Gerade habe ich mir die letzte Folge von
Serial angehört und der Podcast hat definitiv Suchtpotential - die zwölf Episoden waren schnell weggehört. Er ist auf jeden Fall ein spannendes und innovatives Unternehmen und den Hype um ihn kann man leicht nachvollziehen, wenn man sich die einzelnen Abschnitte anhört. Dazu trägt sicherlich bei, dass die Journalistin Sarah Koenig den Zuhörer an ihren Denkprozessen teilnehmen lässt und er sie bei ihren Recherchen begleiten kann - man wird quasi selbst Ermittler und möchte sich ein Urteil darüber bilden, was vor 15 Jahren in Baltimore geschehen ist. Auch die Scoremusik, das Highschool Setting, der schlussendlich nicht aufzuklärende True Crime Mordfall und essentielle Fragen zu unserem Gedächtnis und unseren Erinnerungen machen den Reiz des Podcasts aus.
Dieser serialisierte "Whodunnit"-Charakter ist aber auch etwas, was das ganze Unterfangen ziemlich fragwürdig werden lässt und mir als Zuhörer unbehaglich ist, so dass ich mich beim Konsumieren von
Serial eigentlich auch etwas schmutzig fühle, da
Serial letztlich aus dem Mord einer jungen Frau Unterhaltung macht und Strukturen und Elemente aus fiktiven Erzählungen auf die Beschäftigung mit einer wahren Begebenheit anwendet. Wenn ich dann sehe, dass Leute über die Serie reden, als wäre es Fiktion, ist mir das schon etwas unheimlich (wobei es ganz spannend ist, wie die Serie und die Reaktionen aufzeigen, dass "true stories" letztlich auch lediglich narratives sind, die bestimmten Regeln gehorchen etc). Fragwürdig ist es auch, Adnan quasi als Hauptfigur zu nutzen (eben habe ich auch noch zwei
kritische Artikel u.a. darüber, aber auch über die Rolle von Hae Min Lee und Nichtberücksichtigung bestimmter Thematiken, gelesen).