- Do 31. Dez 2015, 03:53
#1453987
In meiner Zeit am Helpdesk in der Uni habe ich jeden Tag junge Leute gesehen, die 17, 18, 19 waren und noch nie in ihrem Leben eine PowerPoint Präsentation erstellt haben. Und in Seminaren xfach Leute gehabt, die nicht lesen konnten - und die hatten keine Leseschwäche oder hatten Probleme mit interpretieren und verstehen, sondern Schwierigkeiten den Text physisch zu lesen mit Betonung und Pausen und Satzzeichen Weil sie es in der Schule kaum oder nie mussten.
Dazu kommt: Der Nachhilfesektor in Deutschland boomt. Wenn es um schulische Bildung geht, ist doch nicht die Monatskarte in vielen Familien der Kostenträger, sondern die Nachhilfestunden an privaten Instituten oder durch private Nachhilfelehrer. Das hat auch mit Druck zu tun und das hat mit dem Drang zu tun, dass alle gerade aufs Gymnasium wollen, aber wenn wir schon alle fleissig Ganztagsschulen aufbauen, wären die Kräfte an den Schulen gut. Und in gewisser Weise auch billig.
Nicht falsch verstehen: Wir haben in Deutschland trotz allem ein großartiges Schulsystem und viele viele engagierte Lehrer, die oft gar nicht wissen, wo sie anfangen dürfen in ihrer Arbeit als Sozialarbeiter, Wissensüberbringer, Ersatzpapa und auch Druckventil. Wenn ich sehe, was die Schule heute alles leisten soll und Eltern aus der Verantwortung genommen werden, frage ich mich gerne mal, wie man das als Lehrer eigentlich hinbekommen soll. Gleichwohl gibt es aber eine Menge zu tun im System und dass was getan wird, ist einerseits eine Sache des föderalistischen Systems und am Ende auch: Eine Geldfrage.
Noch ein weiterer Nachsatz zu Columbo, weil ich es gerade noch einmal lese:
Neo hat geschrieben:Unterricht ausfallen bedeutet für mich, dass dieser nicht stattfindet, dem ist aber nicht so (sei es durch Vertretungslehrer, die dann den Unterricht fortführen oder eben Beschäftigungsstunden, die auch zur Widmung des Fachs dienen - auch da gibt es dann eine Aufsicht). Zumindest war das bei mir nie der Fall und das war echt eine richtig miese Schule, in der dauernd Lehrer "krank" waren.Der Unterrichtsausfall in Baden-Württemberg liegt je nach Statistik, die man zu Rate zieht, bei 4 bis 6% der Stunden. Da sind Vertretungsstunden noch gar nicht mit eingerechnet und ebenfalls nicht ergänzende Betreuungsmaßnahmen oder Unterrichtsstunden in AGs oder ähnlichem. 4 - 6% mag nicht viel klingen, summiert sich aber ziemlich und ist nur die Spitze des Eisbergs. Dass Unterrichtsstunden vertreten werden, bedeutet eben nicht, dass auch Unterricht stattfindet, sondern auch, dass man sich still beschäftigt, während man einfach nur beaufsichtigt wird.
Neo hat geschrieben:Welche Materialien fehlen denn im Unterricht? :?Fangen wir bei den ganz einfachen Dingen an: Pflichtlektüre in der Schule im Deutschunterricht oder Arbeitshefte. Weiter geht es mit der entsprechenden technischen Ausstattung: Sicher braucht nicht jede Schule Whiteboards, Smartboards oder Tablets, aber alleine moderne PCs wären ein Anfang und Lehrer, die wissen, wie man mit der Technik umgeht.
In meiner Zeit am Helpdesk in der Uni habe ich jeden Tag junge Leute gesehen, die 17, 18, 19 waren und noch nie in ihrem Leben eine PowerPoint Präsentation erstellt haben. Und in Seminaren xfach Leute gehabt, die nicht lesen konnten - und die hatten keine Leseschwäche oder hatten Probleme mit interpretieren und verstehen, sondern Schwierigkeiten den Text physisch zu lesen mit Betonung und Pausen und Satzzeichen Weil sie es in der Schule kaum oder nie mussten.
Dazu kommt: Der Nachhilfesektor in Deutschland boomt. Wenn es um schulische Bildung geht, ist doch nicht die Monatskarte in vielen Familien der Kostenträger, sondern die Nachhilfestunden an privaten Instituten oder durch private Nachhilfelehrer. Das hat auch mit Druck zu tun und das hat mit dem Drang zu tun, dass alle gerade aufs Gymnasium wollen, aber wenn wir schon alle fleissig Ganztagsschulen aufbauen, wären die Kräfte an den Schulen gut. Und in gewisser Weise auch billig.
Neo hat geschrieben:Ich will nicht anzweifeln, dass einige Schulen da ihre Probleme haben, aber im Süden würde ich das pauschal nicht so gravierend einstufen. Das einzige, was ich wirklich als schlimm empfand, war, dass wir echt unfähige Lehrer und viel zu große Klassen hatten, was u.a. aber auch mit den verfügbaren bzw. nicht verfügbaren Räumlichkeiten zusammenhing.Hohe Klassenstärke und nicht verfügbare Räumlichkeiten sind ein weiterer schöner Investitionspool, der Schülern mehr nutzen würde. Du sagst es selbst.
Nicht falsch verstehen: Wir haben in Deutschland trotz allem ein großartiges Schulsystem und viele viele engagierte Lehrer, die oft gar nicht wissen, wo sie anfangen dürfen in ihrer Arbeit als Sozialarbeiter, Wissensüberbringer, Ersatzpapa und auch Druckventil. Wenn ich sehe, was die Schule heute alles leisten soll und Eltern aus der Verantwortung genommen werden, frage ich mich gerne mal, wie man das als Lehrer eigentlich hinbekommen soll. Gleichwohl gibt es aber eine Menge zu tun im System und dass was getan wird, ist einerseits eine Sache des föderalistischen Systems und am Ende auch: Eine Geldfrage.
Noch ein weiterer Nachsatz zu Columbo, weil ich es gerade noch einmal lese:
Columbo hat geschrieben:Das bezog sich darauf wie viele Kinder ein Paar bekommt und dass man es sich als Eltern vielleicht ein paar mal mehr überlegt ein drittes oder viertes Kind in die Welt zu setzen, wenn dann für alle gleichzeitig auch noch der Schulbus bezahlt werden muss, Kinder sind eh schon teuer genug.Auf die Gefahr hin, dass ich Dich erneut missverstehe: Glaubst Du wirklich, dass Eltern die Zeugung von Kindern davon abhängig machen, ob der Schulbus kostenlos ist?
Wir haben so viel Glück auf dem Gewissen.