von Säqirjënn
#1513587
Also ich finde dieses Selbstmitleid der Sozen ziemlich unerträglich. Dass die SPD 2009 und 2017 abgestürzt ist, liegt nicht an Angela Merkel oder der Union, sondern ganz und allein an der SPD und an ihrem Spitzenpersonal! Was war denn 2013, als man in der Opposition saß und trotzdem mit knapp 25 Prozent abgeschmiert ist?
Die SPD hat aber 2013 im Vergleich zu 2009 gewonnen (wenn auch nur wenig) und sie hätte sogar den Kanzler stellen können, wenn sie sich nicht in Bezug auf die Linke so geziert hätte. 2017 hat sie das historisch schlechte Ergebnis von 2009 noch unterboten und es gibt keine realistische Konstellation unter der ein SPD-Kanzler möglich wäre. Wenn sie jetzt in eine GroKo gehen, wette ich ich, dass sie in vier Jahren unter 20% landen und wenn es ganz blöd läuft, sogar nur drittstärkste Kraft werden.
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von vicaddict
#1513588
Na da können wir ja wetten. Dass die Sozen sich auf die GroKo einlassen, ist doch inzwischen die wahrscheinlichere Variante. Die teasen jetzt Kenia an, was die Grünen ablehnen werden und am Ende entscheiden die Mitglieder sich dann doch dafür.

Vielleicht wäre es ja eine Option, einer GroKo zuzustimmen, aber ohne Merkel... ist ja nicht so, dass die Union in voller Gänze hinter ihr stehen würde.
von Säqirjënn
#1513594
Mal sehen, ob die Basis zustimmt. Die Jusus sind ja schon mal nicht so begeistert.

GroKo ohne Merkel? Kann ich mir im Moment nicht so wirklich vorstellen, zumal mir Merkel von der Art her noch so der SPD-ähnlichste Kanzlerkandidat wäre. (Auch, wenn vielleicht gerade das das Problem für die SPD ist)
von Kerouac
#1513595
Theologe hat geschrieben:
Kerouac hat geschrieben:Also ich finde dieses Selbstmitleid der Sozen ziemlich unerträglich. Dass die SPD 2009 und 2017 abgestürzt ist, liegt nicht an Angela Merkel oder der Union, sondern ganz und allein an der SPD und an ihrem Spitzenpersonal! Was war denn 2013, als man in der Opposition saß und trotzdem mit knapp 25 Prozent abgeschmiert ist?

Aber ist es ja natürlich leichter, wenn man die Schuld auf andere abschiebt, weil man sich dann keine unangenehmen Fragen stellen muss. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass die Wähler der SPD überhaupt keine Wirtschaftskompetenz mehr zutrauen, was aber Voraussetzung für einen starken Sozialstaat ist? Und wenn die Wähler diesen Eindruck haben, dann muss ja auch etwas dran sein. Das liegt dann nicht nur daran, dass man den Wählern dies nicht "kommunizieren" konnte (wieder so eine Art, sich vor unangenehmen Fragen zu stellen). Genauso wenig sollte sich die Selbstkritik der SPD nur darauf beschränken, dass der einzige begangene Fehler es war, mit Angela Merkel zu koalieren. Nochmal, es ist nicht Frau Merkels Schuld!

Das scheinen die Sozen aber nach vier verlorenen Wahlen in Folge immer noch nicht kapiert zu haben.
Die Sozen :roll: wissen schon, dass es ihre eigene Schuld war und ist, dass sie abgeschmiert sind und Teil dieser Schuld ist es, dass man sich zu oft auf die GroKo und Kanzlerin Merkel einließ. Merkel gibt man nicht die Schuld, nur weil man sie als eines der Probleme ausmachte.
Das eigene Personal und fehlendes Profil sind natürlich größere Gründe.
Das ist das genau die typische Argumentation und das Narrativ, das von der SPD und hier speziell von Schulz und den Jusos versucht wird aufzubauen. Die SPD setze sich enorm für das Land ein, wird dann aber Opfer von Merkel und der Union. Der einzige Fehler, den die SPD begangen habe, sei es gewesen, mit Merkel zu koalieren. Viel weiter reicht es dann doch nicht bei der Selbstkritik. :roll:

