The Punisher Staffel 1 8,5/10
Jon Bernthals Punisher war schon das Highlight als Gegenspieler in Daredevil Staffel 2 und beweist hier, dass er mit Hilfe einiger neuer Nebencharaktere auch seine eigene Serie tragen kann. Staffel 1 überzeugt dabei nicht nur mit kompromissloser R-Rated Action, sondern auch mit einer bis auf einige Ausreißer durchaus differenzierten Betrachtung über die Auswirkungen von Gewalt (Fast alle Charaktere leiden unter irgendeiner Form von PTSD. Im Fokus liegen auch die Probleme von ehemaligen Soldaten sich wieder in die Gesellschaft einzufügen bzw. die mangelhafte psychologische Betreuung, die diesen nach ihren Fronteinsätzen zu Gute kommt. Einzig, wenn es ums Recht auf Waffenbesitz geht, leistet man sich ein paar grobe Schnitzer, weil die Anti-Waffen-Seite nur schwache Argumente in den Mund gelegt bekommt.)
Die Serie ist über weite Strecken deutlich langsamer und ruhiger als man es nach den Trailern erwarten würde und das ist als Gegengewicht zu den Gewaltexzessen auch bitter nötig, denn nur so konnte diese Inkarnation des Punishers zur bisher besten filmischen Umsetzung dieser Figur werden und die rein cartoonishen Gewässer der Filme umschiffen. Wie bei allen Marvel/Netflix Serien waren aber 13 Folgen wieder überdimensioniert, so dass sich auch hier die üblichen erzählerischen Redundanzen und künstlich gestreckten oder komplett überflüssigen Subplots finden. Mit einem ausgewogeneren Erzähltempo hätten 10 Folgen locker gereicht, ohne an Stärken einzubüßen.
The Orville Staffel 1 7/10 (FOX)
Bei ST: Discovery bin ich erst bis Folge 7 vorgestoßen, aber das es sich bei der CBS All Access Serie, um den besseren Vertreter einer modernen Science-Fiction Prämiumserie handelt, kann ich schon jetzt festhalten. Ich bin dennoch froh, dass es The Orville gibt und freue mich jetzt schon auf deren zweite Staffel. Während es ST:D nach der etwas holprigen Pilotdoppelfolge durchaus gut gelingt Trek erzählerisch und optisch für die Erwartungen und Sehgewohnheiten der aktuellen goldenen TV-Ära fortzuentwickeln, findet sich klassisches Star Trek Feeling überraschenderweise deutlicher in MacFarlanes liebevoller Hommage an TOS und TNG.
Das liegt nicht nur daran, dass viel von Trek geklaut wird und sich manche Drehbücher wie Überbleibsel aus der TNG-Schublade anfühlen. (Abgesehen von einigen extrem absurden Momenten wirkt The Orville wie ein in den 90ern gedrehtes und erst 2017 entdecktes Trek Spin-Off, in der die Crew ohne Stock im Arsch miteinander umgeht, so lange keine höherrangigen Offiziere anwesend sind.) Nein, selbst wenn The Orville reale soziale Probleme nicht gerade subtil in Sci-Fi Szenarien wiederspiegelt oder bei Fragen von Moral und Ethik nicht sonderlich tief unter die Oberfläche bohrt, hat es das Herz immer am rechten Fleck und gibt seinen Charakteren das Streben nach Verbesserung und den Glauben an Fortschritt als Maxime mit auf den Weg.
Der größte Vorteil neben dem prachtvollen Orchesterscore alter Schule, der mitreißend von Trek bis Star Wars zitiert, ist dann auch die Crew der Orville, die dank vieler klassischer Charakterfolgen (Fokus auf 1-2 Nebencharaktere) schon nach wenigen Folgen bis in die Breite ausreichend Profil erhält, so dass die Nebencharaktere deutlich schneller ans Herz wachsen als in STD. Nicht der vielschichtigste, aber der witzigste Charakter ist dabei der von Peter Macon gespielte "Bortus", der mit perfektem komödiantischem Timing und dem überzeugendsten Deadpan-Humor abseits von Andre Braugher's Captain Holt in B99 glänzt. Die regulären Orville Episoden setzen nach dem schwachen Piloten (also auch hier ganz in Trek-Tradition) keinen großen Fokus auf Humor und nur ein Teil dieser Versuche kann dann auch überzeugen, aber in fast jeder Folge gab es eine Szene, in der mich Bortus Verhalten laut zum lachen bringen konnte. Meist schon im cold opening.
https://www.youtube.com/watch?v=lm01FIfX6Sc
The Orville ist nicht für jeden Zuschauer. Genau genommen, wohl wirklich nur für Fans von Trek und 90er Sci-Fi, die sich nicht an gelegentlichen schrägen Humoreinlagen stören, aber der Hass, der The Orville von manchen Seiten entgegenschlägt (meist MacFarlane Hasser, die nach den ersten 3-4 Folgen wahrscheinlich keine Episode komplett gesehen haben), ist meines Erachtens genau so unverdient (um nicht zu sagen schwachsinnig) wie der Hass der alten Trekkies auf STD.
