#1336721
Auch in Deutschland, verfügt eine kleine Minderheit über den größten Anteil von Vermögen. Während die Mittelschicht immer stärker unter Druck gerät.

Wie kommt es aus eurer Sicht zu dieser unverhätlnismäßigen Verschiebung ? Und wieso verbleibt das Kapital in dem Maße bei diesen Personen ?

Dieses enorme Ungleichgewicht, stellt langfristig eine Bedrohung für unsere Volkswirtschaft und die Gesellschaft dar, wie kann hier aus eurer Sicht, eine effiziente und sozialverträgliche Umverteilung erzielt werden ? Und wie lässt sich ein ausgewogene Kapitalrotation umsetzen, die einen breiten Wohlstand sichert ?

Habt ihr zu diesen Fragestellungen, Ideen, Ansätze und Theorien ?
#1336731
Die Umverteilung erfolgt über die Steuerpolitik. Höhere Einkommensteuer für Reiche, niedrigere für alle anderen und einen Vermögenssteuer für die, die nur aus ihrem Sparschwein leben.

Aber bei uns ist das noch lange nicht nötig. In den USA haben sich die reichsten Säcke der Welt zusammen getan und ein Teil ihres Vermögens gespendet. Sie sind immer noch steinreich, aber die Kluft hat ist minimal kleiner geworden für den Moment.

Problem: Wir haben vollkommene Kapitalmobilität, d.h. will der Bonze nicht zahlen, ist (er und) sein Geld weg aus Deutschland. Ähnlich ist das bei den Reichen in Griechenland zu sehen. Sie zahlen ihre Steuern nicht und bunkern ihr Geld vor dem griechischen Fiskus in der Schweiz. Da ist dann kein herankommen um die Steuerschuld zu begleichen.
#1349529
Umverteilung von Vermögen ? - wir leben nicht im Kommunismus. Es wird immer Arme und Reiche geben, das ist völlig normal. Unterschiede im Lebensstandard sind doch das Normalste auf der Welt. Reiche Leute haben sich ihren Reichtum in der Regel auch durch harte Arbeit erwirtschaftet. Natürlich könnte man im Rahmen der Steuerpolitik über eine maßvolle Abgabe einigen - doch schon jetzt zahlen wohlhabende Bürger unseres Landes die meisten Steuern.
Arbeitslose Personen können doch nicht erwarten, dass sie mehr Geld fürs Nichtstun bekommen.
#1349566
AndiK. hat geschrieben: Es wird immer Arme und Reiche geben, das ist völlig normal.
Das ist ja wohl mal eine sehr seltsame Einstellung! Du tust ja gerade so, als wäre das so in Ordnung, und man könne nichts daran machen!
AndiK. hat geschrieben: Reiche Leute haben sich ihren Reichtum in der Regel auch durch harte Arbeit erwirtschaftet.
Aber doch wirklich in den allerwenigsten Fällen! Meistens ist es doch so, das für deren Reichtum andere (die Arbeiter) sich krumm schuften müssen!
AndiK. hat geschrieben: doch schon jetzt zahlen wohlhabende Bürger unseres Landes die meisten Steuern.
Auf welcher Wolke lebst Du? Die Reichsten im Volk zahlen im Normalfall mit die wenigsten Steuern! Durch Tricksereien (arm rechnen usw) und Kapitalflucht ins Ausland zahlen sie manchmal fast überhaupt keine mehr!
AndiK. hat geschrieben: Arbeitslose Personen können doch nicht erwarten, dass sie mehr Geld fürs Nichtstun bekommen.
Ach so! Du bist also auch der unsinnigen Meinung, Arbeitslose wären selbst Schuld wenn sie keine Arbeit hätten! Diese Idiotie ist wohl nicht kaputt zu kriegen im Volk! Richtig ist: Die Allerwenigsten davon können etwas dafür!
#1349583
BungaBunga hat geschrieben:Auch in Deutschland, verfügt eine kleine Minderheit über den größten Anteil von Vermögen. Während die Mittelschicht immer stärker unter Druck gerät.

Wie kommt es aus eurer Sicht zu dieser unverhätlnismäßigen Verschiebung ? Und wieso verbleibt das Kapital in dem Maße bei diesen Personen ?