Vielleicht ist die SPD ja einfach nicht mehr für die bürgerliche Mittelschicht attraktiv genug, um gewählt zu werden, weil sie überhaupt keine Wirtschaftskompetenz mehr hat? Brandt, Schmidt und Schröder haben damals fantastatische Ergebnisse eingefahren, weil sie erkannt haben, dass man alleine mit den Arbeitern (heute nur noch ca. 20 Prozent) keine Wahlen gewinnen kann, sondern auch Teile der bürgerlichen Mittelschicht für sich gewinnen muss. Alleine mit dem Thema soziale Gerechtigkeit gewinnt man in Deutschland keine Wahlen. Man muss dieses Thema mit anderen verbinden, wie z.B. mit Innovation (Schröder) oder Außenpolitik (Brandt).
Säqirjënn hat geschrieben:
Also ich finde dieses Selbstmitleid der Sozen ziemlich unerträglich. Dass die SPD 2009 und 2017 abgestürzt ist, liegt nicht an Angela Merkel oder der Union, sondern ganz und allein an der SPD und an ihrem Spitzenpersonal! Was war denn 2013, als man in der Opposition saß und trotzdem mit knapp 25 Prozent abgeschmiert ist?
Die SPD hat aber 2013 im Vergleich zu 2009 gewonnen (wenn auch nur wenig) und sie hätte sogar den Kanzler stellen können, wenn sie sich nicht in Bezug auf die Linke so geziert hätte. 2017 hat sie das historisch schlechte Ergebnis von 2009 noch unterboten und es gibt keine realistische Konstellation unter der ein SPD-Kanzler möglich wäre. Wenn sie jetzt in eine GroKo gehen, wette ich ich, dass sie in vier Jahren unter 20% landen und wenn es ganz blöd läuft, sogar nur drittstärkste Kraft werden.
Du meinst also wirklich, dass die 25,7 Prozent von 2013 gut waren? Das war das zweitschlechteste Ergebnis! Der Abstand zur Union lag bei 16 Prozent!
von Säqirjënn
#1513596
Du meinst also wirklich, dass die 25,7 Prozent von 2013 gut waren? Das war das zweitschlechteste Ergebnis! Der Abstand zur Union lag bei 16 Prozent!
Mittlerweile nur noch drittschlechtestes Ergebnis... Ich sag nicht gut, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Die SPD hat das Problem, dass es mit Grünen und Linken schon länger zwei Parteien gibt, die das gleiche/ein ähnliches Wählerklientel ansprechen. Von daher kann man die Zahlen nicht direkt mit der Union vergleichen. Es gab nach Schröder zwei Große Koalitionen die durch Rot-Rot-Grün und einem SPD-Kanzler hätten umgangen werden können. Hier hätte die SPD die Möglichkeit gehabt, deutliche Akzente zu setzen und sich zu profilieren - denn die meisten dieser PDS/Linken-Wähler dürften ehemalige SPD-Wähler gewesen sein.
Inzwischen ist rot-rot-grün eigentlich die einzige halbwegs realistische Option für einen SPD-Kanzler. Das Problem ist jetzt allerdings: Von einer schwachen SPD profitiert nicht mehr so der potentielle Koalitionspartner Linke, sondern v.a. die AfD. Um so wichtiger wäre es, dass die SPD ihr Abschmelzen bremst. Aber das ist halt schwieriger, wenn sie der AfD gegenüber sitzt als neben ihr.
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von vicaddict
#1513597
Und in der Opposition kann man sich besser profilieren, wenn man links und rechts zwei Parteien hat, die jeweils das andere Extrem propagieren, nur lauter? Ich sehe nicht wirklich, wie sich die SPD da hervortun will. Zumal sich mit der Linken arrangieren muss und nicht weiter gegen sie wettern kann. Dann könnte man zumindest schon einmal einen 30% Block stellen.
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von cooky
#1513598
Theologe hat geschrieben:
vicaddict hat geschrieben:Das ändert sich nur eben leider nicht, wenn man Opposition um der Opposition machen möchte, ohne Inhalte zu haben. Hätte man Inhalte, könnte man auch in die GroKo gehen und könnte diese entsprechend verkaufen.
Genau das geht eben durch Merkel nicht. Der ist es doch bisher immer gelungen alle "SPD-Themen" zu klauen und für sich zu nutzen. Selbst Themen der Grünen hat sie geklaut.
Ja, aktuell wäre die SPD sicherlich keine gute Oppositionspartei, aber sie kann auch keine werden, wenn sie sich in der GroKo kaputt schrumpft.
Opposition der der Opposition Willen ist der erste Schritt. Inhalte müssen folgen, aber man muss eben den ersten vor dem zweiten Schritt machen.
Der Linken kann man sich auch nicht aus der GoKo annähern. Auch das geht nur in gemeinsamer Opposition.
Wenn man keine Alternative für Deutschland will, dann muss man eine Alternative in Deutschland sein. Aktuell ist die CDU aber alternativlos. Das kann nur die SPD ändern, aber nicht in der GroKo.
Wenn die SPD sich auf diesen Deal einlässt, hat die GroKo in 4 Jahren vielleicht auch keine Mehrheit mehr.
Seh ich vollkommen genauso.
Ich versteh zudem auch nicht die massive Kritik, dass sie die GroKo eigentlich nicht wollen. Natürlich ist rein faktisch die Große Koalition eine Option, aber das war sie eben rein von der Zahlen her eben immer. Nur diesmal mit 14% weniger als 2013, dass diese Kombination also massiv an Zuspruch verloren hat ist doch offensichtlich.

