- Fr 7. Sep 2012, 18:26
#1148663
Elementary
CBS ist das Network, von dem ich neben USA und CW am wenigsten erwarte, aber so eintönig die meisten Serien auch sind, konnte man sich in den letzten Jahren darauf verlassen, dass einer ihrer Drama-Piloten zur Spitze der jeweiligen Season zählt. Tja, dieses Jahr wird das Vegas sein müssen, denn Elementary kommt schon mit einem 08/15 Fall aus den Löchern und Sherlocks geniale Beobachtungsgabe und Analysen sind so unoriginell umgesetzt, dass sie sich schon in Folge 2 so ausgelutscht anfühlen dürften wie die Ticks der Hauptfiguren aus House, Monk, Lie to me oder Mentalist nach 2 vollen Staffeln.
Ich versuche Buch-Verfilmungen und Remakes nicht immer an Vorlagen zu messen, aber diese Holmes-Variante ist der britischen Fassung an allen Fronten hoffnungslos unterlegen. Vom Dialogwitz, der Chemie zwischen den beiden Hauptcharakteren oder der Originalität der Fälle bis zum Score. Wo sich die Konkurrenz mit Rastlosigkeit und visueller Energie selbst durch schwächere Passagen kämpft, säuft beim patentiert steifen CBS-Hochglanz-Standart schon bei halber Lauflänge alles komplett ab, sobald Sherlock nicht im Mittelpunkt steht. Wie soll das erst werden, wenn die Einführung und der Neuheitsfaktor weg fällt und die Kriminalfälle noch mehr Last zu tragen haben...?
Die Änderungen, die Elementary von den zahllosen anderen Verfilmungen abheben sollen, erweisen sich bisher überwiegend als Nachteil. Zwischen Sherlock und Female Watson mag noch keine Will they-Won't they Spannung aufgebaut werden, aber vom Buddy-Charme, den dieses Duo (sogar in der House-Wilson Hommage) auszeichnet, ist hier ebenso noch nichts zu spüren. Die US-Stadt (wars New York? ..egal, macht keinen Unterschied) sieht so langweilig aus wie in 1000 anderen Crime-Serien und ist nicht annähernd so atmosphärisch wie London, das selbst in der modernisierten BBC-Fassung düster und angenehm altmodisch erscheint, ohne sich mit Smartphones und Facebook zu beißen.
Selbst das solide Hauptdarstellerduo kann sich trotz der dankbaren Vorlage(noch?) nicht von besseren Procedurals wie Mentalist abheben.
Einfach von vorne bis hinten Durchschnitt. Wie der Pilot beim jeweiligen Zuschauer abschneidet, dürfte davon abhängen, wie sehr er das Genre mag und wie viele Konkurrenzprodukte er kennt. Ich kenne genug, um hier nicht 1 originellen Gedanken zu sehen, aber mag es nicht genug, um mich mit leidlich unterhaltsamer Standartware abzufinden.
Wenn die Kritiken der normalen Episoden nicht gerade in den Himmel schießen, werde ich Elementary somit wohl höchstens bei der Deutschlandpremiere eine zweite Chance geben. 4,5/10
Zuletzt geändert von str1keteam am Fr 7. Sep 2012, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.