Dieses enorme Ungleichgewicht, stellt langfristig eine Bedrohung für unsere Volkswirtschaft und die Gesellschaft dar, wie kann hier aus eurer Sicht, eine effiziente und sozialverträgliche Umverteilung erzielt werden ? Und wie lässt sich ein ausgewogene Kapitalrotation umsetzen, die einen breiten Wohlstand sichert ?

Habt ihr zu diesen Fragestellungen, Ideen, Ansätze und Theorien ?
Ich glaube gar nicht. Steuer und Geldpolitik sind eine große Illusion der Kontrolle, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass das in der Menschheitsgeschichte jemals geklappt hätte.
doch schon jetzt zahlen wohlhabende Bürger unseres Landes die meisten Steuern.
Wenn "die meisten..." äquivalent zur Mehrheit gesehen wird, dann müssten wohlhabende Bürger allein in Deutschland etwa mehr als 350. Milliarden Steuern im Jahr zahlen. Gehe ich davon aus, dass alle Reichen ihr Geld durch Arbeit verdienen, würden die Reichen allein durch ihre Dasein etwa 3/5 des BIPs in Deutschland ausmachen. Wie, bitte schön, soll das denn gehen? :lol:
#1349837
Trötenflöter hat geschrieben:Ich glaube durch dieses Gespräch hier bin ich gerade dümmer geworden. Auch eine Leistung.
Das warst du doch vorher schon. Dümmer als Trötenflöter geht gar nicht.
Zuletzt geändert von AndiK. am So 6. Apr 2014, 11:44, insgesamt 1-mal geändert.
#1349838
P-Joker hat geschrieben:
AndiK. hat geschrieben: Es wird immer Arme und Reiche geben, das ist völlig normal.
Das ist ja wohl mal eine sehr seltsame Einstellung! Du tust ja gerade so, als wäre das so in Ordnung, und man könne nichts daran machen!
AndiK. hat geschrieben: Reiche Leute haben sich ihren Reichtum in der Regel auch durch harte Arbeit erwirtschaftet.
Aber doch wirklich in den allerwenigsten Fällen! Meistens ist es doch so, das für deren Reichtum andere (die Arbeiter) sich krumm schuften müssen!

Auf welcher Wolke lebst Du? Die Reichsten im Volk zahlen im Normalfall mit die wenigsten Steuern! Durch Tricksereien (arm rechnen usw) und Kapitalflucht ins Ausland zahlen sie manchmal fast überhaupt keine mehr!

Ach so! Du bist also auch der unsinnigen Meinung, Arbeitslose wären selbst Schuld wenn sie keine Arbeit hätten! Diese Idiotie ist wohl nicht kaputt zu kriegen im Volk! Richtig ist: Die Allerwenigsten davon können etwas dafür!
Arbeitslose zahlen keine Steuern. Ein Unternehmer, der in Deutschland sein Unternehmen führt, für Arbeitsplätze sorgt, zahlt hohe Steuern. Da kommt das Geld her.
Es ist doch völlig abwegig, zu denken: Wir schaffen mal die Armut ab - dann lösen sich alle Probleme auf. Es gibt nun mal Jobs, die nicht so eine hohen Ertrag erwirtschaften. Ich bin gegen den flächendeckenden Mindestlohn. Er wird Jobs vernichten. Wenigstens hat man jetzt Ausnahmen (nicht für Praktikanten, Arbeitslose) ins Gesetz geschrieben. Das ist ein Zugeständnis. Ja teilweise sind Arbeitslose selbst schuld daran, dass sie keine Arbeit
haben. Es gibt sicherlich viele, die sich bemühen, aber andere sind auch arbeitsscheu. Sie tun alles, um nicht eine Arbeit aufzunehmen. Denn man muss auch bedenken: Nicht jeder wird seinen Traumjob bekommen und dann muss man eben nach anderen Arbeitsplätzen Ausschau halten. Viele Firmen suchen sogar händeringend nach Mitarbeitern. Hier sollte schon im Vorfeld drauf geachtet werden bei der Ausbildung / Studium. Wir brauchen nicht Tausende Studenten, die Germanistik oder Geschichte studieren und dann sagen: Ich finde aber keinen Job. Man muss vorher durch Zugangsbeschränkungen dafür sorgen, dass nur die benötigte Anzahl studiert, sei es durch NC oder halt einer beschränkten Anzahl von Studienplätzen.
#1349883
AndiK. hat geschrieben:
Arbeitslose zahlen keine Steuern. Ein Unternehmer, der in Deutschland sein Unternehmen führt, für Arbeitsplätze sorgt, zahlt hohe Steuern. Da kommt das Geld her.
Arbeitslose zahlen keine Steuern? Wo hast Du denn dieses Ammenmärchen her?
Natürlich zahlen die sie nicht selbst, die werden gleich schon vom Jobcenter abgeführt.
Und NEIN, Unternehmer zahlen in Deutschland nur in ganz seltenen Fällen hohe Steuern! Kapiere das endlich mal! Die meisten schaffen das Geld auf ausländische Konten oder rechnen sich künstlich so arm, dass sie erst gar keine Steuern zahlen müssen!
Übrigens zahlen Arbeitslose wie jeder andere auch Steuern wenn er einkaufen geht. Und im Gegensatz zu den ohnehin schon reichen Unternehmern, können sie die Ausgaben nicht von der Steuer absetzen!
AndiK. hat geschrieben: Ich bin gegen den flächendeckenden Mindestlohn. Er wird Jobs vernichten. Wenigstens hat man jetzt Ausnahmen (nicht für Praktikanten, Arbeitslose) ins Gesetz geschrieben.
Ein Märchen wird deshalb nicht wahrer, wenn man es ständig wiederholt!
In allen Staaten, in denen Mindestlohn Gesetz ist, gingen nach einer gewissen Anlaufzeit die Arbeitslosenquoten sogar zurück!
Warum? Antwort: Die Kettenreaktion!
Viele Menschen können sich die Produkte, die sie mit herstellen helfen plötzlich selbst leisten können.
Kurzum: Viele Waren werden plötzlich wieder mehr gekauft, und man braucht mehr Leute für die Produktion!

