#1473917
Ja aber Vica, da ensteht doch dann ein regelrechter Markt, denn wenn der Drang bei vielen nicht mehr so gegeben ist, dann müssen ja Anreize geschaffen werden, damit auch wieder Personen gewonnen werden können, die diese Tätigkeiten dann übernehmen. Unabhängig von der Thematik des Grundeinkommens wird es in den diversen Niedriglohnbereichen zu Strukturveränderungen und Herausforderungen kommen und das betrifft auch nicht nur den Niedriglohnbereich sondern auch anspruchsvolle Stellen bsp. für Fachkräfte und Akademiker, bedingt durch Automatisierung, Digitalisierung usw. Da werden in den genannten Bereichen viele Stellen verloren gehen.

Ich habe das sicherlich schon mal früher erwähnt, es wird sicherlich einen relativen Anteil geben der sich mit einem Grundeinkommen begnügt und dann eventuell keinen großen Ehrgeiz verspürt einer Tätigkeit nachzugehen aber der Mensch ist aus meiner Sicht schon so veranlagt, dass er sich schon irgendwelche Aufgaben sucht, Selbstverwirklichung, Bestätigung usw. sind da sicherlich Aspekte. Aber der Mensch vergleicht sich auch gerne und es besteht ein Hang zur Verbesserung der finanziellen Situation bzw. des eigenen Wohlstandsniveaus.

Man kann das etwas übertragen. Es gibt die Hauptschule bzw. es gab die Hauptschule, dass war so ein grundständiger Schulabschluss, die meisten jedoch haben stets einen höheren Abschluss angestrebt um die Karrieerchancen zu erhöhen. Das Grundeinkommen ist also eine grundständige Absicherung, die eventuell etwas zu Beruhigung beitragen kann, genau lässt sich das aber auch nicht sagen. Es gibt da heute einfach keine wirklich umfassende Daten oder Langzeitstudien, die hier Aufschluss bieten könnten.

Das Modell kann Vorteile haben und die Gesellschaft positiv beeinflussen es kann aber auch negative Auswirkungen haben, die Wirtschaftskraft könnte gemindert werden, die Produktivität es könnte in Teilen zu Mangel an Leistungen und Gütern kommen usw. dass lässt sich einfach nicht genau einordnen.
#1473922
Ich sags mal so: Gäbe es hier das bedingungslose Grundeinkommen und ich wäre noch immer bei meinem letzten Arbeitgeber beschäftigt, ich hätte sofort aufgehört. Denn einen Anreiz gab es da nicht, zu arbeiten. Mindestlohn 8.50€. Stress. Druck. Mobbing. Minimalbesetung. Arroganz von oben. Hat mich zuletzt, wie der eine gelsesen haben dürfte, psychisch und physisch fast ausgeknockt.

Ja, Anreiz müsste definitiv da sein. So einen Scheißjob würde ich freiwillig nicht mehr machen, wenn ich es nicht müsste.
#1473924
Wenn wir mal die möglichen wirtschaftlichen Folgen und die eventuelle Entwertung eines möglichen BGE durch Inflation etc. außen vorlassen, ist meines Erachtens halt auch schon die Frage, wie es überhaupt gehen soll in einigen Bereichen des Niedriglohnsektors, Voraussetzungen zu schaffen, die für potenzielle Arbeitnehmer attraktiv sind. Es gibt ja nunmal so Dinge wie putzen, Müll wegbringen, Kisten schleppen etc., die wohl nur für wenige Menschen reizvoll sind. Wenn wir da über Global Player wie McDonalds, Zalando, Amazon etc. sprechen, würde ich mir schon einen grinsen, wenn deren Ausbeutungsmaschinerie ins Stocken käme.* Aber ich frage mich halt, wie für den Kleinbetrieb umme Ecke dann überhaupt noch die Mitarbeiterakquise möglich sein soll. Das sind ja nicht alles nur profitgierige Kleindespoten.

Und bisher sind mir die Antworten, die ich auf solche banale Fragen von den Befürwortern bekommen habe, noch zu dürftig. Dass es bei einem Ansatz, der Ausbeutung erschweren und auf das Recht jedes Menschen auf individuelle Selbstverwirklichung hinzielen soll, diverse Mahner und Warner gibt, die den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören, ist ja nicht überraschend und war sogar bei dem pissigen Mindestlohn der Fall. Aber bisher ist mir das Grundeinkommen noch eine zu hippiemäßig artikulierte Vision.

Ich fänds ja ganz cool, wenn sich irgendwo ein Land finden würde, das sich als Versuchskaninchen hergibt. :mrgreen:

* Ja, ich kaufe bei Amazon ein und ziehe mir alle paar Monate mal einen Burger bei Mäckes rein und ja, wenn das keiner machen würde, gäbe es diese Ausbeutung nicht, blabla. Ich denke dennoch, dass in der Realität die Politik gefragt wäre, solche Machenschaften zu verhindern oder zumindest einzudämmen, denn der Durchschnittskonsument ist da zu eigennützig veranlagt und kaum jemand will der Erste sein, der auf seinen Fettburger verzichtet für die vage Hoffnung, andere könnten irgendwann nachziehen und Mäckes das Geschäft versauen.
Das mal am Rande.



Fohlen