Man würde damit doch jede der "Die da oben machen eh was sie wollen!!!11elf"!" und "NICHTS ändert sich!!!" Stimmen bestätigen und stärken.

Wobei ich denke, da wäre immer noch der beste Schritt, wenn Merkel geht. Aber eher fällt wohl Ostern auf Weihnachten. Auch angesichts der Alternativlosigkeit in der CDU.


Die ganze Diskussion um die Große Koalition ist in den Augen der Parteibasis ja ohnehin unsinnig. Die SPDlern hier im Ort , die ich gestern Mal befragte, sind felsenfest davon überzeugt, dass dies nichts wird.
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von Theologe
#1513599
Kerouac hat geschrieben:
Theologe hat geschrieben:
Kerouac hat geschrieben:Also ich finde dieses Selbstmitleid der Sozen ziemlich unerträglich. Dass die SPD 2009 und 2017 abgestürzt ist, liegt nicht an Angela Merkel oder der Union, sondern ganz und allein an der SPD und an ihrem Spitzenpersonal! Was war denn 2013, als man in der Opposition saß und trotzdem mit knapp 25 Prozent abgeschmiert ist?

Aber ist es ja natürlich leichter, wenn man die Schuld auf andere abschiebt, weil man sich dann keine unangenehmen Fragen stellen muss. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass die Wähler der SPD überhaupt keine Wirtschaftskompetenz mehr zutrauen, was aber Voraussetzung für einen starken Sozialstaat ist? Und wenn die Wähler diesen Eindruck haben, dann muss ja auch etwas dran sein. Das liegt dann nicht nur daran, dass man den Wählern dies nicht "kommunizieren" konnte (wieder so eine Art, sich vor unangenehmen Fragen zu stellen). Genauso wenig sollte sich die Selbstkritik der SPD nur darauf beschränken, dass der einzige begangene Fehler es war, mit Angela Merkel zu koalieren. Nochmal, es ist nicht Frau Merkels Schuld!

Das scheinen die Sozen aber nach vier verlorenen Wahlen in Folge immer noch nicht kapiert zu haben.
Die Sozen :roll: wissen schon, dass es ihre eigene Schuld war und ist, dass sie abgeschmiert sind und Teil dieser Schuld ist es, dass man sich zu oft auf die GroKo und Kanzlerin Merkel einließ. Merkel gibt man nicht die Schuld, nur weil man sie als eines der Probleme ausmachte.
Das eigene Personal und fehlendes Profil sind natürlich größere Gründe.
Das ist das genau die typische Argumentation und das Narrativ, das von der SPD und hier speziell von Schulz und den Jusos versucht wird aufzubauen. Die SPD setze sich enorm für das Land ein, wird dann aber Opfer von Merkel und der Union. Der einzige Fehler, den die SPD begangen habe, sei es gewesen, mit Merkel zu koalieren. Viel weiter reicht es dann doch nicht bei der Selbstkritik. :roll:

Vielleicht ist die SPD ja einfach nicht mehr für die bürgerliche Mittelschicht attraktiv genug, um gewählt zu werden, weil sie überhaupt keine Wirtschaftskompetenz mehr hat?
Was denn nun? Gegen die "Sozen" nur Merkel die Schuld oder geben sie sich selbst zu wenig Mitschuld? Du musst dich schon entscheiden. Dann wäre ich auch dankbar, wenn du nicht sagen würdest, dass meine Argumentation beinhaltet, dass es nur ein Fehler war, mit Merkel zu koalieren, wenn ich mit dem Satz abschließe, dass das eigene Personal und das fehlende Profil größere Gründe sind.