Weil The Orville heute auf Pro 7 startet, betone ich es gerne nochmals: Nicht vom Piloten abschrecken lassen. Der ist nicht repräsentativ für den Ton der Serie. Seth MacFarlane bleibt hingegen immer ein mäßiger Schauspieler, der sich besser auf den Job hinter Kamera beschränkt hätte, aber man lernt sein hölzernes Spiel zu akzeptieren und er drängt seinen Charakter klugerweise auch nicht in jeder Folge in den Vordergrund.
Future Man Staffel 1 7,5/10 (Hulu)
Nach der Kurzbeschreibung hatte ich eine Parodie von The Last Starfighter erwartet. Die Ähnlichkeit des Plots wird auch vom Hauptcharakter angesprochen als er nach seinem Highscore in einem Computerspiel von den Kämpfern aus der Zukunft (die Hauptcharaktere des Spiels) rekrutiert wird, aber Future Man spielt komplett auf der Erde und geht viel stärker in Richtung von Zurück in die Zukunft meets Terminator (inkl. zahlreicher offener Anspielungen auf weitere Klassiker, denn der Hauptcharakter hat seine Expertise über Zeitreisen eben genau aus den Filmen, die auch wir kennen). Über die üblichen Probleme von Zeitreisen muss man sich hier selbst keinen großen Kopf machen, weil das Aufzeigen von möglichen Logiklöchern und Paradoxen zum guten Ton der Serie gehört. Nicht immer übermäßig clever, aber immer äußerst sympathisch und unterhaltsam. Kleiner Minuspunkt ist das Budget. Nicht nur verglichen mit den kinoreifen Looks und Kampfchoreographien von Standardsetzern wie Altered Carbon, Westworld oder Game of Thrones, sondern auch den meisten anderen hochwertigen PayTV/Streaming/Cable Dramen oder selbst Amazons halbstündiger Genreparodie "The Tick" wirken Inszenierung, SFX und Ausstattung von Future Man wie ein Relikt der Network-Ära des letzten Jahrzehnts. Wäre zwar nett, wenn die Show mit höherem Budget etwas ambitionierter in ihrem Weltenaufbau sein könnte, aber da sie weiß, was sie ist und nur das umsetzt, was auch möglich ist, ist es ein verzeihbarer Makel. Drehbuch und Besetzung machen es mehr als wett.
Die Geister des Flusses(OT: Maroni, les fantômes du fleuv) Staffel 1 6/10 (Arte, 2017)
Altered Carbon Staffel 1 8/10 (Netflix)
Optisch ist diese Sci-Fi Noir ein weiterer Meilenstein fürs TV. Dabei bietet jede Stunde Schauwerte, die man sonst nur von Midbudget Kinofilmen gewohnt war. Ambitioniert in der Handlung und Weltenaufbau ist es obendrein. Gelegentlich arg holprig, aber unterm Strich immerhin befriedigend in Sachen Plotaufbau und Charakterzeichnung. Inhaltlich und auch vom Design kennt man zwar auf Kinoebene viele Vorbilder, aber im TV gab es noch keinen Blade Runner Vetter auf diesem Level. Deshalb finde ich diesen Kritikpunkt auch arg überstrapaziert, zumal die Buchvorlage schon 2002 erschien.
Die hoffentlich bald bestellte Staffel 2 verfügt aber noch über reichlich Luft nach oben, die mit den gelernten Erfahrungen hinter der Kamera und der neuen Ausgangssituation genutzt werden könnte.
Baskets Staffel 2 8/10 (FX)
Babylon Berlin Staffel 2 8/10 (SKY)
Broadchurch Staffel 3 8/10 (ITV)
Curb Your Enthusiasm Staffel 9 8/10 (HBO)
Nach dem überkronstruiert und bemüht wirkenden Staffelauftakt wieder genau das, was man von Curb erwartet. Also eine der besten Comedys weit und breit.
