- Mo 13. Jul 2020, 22:51
#1547739
Ein ganz interessanter Gedankengang zu deutschen Produktionsfirmen.
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Zu überspitzt oder ist was dran?
Hier mal aufgedröselt da nicht jeder Twitter hat oder auf den Link will:
Zitate von Stefan Stuckmann:
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Zu überspitzt oder ist was dran?
Hier mal aufgedröselt da nicht jeder Twitter hat oder auf den Link will:
Zitate von Stefan Stuckmann:
Spiegel: Satiriker Jan Böhmermann und die Produktionsfirma bildundtonfabrik (btf) haben sich entzweit. Laut SPIEGEL-Informationen wird Böhmermann seine neue ZDF-Sendung mit einer eigenen Firma herstellen.Keine Ahnung, ob das stimmt oder wie das ausgeht, aber ich hab die These, dass jede junge Produktionsfirma in Deutschland 25 Jahre braucht, um zu Brainpool zu werden, und das hier ist evtl. genau die Mitte dieses Weges.
Nach wie vor so, dass in Deutschland die richtig guten Sachen fast nur über Selbstausbeutung entstehen: Sender kriegen mehr, als sie bezahlen, weil meist junge Leute Bock haben, was zu machen.
Nicht so, dass keiner gut verdient, aber das Geld fließt halt von oben nach unten, und irgendwann merken Leute tief in der Produktion, dass sie anderswo für weniger Mühe besser bezahlt werden.
Plus: junge Firmen können Qualität leichter skalieren, weil es Talent in Masse gibt und der Deal "du kannst dich austoben und Credits erwerben" vielviel leichter zu verkaufen ist, wenn man eine Mini-Bude ist und nicht die Constantin.
Irgendwann, ab einer bestimmten Größe, dreht sich das um, und plötzlich wird es viel schwieriger für Produzenten, genug gute Leute an einem Ort zu versammeln – innerhalb deutscher Budgets.
Weil sich plötzlich jeder fragt: "Hey, haben wir nicht zwölf Preise gewonnen letztes Jahr und der Fernsehchef ruft jetzt immer persönlich an... sind wir gar nicht mehr der funky Underdog? Dann muss ich doch entsprechend bezahlt werden."
Also klassisch Wachstumsschmerzen: eine Firma fängt klein an und hat mehr Ressourcen, als eigentlich für das Geld verfügbar wären – wegen Selbstausbeutung aller Beteiligten – aber dann wächst die Firma und die Ressourcen müssen nicht nur neu verteilt werden...
... Sie werden sogar knapper. Das ist keine Schuld von Produzent*innen, sondern eine logische Konsequenz deutscher Mist-Budgets. Sender produzieren nach Schablone: es gibt Listen dafür, wie teuer Formate bestimmter Länge sind, und danach wird bezahlt.
Qualität, Inhalt, Beteiligte – fast alles egal. Und die Preise für die einzelnen Gewerke sind quasi festgeschrieben. Das heißt: es gibt für Produzenten kaum Möglichkeiten, gute Leute zu binden oder angemessen zu beteiligen. Es ist einfach insgesamt zu wenig Geld im Topf.
Keine Ahnung, ob das bei der btf akut so ist oder nicht – aber das ist das Grundproblem aller deutscher Produktionsfirmen: Erfolg und wirtschaftliches Wachstum bedeuten fast zwangsläufig den Weg ins Mittelmaß.
Am Ende wird alles zu "Brainpool".
PS.: Ich sag nicht, dass Böhmermann zu wenig Geld bekommen hat, sondern vermute – falls es wirklich Streit gibt – dass es um Ressourcen geht, die innerhalb der Firma nicht mehr so verteilt werden können wie vor dem Erfolg.
Letterboxd: Wolfsgesicht