Passion
Der ganze Killer Lesbian Mumpitz war zugegeben zu viel des Guten, äh, Schlechten, und der Film hat auch einiges an Camp und Silliness aufzuweisen, aber dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt und kann mich der vorwiegend negativen Kritik nicht ganz so anschließen. Ich glaube, ich habe eine kleine Schwäche für Plots, in denen sich zwei Frauen konkurrierend gegenüberstehen und sich mit Intrigen und vorgetäuschter Freundlichkeit gegenseitig versuchen zu bekämpfen. Und de Palma entführt den Zuschauer hier in solch eine von Oberflächlichkeiten und Falschheit regierte Welt - dass der Film in Berlin spielt, wusste ich vorher nicht, von daher war es eine positive Überraschung, als man sich plötzlich im Sony Center befand, auch wenn sich ansonsten das Meiste in geschlossenen Räumen abspielt.
Der plötzliche atmosphärische Umschwung hat mich zuerst irritiert, hat aber wunderbar gewirkt und die schrägen Perspektiven fand ich stark. Nach einiger Zeit schien der Film allerdings nicht mehr zu wissen, was er denn nun schlussendlich sein will, ob er eine lineare "logische" Geschichte erzählen oder komplett ins Surreale abdriften möchte. So kommt es dann zu einem uninspirierten Ende, welchem, wie bereits angemerkt, blödsinniges Scheinlesbengetue vorhergeht. Und erotisch ist
Passion eh nicht.
6/10
Das Mädchen auf dem Besenstiel
Hat noch jemand dieses tschechoslovakische Hexenmärchen als Kind gesehen? Als ich Saxanas Lockenkopf in der Bibliothek sah, bekam ich gleich Lust, mich ein bisschen der Nostalgie hinzugeben. Der Film vom Anfang der 70er ist ein drolliges Abenteuer mit netten Ideen, einem coolen 'jazzigen' 70er-Soundtrack und einer sympathisch naiv wirkenden Hauptdarstellerin (obwohl sie ihre Mimik im Laufe des Films eigentlich nicht groß verändert :lol: ). Eine freundliche, nie böse Geschichte. Selbst die 'bösen Jungs' wirken nicht wie eine Bedrohung, alles ist ein Spiel, und am Ende geht's ums Liebhaben.
Und hier
der Titelsong.
6/10
Les yeux sans visage
Vor Kurzem habe ich Almodóvars
La piel que habito gesehen. Umso gespannter war ich auf den französischen Horrorfilm
Augen ohne Gesicht von 1960, der Almodóvars Neuesten stark beeinflusst hat. In Georges Franjus Film, der mittlerweile oft zu den besten Horrorfilmen überhaupt gezählt wird, geht es um einen Chirurgen, der das entstellte Gesicht seiner Tochter zu rekonstruieren versucht, indem er die Haut von unwissenden jungen Frauen als Spender benutzt.
Es ist immer wieder amüsant zu lesen, wie die Publikumsreaktionen bei solchen Filmen früher ausfielen. So soll es zu Ohnmachtsanfällen im Kino gekommen sein. Da frage ich mich immer, ob es heutzutage noch zu sowas kommen könnte.
Natürlich dann bei aktuelleren Filmen.
Les yeux sans visage ist für das Jahr, in dem er erschien, zum Teil tatsächlich recht graphisch (und vor allem eine Standbildsequenz ist immer noch wirkungsvoll und zudem ungewöhnlich), aber für heutige Zuschauer natürlich nicht mehr erschreckend. Und das Blut sieht eher aus wie Zartbitterschokolade. Interessant ist in Bezug auf die Darstellungsmöglichkeiten noch das hier:
Wikipedia.com hat geschrieben:To avoid problems with European censors, Borkon cautioned Franju not to include too much blood (which would upset French censors), refrain from showing animals getting tortured (which would upset English censors) and leave out mad-scientist characters (which would upset German censors). All three of these were part of the film, presenting a challenge to find the right tone for presenting these story elements in the film.
Visuell ist der Film ansprechend. Im Gedächtnis bleiben mir zum Beispiel Einstellungen, in denen man durch Spiegelung zwei sich gegenüber stehende Figuren zu Sicht bekommt. Ich liebe sowas. Ist auch eleganter als Split-Screen. Die stärkste Wirkung entfaltet jedoch die geisterhafte Erscheinung Edith Scobs in ihrer weißen, ausdrucklosen Maske und der weiten Robe. Sie allein strahlt eine gespenstische Aura aus und fasziniert mit ihrer Präsenz.
Ansonsten nämlich mäandert der Film irgendwie so vor sich hin. Und das meine ich nicht mal negativ. Aber das Drehbuch an sich ist irgendwie nicht so unglaublich wichtig. Die Polizei verhält sich ziemlich blöde und eigentlich bekommt dieser Storyfaden nicht mal einen wirklichen Abschluss. Denn er ist einfach, ja, nicht so wichtig. Der Film ist langsam und ruhig und lebt von seiner stillen Poesie, das Hauptthema ist das Eingesperrtsein, der Wunsch nach Freiheit. Dies ist kein Horrorfilm, der auf nervenzerreibende Spannung und Thrills setzt, aber genau das macht ihn aus.
8/10
Le fabuleux destin d'Amélie Poulain
Jetzt verstehe ich endlich, warum so viele diesen Film lieben. Weil er einfach wunderschön ist. Witzig, mit detailverliebter Quirligkeit, liebenswürdig, lebens- und menschenbejahend, ein Feelgood-Film im allerbesten Sinne und ein Film, der Sehnsüchte schürt. Audrey Tatou ist ja eh zuckersüß. Mehr will ich eigentlich auch nicht sagen. Einer der berührendsten Filme, die ich in diesem Jahr bisher gesehen habe.
9/10
Daughter of Darkness
In den drei letzten Jahren vor seinem Tod spielte Anthony Perkins vor allem in TV-Produktionen mit, oft als mysteriöses Gegenüber von weiblichen Hauptfiguren. Auf USA Network spielt er zusammen mit Mädchen Amick in einem Horrorfilm über ein böses Kleid (sowas hätte man sich auch mal für die Amityville-Reihe ausdenken können) von Tobe Hooper (
The Texas Chainsaw Massacre), in seiner letzten Rolle an der Seite von Rosanna Arquette und eben in dem Vampirstreifen
Daughter of Darkness von Stuart Gordon (
Re-Animator), in der Mia Sara in Bukarest nach ihrem Vater sucht.
Der Film ist ein harmloser Fernsehfilm ohne Überraschungen oder wirklich spannende Ideen. Der gesichtslose Kuttenträger ist noch das Gruseligste an diesem Machwerk, die Vampire dagegen ziemlich albern. Anthony Perkins legt eine ganz sympathische Performance hin, wenn er nicht gerade schreit oder wütend wird und wenn man vom rumänischen Akzent absieht. Akzente wirken einfach fast immer silly. Silly ist sowieso, dass die Rumänen Englisch sprechen, wenn sie unter sich sind, aber gut. Mia Sara ist auch okay. Den Amerikaner, den sie um Hilfe bittet, hätte man sich sparen können. Das rumänische Setting ist jedoch ganz stimmungsvoll und sorgt für Atmosphäre. Tatsächlich wurde aber in Budapest gefilmt.
Insgesamt ist der Film durchaus kurzweilig, doch wenn man nicht unbedingt auf Low-Budget-Fernsehfilme aus den 80ern und 90ern steht oder seine Stuart Gordon/Mia Sara/Anthony Perkins - Filmkollektion komplettieren will, nichts, was man irgendwie gesehen haben muss.
5/10