- Di 11. Nov 2014, 23:17
#1397234
Hm, letzte Season war ich noch der Buh-Rufende am äußersten Rand des Kritikerfeldes, jetzt bin ich irgendwie so mitten drin. Die aktuelle Folge war sicher die schwächste der bisherigen Staffel, aber das allgemeine Niveau finde ich momentan gar nicht schlecht. Ich gebe allen, die hier am Dumpfbacken-Trio meckern dabei aber auch recht. Die fühlen sich immer noch so sehr wie Fremdkörper an als habe man simple Comicfiguren einfach auf Realfilmszenen draufgemalt. Dass Eugene jetzt schon seit vollkommen absehbares Geständnis raushaut, hat mich etwas überrascht. Aber damit kollabiert auch schon wieder jede Richtung der Show. Und das wird inzwischen einfach zum Problem. Klar, The Walking Dead hat kein eindeutig definiertes Ziel. Das wissen wir nicht erst seit jetzt. Aber das muss ja nicht heißen, dass die Serienwelt so dermaßen stagnieren muss. Inzwischen ist einfach viel Spannung raus, weil man gewisse Dinge als Zuschauer einfach zu sicher weiß:
- Wer schon seit Staffel 2 dabei ist, wird auch mit größter Wahrscheinlichkeit jetzt nicht mehr sterben. Das survival guarantee feeling für einige Kernfiguren ist inzwischen extrem groß geworden.
- Sie werden kein Heilmittel finden
- Sie werden nicht herausfinden, wie es zu der ganzen Katastrophe kam
- Die Welt wird nicht mehr gerettet werden. Es wird keinen Umbruch mehr geben, durch den sich die Regeln des Überlebens drastisch verändert.
- Entsprechend werden sie auch weiterhin den Zyklus "a) On the road, b) this could be a save place, c) nope, big mistake, back to a)" durchlaufen
- Weil Zombis selbst keine ausreichend große Bedrohung mehr für die Gruppe sind, müssen sie immer wieder auf andere Menschengruppen mit mehr oder weniger geheimen, mörderischen Motiven stoßen.
- Wo immer es eine relativ autarke Gruppe anderer Überlebender gibt, wird diese nur durch ein ethisch katastrophales Sozialsystem am Leben erhalten, das in Reibung mit den Helden gerät und dabei in sich zerbricht, wodurch ein Konflikt eskaliert (dann kämpfen wieder Menschen gegen Menschen, die Außenverteidigung bricht unter den Kämpfen zusammen, eine Walker-Herde dringt ein und wieder wird eine Festung unbrauchbar gemacht.
- In den Wirren verliert man einander aus den Augen und es werden im "on the road" Schritt wieder mehrere Episoden mit Einzelgrüppchen gefüllt, bis irgendwann wieder alle zusammenfinden.
- Unterwegs haben dann wieder einzelne Figuren Ungeheuerliches tun müssen, um zu überleben, was sie vorerst dem Rest der Gruppe verschweigen, bis sie das dunkle Geheimnis irgendwann einholt.
Das ist momentan ziemlich erschöpfend die Liste der Plot-Punkte, die The Walking Dead zur Verfügung stehen. Ich habe langsam immer größere Zweifel wie lange es noch reicht, die bloß immer wieder mit leicht unterschiedlichen Inhalten auszumalen und vielleicht in verschiedener Reihenfolge und Rollenbesetzung aneinanderzumontieren. Es muss für mich irgendeine Form von fühlbarem Fortschritt her, sonst bleibt das einfach eine ermüdende Zermürbungsspirale - dann aber nicht mehr nur für die Charaktere sondern auch für die Zuschauer.
"And in that moment, I swear we were infinite."