Rodon hat geschrieben:Und ich bin mir recht sicher, dass Kinder, wenn man sie fragt, mehrheitlich am liebsten immer noch bei Mutter und Vater aufwachsen und nicht bei zwei Müttern oder zwei Vätern. Aber Kleinkinder oder Babys kann man solche Dinge nicht fragen. Für eine optimale Entwicklung sollte ein Kind doch von beiden "Geschlechterwelten" erzogen werden. Von daher fand ich die Einschränkungen beim Adoptionsrecht plausibel. Und ansonsten war ja praktisch alles schon gleichgestellt.
Würde ich nur bedingt zustimmen. Ja, ich glaube auch, dass es für Kinder tendenziell besser ist, mit einem Vater und einer Mutter aufzuwachsen, wenn diese ihnen dieselbe Zuneigung und Liebe zuteil wird wie bei einem homosexuellen Paar. Es gibt ja bei Grundschulen und in Kitas auch sehr emsige Bemühungen, mehr Männer für die Jobs zu begeistern, weil die Wissenschaft sagt, es sei entwicklungsfördernd, wenn Kiddies möglichst sowohl männliche als auch weibliche "Autoritätspersonen" kennenlernen.
Nur glaube ich, dass dieser Faktor vergleichsweise weniger bedeutend ist als der, dass sie wirklich liebe- und hingebungsvoll aufgezogen werden. Und naja, zur Adoption überhaupt erstmal freigegebene Kinder sind ja dann in gewisser Weise schon einmal "Problemfälle", weil es die leiblichen Eltern aus irgendeinem Grund nicht gebacken bekommen haben (ohne sie dafür prinzipiell beurteilen zu wollen). Wenn sich dann ein Homo-Paar findet, das diesen Kindern was bieten kann und möchte, würde ich sie ohne zu zweifeln da hingeben.
Ich finde es dabei auch nachvollziehbar, wenn man eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft nicht als Ehe bezeichnet, weil dies nun mal per Definition eine Verbindung von Mann und Frau ist, so wie Kohlenstoffmonoxid das Ergebnis einer Verbindung von Kohlenstoff und Sauerstoff ist, während zweimal Kohlenstoff dies nun einmal nicht ist.
Naja, ich wüsste jetzt erstmal nicht, wieso "Ehe" eine Verbindung von Mann und Frau sein muss. Weil es im Artikel 6 des GG so verankert ist? Ist für mich kein Grund, darüber nicht zumindest mal kritisch zu reflektieren, da auch Verfassungen immer im Kontext einer bestimmten Zeit verfasst werden. So ein bisschen erinnert mich diese "dat steht da so, dat muss ewig so gelten" auch an die Borniertheit, mit der Kirchen jahrhundertelang versuchten, jeden Fortschritt im Keim zu ersticken.
Natürlich sollte man jetzt nicht das ganze GG nicht als anachronistisches, wertloses Blabla hinstellen, aber über sinnvolle Anpassungen kann man da schon einmal debattieren.
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Was ich mir in den letzten Tagen übrigens sehr oft gedacht habe: Schön, dass die SPD hier mal aus ihrem Duckmäusertum rausgekrochen ist und die linke Mehrheit im Bundestag noch genutzt hat, um eine meines Erachtens überfällige Entscheidung herbeizuführen.
Schade auf der anderen Seite, dass ihr dieser Mut bei sozialen Themen meist gefehlt hat. Ich freue mich zwar für die Homos in meinem Umfeld, hätte aber bei anderen Themen dringenderen Bedarf für Veränderungen gesehen: Einen konsequenten Mindestlohn ohne Schlupflöcher, eine Mietpreisbremse, bei der nicht schon im Vorhinein klar gewesen wäre, dass sie im Nichts verpufft, eine konsequentere Bekämpfung der Leih- und Zeitarbeit, Erbschaftssteuer, Reichensteuer etc. pp..
So waren es bis auf den zumindest in Ansätzen bereichernden Mindestlohn aus meiner Sicht wieder vier verlorene Jahre in der Sozialpolitik, in der die gesellschaftliche Spaltung mal wieder weiter voranschritt.
Dieses "Danke für fast nichts" wollte ich dann doch noch loswerden.
Fohlen