#1472311
Von Eintagsfliegen und Dauerbrennern: Wie chartrelevant sind unsere Musikshows?

Ob klassische Casting-Shows, das recht neuartige Eliten-Projekt «Sing meinen Song» oder der alljährliche «ESC»: Von ihrer Präsenz in Musikshows erhoffen sich Künstler stets einen kommerziellen Schub. Zum Start von «Musicshake» wagen wir einen Blick auf die deutschen Verkaufscharts - in denen es zuletzt vor allem einem Format geglückt ist, über viele Wochen hinweg präsent zu sein.

» http://qmde.de/85763
von Gnutzhasi
#1472312
Letztendlich profitieren diese Casting-Shows, bzw. auch "Sing meinen Song" von einer mittelmäßigen Musikszene und besonders von fehlenden Musiksendungen im TV. "Sing meinen Song" ist zu einer reinen Werbesendung verkommen und bei "DSDS" kann man wohl auch von nichts anderem sprechen, außer dass mit Bohlen wenigstens ein Kompetenter in der Jury sitzt. Übrigens war das wohl der Todesstoß aller anderen Castingshows. Mal vielleicht abgesehen von Leuten wie Till Brönner ist nur, und das noch nett ausgedrückt, nur Mittelmaß in den Jurys. Sich selbstverkaufen ist das Motto und das wird noch gut bezahlt !
#1472348
Allein die Frage ist pervers: "Wie chartrelevant sind Musikshows?"

Musik ist in erster Linie Kunst, und es kann doch nicht sein, dass der Gipfel der musikalischen Evolution der ist, in irgendwelchen Verkaufstabellen ganz oben zu landen? Am besten natürlich nach bestimmten Formeln, nach Erkenntnissen der Marktforschung? Wo bleibt denn da noch Platz für absolute künstlerische Freiheit? Denn die wird durch diese Vereinheitlichung und dieses "Das kann man doch nicht im Radio spielen!" bzw. "Wie soll sich das denn verkaufen?" doch komplett im Keim erstickt? Wer traut sich von den Etablierten denn etwas? Ist künstlerische Freiheit nur im Proberaum erlaubt bzw. ist sie im kommerziellen Sektor nur noch ein Privileg, das Megaseller besitzen? Doch selbst diese Generation ist nahezu ausgestorben (Jackson, Prince, Bowie) - und was haben wir danach? Welchen kommerziell extrem erfolgreichen Künstler oder welche kommerziell erfolgreiche Band haben wir denn heute noch? Ich meine solche, die sich alles erlauben können und dies auch tun?
Selbst Adele, die ich eigentlich nicht so sehr mag, war früher mal originell. Sie ist heute Megasellerin. Und wird immer austauschbarer. Da frage ich mich: Wo wird sie in zehn oder zwanzig Jahren sein? Wird da jemals etwas Mutiges kommen? Von ihr oder von irgendjemandem?
Und selbst wenn so etwas tatsächlich mal geschieht, dann wird es im Radio spöttisch kommentiert.

Noch nie war der kommerzielle Markt so im A*!$@, so blutarm, so identitätslos. Wo sind sie denn, die innovativen Künstler in TV und Radio? Und wenn, woher will man sie holen? Aus "Talentschmieden" im TV?

Für mich ist kommerzielle Musik anno 201x nur noch eine pervertierte Abart einer eigentlichen Kunstform. Nach Reißbrett, nach Kalkül.

Daher müsste man eigentlich fragen: Wie relevant sind Charts für die Musik als Kunstform?
#1472353
Kunstbanause hat geschrieben:Allein die Frage ist pervers: "Wie chartrelevant sind Musikshows?"