Es kann gut sein, dass die SPD keine bürgerliche Mehrheit mehr finden kann, egal was passiert. Aber wenn man in der GroKo bleibt, kann man es auch nicht herausfinden. Schröders Ergebnis war auch deshalb so groß, weil die Wähler keine Lust mehr auf "weiter so" hatten. Jetzt fehlt aber die Alternative, ob die SPD wieder diese Alternative werden kann, wird sie nur in der Opposition herausfinden.
Aber nur weil man vielleicht nie wieder in alte Regionen vorstoßen wird, kann man doch nicht einfach prophylaktisch die Segel streichen.
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von Kaffeesachse
#1513602
cooky hat geschrieben:Natürlich ist rein faktisch die Große Koalition eine Option, aber das war sie eben rein von der Zahlen her eben immer. Nur diesmal mit 14% weniger als 2013, dass diese Kombination also massiv an Zuspruch verloren hat ist doch offensichtlich.
Und genau das ist für mich ein Argument für die GroKo. 2013 haben sie alle rumgeheult, dass die so "groß" ist und die Opposition so klein und nach damaligen Regeln nicht mal einen Untesuchungsausschuss beantragen konnte. Jetzt wäre eine GroKo eben gar nicht mehr so groß, wir hätten dann Oppositionsfraktionen von links bis rechts, damit zieht das Argument der Entpolitisierung auch nicht mehr. Und mit den richtigen Personen und einer ordentlichen Strategie könnte auch eine SPD aus einer GroKo gut rauskommen. WEnn man sich nicht erst 3 Tage vorm Wahlkampf pamisch irgendwas überlegt.
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von vicaddict
#1513603
Man kann es aber auch anders sehen. Die SPD wurde vom Wähler gewählt und hat die Chance, die Dinge umzusetzen, für die man gewählt worden ist. So wirft man diese Stimmen weg und zeigt dem Wähler den Finger. Frei nach Heinz Erhardt: "Entweder alle oder keiner!" Entweder ihr wählt uns direkt zur absoluten Mehrheit, dann regieren wir, oder wir lassen es. Sollen die anderen mal sehen.

Klar ist die Situation derzeit nicht schön. Es ist für Deutschland einmalig. Offenkundig hat Jamaika aber zu keiner Einigung finden können. Und nun? Nun lässt man die Leute neu wählen? Oder man macht Merkel zur Kanzlerin einer rot-grünen Regierung, die man Kenia nennt?

Die SPD steckt derzeit in der Situation, dass sie nur verlieren kann. Ja. Es sei denn, man erfindet sich neu. Das wird die SPD aber auch in der Opposition nicht, wenn sie nicht weiß, was sie anders machen soll/muss.

Im Moment sieht das mehr danach aus als wolle man einfach noch ein paar Jahre warten bis auch die CDU/CSU keine 30% mehr erreicht.

