Brothers
Nachdem ich vor einigen Monaten bereits das dänische Original
Brødre gesehen hatte, habe ich mich gestern mal dem US-Remake gewidmet. Schließlich bin ich überhaupt erst durch die amerikanische Produktion auf den dänischen Film aufmerksam geworden. Im Folgenden gehe ich daher vor allem vergleichend vor. Spoilers ahead.
Eine US-Fassung dieser Geschichte um Familie und Schuld macht durchaus Sinn, wenn man die große Bedeutung der Armee in der amerikanischen Gesellschaft bedenkt. Der Film mit Tobey Maguire, Jake Gyllenhaal und Natalie Portman in den Hauptrollen orientiert sich stark an seiner Vorlage bis hin zu den Dialogen.
Einige Änderungen gibt es dennoch: eine sinnvolle ist es sicherlich, den Vater zum Ex-Marine zu machen und somit erstens die militärische Tradition vieler Familien in den Vereinigten Staaten deutlich und zweitens seine Position innerhalb der Familie und sein Verhältnis zu seinen Söhnen nachvollziehbarer zu machen bzw. die Familie in einer Militärstradition zu verorten.
Andere Änderungen sagten mir weniger zu: Während Michael in
Brødre seinen Mitgefangenen erst in Gefangenschaft kennenlernt und dieser bereits einige Zeit am Verzweifeln ist, werden Sam und Private Joe Willis zusammen verschleppt. Im Original waren die Szenen in der afghanischen Wüste intensiver. Ich habe das Gefühl, es wurde mehr Zeit in sie investiert, außerdem wird die Verzweiflung durch den anderen Soldaten viel mehr ausgestellt, während die US-Version sich nicht groß damit beschäftigt. Dass Sam und Joe Freunde sind, wird kaum ersichtlich, denn diese Beziehung hat man vorher sowieso nicht kennengelernt, und so wird dieser Beziehung die Spannung genommen, so dass man sich diese Änderung auch hätte sparen können.
Infolgedessen konnte die Szene, in der Michael im Original die Frau des Toten besucht, auch mehr Intensivität aufweisen als die kurze Szene mit Carey Mulligan. Michael lässt es zuerst offen, ob ihr Mann auch wirklich tot sei, was ich zugegebenermaßen nicht mehr wusste, aber sicherlich auch ein Grund ist, warum dieser Konflikt spannungsreicher daher kommt.
Schauspielerisch weiß vor allem Tobey Maguire zu überzeugen, insbesondere im letzten Drittel des Films. Jake Gyllenhaal ist in Ordnung, jedoch hatte ich das Gefühl, dass er sich zu sehr am Original orientiert hat (und nicht wie Maguire seiner eigenen Interpretation folgt), von welchem er nach eigenen Aussagen beeindruckt war. Während die Rüpelhaftigkeit des von Nikolaj Lie Kaas gespielten Jannik natürlich und direkt wirkt, kommt es bei Jake eher schwammig rüber und insgesamt wirkt er einfach viel harmloser, so dass beispielsweise die Tattoos ein bisschen aufgesetzt wirken. Natalie Portman kommt besser weg, wobei es mir so vorkommt, als wäre die Passivität der Frauenfigur hier gesteigert. Muss nicht an Portman liegen, liegt vielleicht daran, dass das Remake von einem Mann gedreht wurde. Oder vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.
Gefallen hat mir die US-Schauspielerin für die ältere Tochter. Oder war's doch die jüngere? Jedenfalls die, die in der angespannten und der dänischen mindestens ebenbürtigen Dinner-Szene durch fiese Provokation auffällt. Ihr Schmerz wird hier ersichtlicher als im Film von 2004.
Alles in allem ist
Brothers ein sehr solides Remake. Das etwas kräftigere dänische Original würde ich dennoch jedem ans Herz legen, der die US-Version mochte.
7/10
TerrorVision
Eine, äh, typische US-amerikanische Vorstadtfamilie: Die Eltern sind begeisterte Swinger, die bunt angemalte und reich dekorierte Tochter hat einen Heavy-Metal-Freund und der Sohnemann hängt gerne mit seinem ordenbehangenen Ex-Soldatenopa herum. Und alle sind begeistert von der neuen Satellitenschüssel, die den Empfang von vielen, vielen Programmen ermöglichen soll.
Blöd nur, dass das neue Spielzeug ein schleimiges außerirdisches Monster durch die Flimmerkiste zappt. Ein sehr gefräßiges.
Gott, der größte Camp, den ich seit langem gesehen habe. Schon allein das schräge
Titellied im cheesy 80er-Style. Und der geile, weil offensichtlich falsche Himmel. Auch das Schauspiel folgt ganz dem campy style des Streifens: overacting galore. Besonders der Vater glänzt darin. Eine großbrüstige TV-Medusa hat auch einen Auftritt.
TerrorVision mag purer Trash sein, die Ausstattung ist dennoch nicht billig. Das großzügige Haus der Puttermans hat einen Pool, an den Wänden hängen nackte Frauen und Sadomasomotive im Pop Art - Stil, ein paar willkürliche Büsten stehen in der Eingangshalle herum und einen Luftschutzbunker gibt es auch.
Der Twist am Ende ist etwas langweilig, ansonsten schräger trashy Spaß mit Seitenhieben auf die amerikanische suburban family, auf Fernsehkonsum und -produktion.
5/10
