Es geht mir vor allem darum, wie einfach und gedankenlos man seine Daten einfach so hergibt: Ob Fotos im Netz in den kostenlosen sozialen Medien, Anfragen bei Suchmaschinen oder Standortdaten für ein Unternehmen, was damit Geld machen will, es Dir aber als Spielspaß verkauft. Wir machen das fast schon selbstverständilich, weil wir unseren Apps auf den Handys die Rechte oft schon automatisch einräumen mit der Installation. (Wobei ich bei Pokemon Go einzeln gefragt wurde.)
Bei Pokemon Go finde ich es bemerkenswert, wie viele Leute bereit sind, ständig ihren Standort an ein Unternehmen weiterzugeben. Mit diesen Daten wäre Niantec zum Beispiel in der Lage, Bewegungsprofile von Dir anzulegen. Das ist in Deutschland zwar nicht ohne die ausdrückliche Zustimmung des Kunden erlaubt,
aber die aktuelle Berichterstattung zeigt, dass es (von einem deutschen Unternehmen) gemacht wird. Diese Daten sind halt auch Gold wert: Weil man Dir dadurch Werbung anzeigen kann und weil man Dir beispielsweise durch In App Käufe gezielter Angebote machen kann, weil man auch gezielter neue Produkte entwickeln kann. Da hilft dann auch kein AdBlocker mehr. Wenn Du aber nicht zulässt, dass Dein Standort ständig getrackt wird, ist die App absolut nutzlos.
Sicher: Pokemon Go ist nicht die erste App, die das machen will und ist ganz sicher auch nicht die Einzige. Ich will das Spiel auch nicht verteufeln. Aber während ich - ich schrieb es ja schon mal - den Navigator der Bahn ohne Standort nutzen kann oder ich selbst entscheiden kann, wann ich etwas bei Facebook teile oder nicht, zwingt mich die App dazu. Und statt dem Navigationssystem im Auto führt einen der schlichte alte Straßenatlas manchmal viel besser. Was ich sagen will: Wenn ich anderen Apps bestimmte Rechte nicht einräume - was bedeutet, dass ich sie in den meisten Fällen aktiv wieder löschen muss in den App-Einstellungen -, kann ich sie dennoch nutzen in der Funktionalität, in der sie gedacht waren.
Und sicher: Dass viele ihre Daten einfach so hergeben, liegt sicher auch nicht nur an Pokemon Go. Das ist ein grundsätzlicher Diskurs in der Gesellschaft und dass das Spiel den ausnutzt, kann man einem privatwirtschaftlichen Unternehmen wohl kaum vorwerfen. Um nochmal das Fotobeispiel zu nehmen: Früher habe ich mir überlegt, was ich fotografiere, weil ich nur 36 Bilder im Film hatte und die Bilder dann entwickeln musste. Heute kann ich mit dem Handy oder der Digicam einfach Fotos machen, ohne dass der Andere das mitbekommt. Es gibt nichtmal mehr ein Geräusch des Auslösens. Ich kann diese Fotos überall teilen und darunter schreiben, wer das ist, ohne dass derjenige das mitbekommt. Und: Wenn ich mit zwei Freunden unterwegs bin, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Bild davon im Netz landet, obwohl ich gar nicht gefragt wurde. Es ist heute fast schon selbstverständlich, Fotos von gemeinsamen Erlebnissen ins Netz zu stellen.
Während ich früher der Herr über mein Bild war und über meine Daten, muss ich heute aktiv ablehnen, dass ich das nicht will. Ich muss im Netz nach meinem Namen suchen und Firmen oder Privatpersonen verbieten sie zu nutzen. Da sind sie aber schon im Netz und vielleicht hundertfach geteilt. Es reicht nicht mehr, selbst zu entscheiden, ob ein Bild online gestellt wird oder nicht, weil ich nicht mehr derjenige bin, der darüber allein entscheidet. Ein anderer im Verteiler hat es vielleicht schon online gestellt.
Erwachsenen sollte das vielleicht bewusst sein, aber wenn ich sehe, mit welchem Leichtsinn Adressen, Telefonnummern, Beziehungsstatus, Gesundheitsdaten und Fotos im Netz geteilt werden - und das nicht nur im Forum, sondern unter dem klaren Namen in sozialen Netzwerken - ist das mindestens bemerkenswert. Aber Kindern? Was ist mit denen, wenn sie mit dem Handy zum Beispiel Pokemon Go spielen und deren Daten dann ständig getrackt werden? Was ist mit Fotos von ihnen im Netz, die sie da später vielleicht doch nicht mehr so gern sehen wollen? Die sind sich dem sicher nicht bewusst, weil sie noch gar nicht einschätzen können, was da eigentlich dahintersteckt.