- So 4. Aug 2013, 06:51
#1271605
So, ich hab mir dann auch mal die erste Staffel angeschaut.
Für mich auch eine wirklich exzellente Serie mit einem grandiosen Kevin Spacey in der Hauptrolle des machtgierigen Frank Underwood. Die Nebenrollen sind ebenfalls fast durch die Bank weg exzellent besetzt, für mich geht aber da doch jeder außer eventuell noch Kate Mara eher unter.
Stilistisch fand ich die Idee, dass die Hauptfigur zum Zuschauer spricht, erst einmal sehr spannend. Nur letztlich habe ich mir da mehr gewünscht, bis auf ein paar nette Sprüche und die eine oder andere Erklärung wurde dieses Stilmittel recht selten eingesetzt. Ansonsten gefällt mir der doch recht düstere, "kalte" Look sehr gut. Hier schrieb jemand, dass er sympathische Charaktere zum Mitfiebern braucht - ich persönlich finde aber ambivalente Charaktere spannender, die nicht durchweg gut oder böse sind. Und derer gibt es hier erfreulicherweise zuhauf.
Inhaltlich kann ich den Usern hier nur zustimmen, die sagen, dass über die 13 Folgen hinweg kaum eine Folge wirklich schwach war. Einige hier kritisieren die Episode, in der Frank die Militärakademie besucht. Das kann ich nachempfinden, weil das für mich auch der einzige echte Lückenfüler war, aber für mich war es doch schön, mal den echten Frank zu gehen, wie er mit wahren Freunden umgeht und nicht nur mit Geschäftspartnern oder Gegnern. Auch hier fand ich Spacey sehr authentisch.
Wirkich gestört haben mich nur zwei Szenen. Zum einen die, als Underwood den Anführer der Lehrergewerkschaft provoziert und somit offenbar gleich mit einkalkuiert hat, dass er ihm eine pfeffert. Ich fand es doch etwas billig, das als großen Plan vorzugeben - und dass dieser dann noch aufgeht, ist dieser Serie mit so vielen tollen Ideen für mich nicht würdig. Und naja, die andere war Franks Mord an Russo, das war für mich auch etwas over the top und ich wollte nicht glauben, dass es wirklich in die Richtung geht. Auch wenn es natürlich schon so ein "WTF"-Moment war, der in Erinnerung bleibt.
Wirklich gelangweilt habe ich mich bei der Serie nur in wenigen Schnacksel-Momenten mit Claire und Adam. Ansonsten hätte ich mir mal ein paar echte Rückschläge für Underwood gewünscht, manchmal lief es mir für ihn zu glatt.
Ich musste mich oft selbst disziplinieren, nicht einfach mehrere Folgen hintereinander zu schauen, aber ich finde, man zerstört sich solche Serien auch immer etwas, wenn man sie in sich hineinfrisst wie Fast Food.
Fazit: Ganz tolle, spannende Serien mit fast ausschließlich gelungenen und durchdachten Folgen, exzellenten Darstellern und einem göttlichen Kevin Spacey. Ich fühlte mich super unterhalten und muss hier schon die wenigen Kritikpunkte rauskramen, weil es einfach wenig zu meckern gibt hier. Ich kann da echt nur eine wärmste Empfehlung für aussprechen, sollte jemand noch unentschlossen sein, ob er sich das geben will. Ein Grundinteresse an Politik sollte aber vorhanden sein, sonst wird es einigen denke ich schwer fallen, hier mitzukommen.
8,5/10
Fohlen