- Di 4. Dez 2012, 23:59
#1181879
Oh Boy
Ein lustiger deutscher Film? Ich kann es selbst kaum glauben, aber ja, das gibt's.
Nico ist Mitte 20, lebt von dem Geld, das sein Vater ihm für das Jurastudium überweist, das er vor zwei Jahren abgebrochen hat, und macht gerne "nichts". Wir folgen ihm für einen Tag und eine Nacht durch Berlin (hauptsächlich auf der Suche nach einem Kaffee, der weniger als 3,40€ kostet, was in Berlin wohl unmöglich ist), lernen seinen Freund Matze kennen, treffen seine alte Klassenkameradin Julika Schwulika aka das Elephantenmädchen aka Schwabbel, die er früher gehänselt hat und sehen Berlin von einer Seite, die mal nicht auf hip und supercool getrimmt ist.
Dabei findet der Film in einer seiner besten Sequenzen noch genug Zeit, sich minutenlang über die deutsche Filmindustrie und ihre Vorliebe für das Setting des Zweiten Weltkrieges lustig zu machen.
Überzeugend sind hier nicht nur die Dialoge von Autor und Regisseur Jan Ole Gerster, die sich durchaus mit Filmen von Woody Allen (Manhattan war wohl eine große Inspiration) oder den besten HBO Comedies messen können, sondern vor allem die Darsteller, die diese herrlich zurückhaltend und nicht in Mario Barth-Manier, wie man es sonst gewohnt ist, vortragen. Das Highlight ist hier Tom Schilling, der den Film als Nico mit Leichtigkeit trägt und mich nicht nur einmal zum Lachen brachte, ohne überhaupt den Mund aufzumachen. Wer mit sehr trockenem Humor etwas anfangen kann, sollte dem Film auf jeden Fall eine Chance geben. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt bei einem deutschen Film so oft lachen musste. Ich glaube, noch nie. 8/10
)
