Wollte schon die letzten Wochen was zu den schmerzhaften Absetzungen und Wiederbelebungen schreiben, aber heute kam ja noch der größte Hammer. :lol:
Das muss man erstmal nachmachen. Die Show, die sensationell als größter Zielgruppenhit der Season zurückkehrte und nächstes Jahr einer der wichtigsten Dreh- und Angelpunkte des Senders gewesen wäre, durch einen grenzdebilen Tweet gekillt.
ABC hätte direkt bei der Vertragsverlängerung ein Twitter Verbot vereinbart sollen. Das die echte Roseanne seit geraumer Zeit nicht mehr ganz richtig in der Rübe ist und niemals ungefiltert auf die Öffentlichkeit losgelassen werden darf, war ja schon lange bekannt, aber so lange man das von der Serie trennen konnte, wäre es egal gewesen.
Schade um die Show, die nahtlos an die besseren Jahre des Originals anschloss und selbst in der Too Much Good TV-Ära eine Lücke füllen konnte. Die beide politischen Seiten zu Wort kommen ließ, die Ängste und Probleme der Arbeiterschicht ernst nahm und sich dadurch nicht davon abbringen ließ, eine offene Anklage der US-Gesundheits- und Sozialpolitik einzumixen. (am Rande sogar mit ein paar Details, die ich so vorher noch nie gesehen hatte.) Auch abseits der heißeren Eisen war es schlicht eine gute Familiencomedy mit reichlich Konfliktpotential in den Charakterkonstellationen. Die Serie hätte so auch in ihrer zweiten Ära weitere 5-8 Jahre laufen können. Viele der Darsteller (insbesondere John Goodman) haben auch erst in den letzten Episoden wieder richtig in ihre Rollen gefunden.
Dadurch, dass der Tweet so offen rassistisch war, dass man ihn nicht als fehlgeleiteten Witz abtun kann, wird sich selbst FOX nicht an eine Rettung trauen. Einzige Möglichkeit: Roseanne Connor an der Knie-Op sterben lassen und dann ein Spin-Off um John Goodman oder Sara Gilbert zentrieren.
Ärgerlich:
Roseanne mag die spektakulärste Geschichte der 17/18er Season gewesen sein, aber viel größere Löcher in meinem Serienfanherzen werden die Absetzungen von
Ash vs. Evil Dead und Hap & Leonard reißen. Auch bei denen gilt, dass sie im überfüllten Serienschlarraffenland einen Sonderstatus einnahmen, der jetzt wieder komplett verwaist ist oder nur unzureichend beliefert wird. Hap & Leonard hatte zwar jede Staffel ein rundes Ende, das nur die nächste Staffel teaste, weil jede Staffel ein Buch erzählte, aber das lindert den Ärger nicht. Die Serie konnte sich mit jeder Staffel steigern und das ungleiche Titelduo ist in diesen 18 Folgen zur wahrscheinlich besten Männerfreundschaft im gesamten TV aufgestiegen.
Bei Ash habe ich immerhin noch die 3-te Staffel aufgespart, aber dass die Serie nie dazu kam, in Armee der Finsternis Gefilde vorzustoßen, ist unverzeihlich. Dadurch, dass der
Tremors Reboot mit Kevin Bacon ( Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=L1EAgpuDyPw ) nicht bestellt wurde, gibt es auch keinen würdigen Erben der splattrigen Horrorcomedy Krone in Sicht. (wobei ich das Low Budget Rip Off "Stan Vs. Evil" noch nicht begonnen habe)
Sogar noch ärgerlicher ist das Aus von Last Man on Earth. Während die Show qualitativ schon immer zwischen genial und nervig wechselte und deshalb mindestens eine Stufe unter Ash und Hap rangierte, hätte LMOE unbedingt ein echtes Ende gebraucht. Schon ein Abschlussfilm oder eine Ministaffel mit 4-6 Folgen hätten dafür gereicht. Unverständlich, warum man hier kein vernünftiges Ende produzieren konnte, denn dass die Serie eigentlich viel zu nischig fürs Networkumfeld ist, war schon seit der zweiten Staffel klar.