Musik ist in erster Linie Kunst, und es kann doch nicht sein, dass der Gipfel der musikalischen Evolution der ist, in irgendwelchen Verkaufstabellen ganz oben zu landen? Am besten natürlich nach bestimmten Formeln, nach Erkenntnissen der Marktforschung? Wo bleibt denn da noch Platz für absolute künstlerische Freiheit? Denn die wird durch diese Vereinheitlichung und dieses "Das kann man doch nicht im Radio spielen!" bzw. "Wie soll sich das denn verkaufen?" doch komplett im Keim erstickt? Wer traut sich von den Etablierten denn etwas? Ist künstlerische Freiheit nur im Proberaum erlaubt bzw. ist sie im kommerziellen Sektor nur noch ein Privileg, das Megaseller besitzen? Doch selbst diese Generation ist nahezu ausgestorben (Jackson, Prince, Bowie) - und was haben wir danach? Welchen kommerziell extrem erfolgreichen Künstler oder welche kommerziell erfolgreiche Band haben wir denn heute noch? Ich meine solche, die sich alles erlauben können und dies auch tun?
Selbst Adele, die ich eigentlich nicht so sehr mag, war früher mal originell. Sie ist heute Megasellerin. Und wird immer austauschbarer. Da frage ich mich: Wo wird sie in zehn oder zwanzig Jahren sein? Wird da jemals etwas Mutiges kommen? Von ihr oder von irgendjemandem?
Und selbst wenn so etwas tatsächlich mal geschieht, dann wird es im Radio spöttisch kommentiert.

Noch nie war der kommerzielle Markt so im A*!$@, so blutarm, so identitätslos. Wo sind sie denn, die innovativen Künstler in TV und Radio? Und wenn, woher will man sie holen? Aus "Talentschmieden" im TV?

Für mich ist kommerzielle Musik anno 201x nur noch eine pervertierte Abart einer eigentlichen Kunstform. Nach Reißbrett, nach Kalkül.

Daher müsste man eigentlich fragen: Wie relevant sind Charts für die Musik als Kunstform?
Naja, deinen idealistischen und künstlerisch orientierten Ansatz in Ehren, aber das war schlicht und einfach nicht der Ansatzpunkt, auf dem mein Artikel fußt. Der war ja von vornherein kommerziell orientiert und sollte eher einen Überblick darüber geben, ob die Formate erfolgreiche Chart-Ware produzieren und wenn ja, ob sie ihre Produkte längerfristig positionieren oder sie nur den schnellen Hype schaffen, der nach wenigen Wochen oder inzwischen sogar oft Tagen wieder passe ist.

Du gehst da mit einer ganz anderen Ausgangsfrage heran - die auf jeden Fall auch interessant und diskutabel ist, meines Erachtens aber die in meinem Artikel gestellte Frage nicht obsolet machen. Wenn wir uns der Realität beugen, geht es dem deutschen Fernsehen natürlich primär NICHT darum, große, kreative Kunst zu erschaffen, sondern massentaugliche Musik, die leicht absetzbar ist. Ist sicherlich schade für den Musikfan, zumal da oft nur Luftblasen produziert werden, die nach dem ersten Hype schnell zerplatzen. Aber als "pervers" empfinde ich meine Frage nicht.

Bei Adele frage ich mich, wann sie denn mal wirklich originell gewesen sein soll? Ich meine, "Rolling In The Deep", "Someone Like You" etc. waren famose Pop-Produktionen und Adele ist eine hinreißend starke Sängerin, aber als besonders kreativ empfand ich auch diese Songs nicht. Und meines Erachtens gibt es durchaus noch immer kreative Ansätze auch in der Pop-Musik, wo ich beispielhaft mal Jack Garratt genannt haben möchte. Wanda und Bilderbuch aus Österreich bringen interessante Ansätze in die deutschsprachige Pop-Musik, viele nennen Drake im RnB-Bereich (was mich musikalisch null abholt, aber dem ich schon zugestehen muss, eine gewisse eigene DNA zu besitzen). In Deutschland habe ich in den vergangenen Jahren vornehmlich das Hip-Hop-Genre für mich wiederentdeckt, das es für mich derzeit hierzulande als quasi einziges Genre schafft, mit gesellschaftsrelevanten Inhalten erfolgreich zu sein. Da fielen mir als erste Beispiele OK Kid und das letzte Alligatoah-Album ein.

Also für mich ist nicht alles, was in diesen Zeiten kommerziell erfolgreich ist, strömlinienförmig und komplett nach Schema F und ich mag auch diese "früher war alles besser"-Rhetorik nicht hören. Dass vieles in den Top 100 ziemlicher Einheitsbrei ist... keine Frage.


Fohlen
von Sentinel2003
#1505134
Bei DSDS war doch von Anfang an NUR die Jury der Hauptpunkt....was aus den Siegern wurde, ist ab Staffel 3 oder 4 völlig egal geworden!