So gefällt mir das. Nachdem die erste Folge eher nur ausgerollt hat, was schon zu erwarten war und dabei überraschungsarm blieb, kommt jetzt langsam Dynamik in die Sache. Schön, dass sie so ausführlich auf die 68% Reinheits-Sache eingegangen sind und in wenigen Sätzen recht detailliert durchblicken ließen, was nach Walts Abgang mit der Operation schief lief - und dann auch noch eine Rückeroberung durch Lydia und Todd gemacht haben. Dass Lydia hier trotz der Orchestrierung des ganzen Überfalls noch die Zimperliche gibt, fand ich eigentlich sehr treffend für ihre Rolle. Sie war auch früher schon immer sehr distanziert von der blutigen Seite des Geschäfts, hat es eher aus einer rechnerisch-logistischen Perspektive gesehen. Und weigert sich nun konsequent sich selbst Alpträume einzuhandeln, indem sie die Augen aufmacht und auf das richtet, was sie verursacht. Lydia ist damit irgendwie zu einem interessanten Spiegelcharakter für Skylar geworden. Beide sind sie eher für das Büro, die Logistik und das Cover Up der Operation tätig, beide weit entfernt von der blutigen Action. Aber die eine, überemotionale Frau kann die metaphorischen Augen nicht vor den Auswirkungen verschließen und geht daran kaputt, während die andere, unterkühlte Frau rationalisiert, erfolgreich verdrängt und jetzt sogar ganz buchstäblich die Augen davor verschließt. Dieses Niveau von dramaturgischer Figurenpositionierung sehe ich nur verflucht selten im TV. Bemerkenswert.
Und jetzt haltet eure Textmarker bereit: Ich fand Skylar diese Folge grandios. Ich glaube zum so ziemlich ersten Mal fand ich sie gleichzeitig auf emotionaler und rationaler Ebene nachvollziehbar und stimmig handelnd. Die Szene mit dem zittrig überstürzenden Hank im Diner war wahnsinnig gut und die Explosion mit Marie war nicht nur eine starke emotionale Szene sondern hat auch für die ganze Staffel eine Grenzziehung und Lagerentscheidung von Skylar forciert und so eindringlich ausgeführt wie es nur möglich war. Brillant.
Schattenseit: Jesse. Wie er da sein Auto einfach liegen lassen hatte und auf diesem blöden Karussel lag, habe ich mir einfach nur gewünscht, dass ihn jemand von seinem Elend erlöst. Was für ein Vollidiot. Und leider nehme ich der Rolle den Emo-Kollaps in dieser Stärke und Richtung auch nicht ab. Dass wirkt mir zu hingebogen, um Hank einen Angriffsweg in Richtung Walt zu eröffnen und Jesse als Zünglein an der Wage zwischen den beiden einzubauen. Sinnvolle Idee an sich und so war es für den Endspurt der Show auch zu erwarten. Aber der Weg, auf dem man Jesse in diese Position installiert hat, schwächt seine Rolle doch stark und macht ihn in meinen Augen zu sehr zum Opfer und Gegenstand der Handlung als zu einer lenkenden Rolle. Ich fände es schade und verschwendet, wenn er bis zum Ende so ein schwaches Würstchen bleiben würde, und hoffe doch sehr, dass er auch wieder zu einer gewissen Stärke findet, um zwischen den Fronten seine eigene Entscheidungsgewalt zu etablieren.
Schönster kleiner Moment:
Sauls Gehilfen auf dem Geldberg mit dem winzigen Austausch: "Mexiko. All I'm saying." "He got 10 Prisoners in a 2 minute window - all I am saying." Und plötzlich bekam der Geldberg durch diesen winzigen Reminder wieder eine ganz andere Wirkung.
Was bleibt noch zu sagen?
Ich habe das Gefühl wir haben irgendwas vergessen...