- Fr 25. Okt 2013, 18:07
#1302947
Am allermeisten hat mich bei diesem Pilotfilm einfach die Erzählung begeistert. Franco Tozza hat das einfach toll gemeistert, wenn auch in einem anderen Stil als seine bisherigen Folgen. Die Bildsprache war auf einem top Niveau, der Schnitt ein ganz anderer als sonst. Mich hat der Film von Anfang an gefesselt. Die Verfolgung am Anfang durch die Stadt war allererste Sahne und zum ersten Mal muss ich auch sagen, dass die wacklige Kamera zum Teil auch sehr gut passte.
Anders als in "Engel des Todes", steht bei "Auferstehung" nicht die Action im Vordergrund. Und das braucht es auch nicht immer, hätte hier auch absolut nicht gepasst. Ich brauche nicht bei jedem Pilotfilm von Cobra 11 10 Minuten Daueraction am Stück nur weil man sich selbst toppen will. Dennoch gab es einige an spektakuläre Actionsequenzen, die aber nie kopflos präsentiert wurden sondern sehr oft im Zusammenhang mit der Geschichte standen. Das hat mir sehr gut gefallen. Dramaturgisch ist dieser Film wirklich das Beste was man seit langem bei Cobra 11 gesehen hat.
Die Beziehungskrise zwischen Semir und Andrea begrüße ich ebenfalls sehr. Viel besser noch, dass es am Ende nicht zum Happy End kam. Und logisch ist diese Trennung in meinen Augen auch. Der letzte Pilotfilm "Engel des Todes" hat da quasi schon die Vorlage geliefert und ich denke mir, die Autoren haben sich dies auch deswegen einfallen lassen, weil nach dem späteren Ausstieg von Ben, Semir keinen Grund mehr hätte weiterhin bei der Autobahnpolizei zu bleiben, sondern sich endlich um Andrea und die Familie kümmern könnte, was er ja sogar schon mehrmals, sogar trotz Bens Anwesenheit, vorhatte.
Die ruhigen und emotionalen Szenen rund um diese Nebenstory waren hervorragend umgesetzt und hatten deutlich mehr Platz als es jemals zuvor bei Cobra 11 hätte sein können. Die Spannung rund um diesen Plot förderte die Spannung des ganzen Filmes, da immer in den richtigen Szenen ein Link dazu geschlossen wurde.
Ein ganz großes Lob auch für die Sterbeszene von der Architektin. Emotionaler kann man so etwas nicht umsetzen. Große Klasse.
Nun zu André Fux. Anders als viele andere, bin ich nicht der Meinung, dass man seine Rolle zerstört hat. André ist einfach ein gebrochener Mensch gewesen, krank aus Rache für das, was für ihn alles war. Seine Familie. (in der Kneipe: "Ohne die, bin ich verloren") André hat meiner Meinung nach zu keinem Zeitpunkt vorsätzlich die Seiten gewechselt, er hat es zwar in Kauf genommen, wollte aber nie, dass jemand stirbt. Daher sehr wichtig auch die Szene in den Alpen, wo er Raoul an die Gurgel geht, als er denkt, Raoul wolle etliche Menschenleben opfern. Einzig und allein mit der Szene, wo er das Seil durchschneidet und in Kauf nimmt dass Semir noch viel tiefer in den sicheren Tod stürzen könnte, stehe ich auf Kriegsfuß.
Ich war sehr zufrieden was "alte Elemente" angeht, die aufgegriffen wurden, wie zum Beispiel die Erwähnung des Todes des Jungen (die 1. der beiden Mallorca Folgen), das hat mich sehr berührt. Ebenso der Blick von André als er um sich schaut als er nach 14 Jahren zum ersten Mal wieder vor der PAST steht. Die Szene in der Kneipe fand ich ebenfalls sehr symphatisch und sehe ich nicht als selbstverständlich an. Ein großes Lob auch hier.
André's erneuter und diesmal wohl endgültiger Tod war dann natürlich ein weiterer großer Schock. Aber im Nachhinein betrachtet, so schwer es für einen Fux Fan auch sein mag, war sein Tod unvermeindlich und passte einfach zu seiner tragischen Geschichte. ("Was ist aus André Fux geworden?"- "Den gibts nicht mehr. Ist schon lange tot.")
Leider gibt es aber auch einiges an Negativem festzuhalten. So fehlte beispielsweise eindeutig der Bezug zur Autobahn. Warum musste die Autobahnpolizei, Katahrina Wendt zur Befragung abholen?
Die Alpen haben rein gar nichts mit Cobra 11 zu tun. Punkt. Bei jeder anderen Folge würde ich sagen, "Habt ihr sie noch alle, dreht doch anstelle dessen mit dem Geld lieber mal auf einer richtigen Autobahn". Aber das ist bei einem so besonderen Pilotfilm ja dann noch okay. Viel schlimmer ist dann aber für mich, und das ist ein sehr wichtiger Kritikpunkt, dass man dann am Ende wieder von dem "Welt-retten" Plot nicht wegkommt. So gut man sich erzählerisch auch verbessert hat, hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Auch wenn das ganze mit Hochspannung erzählt war. Aber aufgrund der allgemeinen "höher, schneller, weiter" Mentalität in allen Bereichen unserer Gesellschaft, wird das wohl noch so bald nicht der Fall sein. Der moderne Zuschauer würde sich wohl leider wirklich nicht mehr für Autoschieber, Mörder und Erpresser interessieren.
Wie schon gesagt, fand ich dann auch das Ende sehr gelungen. Nachdem Ben sagt "Bring das mit Andrea in Ordnung", hätte man meinen können, dass wie sonst auch immer, sich noch alles zum Guten wendet, stattdessen aber gibt es ein unerwartetes offenes und trauriges Ende.
Dass man tatsächlich den Mut hatte, eine über 14 Jahre alte Figur zum Leben zu erwecken, rechne ich jedem daran Beteiligten hoch an. Bei allem was in den letzten Jahren war. Auch wenn ich den André Fux von damals lieber gesehen hätte. Danke RTL, danke Heiko Schmidt, danke Hermann Joha und danke Franco Tozza, und danke wer auch immer, der Mark Keller zurückgeholt hat. Sowas hat die Cobra einfach gebraucht. Keine Comedy Show, sondern ein hochdramatischer und emotionaler spannender Film mit stark gezeichneten Charakteren und mit einem überragenden Mark Keller. Wenn doch nur nicht schon wieder die Autobahnpolizei die Welt hätte retten müssen...