiger Begriff, aber ich kanns grad nicht besser formulieren). In der politischen Realität sind "liberale" Parteien aber doch meist in erster Linie auf ökonomische "Freiheit" aus - und hier ist die FDP dann sogar noch ein besonders krasser Vertreter. Da hat die Partei auch tolle Arbeit geleistet, denn beim Begriff "liberale Politik" muss ich mir selbst immer erstmal vor Augen führen, dass er an sich ja eigentlich erstmal eher etwas Positives und Erstrebenswertes ist. Die FDP hat mit ihrer Interpretation daraus ein empathieloses, zynisches Verbalkonstrukt geschaffen, bei dem ich froh bin, dass es kaum noch Rückhalt in unserem Volk genießt.
Insofern brauche ich zumindest den von der FDP proklamierten "Liberalismus" überhaupt nicht.
Fohlen