- Fr 2. Mär 2018, 14:31
#1518409
Ein Drittel Einführung, ein Drittel AFD Kritik (ja wir/viele mögen AFD und Storch nicht, aber bitte nicht mehr Beachtung schenken, als notwendig) und noch ein Drittel Fazit?
Das verzerrt mir doch ein bisschen die Inhalte, die insgesamt besprochen wurden.
Gottschalk hat die Runde sehr gut geschlossen. Ein überregionales ZDF und die ARD gesundschrumpfen und auf Regionalität beschränken.
Niemand (auch nicht Storch) fordert, dass das alles von heute auf morgen geschieht. Aber es gibt Lösungen für solche Transformationen, große Konzerne müssen das alle Jahrzehnte durchlaufen.
Wie es in der Schweiz ist, kann ich nicht bewerten. Aber auch hier wird es Lösungen geben, wenn sich die Schweizer dazu entscheiden sollten.
Es ist auch vollkommen normal, dass Leute, die auf Probleme hinweisen, nicht sofort den Generalplan zur Lösung aus der Tasche ziehen können.
Aber irgendwann muss man mit der Diskussion und Entscheidungsfindung anfangen. Je größer die Veränderung, desto länger dauert so ein Meinungsbildung- und Entscheidungsprozess.
Ich kann diese "Es geht nicht mehr, wir tun schon alles" Verteidigungshaltung nicht verstehen.
Wäre der ÖRR ein Privatunternehmen, dann würden (hoffentlich) schon alle Alarmglocken schrillen. Das Publikum überaltert und ist dann schlicht weg.
Klar kann und muss man sich von den Quoten lösen. Das könnte man auch sehr schnell umsetzen, in dem man die Quoten nicht mehr täglich misst, sondern nur noch ab und zu Stichproben und Umfragen durchführt.
Jetzt ist noch Zeit, den ÖRR geordnet gesundzuschrumpfen und das Programm und auch den Auftrag an die moderne Medienversorgung anzupassen. So was dauert auch mal 10 Jahre und mehr, daher muss jetzt angefangen und Jahr für Jahr eingespart und verändert werden.
Irgendwie hofft man, das alte Modell TV und dessen Kernzielgruppe wieder zu aktivieren. Man hat eingesehen, dass z.B. Wetten dass nicht funktioniert, aber ansonsten versucht man immer noch, diese Kernzielgruppe anzusprechen. Die privaten Sender versuchen das mit ihren Gruppen auch.
Aber diese Kernzielgruppe zerfällt nun mal. Gottschalk hat das ja gesagt, für seinen 25 jähriger Sohn ist da (fast) nichts mehr dabei.
Wir stehen immer noch ganz am Anfang des VOD Streamingmarktes, die inhaltliche Auswahl ist begrenzt, Preise für Leihfilme sind noch relativ hoch, die Bandbreite fehlt vielerorts noch und im Mobilfunk gibt es Volumenkontingente.
Das sieht in 10 Jahren schon ganz anders aus. Dann haben wir neben Netflix und Amazon, Apple und google noch Disney und vielleicht schaffen es sogar die Privatsender noch mal, was ordentliches auf die Beine zu stellen und Sky schafft es vielleicht auch.
Aber auch die sozialen Medien und youtube&Co. werden nicht mehr verschwinden.
Die immer günstigere Technik erlaubt es Privatleuten oder Mikro-TV-Anstalten z.B. regional zu berichten.
Ich habe kürzlich bei RBTV z.B: eine Liveberichterstattung von der Bremer Fischmesse gesehen. Andi Strauß ist mit einem Kameramann durch die Messe und hat Leute interviewt, das war unterhaltsam.
Heute kostet ein Teradek und entsprechende LTE Kapazitäten noch ne Menge Geld, aber in 10 Jahren kann jeder für kleines Geld im Mobilnetz der 5. Generation Livebilder in einer Qualität senden, da brauchte man bis vor kurzem noch einen Übertragungswagen, einen Sat-Uplink und ein Team.
Klar kann man damit keinen fundierten seriösen Journalismus ersetzen. Aber regional vom Stadtfest, vom Karneval, etc zu berichten, dafür ist es ideal.
Dass die ÖR in dieser Richtung aktiv werden, ist lobenswert. Aber der Erfolg bleibt leider noch aus. Funk hat nach 1,5 Jahren ganze 41 Tsd. Abonnenten.
Das u.a. hier kurz erwähnte neue Format strg_f ganze 25 Tsd. Abrufe, die meisten dürften aus der RBTV Community stammen, denn bei strg_f arbeitet jetzt ein sehr beliebter ehemaliger RBTV Mitarbeiter. Ohne diese Verbindung wären es vielleicht 10 Tsd. Abrufe.
Hier wird Geld investiert, das überwiegend verpufft. Ich fürchte, dass die ÖRR es nicht schaffen werden, so die jungen Zielgruppen zu bedienen. Vermutlich hängt da noch zu viel Altlast im Hintergrund, auch wenn man die jungen Leute da machen lassen möchte.
Ich habe leider keine Lösung, nur die Feststellung, dass es so nicht laufen wird.
So, das ist mal wieder viel Text geworden. Nicht falsch verstehen, mir geht es primär nicht um die paar Euro für den Rundfunkbeitrag.
Ich sehe das wie Gottschalk: Rundfunk und Kirchensteuer zahlt man halt, auch wenn man es nicht nutzt und vieles davon für totalen Unsinn hält.
Mich interessiert die Strategie, die Digitalisierung, die Transformation dahinter und da sehe ich den ÖRR mit Tempo 100 gegen die Betonmauer fahren. (Das klassische Privat TV sitzt im Porsche der Manager bei Tempo 250)