von Familie Tschiep
#1514076
In jeder Branche braucht man Ahnung von der Materie, damit man weiß, wohin man sein Unternehmen führen will, da reichen keine Managementtools allein.
In anderen Branchen ist Kreativität genau so wichtig, es ist eine andere Art von Kreativität.
Problem sind auch die Heuschrecken, die ProSiebenSat1 besitzen. Gut wäre es, wenn es wieder einen Ankerinvestor gäbe, der für Medieninhalte lebt.
von BungaBunga
#1514082
Ich verweise hier mal auf eine Folge von RadioEins Die Blaue Stunde mit Serdar Somuncu. Zu Gast Kalkofe. Die beschreiben dort sehr treffend und gut die aktuelle Lage der deutschen Fernsehbranche. Ist wirklich interessant. Das Problem ist einerseits natürlich braucht man in der freien Wirtschaft Gewinn und Rendite, aber hier sieht man dann auch wie es um die Gewichtung der Aspekte bestellt ist. Und das die kommerziellen Faktoren oftmals die Kreativität und die Kunst erdrücken. Nicht nur aber auch aufgrund diesen Aspektes bin ich ein Befürworter des dualen Systems. ProSieben ein Sender den ich eigentlich über Jahrzehnte positiv wahrnahm ist seit ein paar Jahren nur noch ein Schatten seiner selbst. Man bekommt ein bisschen Trash bisschen Gossip hauptsächlich Dauerschleifen und Wiederholungen von US Sitcoms geboten, und teilweise noch interessante Shows, die aber so dermaßen mit Werbung überladen sind, dass man diese kaum noch schauen kann.
von Familie Tschiep
#1514087
Problem ist auch das Messen des Erfolgs an Marktanteilen. Für Magazinsendungen mag es hilfreich sein, die niemand direkt einschaltet, aber die die Zuchauer mal so mitnehmen. Oder für Neustarts, die erst ihr Publikum finden müssen.

Für andere Produktionen wie The Taste ist es schädlich. Die Sendung krebst immer um den Marktanteil herum, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Es scheint nicht so der Renner beim Publikum zu sein. Das Ausprobieren der Sendung war wichtig, die zweite Staffel war auch okay, aber spätestens danach hätte ich mich gefragt, ob .das Projekt wirklich Zugkraft besitzt. Solche Sendungen brauchen Zugkraft, um die Flops aufzufangen, die elementarer Teil des Fernsehgeschäfts sind. Schluss mit dem Marktanteilskult!

Pro Sieben/sat 1 brauchen mehr Ankersendungen, die medial Aufmerksamkeit erregen und für überdurchschnittliche Zuschauerzahlen sorgen.

Ich habe mich mal durch die Produktionsfirmen von Red Arrow geklickt, manchmal fand man keine Link zu den Homepages. Sicherlich gute Firmen, aber da findet sich kaum etwas, was man hier wirklich verwerten kann. So sehr interessieren sich die Deutschen nicht für Alaska oder die US Army. Es gibt kaum Formate, die irgendwie internationalisierbar sind. Da fragt mich sich, wieso man die gekauft hat. Eine Strategie dahinter kann ich nicht entdecken.
von Vittel
#1514091
Da mag bestimmt vieles zutreffen, aber es blendet die Marktveränderungen vor der Mattscheibe komplett aus.

Das Privatfernsehen konnte Ende der 80er, in den 90ern und 00ern immer wieder drauflegen und sich vom ÖR abheben. Sei es durch die Sexfilmchen, Tutti Frutti, durch frisches RTL Samstag Nacht, durch Spielshows, Talkshow Gerichtsshows usw.
Es folgten gesellschaftliche "Aufreger" wie Big Brother, Die Alm, Dschungelcamp und emotionale Momenten in den Casting Shows. Man eifert immer noch dem nessun dorma nach, kann diesen Moment aber nicht mehr replizieren, selbst einen Menderes kann man nicht noch mal hervorbringen.

War früher noch ein "fescher Spruch" von unserem Tommy "unerhört, aber so ist er halt, der Schlawiner" gähnen wir heute bei Kakerlakenfresserei und Kotzeinlagen.

Eine Steigerung ist nicht mehr möglich, alles gesehen, alles schon dagewesen, nichts mehr neues möglich (zumindest nichts mehr legales). Das Feuerwerk wurde komplett abgebrannt und jeder Sender hatte die ganz tollen Raketen der anderen nachgebaut und dreifach hinterhergeballert.