Die Einschränkung bei den Praktikanten kann ich noch einigermaßen nachvollziehen, solange sie wenigstens überhaupt bezahlt werden.
Bei Langzeitarbeitslosen sehe ich das anders.
Hier werden dann demnächst die Leute für ein halbes Jahr eingestellt, um sie dann wieder zu feuern, und dann den nächsten Arbeitssklaven einzustellen!

Dazu kommt noch: Nirgendwo in der Euro-Zone wird Arbeit im Verhältnis zur Preisstruktur so schlecht bezahlt wie in Deutschland!
AndiK. hat geschrieben: Ja teilweise sind Arbeitslose selbst schuld daran, dass sie keine Arbeit haben. Es gibt sicherlich viele, die sich bemühen, aber andere sind auch arbeitsscheu.
Wenn Du mit „teilweise“ einen kleinen Prozentsatz meinst, gebe ich Dir Recht!
#1349889
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....und natürlich möchte ich das nur ungern unterbrechen, aber....
P-Joker hat geschrieben: Arbeitslose zahlen keine Steuern? Wo hast Du denn dieses Ammenmärchen her?
Natürlich zahlen die sie nicht selbst, die werden gleich schon vom Jobcenter abgeführt.
Und NEIN, Unternehmer zahlen in Deutschland nur in ganz seltenen Fällen hohe Steuern! Kapiere das endlich mal! Die meisten schaffen das Geld auf ausländische Konten oder rechnen sich künstlich so arm, dass sie erst gar keine Steuern zahlen müssen!
Ein Märchen wird deshalb nicht wahrer, wenn man es ständig wiederholt!
In allen Staaten, in denen Mindestlohn Gesetz ist, gingen nach einer gewissen Anlaufzeit die Arbeitslosenquoten sogar zurück!
Dazu kommt noch: Nirgendwo in der Euro-Zone wird Arbeit im Verhältnis zur Preisstruktur so schlecht bezahlt wie in Deutschland!
....das ist so ein riesiger Bullshit, dass es mich aufregt. Lasst doch einfach mal die Posts, wenn ihr offensichtlich keine Ahnung habt, wovon ihr redet. Ihr blamiert euch doch nur selbst. Meine Fresse, für diese Idiotie hier muss man sich wirklich schämen.
#1349900
Trötenflöter hat geschrieben: ....das ist so ein riesiger Bullshit, dass es mich aufregt. Lasst doch einfach mal die Posts, wenn ihr offensichtlich keine Ahnung habt, wovon ihr redet. Ihr blamiert euch doch nur selbst. Meine Fresse, für diese Idiotie hier muss man sich wirklich schämen.
Und ich habe schon lange nicht mehr eine solch unverschämte Scheiße gelesen wie das von Dir hier!
Wie sagte Dieter Nuhr schon treffend?
Wenn man von etwas keine Ahnung hat, einfach mal die Schnauze halten!
Solche Leute wie Du sollten sich das mal merken! :evil:
#1349927
Also ich fände es gut, wenn wir dann doch mal zu den Argumenten zurückkommen.