Im Übrigen nehme ich nicht wahr, dass Merkel der SPD aktiv Themen streitig macht. Merkel findet doch medial seit 8 Jahren nur noch international statt. Von einem Krisengipfel zum nächsten. Aber zu nationalen Themen nimmt die doch kaum Stellung. Insofern muss sich die SPD mal fragen, warum sie selbst sich dann nicht profilieren kann. Man kann doch kaum behaupten, dass Merkel niemandem dafür Raum lassen würde. Die Wähler nehmen nur Gabriel, Nahles und co nicht für voll. Da liegt doch der Hase im Pfeffer. Lauterbach, Schwesig und Stegner sind jetzt auch keine Sympathieträger, die die Massen begeistern. Von EU Martin reden wir besser gar nicht erst, der natürlich ne bombastische Wahl war, so positiv wie die Leute über die EU denken. Personell neu aufstellen kannst du dich aber in der Opposition wie auch in der GroKo. Man braucht nur eben andere Köpfe und ich sehe nicht, dass man gewillt ist, die an die vorderste Front zu lassen.
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von Theologe
#1513622
Wenn ich irgendwas nicht ertragen kann, dann diese Interpretiererei was "der" Wähler wollte. Das kann man aus Zahlen nun mal nicht ablesen.
Aber wenn man den Umfragen glauben schenken mag, ist die Begeisterung für die GroKo überschaubar.
Ich glaube nicht, dass die SPD in der GroKo Profil gewinnen kann, wenn man Ende die Kanzlerin alle Erfolge für sich verbuchen kann.
Die SPD hat in NRW unter anderem deshalb verloren, weil die Bildungspolitik der Grünen abgelehnt wurde. Am Ende bekommt eben der Chef die Lorbeeren oder die Prügel.
von Säqirjënn
#1513633
Und genau das ist für mich ein Argument für die GroKo. 2013 haben sie alle rumgeheult, dass die so "groß" ist und die Opposition so klein und nach damaligen Regeln nicht mal einen Untesuchungsausschuss beantragen konnte.
2013 hatte man die Sondersituation, dass die 5%-Hürde dafür gesorgt hat, dass fast 16% der abgegebenen Stimmen nicht im Parlament repräsentiert wurden. Ich seh das längerfristiger; wie viel Redezeit die Opposition die kommenden vier Jahre hat ist mir eigentlich relativ egal, nicht aber, ob es in vier Jahren eine Chance auf einen politischen Wechsel (SPD-Kanzler) gibt. Und ich seh das wie Theologe: Am Ende bekommt halt der Chef (Merkel) die Lorbeeren für die Errungenschaften der SPD. In der Opposition ist jeder sein eigener Chef.
Die SPD wurde vom Wähler gewählt und hat die Chance, die Dinge umzusetzen, für die man gewählt worden ist. So wirft man diese Stimmen weg und zeigt dem Wähler den Finger.
Nicht unbedingt. Wenn es zu einer Minderheitenregierung mit wechselnden Mehrheiten kommen sollte könnte die SPD auch ihre Wähler vertreten. (Und davon abgesehen auch alle anderen Parteien, die bei einer GroKo sich die Abstimmungen eigentlich sparen könnten)
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von Kaffeesachse
#1513634
Ich gehe nicht davon aus, dass Angie beim nächsten Mal noch mal antritt. Insofern werden die Karten dann sowieso neu gemischt. Auch wieder 'ne Chance für die SPD ...
Aber wenn keiner will, machen wir eben eine Minderheitsregierung, dann dauert eben alles doppelt und dreifach so lange.
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von cooky
#1513636
Kaffeesachse hat geschrieben:
cooky hat geschrieben:Natürlich ist rein faktisch die Große Koalition eine Option, aber das war sie eben rein von der Zahlen her eben immer. Nur diesmal mit 14% weniger als 2013, dass diese Kombination also massiv an Zuspruch verloren hat ist doch offensichtlich.
Und genau das ist für mich ein Argument für die GroKo. 2013 haben sie alle rumgeheult, dass die so "groß" ist und die Opposition so klein und nach damaligen Regeln nicht mal einen Untesuchungsausschuss beantragen konnte. Jetzt wäre eine GroKo eben gar nicht mehr so groß, wir hätten dann Oppositionsfraktionen von links bis rechts, damit zieht das Argument der Entpolitisierung auch nicht mehr. Und mit den richtigen Personen und einer ordentlichen Strategie könnte auch eine SPD aus einer GroKo gut rauskommen. WEnn man sich nicht erst 3 Tage vorm Wahlkampf pamisch irgendwas überlegt.
Aber wenn man sich nun rein auf so Zahlenspiechen stürzt (rein rechnerisch geht eine GroKo, rein rechnerisch hätte man mehr Opposition), da unterschlägt man doch vollkommen die Stimmung die in Bezug auf eine Große Koalition geherrscht hat und auch noch herrscht.
Gerade das ist doch wahnsinnig wichtig. Ein "Weiter so wie vorher" wäre da doch ein ganz falsches Signal. AFD und Co. klatschen in die Hände.
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von Kaffeesachse
#1513639
Wenn es kein "Weiter so" hätte geben sollen, dann hätten die Depp... äh Besorgten, Protestwähler wie auch immer eben gerade nicht AfD wählen dürfen. Damit wurde ein klassisches Eigentor geschossen, weil kaum was anderes geht. Pech gehabt.
von Säqirjënn
#1513647
Kaffeesachse hat geschrieben:Wenn es kein "Weiter so" hätte geben sollen, dann hätten die Depp... äh Besorgten, Protestwähler wie auch immer eben gerade nicht AfD wählen dürfen. Damit wurde ein klassisches Eigentor geschossen, weil kaum was anderes geht. Pech gehabt.
Naja, die Frage ist, ob den Besorgten Schwarz-gelb, Schwarz-grün oder Rot-Rot-Grün wirklich besser gefallen hätte als eine GroKo. Rein rechnerisch wäre auch Schwarz-blau-gelb möglich. Und ich könnte mir sogar vorstellen, dass die inhaltlich näher beieinander liegen würden als Jamaika. Wobei Merkel wahrscheinlich durch jemanden aus der CSU ersetzt werden müsste.
Ich bin natürlich froh, dass es dazu nicht kommt, aber im Prinzip kann man den Wählern der AfD keinen Vorwurf für die Ausschließeritis der Parteien machen. Denn letztlich ist das Ziel dieser Wähler ja, dass es irgendwann nicht mehr ohne die AfD geht. (Ausgenommen von der Entschuldigung sind vlt. diejenigen, die die AfD gewählt haben, aber eigentlich gar nicht wollen, dass sie an der Regierung beteiligt ist)
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von rosebowl
#1513651
Theologe hat geschrieben: Genau das geht eben durch Merkel nicht. Der ist es doch bisher immer gelungen alle "SPD-Themen" zu klauen und für sich zu nutzen. Selbst Themen der Grünen hat sie geklaut.
Ja, aktuell wäre die SPD sicherlich keine gute Oppositionspartei, aber sie kann auch keine werden, wenn sie sich in der GroKo kaputt schrumpft.
Opposition der der Opposition Willen ist der erste Schritt. Inhalte müssen folgen, aber man muss eben den ersten vor dem zweiten Schritt machen.
Der Linken kann man sich auch nicht aus der GoKo annähern. Auch das geht nur in gemeinsamer Opposition.
Wenn man keine Alternative für Deutschland will, dann muss man eine Alternative in Deutschland sein. Aktuell ist die CDU aber alternativlos. Das kann nur die SPD ändern, aber nicht in der GroKo.
Wenn die SPD sich auf diesen Deal einlässt, hat die GroKo in 4 Jahren vielleicht auch keine Mehrheit mehr.
Sehe ich ganz genau so.
von Kerouac
#1513656
Säqirjënn hat geschrieben:Mittlerweile nur noch drittschlechtestes Ergebnis... Ich sag nicht gut, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Die SPD hat das Problem, dass es mit Grünen und Linken schon länger zwei Parteien gibt, die das gleiche/ein ähnliches Wählerklientel ansprechen. Von daher kann man die Zahlen nicht direkt mit der Union vergleichen. Es gab nach Schröder zwei Große Koalitionen die durch Rot-Rot-Grün und einem SPD-Kanzler hätten umgangen werden können. Hier hätte die SPD die Möglichkeit gehabt, deutliche Akzente zu setzen und sich zu profilieren - denn die meisten dieser PDS/Linken-Wähler dürften ehemalige SPD-Wähler gewesen sein.
Inzwischen ist rot-rot-grün eigentlich die einzige halbwegs realistische Option für einen SPD-Kanzler. Das Problem ist jetzt allerdings: Von einer schwachen SPD profitiert nicht mehr so der potentielle Koalitionspartner Linke, sondern v.a. die AfD. Um so wichtiger wäre es, dass die SPD ihr Abschmelzen bremst. Aber das ist halt schwieriger, wenn sie der AfD gegenüber sitzt als neben ihr.
Naja, SPD, Grüne und Linke sprechen nur teilweise das gleiche Wählerklientel an. Man sollte sich mal von der romantisierten Vorstellung trennen, dass die SPD eine Arbeitpartei ist. Tatsächlich machen Arbeiter nur noch ca. 20 Prozent der Beschäftigten aus, und die SPD wird hauptsächlich von Rentnern, Angestellten und Beamten gewählt. Die Einkommensunterschiede zwischen Unions- und SPD-Wähler nähern sich immer mehr an. Ein Teil der ehemaligen SPD-Wähler ist in der Tat zur Linkspartei gegangen, aber ein ebenso großer Teil auch zur Union. Die Wähler der Linken in westdeutschen Großstädten ähneln in der Tat der von SPD und Grünen, in Ostdeutschland ähneln sie aber mit denen der AfD. Und die Grünen haben nach der FDP die reichsten Wähler.