Ok, nicht ganz unverständlich, denn FOX befindet sich in Erwartung des Disney-Deals ja schon in den letzten Schritten zum Scheißhaufen ...äh... zur Bedeutungslosigkeit für Serienfans. Mit Last Man on Earth, Brooklyn, New Girl und The Mick auf einen Strich alle starken Single-Cams gecancelt und durch billigere Multi-Cams ersetzt. Mit Football und Wrestling werden bald 2-3 Abende komplett durch Sport gefüllt. Sobald die Rechte von Family Guy und Simpsons zu Disney wechseln, dürften auch die Animationscomedys wechseln. Bleibt nur zu hoffen, dass Seth MacFarlane schon vorher einen Netflix Deal abschließt und sich nicht von Disney enteiern lässt.
https://www.youtube.com/watch?v=1EFA5p4WwXQ Vielleicht könnte er dabei auch The Orville retten. Der einzige Network Einstünder, der mich nach dem endgültigen (?) Ende von Akte X noch interessiert.
Verwandt damit: Die
The Passage Trilogie hätte eine starke Serie abgeben können, aber schon die Trailer verraten, dass hier zu viel weichgespült und an den falschen Ecken geknausert wurde.
Absetzungsgefahr:
Um
Altered Carbon muss man sich (spätestens seit der Verlängerung des deutlich später gestarteten Lost in Space) ernsthafte Sorgen machen. Die Kritiken waren unverdienterweise nur knapp überdurchschnittlich und der Buzz soff so relativ schnell wieder ab. Das Zuschauerecho war zwar deutlich besser, aber wenn sich das nicht in sehr guten Klickzahlen niederschlug, könnte das bei dem enormen Budget zu wenig sein.
Preacher
Into the Badlands
erfreulich:
Verlängerung von
Santa Clarita Diet (Netflix). Fliegt für eine Comedy mit einem sicherlich teuren Hauptdarstellerduo so weit unter dem Radar, dass ich mich schon auf eine Absetzung mit Cliffhanger eingestellt hatte.
Rettung von
Brooklyn 99 und
The Expanse
Obwohl mir die erste Staffel von The Expanse besser als STD Runde 1 und sogar besser als Altered Carbon Runde 1 gefiel, habe ich noch nicht weitergesehen. Trotzdem jetzt schon gut zu wissen, dass das Epos nun wohl auf vorab geplante Weise zu Ende gebracht werden kann. Jeff Bezos soll großer Fan des Buches und der Umsetzung sein und wird sich weitere Staffeln einfach so lange selbst zum Geschenk machen, bis die Zahlen zu unvernünftig werden. Angesichts der von Beginn an enttäuschenden und weiterhin sinkenden Zahlen auf SyFy, dem hohen Budget und der ungünstigen Rechtesituation ist schon die 4te Staffel mehr als ein halbes Wunder.
3. Staffel für
Jerks
Die Quoten auf Pro 7 sind so grottoid, dass ich nicht an eine Verlängerung geglaubt hätte, denn so muss ja alles an Maxdome hängen und kein Mensch hat Maxdome. :lol:
Zweite Staffel für
Happy
Thematisch eine ganz andere Schiene als Ash vs. Evil Dead, aber tonal und qualitativ ist dieser verrückte Trip verwandt. Mit seinem irren Tempo und dem unerschöpflichen Vorrat an Ideen und tabulosem Humor gibt Happy eine gute Vorstellung davon wie eine actionreiche Tarantino-Hommage von den Crank Machern aussehen würde. Wohl auch weil Crank-Regisseur Brian Taylor Creator, Autor und Hauptregisseur von Happy ist und es tatsächlich direkte Tarantino-Zitate gibt. :mrgreen:
Christopher Meloni hat schon in Oz oder Wet Hot American Summer bewiesen, dass er in Crime Procedurals unterfordert ist, aber hier streift er endgültig die 120 steifen Law and Order: SVU Jahre ab und gibt die Vorstellung seines Lebens. Wenn er es nicht so exzellent schaffen würde, seinem Charakter einen Hauch von Tragik und Menschlichkeit zu verleihen, hätte dieser Reigen schnell zu bizarr und emotional leer wirken können.