- Mi 5. Feb 2014, 12:18
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Bis vor zwei Wochen war ich ein selbsternannter Asia Cinema Fan, der noch nie einen Wong-Kar Wai Film gesehen hat. Das musste ich schleunigst ändern und hab nen kleinen Marathon gemacht.
Hier die Ausbeute (nach Erscheinungsjahr):
As Tears Go By
Das Erstlingswerk und der einzige Film von ihm, der noch durch und durch einen 80s Vibe hat. Von den Fluoreszenten Farben, über den Score, bishin zum Melodrama. Meiner Meinung nach lässt nichts an dem Film erahnen, dass aus Wong-Kar Wai mal ein derart großer Name werden könnte. Als 80s Gangsterdrama ist die Geschichte ganz unterhaltsam, aber sie bietet eigentlich nur wenig wirklich herausstechendes (Maggie Cheung ist wohl die Ausnahme).
6/10
Days of Being Wild
Einer der best rezensierten Wong-Kar Wai Filme und gleichzeitig mein am wenigsten liebster. Wobei ich aber auch gestehen muss, dass ich teilweise Schwiergkeiten hatte die Geschichte zu entwirren, was es schwer gemacht hat mich auf das Liebesdrama einzulassen.
5/10
Happy Together
Der erste Wong-Kar Wai Streifen der mich wirklich umgeworfen hat. Wieder war ich nicht selten von den Zeit- und Raumsprüngen verwirrt, aber die zentrale Liebesgeschichte um das schwule Paar hat alle Barrieren gesprengt. Besonders Tony Leungs Performance war grandios. Er kann aus wenigen Blicken unglaublich viel machen und ist einer meiner absoluten Favoriten im asiatischen Raum.
8/10
In The Mood For Love
Das angebliche Meisterstück von Wong-Kar Wai. Im Zentrum stehen meine liebsten Wong-Kar Wai Kollaboratöre Tony Leung und Maggie Cheung, deren Ehepartner eine Affaire miteinander haben. Die beiden kommen sich über ihr geteiltes Leid schnell näher, können den aufkeimenden romantischen Gefühle aber nicht nachgeben, da sie nicht auf das Level ihrer betrügerischen Ehepartner sinken wollen. Insgesamt hat mir dieses Portrait zwei gebrochener Menschen, die nicht aus den Fängen ihrer zerstörten Ehen herauskommen, sehr gut gefallen aber Happy Together hat mich einen Ticken mehr beeindruckt.
8/10
Und der letzte Wong-Kar Wai Film den ich gesehen hab, bringt mich auch zu meinem zweiten Marathon. Diesmal: Martial Arts Filme:
The Grandmaster (die europäische Fassung, glaub ich)
Wong-Kar Wais neuester Film ist ein riesen Sprung von den anderen Filmen, die ich gesehen habe (wenn auch nicht sein einzige, dieser Art). The Grandmaster ist ein epischer Martial Arts Streifen, der sich über mehrere Dekaden erstreckt und die Geschichte von Ip Man (dem echten Meister von Bruce Lee - einmal mehr gespielt von Tony Leung) und einer Weggefährtin namens Gong Er (Zhang Ziyi) erzählt. The Grandmaster destilliert alles was an Wong-Kar Wai so faszinierend und auch frustrierend ist. Einerseits sind die schauspielerischen Leistungen meisterhaft und die Inszenierung zum Heulen schön, aber der Kerl tut sich unheimlich schwer damit eine koharänte Geschichte zu erzählen. Ähnlich wie in Days of Being Wild gibt es auch hier zwei fast gleichwertig erzählte Hauptstorylines, die aber nur selten miteinander zutun haben.
Ich bin definitiv gespannt darauf, den amerikanischen Cut von Harvey Weinstein zu sehen, der sich mehr auf die gemeinsamen Aspekte der beiden Figuren konzentrieren soll und gute 15 Minuten kürzer ist. Ich hab zwar nichts gutes von der Version gehört, aber Asia Film Puristen sind bei sowas immer extra wehleidig, deswegen bin ich trotzdem guter Dinge.
8/10
Ip Man
Und nochmal Ip Man. Obwohl der Film die gleiche Person im Zentrum hat, haben die Filme nichts miteinander gemein. Ip Man ist ein balls-to-the-wall Action Film, der eine ganz andere Geschichte erzählt, zwar mindestens genauso kunstvoll aber um einiges weniger "Arthousy". Wenn man nur den reinen Unterhaltungswert betrachtet, sticht Ip Man sicherlich The Grandmaster aus, weil hier wirklich alle zehn Minuten die Fäuste fliegen. Die Kämpfe haben mich in ihrer brutalen Kompromisslosigkeit ein wenig an The Raid erinnert, auch wenn zweiteres sicherlich beeindruckender war. Trotzdem ein weiterer sehenswerter Kung Fu Film. Nicht so außergewöhnlich wie The Grandmaster, aber als reiner Actionfilm zufriedenstellender.
8/10
Und zu guter Letzt:
Man of Tai-Chi
Keanu Reeves' fucking Regie Debüt; und ich könnte nicht baffer sein. Man of Tai-Chi ist weitaus pulpiger und gewagter als ich erwartet hätte. Die Story könnte aus einem Shonen Manga stammen und die Choreografien auch fast. Hier haben wir auch ein ganz frisches Gesicht am Bildschirm, nämlich Chen Hu, Reeves Stuntman von The Matrix, der einen begabten Kampfkünstler spielt, der von Badguy Keanu Reeves für Underground Cagefights engagiert wird.
Der Film hat mir echt eine Menge Spaß gemacht. Die Dialoge sind herrlich kindisch und Keanu Reeves als Bösewicht ist ein glorreiches Trainwreck. Doch auf dem Rücken dieses Schwachsinns stehen richtig beeindruckend choragrafierte Kämpfe.
8/10
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