Was Diether Dehm angeht, war er wirklich jenseits des guten Geschmacks, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Gerade Stammtischpolitiker der CSU sind in ihrer Wortwahl auch oft nicht besser. Man erinnere sich nur an den Kreuzzug gegen die Linke. Das macht es natürlich nicht besser.
CommanderNOH hat geschrieben:
Was sich mir nur immer noch nicht erschließt: warum zur Hölle enthält man sich bei so einer Wahl im 3. Wahlgang? Manchmal muss ich eben die Zähne zusammenbeißen und auch das unterstützen, was mir vielleicht nicht passt, aber möglicherweise dem großen Ganzen hilft.
Was hätte das geholfen? Es hat sich im zweiten Wahlgang abgezeichnet, dass die CDU Abweichler am Ende Wulff die Mehrheit beschaffen würden. Hätte die Linke für Gauck gestimmt, hätte das keinerlei Auswirkungen gehabt. Den Fehler muss man bei der SPD und den Grünen suchen, die von Anfang an einen Kandidaten präsentieren wollten, der die Koalition spaltet, der aber nicht gewählt werden soll. Hätte man Gauck wirklich als Bundespräsi haben wollen, hätte man sich vorher mit der Linken unterhalten sollen. Aber erst vor dem dritten Wahlgang die ersten Gespräche zu suchen, ist einfach blamabel. Die SPD versucht jetzt einfach, leider auch mit Erfolg, der Linken den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben und reduziert alles auf die angeblich nicht bewältigte SED Vergangenheit. Bizarr wird es aber, wenn man sich vor Augen führt, dass die Ost-Linke dabei stets gelobt wird, es aber die böse West-Linke ist, die aus Querulanten besteht. Das passt einfach nicht zusammen, oder sind alle ehemaligen SED Kader jetzt im Westen tätig? Gauck war einfach ein konservativer Kandidat, marktliberaler und für die Linke unwählbarer als Wulff und da zu erwarten, dass die Linke umfällt, ist einfach ein Unding. Umgekehrt hätte doch die SPD auch abgewunken, wenn die Linke erwartet hätte, die SPD solle Lafontaine wählen. Selbst die SPD und die Grünen stören sich doch in großen Teilen an dem wofür Gauck steht. Hätte eine realistische Chance bestanden, dass Gauck mit den Stimmen der Linken gewählt wird, die Linke hätte es getan. Das zeigt allein die Tatsache, dass man über eine halbe Stunde in der Fraktion diskutiert hat. Selbst die Abgeordneten der NPD, haben doch auf die Entscheidung der Linken gewartet, um sich an einem etwaigen Sturz der Kanzlerin zu beteiligen. Hätte man die Stimmen der Linken gewollt, hätte man Gauck wirklich wählen wollen, dann hätte man mit den Linken zu Beginn sprechen müssen, denn dann wäre die Sache im ersten Wahlgang schon entschieden gewesen.
Was mir noch viel weniger einleuchtet: wie können in jedem Wahlgang 1,2 Stimmabgaben ungültig gewesen sein? Warum machen die sowas?
Das sind einfach Leute, die der Koalition einen Denkzettel verpassen wollen, sich aber nicht trauen einen anderen Kandidaten zu wählen. Das wurde im zweiten Wahlgang deutlich. Im ersten waren es 600 für Wulff, 499 für Gauck und 13 Enthaltungen. Im zweiten waren es 615, 490 und nur noch 7 Enthaltungen. Das heißt, es gab exakt 9 Koalitionswahlmänner, die zunächst Gauck wählten und 6, die sich enthielten, dann aber doch Wulff wählten.
Vielleicht sind es auch nur Leute, die in allen Kandidaten keine wirklich wählbare Alternative sahen
Die Enthaltungen im 1. Wahlgang kann ich ja echt noch verstehen, taktische Gründe, Merkel ein bißchen schmoren lassen.
Die wahre Klatsche für Merkel war ja der 2. wahlgang, nicht der 1. Vor dem 2. Wahlgang hat sie ihre Fraktion doch angeblich sehr martialisch eingeschworen und es gab immer noch einige Abweichler.
Ich glaube, das nimmt sich beides nicht viel. Der zweite Wahlgang war ein wenig besser als der erste und die Tatsache, dass man dort 15 Stimmen aufgeholt hat, hat gezeigt, dass es ein Denkzettel sein sollte, aber kein Putsch. Wären auch hier nur ~600 Stimmen abgegeben worden, dann wäre das ein Desaster und eine Meuterei gewesen. So steht der erst Wahlgang mit 44 Abweichlern und 13 Enthaltungen deutlich zu Buche. Über 50, fast 60 Abtrünnige, die Merkel die Gefolgschaft verweigerten.
Und die Linken haben durch ihre fast Komplett-Verweigerung im 3. Wahlgang die Chance versäumt, einen Weg zu ebnen, für eine rot-rot-grüne Zusammenarbeit und nur ihren Ruf als bestätigt. Ich finde das schade.
Ja, sie haben die Chance verpasst. Sie haben aber als einzige (!) das offen ausgesprochen, was viele gar nicht wahr haben wollten, dass Gauck eben in vielen Dingen Standpunkte vertritt, die mit dem Willen des Volkes eigentlich nichts zu tun haben. Mindestlohn, soziale Absicherung, Afghanistan. Die Linke hat sich als einzige Partei getraut, ihre Abstimmung an den Inhalten fest zu machen und nicht an machtpolitischen Taktierereien und Ränkespielen.
Im Übrigen fand ich es erstaunlich, was H-U Jörges bei hart aber fair zum besten gab. Es ist ein deutliches Signal in Richtung Schwarzgeld, wenn die grand dame der FDP, Hildegard Hamm-Brücher von den Grünen nominiert, ins Lager der Linken geht, um Werbung für Gauck zu machen. Das ist eine schallende Ohrfeige für Westerwelle.
Abschließend muss man konstatieren, dass die SPD und die Grünen alles richtig gemacht haben. Sie haben einen Kandidaten, mit dem sie selbst ihre Probleme haben, nominiert, haben ihn zum Obama azfgebaut, haben ihn trotzdem nicht durchgebracht und haben damit aber die Regierung weiter in Bedrängnis gebracht. Zudem hat man es geschafft der Linkspartei den schwarzen Peter zuzuschieben. Respekt für diese taktische Meisterleistung. Es gab exakt drei Sieger: Wulff, der mit all dem nichts mehr am Hut hat, Gauck und das Projekt Rot/Grün, die als Volkes Protest gegen Schwarzgeld wieder am Auferstehen sind und dazu brauchen sie derzeit nicht einmal mehr zwingend die Linke.