Mich würde nämlich wirklich aktuell interessieren, ob das, was nun als Mindestlohn eingeführt wird, tatsächlich ein Konzept ist, um bisher sehr einkommensschwache Jobgruppen voranzubringen oder ob man als Staat so in einen Wirtschaftskreislauf eingreift, dass man das System dabei stört.

Mich würde wirklich interessieren, ob das, was die Linke beispielsweise als bedingungsloses Grundeinkommen verkaufen einfach nur Teil einer linken Ideologie ist oder tatsächlich ein wirtschaftlicher Neuanfang wäre.

Und im Grunde würde es mich auch interessieren, wie eine Gesellschaft aussehen würde, in der es keine Unterschiede zwischen arm und reich gibt. Und ob so eine Gesellschaft tatäschlich besser wäre. Und wenn sie besser wäre, warum sie dann besser wäre.

Ich habe auf diese Fragen keine Antworten. Ich merke aber, dass gerade in meinem studentischen Umfeld - und sogar auch im Rahmen der universitären Diskussionen - diese Themen immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Aber niemand eine Antwort hat und es mir ein wenig so vorkommt, als wird mit dem Mindestlohn beispielsweise gerade ein großes Experiment begonnen.
#1350265
Ich verfolge das durchaus interessiert aber diese Frage habe ich tatsächlich mal gestellt weil ich an Input diesbezüglich interessiert bin ich befasse mich viel mit solchen Themen aber diesbezüglich habe ich bisher auch noch kein wirkliches Konzept gefunden.

Eine ausgleichende Besteuerung würde leider in vielen dieser Fälle keine Wirkung mehr entfalten, da dann tatsächlich die Kapitalflucht eintreten dürfte in sehr vielen Fällen.

Also der effizientere Ansatz scheint mir eine politische Intervention bei den Löhnen zu sein Mindestlohn der bedacht konstruiert wird ist sicherlich schon mal ein guter Schritt.
#1350272
BungaBunga hat geschrieben: Also der effizientere Ansatz scheint mir eine politische Intervention bei den Löhnen zu sein Mindestlohn der bedacht konstruiert wird ist sicherlich schon mal ein guter Schritt.
Ein guter Schritt für was? :)
#1350293
baumarktpflanze hat geschrieben:Mich würde nämlich wirklich aktuell interessieren, ob das, was nun als Mindestlohn eingeführt wird, tatsächlich ein Konzept ist, um bisher sehr einkommensschwache Jobgruppen voranzubringen oder ob man als Staat so in einen Wirtschaftskreislauf eingreift, dass man das System dabei stört.
Ich bin gespannt, wie sich das insbesondere im Osten auswirkt. Dabei denke ich vor allem an kleine Unternehmer mt wenigen Mitarbeitern. Beispielsweise Bäcker, Friseue, Gastronomen, Hoteliers ... Letztere sind in manchen Regionen gar von Jahreszeiten bzw. dem Wetter abhängig (siehe diesen Nicht-Winter im Erzgebirge). Packen die das oder ginge das am Ende nur mit Hire & Fire? Oder müssen einige gar einpacken?
Mich würde wirklich interessieren, ob das, was die Linke beispielsweise als bedingungsloses Grundeinkommen verkaufen einfach nur Teil einer linken Ideologie ist oder tatsächlich ein wirtschaftlicher Neuanfang wäre.
Darüber denkt ja nicht nur die Linke nach, deren Freund ich eigentlich überhaupt nicht bin. :lol: . Für mich durchaus eine Idee, die man mal verfolgen könnte. Ob sich das finanzieren lässt - keine Ahnung. Ich seh's aus meiner Sicht und da wär so etwas ein kleines Stückchen mehr Freiheit und weniger Panik, wenn's mal eine Woche ruhig ist und keiner was will.
Und im Grunde würde es mich auch interessieren, wie eine Gesellschaft aussehen würde, in der es keine Unterschiede zwischen arm und reich gibt. Und ob so eine Gesellschaft tatäschlich besser wäre. Und wenn sie besser wäre, warum sie dann besser wäre.
Quasi alle gleich? Kann ich mir nicht vorstellen. Warum sollte dann jemand noch einen Anreiz haben, etwas mehr zu tun, sich mehr anzustrengen als ein anderer? Nee, das stelle ich mir ganz schrecklich vor.
#1350522
Kaffeesachse hat geschrieben:
baumarktpflanze hat geschrieben:Mich würde nämlich wirklich aktuell interessieren, ob das, was nun als Mindestlohn eingeführt wird, tatsächlich ein Konzept ist, um bisher sehr einkommensschwache Jobgruppen voranzubringen oder ob man als Staat so in einen Wirtschaftskreislauf eingreift, dass man das System dabei stört.
Ich bin gespannt, wie sich das insbesondere im Osten auswirkt. Dabei denke ich vor allem an kleine Unternehmer mt wenigen Mitarbeitern. Beispielsweise Bäcker, Friseue, Gastronomen, Hoteliers ... Letztere sind in manchen Regionen gar von Jahreszeiten bzw. dem Wetter abhängig (siehe diesen Nicht-Winter im Erzgebirge). Packen die das oder ginge das am Ende nur mit Hire & Fire? Oder müssen einige gar einpacken?
Friseure sind ein sehr schönes Beispiel für die Niedriglohnbranche.

