Theologe hat geschrieben:acid hat geschrieben:Theologe hat geschrieben: Bester Nebendarsteller ist sicherlich die Kategorie, in der OscarsSoWhite am stärksten zuschlug. Idris Elba, Jason Mitchell oder Benicio Del Toro hätte ich lieber gesehen als Tom Hardy und Christian Bale und das obwohl die zu meinen Lieblingsschauspielern gehören.
Bales Darbietung überhaupt zu nominieren (nicht, dass sie schlecht war), finde ich genauso unpassend, wie Rylance seine 5 Minuten auszuzeichnen.
Rylance 5 Minuten haben mich aber wenigstens beeindruckt. Christian Bale hat sein Material routiniert gespielt. Meine erste Wahl war Rylance von den Nominierten auch nicht. Aber er hat mir zumindest sehr gut gefallen und so kurz wie Alan Arkin in Argo war seine Rolle nun auch nicht.
Auch wenn ich vorher sehr hohe Erwartungen an den Film und an Idris hatte, aber beeindruckt hat mich da letztlich nur der junge Hauptdarsteller. Elba war "nur" gut (wie auch Beasts als Gesamtwerk 8/10. Nebenbei bemerkt hat er auch den Akzent nicht durchgehend gemeistert, normalerweise stört mich das nicht, aber hier ging das vom Rausreißfaktor teils schon in Richtung Katey Sagal in TBX) und für mich auf der Nominierungsliste letztlich nahezu beliebig austauschbar mit den ebenfalls guten Bale (fand ich nominierungswürdig und mit der Rolle als brillanter Half-Retard hatte er natürlich beste Vorrausetzungen bei der Academy), Hardy, Keaton, Broadbent, Carell, Gleeson und sicherlich noch einer Reihe von Nebendarstellern, deren 2016er Filme ich noch nicht gesehen habe.
Del Toro ist einer davon, aber da Sicario auf ganzer Ebene nicht bei den Mitgliedern punkten konnte, ist sein Fehlen nun nicht überraschender als bei Emily Blunt.
Wenn jemand Grund hätte zu jammern, dann wäre das Roger Deakins, der seit 1995 (Shawshank) 13 Nominierungen erhalten hat und im Gegensatz zu Benicio immer noch auf den ersten Sieg wartet. Oder bis gestern Ennio Morricone, bei dem nicht nur der erste Oscar bis kurz vorm Sarg auf sich warten ließ, sondern der vorher auch nur 5 mal nominiert war (nicht nur die Spaghettis wurden ignoriert, auch legendäre Arbeiten in US-Produktionen wie Once Upon a Time in America). Früher Scorsese oder Leo.
Gesehen habe ich von den Oscarkandidaten bisher letztlich nur:
Mad Max: Fury Road 9,5/10
(Star Wars VII - The Force Awakens 9/10)
(Ich Seh, Ich Seh 8,5/10)
The Big Short 8,5/10
(so wie mich Beasts auf hohem Level enttäuscht hat, hat mich Big Short überrascht. Dachte erst der lebt nur vom Cast, aber ein derart trockenes und komplexes Thema so unterhaltsam, humorvoll und nachvollziehbar auf die Leinwand zu bringen, hebt den Film in Social Network Liga)
The Revanant 8,5/10
The Martian 8/10
Inside Out 8/10
(Beasts of No Nation 8/10)
Spotlight 8/10
(hier hat mir ähnlich wie bei Beasts der emotionale Faktor gefehlt. Das er den Zuschauer nicht zu sehr manipuliert, ist durchaus positiv zu sehen, aber Sorkin legt mehr Herzblut, Pathos und Dringlichkeit in Stoffe über Sportnachrichten. :lol: )
Brooklyn 7,5/10
(dieses Einwanderer Coming of Age-Liebesdrama war dann schon eher das, was ich von Big Short erwartet hatte. Ein solide produziertes und stark besetztes Drama, das ein aktuelles Thema anschneidet, ohne visuell, erzählerisch und inhaltlich auch nur einen Milimeter Neuland zu erkunden. Nett, aber für die Nominierung half dann wohl wirklich der Faktor, dass er viele Academy Mitglieder an ihre Jugendjahre erinnert hat.)
Die Oscars habe ich nur bis ca. 3 geschaut. Daumen gedrückt habe ich nur Mad Max, George Miller und Sly und außer letzterem hatte ja keiner eine realistische Chance. Leo hatte den Sieg in der Tasche und kein Daumendrücken nötig.
Chris Rock hat mir besser als NPH und die klassischen Musical-Entertainer-Hosts gefallen, aber das er den kompletten Monolog und auch die meisten Gags hinterher nur für das Thema genutzt hat, war mir dann irgendwann auch zu einseitig und fad. Zumal die Sprüche fast alle vorhersehbar waren. Nichts, was man nicht schon in Black-ish oder sämtlichen Late-Night Shows gehört hätte und bis auf einen gewagten Satz war es auch auf familientaugliches Niveau kastriert. Dann lieber nochmal Top Five (eine seiner wenigen guten Komödien) schauen. Besonders schade fand ich aber, dass es statt einer starstrotzenden Gagparade als Einspielfilm nur eine Montage der 2015er Filme zur Eröffnung gab.
Was für ein Gift diese Shitstorm-Kultur mit ihrer Ergötzung an der eigenen Empörung und moralischen Überlegenheit für sachliche Diskussionen und Meinungsfreiheit mittlerweile geworden ist, zeigt sich aber mal wieder gut an der negativen Reaktion auf seinen Seitenhieb in Richtung Jada Smith oder den ironischen Abschluss, dass nicht hinter allem Sexismus (bezogen auf #askhermore) oder Rassismus steckt. Die Fähigkeit über etwas zu lachen, das die eigene Sichtweise nicht bestätigend am Sack krault, ist vielerorts genau so verloren gegangen, wie die Fähigkeit einer kontroversen Diskussion ohne Scheuklappen Grautöne zu gestatten, anstatt vom Start weg alles mit missionarischem Eifer zu vergiften und somit eine Annäherung von vornherein auszuschließen.