Game of Thrones 9,5/10
Der Pilot hatte mich schon mit der Eröffnungsszene bei den Eiern und mit dem Intro hmm...äh..wie komm ich da jetzt jugendfrei raus. Schon nach dem Intro hatte mich GOT tief in seine Welt gezogen.
In der Tradition der größten HBO-Serien haben es Benioff und co. geschafft ein bekanntes Genre auf eine Weise zu präsentieren, die man zumindest im TV so noch nie gesehen hat. Am nähesten kam da noch Pillars of the Earth, aber das war verglichen mit GOT nur gut produzierter und unterhaltsamer Edel-Trash und besaß natürlich auch keine Fantasyelemente. Vom Hintergrund der Story und den Motivationen der einprägsamen und doch schon Vielschichtigkeit andeutenden Charaktere weiß man gerade genug, um nicht verloren von einem Schauplatz zum anderen mitzuwandern, aber es ist noch so viel unentdecktes Hinterland zu erforschen, dass GOT bei gleichbleibender Qualität über viele Staffeln faszinieren und immer wieder überraschen können dürfte.
Kleine Makel:
- Die Szenen um die Albinos und das andere liebevolle Geschwisterpaar haben sich nicht so schmutzig echt angefühlt wie der Rest der Serie. Das lag teilweise näher am gestelzten Tudors Stil als an Rome und Deadwood. Andererseits ist gerade der Mix aus verschiedenen Stilen und Genres eines der frischesten Elemente von GOT.
- Trotz der für TV-Verhältnisse erstaunlichen Produktionswerte war es abgesehen von der Eröffnungsszene visuell nicht so ein Genuß wie Boardwalk Empire. Dort, wie auch beim Walking Dead Piloten, hat man einfach gemerkt, dass Meister ihres Fachs auf dem Regiestuhl sitzen. GOT war verglichen damit eher zweckmäßig zurückhaltend inszeniert. Es gab kaum Szenen, die für sich selbst sprachen. Stattdessen wurden uns die Charaktere, Schauplätze und Fehden mit Worten erklärt. Bei der Menge an Informationen und Charakteren ist das aber vielleicht auch der bessere Weg. Für Subtilität und vielleicht auch mal einfach ein Schwelgen in Atmosphäre bleibt später noch genug Zeit.
Wobei ich nie verstehen werde, warum selbst Mad Men oder The Wire Fans bei Serien wie Boardwalk, Walking Dead, Lights Out oder Sons of Anarchy Staffel 3 so schnell in Gejammer verfallen, weil die Handlung angeblich so langsam voranschreite. Hallo? Mad Men Staffel 1 hatte an der Oberfläche kaum etwas, dass man Plot nennen kann und bei The Wire braucht es in jeder Staffel 5 Folgen bis man die neuen Charaktere vorgestellt hat und so etwas wie eine Richtung erkennen kann. :lol:
weitere Pluspunkte:
-Die Dialoge haben zahlreiche erinnerungswürdige Zitate serviert. "The things I do for love.." nur als finaler Höhepunkt.
-Obwohl es extrem viel Sex und Gewalt gab, hat es sich organisch und nicht selbstzweckhaft angefühlt. Nicht, dass ich etwas gegen die in your face Exploitation von Spartacus hätte. :lol:
-eingängiger und abwechslungsreicher Soundtrack
-bis auf die Bluescreen-Szenen als der Junge die Ankunft des Königs von der Mauer beobachtet, waren die Effekte großartig bzw. sie sind mir nie als solche aufgefallen.
-Maisie Williams, Sean Bean, Mark Addy und Peter Dinklage stechen aus einem großartig zusammengestellten Ensemble heraus.
Fazit: Wenn HBO nicht schon mit Boardwalk Empire zurück an die Spitze gekommen wäre, hätte GOT den letzten Kick gegeben. Eine Serie dieser Größenordnung lässt sich auf keinem anderen Sender realisieren und die Qualität der Drehbücher und Schauspieler sorgt dafür, dass es nicht nur leere Schauwerte sind.
Da ich die Noten von Walking Dead und Boardwalk im Vergleich zu normalsterblichen Piloten im Nachhinein betrachtet zu niedrig angesetzt habe, gehe ich hier noch 0,5 Punkte näher an die Traumnote, obwohl GOT nur auf einer Stufe mit der Konkurrenz ist.