ultimateslayer hat geschrieben:Ricky hält Aos aber narrativ für ein "hot mess" und widerspricht damit ziemlich deutlich dem was du über das lineare Muster von AoS gesagt hast.
Nicht ganz, wir sprechen eher nebeneinanderliegende Punkte an, die auf das gleiche Problemfeld führen. logan argumentiert aber schon in die für mich richtige Richtung.
Weder Arrow noch SHIELD würde ich ausgehend von den jeweils zwei ersten Folgen als in allen Bereichen gut geschrieben bezeichnen. Dafür arbeiten beide zu sehr mit Typencharakteren und flachen Dialogen. Wenn ich also sage, dass ich Arrow besser geschrieben fand, dann sollte ich vielleicht den Komparativ darin ganz dick unterstreichen. Das ist natürlich alles Meilenweit von der Scriptklasse eines House of Cards entfernt. Für mich geht es hier eher um die Umsetzung der einfachsten Dramaturgiegrundlagen. Was sollte ein Pilot für so eine Comicheldenserie liefern?
Da ist erstmal das absolute Basisminimum für eine Story: der Protagonist, sein Ziel und die Hindernisse auf dem Weg dahin. Oder wie Frank Daniel es ausgedrückt hat: somebody wants something badly that is hard but not impossible to get or achieve. Arrow hat da ganz sauber abgeliefert. Wir bekommen einen Protagonisten, der das vom verstorbenen Vater begangene Unrecht korrigieren will. Diese Mission wird in zwei Zeitebenen segmentiert, die beide ihre eigenen Hindernisse und Antagonisten mit sich bringen. Die Inselhandlung, wo es zunächst um das Überleben in einer feindlichen Umgebung und die Suche nach einem Weg nach Hause geht, um überhaupt wieder in die Position zu gelangen den letzten Wunsch des Vaters zu erfüllen. Das ist im Grunde die klassische Heldenreise, wo ein junger Mann in eine völlig überfordernde Situation geworfen wird, die er nur durch Entschlossenheit übersteht und die ihn für den zweiten Teil stählt. Auf Ebene 2 haben wir das klassische Doppelidentitätenproblem eines Superhelden. Es gilt die Fassade zu wahren, während er die Racheliste abarbeitet. Protagonist, persönliche Motivation, Zielstellung, Hindernisse (Geheimnis wahren, Unvereinbarkeit von Bedürfnis nach Rache und persönlichen Wünschen), Antagonisten (Hauptgegner auf der Insel wurde gezeigt; in der Stadt haben wir die Schurken der Liste und den Cop als verbissenen Verfolger). Darüber hinaus hat Arrow schon im Piloten eine Verknüpfung beider Ebenen hinbekommen, die auf ein bigger picture deuten. Es gibt also offenbar eine noch unbestimmte Gegenseite, die einen noch zu enthüllenden Masterplan verfolgen: "the undertaking"
Das ist ein schon recht umfangreiches Setup, das man erstmal in ein bis zwei Folgen unterbringen und mit Spannung füllen muss. Und jetzt überlegen wir doch mal, was SHIELD in zwei Folgen bisher an Setup geleistet hat, wenn wir das Cineverse mal rausnehmen:
Ein für tot gehaltener Geheimagent rekrutiert ein Team, um irgendwie irgendwelchen übernatürlichen Bedrohungen zu begegnen. Persönliche Motivationen? Dünn bisher. Was will Coulson genau? Führt er nur einen Auftrag durch oder spielen für ihn auch emotionale Beweggründe eine Rolle? Man weiß es nicht. Was ist das Ziel? Schutz der Welt. Okay, geht es auch genauer? Was ist hier das "something that is difficult to get or achieve"? Was sind die Hindernisse? Was für antagonistische Kräfte stehen im Zentrum der Serie? Was ist der Plan der Protagonisten? Mit welcher Herangehensweise wollen sie diesen Bedrohungen begegnen? Was sind die Parameter ihres Auftrags? Gibt es einen Endziel oder zumindest den Anfang eines roten Fadens, der uns auf ein vielleicht schon angedeutetes bigger picture weist?
Was meint ihr? Wie viele dieser grundlegenden Punkte hat Shield im Vergleich zu Arrow in den ersten zwei Folgen sauber beantwortet? Wie viel Setup wurde wirklich geleistet?
Meine Antwort habe ich oben schon gegeben: viel zu wenig, um überhaupt als Fundament funktionieren zu können.