Und 2005 und 2013 hatten SPD, Grüne und Linke nur eine rechnerische Mehrheit, aber keine politische. Man hat vor der Wahl gesagt, dass man keine rot-rot-grüne Koalition haben möchte. Jeder Wähler konnte sich also darauf einstellen, dass seine Stimme nicht zu einer solchen Koalition führen wird. Hätte die SPD einen rot-rot-grünen Lagerwahlkampf gemacht, dann wäre wohl das passiert, was dieses Jahr in Saarland geschehen ist: Die Wähler fliehen von der SPD zur Union. Rot-rot-grün mag vielleicht bei den Schulz, Stegners und den Jusos beliebt sein, aber außerhalb ist das immer noch sehr unbeliebt.
vicaddict hat geschrieben:Und in der Opposition kann man sich besser profilieren, wenn man links und rechts zwei Parteien hat, die jeweils das andere Extrem propagieren, nur lauter? Ich sehe nicht wirklich, wie sich die SPD da hervortun will. Zumal sich mit der Linken arrangieren muss und nicht weiter gegen sie wettern kann. Dann könnte man zumindest schon einmal einen 30% Block stellen.
Sehe ich genauso. In der Opposition hat die SPD mit Linke und AfD zwei Konkurrenten, die immer eins draufsetzen können. Abgesehen davon ist es ja nicht klar, dass die SPD sich in der Opposition generieren würde. Man saß immerhin auch zwischen 2009 und 2013 in der Opposition und landete wieder nur bei 25,7 Prozent. Das zeigt ja alles, dass nicht Angela Merkel, die Union oder die GroKo die SPD klein macht, sondern die SPD sich selbst kleinmacht.
von Säqirjënn
#1513678
Naja, SPD, Grüne und Linke sprechen nur teilweise das gleiche Wählerklientel an. Man sollte sich mal von der romantisierten Vorstellung trennen, dass die SPD eine Arbeitpartei ist. Tatsächlich machen Arbeiter nur noch ca. 20 Prozent der Beschäftigten aus, und die SPD wird hauptsächlich von Rentnern, Angestellten und Beamten gewählt. Die Einkommensunterschiede zwischen Unions- und SPD-Wähler nähern sich immer mehr an. Ein Teil der ehemaligen SPD-Wähler ist in der Tat zur Linkspartei gegangen, aber ein ebenso großer Teil auch zur Union. Die Wähler der Linken in westdeutschen Großstädten ähneln in der Tat der von SPD und Grünen, in Ostdeutschland ähneln sie aber mit denen der AfD. Und die Grünen haben nach der FDP die reichsten Wähler.
Ich sehe die heutige SPD nicht als Arbeiterpartei, sondern zusammen mit Linken und Grünen als Partei, die sich von einem universellen Gerechtigkeitsverständnis leiten lässt, während CDU, CSU, FDP und AfD ein eher etwas egozentrisches Gerechtigkeitsverständnis haben. Die meisten einfachen Arbeiter sehe ich übrigens auch eher als Anhänger egozentrischer Gerechtigkeit, die die linken Parteien nur aus Tradition wählen, oder weil sie von ihnen profitieren, da sich diese aus ihrem universellen Gerechtigkeitsempfinden auch um die einfachen Arbeiter kümmern. Die Grünen-Wähler verdienen viel, weil sie eine hohe Bildung haben. Ich vermute, dass es auch die reflektiertesten Wähler sind, die versuchen andere Menschen versuchen zu verstehen, die hinterfragen ob ihr eigenes Verhalten richtig ist, denen wichtig ist späteren Generationen/Menschen in anderen Ländern nicht mit einem zu schnellen Klimawandel zu überfordern usw.
Klar kommt es auch zu Überschneidungen von Linker und AfD. Aber das sind dann eher Protestwähler und Wähler die anfällig für Populismus sind. Da geht es dann aber auch weniger um Inhalte als mehr um die Symbolkraft. Zumindest macht es auf mich diesen Eindruck.
Man saß immerhin auch zwischen 2009 und 2013 in der Opposition und landete wieder nur bei 25,7 Prozent. Das zeigt ja alles, dass nicht Angela Merkel, die Union oder die GroKo die SPD klein macht, sondern die SPD sich selbst kleinmacht.
Naja, aber der SPD erging es immernoch deutlich besser als der FDP in dieser Zeit ^^
von Quellbrunn
#1513690
Diesmal wird es also die Bürgerversicherung. Ich denke Mal das wird die CDU schon mitmachen und so eine Bürgerversicherung bringt mir als Bürger auch mehr als der Familien Nachzug von Flüchtlingen. Das wollten die Grünen ja so gerne haben.
von P-Joker
#1513693
Quellbrunn hat geschrieben: bringt mir als Bürger auch mehr als der Familien Nachzug von Flüchtlingen. Das wollten die Grünen ja so gerne haben.
Den will die SPD auch haben. Vielleicht nicht so extrem wie die Grünen, aber immerhin!
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von Fernsehfohlen
#1513695
Das Ding ist halt, dass diese - ich fühle mich so schlecht, es so zu formulieren, aber es ist aufrichtiger als mir da irgendeinen blumigen Umweg zusammenzuquasseln - sozialen Themen für das deutsche Volk meistens die ersten sind, die die Grünen dann in Verhandlungen mit CDU und/oder FDP aufgeben, um auf für die Mehrheit der Menschen eher nebensächliche Dinge wie den Familiennachzug oder abstraktere Dinge wie den Kohleausstieg zu beharren.
Säqirjenn hat geschrieben:Ich sehe die heutige SPD nicht als Arbeiterpartei, sondern zusammen mit Linken und Grünen als Partei, die sich von einem universellen Gerechtigkeitsverständnis leiten lässt, während CDU, CSU, FDP und AfD ein eher etwas egozentrisches Gerechtigkeitsverständnis haben. Die meisten einfachen Arbeiter sehe ich übrigens auch eher als Anhänger egozentrischer Gerechtigkeit, die die linken Parteien nur aus Tradition wählen, oder weil sie von ihnen profitieren, da sich diese aus ihrem universellen Gerechtigkeitsempfinden auch um die einfachen Arbeiter kümmern. Die Grünen-Wähler verdienen viel, weil sie eine hohe Bildung haben. Ich vermute, dass es auch die reflektiertesten Wähler sind, die versuchen andere Menschen versuchen zu verstehen, die hinterfragen ob ihr eigenes Verhalten richtig ist, denen wichtig ist späteren Generationen/Menschen in anderen Ländern nicht mit einem zu schnellen Klimawandel zu überfordern usw.
Klar kommt es auch zu Überschneidungen von Linker und AfD. Aber das sind dann eher Protestwähler und Wähler die anfällig für Populismus sind. Da geht es dann aber auch weniger um Inhalte als mehr um die Symbolkraft. Zumindest macht es auf mich diesen Eindruck.
Den Absatz finde ich sehr schön und wollte ihn einfach mal zitieren. :mrgreen:


