Nun auch von mir die erste Hälfte an Bewertungen und Meinungen zu den Oscar Anwärtern.
Boyhood
Hat mir leider nicht so gut gefallen, wie ich es mir gewünscht hätte. Für fast 3 Stunden Erzählzeit erzählt der Film für mich persönlich einfach zu wenig. Hier wird ohne große Höhepunkte das Aufwachsen von Mason Jr. erzählt. Sicher ist das realitätsnah, aber dafür brauche ich mir keinen 3 Stunden Film anschauen. Leider verlässt man die interessanteren Settings immer recht schnell wieder (z.B. hätte man hier den Einfluss der Stiefväter besser beleuchten können oder auch die Trennung von den Stiefgeschwistern). Dadurch wirkten die Szenen auf mich auch oft recht unabgeschlossen (zum Glück konnte man die Übergänge an den wechselnden Frisuren des Hauptdarstellers immer recht gut ausmachen).
Auch sind mir Mutter und Vater zu klischeebehaftet (Mutter trifft ständig schlechte (Männer-)Entscheidungen und Vater ist doch irgendwie nur der Wochenend-Dad mit neuer Familie). Gut gefallen hat mir die Musikauswahl des Films und auch den Beginn (ca. die erste Stunde) fand ich recht gut. Ansonsten lebt der Film meiner Meinung nach doch zu sehr von der Prämisse, dass man über so viele Jahre gedreht hat. Zumindest für die Story und Darstellerleistungen hat er in meinen Augen den Oscar sicher nicht verdient. Aufgrund der Augenroll-Szene mit dem Mexikaner (Richtung Ende des Films) hätte Boyhood eigentlich noch einen Punkt weniger verdient.
6/10
The Grand Budapest Hotel
Ist schon sehr lange her, daher kann ich hier kaum noch was zu sagen. Habe vorher noch keinen Wes Anderson Film gesehen und weiß auch nicht so recht, ob ich mir nochmal einen anschauen würde. Der Film wirkt optisch sehr schön und hat tolle Darsteller. Leider war mir aber die Story irgendwie zu konfus erzählt. (Bewertung wäre vermutlich irgendwas zwischen 5-7, aber so richtig einschätzen kann ich das nicht mehr.)
Whiplash
Whiplash ist ein sehr intensiver (Musik-)Film. J.K. Simmons spielt den strengen Lehrer wirklich großartig. Und auch Miles Teller sieht man die Anstrengungen des Drehs förmlich an. Die Liebesgeschichte zur Mitte des Films hätte man meiner Meinung nach nicht gebraucht. Und auch ansonsten betritt der Film mit seiner Grundstory sicher keine neuen innovativen Pfade. Das muss er aber auch nicht, wenn das gebotene so gut inszeniert ist wie hier. Ich denke, wenn man selbst einmal irgendein Musikinstrument halbwegs professionell gespielt hat (was bei mir leider nicht der Fall ist^^), wird man sich hier sicher noch mehr hineinversetzen können (und kann noch mindestens einen Punkt zur Wertung dazu addieren).
8/10
Birdman
Mein bisheriger Liebling und Oscar Favorit ist ganz klar Birdman. Die Story grob (so oder so ähnlich): der abgehalfterte ehemalige Birdman-Darsteller Riggan versucht mit seiner eigenen Broadway Produktion an ehemalige Glanzzeiten anzuschließen.
Fast der gesamte Film hat den Look eines langen one-shots. Dieses Gimmick sorgt dafür, dass man den ganzen Film über gefesselt dasitzt und kaum eine Atempause hat (hier macht sich die lange stille Flurszene gut, um mal kräftig durchzuatmen). Mann der ersten Filmhälfte ist für mich ganz klar Edward Norton, der Mike sehr überzeugend spielt. Danach tritt Michael Keaton (Riggan) stärker in den Fokus und liefert insgesamt eine großartige Gesamtperformance ab. Emma Stone als Tochter von Riggan hat in meinen Augen nur eine herausragende Szene (die vermutlich für die Nominierung gesorgt haben dürfte). Auch Zach Galifianakis macht seine Sache gut. Der Rest des Casts spielt ansonsten eine eher untergeordnete Rolle.
Auch bei Birdman haben mir einige Dinge nicht gefallen
. Aber das Gesamtpaket aus Inszenierung, Kameraarbeit und (größtenteils) großartigen Darstellerleistungen funktioniert hier einfach sehr sehr gut.
9/10
(Gibt es im Forum keine Text-Durchstreichen Funktion? BBCode strike funktioniert nicht...)