Aus meiner Zeit in Berlin kenne ich Friseure, die für sechs Euro die Haare schneiden. Mit Maschine, aber dennoch. Und in Stuttgart bzw. direkt bei mir sind die niedrigsten Preise gerade 11 Euro pro Haarschnitt. Damit so ein Laden entsprechend läuft, brauchst du entweder einen massiven Durchlauf, den du vielleicht sogar hast, aber du kannst einen Kopf eben nicht einfach in 10 Minuten zuende schneiden, erst recht nicht, wenn auch noch Waschen dabei ist. Also kannst du nur darauf hoffen, dass du nicht nur den Durchlauf hast, sondern auch entsprechendes Personal, dass sich zu einem Mindestlohn oder besser Dumpinglohn anstellen lässt. Sechs oder elf Euro sind einfach ein viel zu niedriger Preis für einen ordentlichen Haarschnitt.

Auf der anderen Seite sehe ich meinen Stammfriseur. Der verlangt mehr als das Doppelte für den Haarschnitt und sagt, dass er sich mit dem höheren Preis natürlich auch eine entsprechende Kundschaft in den Laden holt. Da kommen die Leute, die dann nicht nur die Haare geschnitten haben wollen, sondern einen gewissen Anspruch haben, Wünsche, die auch einen Kaffee gratis möchten. Er sagt, er ist jetzt in einem Bereich, in dem er aufpassen muss, dass er sich auch die richtige Kundschaft in den Laden holt und in dem er darauf aufpassen muss, dass er bestimmte Kunden nicht in den Laden lässt, wenn andere Kunden im Laden sind. Weil sonst einer von Beiden nicht mehr kommen würde.

Mein Friseur sagt, dass er seine Azubis ordentlich bezahlt, was auch immer das heisst. Er sagt, dass er dennoch versucht, so knapp wie möglich zu kalkulieren, weil neben dem Lohn der Azubis ja auch noch die Ladenmiete dazukommt und weil sich das alles aufgrund der vielen Billigfriseure um ihn herum langsam nicht mehr rentiert, wird er seinen Laden jetzt schließen und als mobiler Friseur die Kunden, die bereit sind, dafür zu zahlen, zu Hause die Haare schneiden bei entsprechenden Friseurpartys.