Fohlen
von Säqirjënn
#1513720
Das Ding ist halt, dass diese - ich fühle mich so schlecht, es so zu formulieren, aber es ist aufrichtiger als mir da irgendeinen blumigen Umweg zusammenzuquasseln - sozialen Themen für das deutsche Volk meistens die ersten sind, die die Grünen dann in Verhandlungen mit CDU und/oder FDP aufgeben, um auf für die Mehrheit der Menschen eher nebensächliche Dinge wie den Familiennachzug oder abstraktere Dinge wie den Kohleausstieg zu beharren.
Naja, CDU und/oder FDP sind nicht unbedingt die Lieblingspartner der Grünen, sondern welche bei denen die Grünen viele Kompromisse eingehen und Prioritäten setzen müssen. Die grünen Themen wie Kohleausstieg können sie nicht fallen lassen, da das ja ihr Markenzeichen ist v.a. in Konkurrenz zu SPD und Linker. In der Sozialpolitik wägen sie wahrscheinlich ab: Was ist schlimmer? Wenn z.B. jemand in Deutschland ein niedriges Einkommen hat, von dem er sich vieles nicht leisten kann, oder wenn jemand jeden Morgen den er aufwacht nicht weiß ob seine Familie noch lebt weil sie auf unbestimmte Zeit in einem Kriegsgebiet bleiben soll. Hinzu kommt, dass die Grünen von deutlich niedrigeren Zahlen ausgehen was die Anzahl der durch Familiennachzug Nachziehenden betrifft, und dass sich der Familiennachzug positiv auf die Integration auswirkt.

