- Mi 2. Nov 2016, 12:45
#1491502
Hier mal mein Staffelfazit:
Dümmel ist nach wie vor eine riesige Bereicherung für die Sendung. Gleichzeitig stellt seine Investitionsfreude aber dennoch auch ein gewisses Problem für die Sendung dar, denn durch ihn erscheinen die anderen Löwen plötzlich in einem deutlich schlechteren Licht: War es vorher Lencke Steiner, die durch ihr fast schon obligatorisches "Ich bin raus" negativ herausstach, sticht der Nachfolger auf ihrem Stuhl durch sein fast schon obligatorisches "Ich bin drin" so positiv heraus, dass nun ironischerweise die ganzen restlichen Löwen als vglw. investitionsscheu erscheinen.
Dümmel hat aber halt auch einen riesigen Vorteil: Die Sendung ist eine ziemlich geniale Werbesendung und damit geradezu prädestiniert für Produkte, die man direkt am Tag nach der Ausstrahlung mit einem eigenen Aufsteller mit gut sichtbarer "Bekannt aus der Höhle der Löwen"-Aufschrift im Markt um die Ecke finden kann. Und genau bei solchen Produkten steigt Dümmel fast immer ein, und verdient sich damit vermutlich dumm und dämlich, denn sogar abgepackte Exkremente könnte man auf diese Weise in den ersten Tagen nach der Sendung hunderttausendfach verkaufen.
Das ist ein absolutes Erfolgsrezept, und solche Produkte sind für den Zuschauer denke ich sogar die interessantesten.
Die anderen Löwen haben einfach andere Fachgebiete, die sind nicht im Vertrieb an grosse Handelsketten tätig, die können deutlich weniger vom unglaublichen DHDL-Werbeeffekt profitieren, und steigen immer nur bei solchen Sachen ein, die zufällig genau in ihr Metier passen. Schweizer ist üblicherweise nur interessiert an Ideen, die man als "Event" verkaufen kann; Williams nur an Produkten im Bereich "Beauty" (selbst da aber meistens nicht); Thelen an Dingen, die noch keinen Online-Shop haben (was aber auch nur noch sehr selten vorkommt). Und Maschmeyer... naja, der nutzt seine obligatorische Absage halt dafür, irgendeinen Schwank aus seinem Privatleben zu erzählen. Mir tun die anderen Löwen mittlerweile fast schon leid, weil sie sich sechsmal pro Abend eine neue abstruse Erklärung aus dem Finger saugen müssen, warum sie dieses Mal aussteigen...
Die Sendung neigt so ein bisschen dazu, zu einer Sendung für Produkte zu werden, die man am Tag nach der Ausstrahlung im Laden nebenan kaufen kann, und bei denen die Unternehmensgründer bereit sind, 30% ihres Unternehmens für 100.000 Euro an Dümmel zu verkaufen - ganz egal, was sie eigentlich herstellen. Wisst ihr, was deshalb das beste wäre, was der Sendung passieren könnte? Ein zweiter Dümmel; ein zweiter Löwe, der Produkte am nächsten Tag in die Ladenregale bringen kann.
Dann würde sich hoffentlich auch mal was an der "Friss oder stirb"-Mentalität ändern, die mich bei den Angeboten der Löwen ehrlich gesagt etwas stört: Die Gründer machen am Anfang ein Angebot, dann kommt am Ende von einem Löwen ein eigenes Angebot, das üblicherweise weit unter dem Angebot der Gründer liegt und fast immer 25,1% oder 30% Unternehmensanteile umfasst - und da sollten es die Gründer jaaaaaa nicht wagen, nochmal ein Gegenangebot zu machen, denn bei ihrem eigenen Angebot sind die Löwen üblicherweise nicht zum geringsten Kompromiss bereit. Da wird es immer so dargestellt, als wären die Gründer komplett verrückt und kompromissunfähig, wenn der Deal wegen ein paar tausend Euro oder paar Prozent Unternehmensanteilen scheitern würde - dabei sind ja sie selbst noch viel weniger bereit, auch nur einen Millimeter von ihrem eigenen Angebot abzurücken.
Im Grunde muss der Dümmel bei supermarktfähigen Produkten immer nur abwarten, bis alle anderen Löwen ausgestiegen sind, und macht dann seine übliche "Ich gebe euch das geforderte Geld; statt der geforderten 10% brauche ich aber 25,1/30% Unternehmensanteile"-Nummer. Mit einem zweiten Dümmel, der ebenfalls Waren in die Supermarktregale bringen kann, und so zu einem echten Rivalen für Dümmel wird, würde das Ganze eine viel interessantere Dynamik entwickeln.
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