Godless Staffel 1 8,5/10 (Netflix)
Great News Staffel 2 7/10 (NBC)
Pastewka Staffel 8 8/10 (Amazon)
Ähnlich wie das große Vorbild kam auch Pastewka etwas holprig mit einer überlangen Episoden aus den Startlöchern, aber auch hier findet sich schnell wieder der alte Groove. Durch die bei Amazon nun stärker auf durchgehenden Plot setzende Handlung, einen etwas dramatischeren Ton und einige einschneidende Änderungen in Pastewkas Privatleben wirkt die Show trotz aller Running Gags und mancher vorhersehbarer Fettnäpfchen auch in ihrer 8ten Runde noch frisch. Wie bei Curb ist auch hier die 9-te Staffel schon bestellt.
Peaky Blinders Staffel 4 8/10 (BBC Two)
Rillington Place Staffel 1 7,5/10 (BBC One)
Shooter Staffel 2 6,5/10 (USA)
The End of the Fucking World Staffel 1 8,5/10 (Netflix/Channel 4)
The Good Place Staffel 2 7,5/10 (NBC)
The Mindy Project Staffel 6 7,5/10 (Hulu)
Hat nach 2 schwächeren Jahren zum Ende nochmal die Kurve bekommen und sich mit einem befriedigenden Ende verabschiedet.
The Tick Staffel 1B 8/10 (Amazon)
The Walking Dead Staffel 8.1 8/10 (AMC)
Vice Principals Staffel 2 8/10 (HBO) (War von Anfang an auf 2 Staffeln ausgelegt und hat ein echtes Ende. Empfehlenswert für Eastbound & Down Fans und generell Freunde von Danny McBride, Walton Goggins und Anarchohumor)
Vikings Staffel 5.1 7/10 (History)
One Day at a Time Staffel 1
Wegen der extrem guten Kritiken wollte ich der Serie eine Chance geben, obwohl schon meine Ersteindrücke mies waren, aber nach 4 Folgen musste ich abbrechen. Wie befürchtet, eine furchtbar altbackene Multicam-Sitcom mit Charakterkonstellationen aus der 80er Jahre Mottenkiste und Witzen, die bei CBS durchgefallen sind. Offensichtlich nur wegen des Diversity-Themas gehypt. Ich würde mal sagen, von den hiesigen Forenusern hätte kaum einer auch nur bis Folge 2 ausgehalten. :lol: Positiv kann ich nur Justina Machado und die Darstellerin der Tochter hervorheben. Ansonsten höchstens etwas für Liebhaber von Full House.
ultimateslayer hat geschrieben:
Better Call Saul S1
Da habt ihr's, ich hab mich endlich drüber getraut. Und ja, es ist gut. Nicht großartig, nicht Breaking Bad. Aber auch nicht gerade Joey. Wenn ich's in einem Satz zusammen fassen müsste: BCS ist wie Breaking Bad, ohne die coolen Heisenberg-Momente. Es ist fast alles da: Wahnsinnig lange, komplexe Einzelszenen, vielschichtige Charakterbeziehungen, starre Long-Shots... Eben alles was man von einem Breaking Bad-Spin Off erwartet. Was mir fehlt, sind die großen Momente. Die "Say my name"s, die "Stay out of my territory"s, die Face/Off's. Und ja, viele von den großen, ikonischen Breaking Bad Momenten kamen erst später, aber mir fallen auch aus Season 1 mindestens fünf geniale Einzelszenen ein, die mich damals durchgeschüttelt haben und für immer im Gedächtnis blieben. Und ich muss sagen, bis auf ein, zwei coole Momente von Mike, gibt's in Better Call Saul nichts der gleichen.
7.5/10
Bist also doch noch zur Vernunft gekommen. Wenn auch etwas später als damals vorhergesagt. :mrgreen:
Von den Breaking Bad 2.0 Erwartungen musst du dich aber lösen, damit BCS bei dir jemals zu einem echten Favoriten aufsteigen kann. Die Anfangsphase von Staffel 1, als man noch vermehrt versucht hat, Saul in die klassischen BB Live or Death Sackgassensituationen zu bringen, war für mich die schwächste Phase der Serie, weil es da eben wirklich nur wie eine schwächere Kopie von BB wirkte. Nachdem es dann aber seine eigene Identität gefunden hat und sich abseits von Mikes Plot schlicht auf die Geschichte von Jimmy McGill und Umfeld konzentrierte, wurde es schnell zu einem der besten Dramen der letzten Jahre.