Erstaunlicher Weise stehen die Grünen in den Umfragen aber nicht als Verlierer da, sondern es zeigt sich bei ihnen, im Vgl. zu den anderen Bundestagsparteien, die deutlichste Tendenz nach oben im Vgl. zum Wahlergebnis. Offensichtlich scheinen sie, wahltaktisch gesehen, die richtigen Prioritäten gesetzt zu haben bzw. Wähler zu haben, die das genauso sehen. (Wenn man bedenkt, dass die Grünen bislang nur bei einer Bundestagswahl zweistellig wurden (10,7% in 2009), sind die derzeitigen Umfragewerte eigentlich exzellent)
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von vicaddict
#1513727
Die Grünen sind ja ohnehin ein komischer Fall. Vor der Wahl hat man sie kaum wahr genommen, selbst am Wahlabend rechnete jeder mit Verlusten und am Ende wussten sie gar nicht, wie sie ihren Wahl"sieg" verkaufen sollten. Die wissen selbst nicht recht, warum sie so gut dastehen.

Im Moment dürfte ihnen wohl zu Gute kommen, dass viele bürgerliche Wähler positiv überrascht waren, dass Jamaika an der FDP und nicht an ihnen und ihren Fundi-Forderungen gescheitert ist. In BaWü haben sie ja auch überzeugt und das Ländle ist nicht untergegangen.
von TB-303
#1513756
vicaddict hat geschrieben: In BaWü haben sie ja auch überzeugt und das Ländle ist nicht untergegangen.
Das Schulniveau in Baden-Württemberg ist extrem gesunken. Leider sind das so Dinge, die sich erst mit erheblicher Verzögerung so richtig bemerkbar machen. Sonst wären der Bürstenschnittopa und seine Partei sicher nicht mehr so stark.

http://www.sueddeutsche.de/bildung/schu ... -1.3226191

https://www.heise.de/tp/features/Viertk ... 61484.html
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