RickyFitts hat geschrieben: bei Tony Soprano hat man es einfach gar nicht versucht
:roll:
Nach den ersten vier sehr zähen Folgen, in denen gefühlt 80 Prozent der Szenen aus Slow Motion bestanden, hat sich die Staffel meiner Meinung nach wieder gefangen. An Season 2 kam man zwar nicht heran und ich hätte es auch bevorzugt, wenn man Dolarhyde etwas weniger Screentime gegeben hätte, um dafür den bereits vorhandenen Nebencharakteren ein gebührendes Ende zu spendieren (ich behaupte jetzt einfach mal, dass die Verantwortlichen sehr wohl wussten, dass es mit einer vierten Stafffel eher schlecht aussah), aber das war nichtsdestotrotz ein sehr sehr gutes Serienfinale.
Wenn ich nun die Staffel als Ganzes bewerten soll, frage ich mich wirklich, warum man sich in der ersten Staffelhälfte so unglaublich viel Zeit gelassen hat. Natürlich waren die Geschehnisse des S2-Finales gravierend, aber war es wirklich notwendig, die Konfrontation in Hannibals Haus zwanzig Mal zu wiederholen? Als Mason dann erneut Teil der Handlung wurde, hat das Pacing plötzlich so sehr angezogen, dass es auf mich wirkte, als hätten die Autoren erst nach einigen Folge realisiert, dass das wohl die letzte Staffel sein wird und man noch eine Unmenge an Story zu verarbeiten hat, wenn man der Vorlage treu bleiben wollte (daher wohl auch der etwas unbeholfen wirkende Zeitsprung). Die Verger-Story wurde dann ziemlich flott abgehandelt, was ich aufgrund des neuen Mason-Darstellers allerdings nicht allzu tragisch fand.
Als der Red Dragon-Arc begann, kamen mir persönlich aber die Nebenfiguren zu kurz. Bedelia und Alana haben eine so interessante Entwicklung durchgemacht, dass ich es sehr bedauere, dass beide in der zweiten Staffelhälfte so wenig zu tun hatten. Jack und Freddie hätte man meiner Meinung nach auch auf jeden Fall noch einen würdigen Abschluss im Finale geben müssen. Die Post Credits-Szene mit Bedelia am Essenstisch war jedoch genial. Richard Armitage hat mir als Dolarhyde zwar gefallen, aber die Figur blieb bis auf die Beziehung zu Reba leider relativ flach. Michael Pitts Verger war in der zweiten Staffel ein sehr viel unterhaltsamerer Antagonist, finde ich.
Am wichtigsten ist aber natürlich die Beziehung zwischen Hannibal und Will und hier hat Fuller eigentlich auch in der dritten Staffel alles richtig gemacht. Vor allem nachdem sich Hannibal gestellt hat, bekam die Beziehung nochmal eine völlig neue Dynamik, die mir sehr gut gefallen hat. Zudem waren die Alana-Hannibal- und Will-Bedelia-Szenen ebenfalls höchst unterhaltsam.
Insgesamt würde ich die dritte Staffel hinter der zweiten, aber vor der ersten einordnen, in der mir das Fall der Woche-Schema einfach viel zu prominent war. Schade, dass es vorbei ist. Ich hätte gerne Fullers Version von Silence of the Lambs gesehen ("Hannibal" wurde ja inzwischen schon mehr oder weniger abgehandelt).