thomasl hat geschrieben:Tja, dann liegt das Problem aber wohl daran, dass Du die Leistung von ARD und ZDF noch nicht zu schätzen weißt. Woher bitte sollte man in Deutschland denn seriöse Nachrichten bekommen wollen, wenn nicht von ARD und ZDF? Jetzt komm mir nicht mit RTL Aktuell oder den RTL II News oder den beiden deutschen "Nachrichtensendern".
Ich bin verdammt froh, dass ARD und ZDF ein riesiges Korrespondentennetz in der ganzen Welt betreiben. Weil damit die umfassende Information sichergestellt ist. So etwas würde sich kein Privatsender leisten. Und wenn man Informationssender in anderen Ländern beobachtet, weiß man ARD und ZDF erst noch mehr zu schätzen.
Bisschen eindimensional gedacht, den öffentlich rechtlichen als einzigen überhaupt Nachrichtenkompetenz zuzusprechen, findest du nicht? Du setzt deine subjektive Rangliste hier an, als wären das bewiesene Fakten. Fakt ist nur, dass die öffentlich rechtlichen, das wohl teuerste eigene Nachrichtennetzwerk Deutschlands haben. Ob dabei Qualitativ auch immer das beste draus hervorgeht steht auf einem ganz anderen Blatt. Vor allem darf man nicht vergessen, dass andere Sender internationale Kooperationen haben, um diesen Nachteil aufzuwiegen (zb RTL - N-TV mit CNN).
Und letztlich kommen fast alle Nachrichtenthemen doch auch auf anderen Sendern an. Nur die Aufbereitung unterscheidet sich eben. Ohne öffentlich rechtliche würden ja nicht plötzlich weltexklusive Themen verschwinden, von denen man nur und ausschließlich in der Tagesschau gehört hätte.
Die Unterschiede in der Aufbereitung der Themen sind schlicht Geschmackssache. Die RTL 2 News würde ich auch nicht schauen. Aber hey, soll es von mir aus geben. Für viele Leute ist eine neue Schlagzeige über Paris Hilton halt interessanter als der G8 Gipfel. Und für deren Bildung hilft ARD auch nichts, weil sie es einfach nicht schauen. Für meinen Geschmack bringt N-TV sogar sehr brauchbare Nachrichten. Vor allem der Wirtschaftsteil ist imo da sogar den Kollegen bei den öffentlichen Sendern überlegen.
Es gibt also durchaus Alternativen. Und wenn die öffentlichen wegfielen, würde der Bedarf sich dergestalt auf die privaten Angebote verteilen, dass unsere 2 Nachrichtensender ihre Markanteile und folglich ihr Budget für ein Korrespondentennetz deutlich aufstocken könnten. Dass die Kompetenz der öffentlichen auch ihre Grenzen hat, kann auch nicht verleugnet werden. Das Schlagwort "Killerspieldebatte" fiel hier schon mehrfach und die Beiträge, die dazu bisher bei Panorama oder Frontal 21 liefen waren haarsträubend schlecht recherchiert, völlig einseitig und so reißerisch aufgemacht wie eine BILD-Schlagzeile. Und das ist nur EIN Thema, mit dem ich mich mal zufällig auskenne. Wie viel Müll ähnlicher Strickweise die mir schon angedreht haben, ohne dass es ich aus eigenem Wissen und Erfahrungen als solchen erkennen konnte, will ich mir gar nicht ausmalen.
Der Vorwurf des "Rentner TV" zeigt nur, dass man sich dann wirklich noch überhaupt keinen Gedanken darüber gemacht hat, was ARD und ZDF alles bieten. Man kann es eben auf zwei verschiedene Arten betrachten: Man pickt sich all das raus, was schlecht ist und reduziert ARD und ZDF darauf ode man pickt sich das raus, was einem gefällt und kritisiert gleichzeitig, was dort besser laufen müsste. Denn perfekt ist das System nicht. Nur ohne ARD und ZDF wäre Deutschland arm dran.
Immer wieder schön, wenn jemand seinem Diskussionsgegenüber schlechten Argumentationsstil vorwirft und im selben Atemzug genau das gleiche Muster verwendet. Du pickst dir hier nur heraus, was gut ist (bzw du dafür hälst), nämlich die Nachrichten und Informationssendungen, und klammerst alles andere aus.
Aber: die bisherige Diskussion hier hat doch gezeigt, dass über eine weitgehende Akzeptanz des Informationsauftrages der öffentlich rechtlichen relativer Konsens herrscht. Im Zentrum der Kritik in diesem Thread steht der Begriff "Grundversorgung" im Zusammenhang mit dem Unterhaltungsteil des öffentlich rechtlichen Angebots.
Und kurz zusammengefasst läuft der Tenor hier auf folgende Kritikpunkte hinaus:
Eine Grundversorgung sollte sich auf ein absolutes Minimum an Unterhaltungssendungen beschränken, um die Kosten gering zu halten ODER aber bei höheren Gebühren wirklich auch alle Zielgruppen gleichermaßen stark bedienen.
Und beide Forderungen werden schlichtweg nicht erfüllt!
Die Programmschwerpunkte im Sektor Unterhaltung sind - vor allem am Vorabend und in der Primetime - leicht auszumachen:
- Krimi/Justiz in Serie und Spielfilm: durchweg ohne große Experimente nach funktionierenden Schemen. Und das in rauen Massen. Allein an Serien wäre da in den nächsten 7 Tagen: Ein Fall für Zwei, Der letzte Zeuge, Der Kriminalist, Ein Fall für Nadja, Der Dicke, