Herr Vorragend hat geschrieben:Die derzeitige Situation ist aber nun mal völlig anders als 2011. Natürlich gab es Migration schon damals und schon immer - aber hier geht es nun mal genau um diese völlig "andere Form" der Migration nach Deutschland seit ca. 3 Monaten. Im gesamten Jahr 2011 hatten wir gerade mal ca. 40.000 Migranten, also gerade mal ca. 110 Migranten pro Tag. Das war überhaupt kein Problem, das haben wir offensichtlich wunderbar gemeistert. (in Anbetracht dessen kann ich übrigens auch nicht ganz verstehen, wieso Du schon 10k Migranten pro Jahr als "Belastungsgrenze" betrachtest, @bmwtop)
110 Migranten pro Tag (im Jahr 2011) sind einfach eine vollkommen andere Hausnummer als die derzeitigen Zahlen - wir hatten in den letzten drei Monaten häufig die 100fache Menge Migranten pro Tag.
Und selbst da bin ich mir sicher, dass es irgendwie funktionieren wird. Womöglich sehe ich das alles weniger panisch, weniger paranoid, weniger verbissen. Das Land hat schon vieles verkraftet. Die Flüchtlinge in den 90ern, die Wiedervereinigung und und und...
Herr Vorragend hat geschrieben:
Ich frage mich eher: Wieso denkst Du, dass Dir Jemand "Sozialneid" unterstellt?
"suggerieren" != "unterstellen".
Herr Vorragend hat geschrieben:Kunstbanause hat geschrieben:Herr Vorragend hat geschrieben:Kunstbanause hat geschrieben:Und selbst wenn ich meinen Job verlöre und die Bleibe in Gefahr ist: Warum sollte ich meine Mitmenschen, zu denen Flüchtlinge eben auch zählen, in Konkurrenz zu mir sehen? In dem Fall wäre ich eine genau so arme Sau wie sie. Aber wäre ich eine "bessere" arme Sau, "nur" weil ich Deutscher bin?
Weil sie in dieser hypothetischen Situation (Du bist arbeitslos und evtl. sogar obdachlos) nun mal Konkurrenten wären - noch mehr Konkurrenten um die knappen Güter "Job" und "bezahlbarer Wohnraum".
Meiner Meinung nach ist "Konkurrenz" auch ein völlig neutraler Begriff - wie Du in diesem Zusammenhang überhaupt plötzlich auf die Idee kommst, dass Du deshalb eine "bessere" oder "schlechtere" arme Sau sein könntest, erschliesst sich mir so überhaupt nicht.
Ich halte den gesamten Gedankengang für völlig absurd.
Ich halte ihn für völlig logisch und nachvollziehbar.
Dann hast Du mich da offensichtlich gerade falsch verstanden. Ich will's mal versuchen mit einem Beispiel zu erklären, was ich gemeint habe: Du unterhältst Dich mit einem Bekannten, und er erzählt Dir, dass er gerade von einer Wohnungsbesichtigung kommt und dass er ganz stark hofft, dass das was wird; denn die Wohnung erscheint ihm geradezu perfekt, und die Miete ist für eine derart tolle Wohnung super-gering. Weil das aber ein so interessantes Angebot ist, gibt es noch ca. 40 weitere Interessenten für diese Wohnung, wie der Bekannte kurz danach erzählt. Es gibt also 40 Konkurrenten um die begehrte Wohnung.
So weit, so gut. Dann aber sagt der Bekannte im nächsten Satz aus heiterem Himmel plötzlich und scheinbar völlig zusammenhangslos: "Aber nur weil sich noch 40 weitere Leute für diese Wohnung interessieren, sind diese Leute doch trotzdem keine verfickten Arschlöcher!"
Wenn der Bekannte sowas sagen würde, dann würde man sich nicht denken: "Hmmm, ja, stimmt, da hat er ja im Grunde Recht..." sondern man würde sich denken: "Häh? WTF? Natürlich sind das keine "verfickten Arschlöcher", warum in aller Welt sollten sie das auch sein? Was zum Geier sollte dieser völlig verwirrte Satz - wie kommt der aus heiterem Himmel auf den völlig absurden Gedankengang, dass die anderen 40 Interessenten "verfickte Arschlöcher" sein könnten?"
DAS meinte ich damit, dass ich den Gedankengang an sich absurd finde.
Wo kommen die verfickten Arschlöcher auf einmal her? Ich wüsste gern, worauf Du hinaus möchtest. Vor allem frage ich mich, weswegen Du mir ständig Worte im Mund herumzudrehen versuchst bzw. mir Worte in den Mund legen willst. Oder Dinge in etwas hineininterpretierst, für die ich erst mal Früchtetee mit Teppichfasern rauchen müsste.
Herr Vorragend hat geschrieben:Ich habe lediglich auf den vermeintlichen Widerspruch hingewiesen, dass Jemand einerseits sagt, dass er "zehn Jahre trotz permanenter Eigenbemühungen" arbeitslos war, nur um im nächsten Moment dann das urdeutsche Lied mit dem sinngemässen Text "Wer in Deutschland einen Job will, der findet immer einen - die scheiss Arbeitslosen sind sich doch einfach nur viel zu fein dafür, die weniger begehrten Jobs anzunehmen!" zu singen.
Wieder interpretierst du munter drauf los. Lass mich auch mal von dem Zeug probieren.
Herr Vorragend hat geschrieben:Kunstbanause hat geschrieben:Ich sags mal so: Ich habe auch schon Straßen gefegt und habe Dreck aus Bächen gefischt, Pferdemist von der Straße geschippt, Äste matschige Hänge hochgeschleppt. Bei Wind und Wetter. Nicht aus Spaß, sondern um über die Runden zu kommen. Freiwilliger 1€-Job. War ich mir nicht zu fein für.
Fein, aber was sollte das in diesem Zusammenhang bitte belegen? Meiner Meinung nach widerlegst Du damit ironischerweise lediglich Deine obige Aussage, belegst also gerade den kleinen Widerspruch, den ich hier sehe.
Denn wenn Du einerseits sinngemäss sagst: "Wer in Deutschland einen Job sucht, der findet immer einen - er darf sich halt nur nicht zu fein für gewisse Tätigkeiten sein!", und Du dann mit Beispielen wie den eben genannten belegen willst, dass Du Dir für keine Tätigkeit zu fein bist - dann stellt sich doch zwangsläufig erst recht die Frage, warum Du dann derartige 1-Euro-Jobs gemacht hast, statt einen viel besser bezahlten Beruf in einem Bereich zu wählen, in dem, wie Du sagst, "ständig Bedarf ist"?
Einfache Sache: Kein Führerschein und kein Auto. Ergo kaum Chancen außerorts. Bevor du weiter fabulierst:
Ich habe, als ich noch im Rhein-Neckar-Kreis gewohnt habe, zwei Mal den Führerschein angefangen. Einmal zeitbedingt aufgehört (Band war mir in der Zeit wichtiger), einmal geldbedingt (weil es nicht gereicht hätte), es dann sein gelassen, weil der ÖPNV bestens strukturiert ist dort unten. Job durch Krankheit verloren, Frau kennen gelernt, zu Frau gezogen, dann hier in Nordhessen weitergesucht, nicht gedacht, dass es SO strukturschwach ist und dann lange rumgekrebst. ÖPNV war hier ohnehin schon schlecht, wurde über die Jahre immer schlechter.So dann der Teufelskreis:
Kein Geld = kein Führerschein.
Kein Führerschein = kein Auto.
Kein Auto = kein Job außerorts.
Unterstützung vom Jobcenter für Führerschein und Auto: Ja, aber.
Jobcenter: Arbeitsvertrag muss vorliegen, dann ja.
Potenzieller Arbeitgeber: Sie haben jetzt keinen Führerschein, wir brauchen Sie jetzt. Also: nö. Pech, Herr Banause.
Banause zu Jobcenter: Die stellen mich nur mit FS ein.
Jobcenter: Sie kriegen FS aber nur mit Arbeitsvertrag. Pech, Herr Banause
Tja, und diese Situation hatte ich ungelogen IMMER. Ja, man hätte mir Überbrückungs-/Trennungsgeld gewähren können, damit ich schon mal "voraus" arbeitsortnah umziehe, aber ich hätte das ein oder andere vorstrecken müssen, was mir schlichtweg nicht möglich war.
Später im Rahmen einer der vielen 1€-Jobs die Gelegenheit, Geld für FS anzusparen. Habe im Forst gearbeitet und an einer Schule (inkl. Klassenbetreuung und Erarbeitung von Unterrichsmaterial für Kl. 1 bis 4) - zuerst hieß es, den Rest sponsort das Amt. Dann hieß es: Das Amt wird doch nicht so viel sponsorn. Zuletzt hieß es: Mal schauen, ob das Amt noch etwas sponsort.
Das Ende vom Lied war, dass die Fahrschule ordentlich daran verdient und auch vieles eingeklagt hat und wir insgesamt 24 Teilnehmer waren, die letzten Endes in Schulden geraten sind, wenn sie nicht ohnehin schon da waren. Aus Existenzängsten war ich dermaßen runter mit der Bereifung, dass ich die Maßnahme noch vor der ersten Fahrstunde abgebrochen habe.
Glaub mir, ich habe schon genug Dreck gefressen und habe schon so einiges probiert.
Jetzt ortsnaher Job. Und in den rund 2 1/2 Jahren erst mal etwas am Lebensstandard geschraubt. Und ja, NICHT für den Führerschein gespart, um endlich mal ein wenig egoistisch zu sein. Dinge nachgekauft. Kleiderschrankupdate. Urlaub. Kraft tanken. Verlorengeglaubtes nachholen.
Herr Vorragend hat geschrieben:Kunstbanause hat geschrieben:Herr Vorragend hat geschrieben:(Mögliche Abschaffung des Mindestlohns)
Das wäre in der Tat unschön. Nur: Politiker und Wirtschaftsbosse sind die, die ihren Arsch im Trockenen haben, und in der Wirtschaft geht es darum, Gewinne zu erzielen - sind diese nicht mehr ganz so groß (obwohl es noch immer Gewinne sind, die beispielsweise das erste Mal eben nicht noch weiter gesteigert werden konnten), ist das Geheul groß.
Selbstverständlich wäre ich stinksauer. Aber schon wieder eine Was-wäre-wenn-Sozialneid-Frage. Ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen, die Flüchtlinge dafür verantwortlich zu machen, sondern in dem Fall den Turbo-Kapitalismus und die Megalomanie der Mächtigen. Da wäre manchmal etwas Bescheidenheit gut.
Ich verstehe auch hier wieder nicht ganz, was das jetzt überhaupt konkret mit "Sozialneid" zu tun haben soll; meiner Meinung nach interpretierst Du da wieder etwas hinein, was so gar nicht gemeint war.
Als tatsächlicher Mindestlöhner würden Dich derartige Änderungen an den Mindestlohn-Regeln am stärksten treffen - und da mir in meinem Bekanntenkreis keine anderen Mindestlöhner bekannt sind, die ich fragen könnte, fand ich es einfach mal sehr interessant zu hören, was Du als direkt Betroffener über derartige Forderungen denkst, ob Dich das nicht beunruhigt etc.
Ich rechne sogar fest damit und würde mich im Ernstfall damit abfinden müssen, denn gerade mein derzeitiger Arbeitgeber spart trotz Milliardenumsätzen vor allem an seinen Mitarbeitern. Noch letztes Jahr zur gleichen Zeit habe ich für dieselbe Arbeit gerade mal 7 Euro pro Stunde bekommen. Es hat mich allerdings auch nicht umgebracht.
Da ich mich trotz Job ja eh noch in ALG II befinde, würde ich ohnehin weiter das tun, was ich ohnehin tun muss: Mich weiter bewerben. Weiter suchen. Nicht aufgeben.
Herr Vorragend hat geschrieben:Deine Antwort/Einstellung diesbezüglich erscheint mir übrigens ehrlich und rational. Was den Punkt mit den Flüchtlingen betrifft, hast Du natürlich völlig recht: natürlich wären die Flüchtlinge nicht schuld, falls es zu einer Abschaffung/Aufweichung des Mindestlohns kommt - für Wirtschaftsbosse, Arbeitgeberverbände etc., die jetzt derartige Forderungen stellen, ist die Flüchtlingswelle derzeit lediglich ein hochwillkommenes Argument, um Dinge zu fordern, die sie auch schon davor wollten. Das ist ja völlig klar, das hat doch auch niemand hier bezweifelt.
Und worauf wolltest du nun insgesamt hinaus? Mir Realitätssinn absprechen? Mich bezüglich irgendetwas belehren? Irgendetwas um des Widerlegens willen widerlegen?
Und @ bmwtop12
bmwtop12 hat geschrieben:Das liegt aber auch am mangelnden Willen, sich zu integrieren. Klar, warum sollte ich Bock haben, die Landessprache (!) zu lernen, wenn es die große Ummah gibt, innerhalb derer ich alles erledigen kann. Finde den Fehler... Hinweis: Hat was mit der LANDESsprache zu tun.
Warum wird permanent davon ausgeganen, dass der Integrationswille nicht da ist? Habt ihr Euch auch nur einmal in die Lage von Migranten versetzt, die ohne Sprachkenntnisse (und wie aktuell die Flüchtlinge nur mit dem Nötigsten) in das ihrer Meinung nach beste Land kommen? Die nicht nur auf Willkommensein stoßen, sondern auch auf viel Ablehnung? Bei denen die Ablehnung gar überwiegt? Mit denen so manch Deutscher redet, als seien sie nicht etwa anderssprachig, sondern als seien sie kleine Kinder, die geistig zurückgeblieben sind?
Klar suchen ebenjene Menschen, wenn man ihnen signalisiert, sie seien nicht willkommen, dann irgendwann ihresgleichen. Sie versuchen, einen Fuß in die Tür zu bekommen, suchen dafür Hilfe bei ihren Landsmännern - und irgendwann verursacht die mangelnde Akzeptanz ihnen gegenüber die ersten Anflüge von Resignation, und die Resignation führt zu Ghettoisierung - und wenn man auf keinen grünen Zweig kommt, kommt halt oftmals auch Kriminalität ins Spiel. Nur: Das ist doch keinesfalls "ausländertypisch", sondern schlichtweg eine Entwicklung, die man in jedem sozialen Brennpunkt erleben wird, ganz gleich, ob der/die Kriminelle Mustafa, Ayse, Kevin, Sandy oder Lasse heißt.
bmwtop12 hat geschrieben:Im Ernst: Ein Bekannter von mir ist nach Norwegen ausgewandert. Das ALLERERSTE war das Erlernen der Sprache. Was soll ich irgendwo herumstammeln, wenn ich die Sprache des von mir gewählten LANDES nicht beherrsche? Hat wohl auch etwas mit innerem Antrieb und dem Intellekt zu tun... Gleichzeitig erweise ich meinen Mitbürgern auch den nötigen Respekt, wenn ich deren Sprache beherrsche.
Das ist, mit Verlaub, verdammt anmaßend und respektlos. So, wie du es gerade formulierst, liest sich das wie: "Na, wenn die hier her kommen und nach einem halben Jahr noch kein Deutsch können, dann KÖNNEN die ja nur faul und dumm sein!". Herrje, als wäre die Sprache das einzige Problem, das die Menschen haben.
bmwtop12 hat geschrieben:(Das ist alles so selbstverständlich, dass es irgendwie doof ist, darüber zu reden. Das Material bei deutschen Behörden hat damit nichts zu tun. Außerdem: Amtssprache ist Deutsch!)
Ach so, bin ich aus Versehen am Stammtisch gelandet. Da hab ich mich wohl verlaufen.
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