Man kann das jetzt für irre halten. Aber er sagt, dass sich das trägt und er ist überzeugt davon, dass gerade im Friseurbereich, wo die Treue der Kunden sehr groß ist, das Prinzip funktioniert.
#1350526
Die Friseure gibt's hier auch. Da gibt's ja auch schon so was wie einen freiwilligen Mindestlohn, mit dem auch manche werben. Und die, die im höheren Preissegment etabliert sind, werden sicher auch bleiben. Der, der sich da rechtzeitig positioniert hat, ist da bestimmt im Vorteil. An mir verdient eh kein Friseur mehr was, das lohnt sich nicht mehr. :mrgreen:
Aber gut, ich schweife schon wieder von der gerechteren Vermögensverteilung ab. :)
#1350529
Aber genau das ist ja eine Frage in Sachen Mindestlohn. Wenn wir annehmen, dass der Mindestlohn eine Möglichkeit ist, einkommensschwächere Lohngruppen entsprechend besser zu entlohnen, werden wir uns auf der anderen Seite die Frage stellen müssen, was beispielsweise eine Dienstleistung wert ist.

Was ist es denn wert, wenn ein Friseur Dir Deinen Kopf frisiert? Und inwieweit ist die Frage eigentlich noch zu beantworten im Rahmen der unzähligen Billigfriseure, die unsere Innenstadt zupflastern?
#1350537
[quote="baumarktpflanze"]Was ist es denn wert, wenn ein Friseur Dir Deinen Kopf frisiert? /quote]
Für mich jetzt nicht viel, eigentlich gar nix, weil das auf dem Kopf keine "Frisur" mehr hergibt. Mit der Maschine über den Kopf fahren kann ich mir halt auch selbst. Insofern ist der Friseur für meine persönlichen Umstände gerade ein schlechtes Beispiel, vielleicht fällt mir ja mal noch ein besseres ein. :)
#1350549
Es ging ja auch nicht um deine persönlichen Umstände, es war mehr eine Frage in den Raum gestellt. Wie viel ist es einer Gesellschaft oder besser jemandem persönlich die Dienstleistung des Friseurhandwerks wert? Und inwiewert kann durch die Beantwortung der Wertfrage dann eine solche Dienstleistung auch so angeboten werden, dass sich das Geschäftsmodell trägt?

Und bezogen auf den Mindestlohn: Ich denke, dass wir uns einig sind, dass die Billigfriseure für sechs oder elf Euro nicht mehr überleben können, wenn der Mindestlohn ihre Beschäftigten einholt. Auf der anderen Seite wird das Angebot der Billigfriseure aber massenhaft wahrgenommen? Einfach, weil es sie gibt? Weil es der Gesellschaft nicht mehr wert ist, einen teureren Friseur zu nehmen? Oder weil das, was hinter dem Preis steht, nämlich die Bezahlng der Fachkraft, gar nicht zur Debatte steht, wenn der Kopf für elf Euro rasiert wird?

Und was passiert, wenn durch den Mindestlohn der Preis beispielsweise auf im Schnitt 16 Euro steigt. Gehen dann dennoch alle auch zum Friseur für 16 Euro? Und fühlen sich dann besser, weil sie der Meinung sein könnten, dass die Frau jetzt den Mindestlohn bekommt? Spielt diese Frage überhaupt eine Rolle, wenn wir uns aufregen über die schlechte Bezahlung der Friseure?

Aber vielleicht ist diese moralische Diskussion hier fehl am Platz. Nur stellt sich mir die Frage, inwieweit es möglich ist, eine Form der Umverteilung von Vermögen überhaupt durchzusetzen, durch Mindestlohn, Grundeinkommen oder was auch immer, wenn nicht der moralische Aspekt in der Gesellschaft entsprechend verankert ist.
#1350566
baumarktpflanze hat geschrieben: Aber vielleicht ist diese moralische Diskussion hier fehl am Platz. Nur stellt sich mir die Frage, inwieweit es möglich ist, eine Form der Umverteilung von Vermögen überhaupt durchzusetzen, durch Mindestlohn, Grundeinkommen oder was auch immer, wenn nicht der moralische Aspekt in der Gesellschaft entsprechend verankert ist.
Was heißt denn moralisch in diesem Zusammenhang überhaupt und wer entscheidet was moralisch ist, wenn es Trade-Off-Problematiken gibt, die Personen zu Lasten anderer besser stellen?
Mal ein Gedankenexperiment zum Thema Umverteilung: Was würdest du wählen?
1. Unseren Status quo oder
2. eine Situation, in der jeder das doppelte seines Realeinkommens bekäme und folglich die Kluft zwischen arm und reich extrem wachsen würde (weil die Verdoppelung von Realeinkommen der Reichen sich natürlich viel stärker auswirkt)