Beschleunigt wurde alles in den letzten zwei bis drei Jahren durch Aufkommen von VOD. Plötzlich kann man zu fairen Konditionen (monatliche Kündbarkeit, geringer Preis) auf tolle Inhalte zugreifen mit einem Komfort und einer Leichtigkeit, die bisher unbekannt war.

Da kann auch ein echter Fernsehmacher nichts dran ändern, höchsten den Zerfall verlangsamen.

Tot ist das Fernsehen noch lange nicht, aber es muss erst noch viel, viel weiter absacken und alte Strukturen und Gewohnheiten auflösen, damit vielleicht irgendwann wieder ein kleines zartes Pflänzchen gedeihen kann.
#1514095
Ich glaube nicht, dass die Zuschauer schon alles gesehen haben. Die Dschungelcamp-Schiene ist überreizt.
Bei Casting ist keine Trashsteigerung mehr möglich, deswegen war ja The Voice erfolgreich. Vox hatte danach noch mit Sing meinen Song, krebskranken Teenagern und einer Investionsshow Erfolg und die Shows waren alle legal. Derzeit ist das ZDF mit Bares für Rares, die ARD ist mit Kai Pflaume und Gefragt, gejagt erfolgreich und RTL sucht erfolgreich Ninja Warrior.
Deine Argumention, lieber Vittel, stimmt so nicht.
#1514121
Kann man Ninja Warrior mit den ersten Staffeln Big Brother und DSDS, Dschungelcamp und allen anderen großen Shows vergleichen?

Diskutiert der Schulhof am Montag über die aktuelle Ninja Warrior? Gibt es lange Artikel in den renommierten Tageszeiten wie Süddeutsche, FAZ usw. über die Sendung, so wie das bei Big Brother der Fall war?

Entstehen Kultfiguren wie Zlatko, Jürgen, Daniel Kübelböck, an die sich das Publikum noch nach mittlerweile bis zu 17 Jahren erinnert?

Gibt es einen Entertainer, der scheinbar mühelos Late-Night-Unterhaltung, Sportveranstaltungen, Spielshows, Top10 Hits, ESC Hits usw. am laufenden Band produziert?

Diese Fragen stelle ich nicht nur rhetorisch, ich kann Privat-TV ja nicht mehr empfangen und die Kinder in meinem Umfeld sind noch zu klein für solche Sachen.
Ich bekomme aber immer noch die Berichterstattung in den anderen Medien mit bzw. bekomme eben fast nichts mehr mit abgesehen von Werbeplatzierungen von der "Nackte-auf-der-Insel-Sendung" z.B. in der Bildzeitung.

Natürlich werden auch heute und auch noch in der Zukunft Sendungen geschaut und manche sind dabei erfolgreicher als andere und auch für viele sehenswert.
ARD und ZDF werden sich auch noch lange in der Komfortzone "Finanzierung gesichert" und "großes homogenes Publikum" bewegen können.

Aber den Stellenwert, den TV und insbesondere Privat-TV in den 90ern und 00ern hatte, den erreicht es zumindest seit einigen Jahren und auch in absehbarer Zukunft bei weitem nicht mehr und die Tendenz in Sachen Abwechslung, Innovation usw. zeigt ganz eindeutig steil nach unten.
#1514129
Bei Ninja Warrior entstehen auch Kultfiguren. Ob sie so bekannt werden, wie die von dir genannten, steht auf einem anderen Stern. Die Höhle der Löwen hat einen hohen Twitteranteil und ist auch sehr erfolgreich im Handel. Für Vox sind die Quoten hoch, bei RTL wären sie höher.
Die Quoten sind noch nicht so überragend wie bei der ersten DSDS, zweiten Big Brother-Staffel und den Dschungelcamp-Folgen. Bei den Formaten ging es mit dem Interesse auch im Laufe der Zeit nach unten.
Bares für Rares ist schon sehr erfolgreich, der Eifeltatort übertrifft es, aber das sind alles keine Shows der Privaten.
Und was total erfolgreich ist: Schlager. Man staunt, welche Zugriffszahlen die großen Stars bei Youtube erreichen.
#1514130
Naja, die Quoten sind ja so eine Sache. Relative Anteile bei Fernsehzuschauern können halt auch relativ hoch sein, weil andere Dinge nicht geschaut werden.

Dass andere Kanäle wie youtube&co. hohe Zugriffszahlen bekommen ist ja einer der Gründe, warum die klassischen (privat) TV Sender nicht mehr so hoch im Kurs stehen.

Grundsätzlich hat sich ja nichts geändert, Menschen wollen weiterhin audiovisuell unterhalten werden, nur schaffen das die klassischen privaten Sender zumindest zur Zeit nicht mehr so gut, wie sie das früher durchaus konnten.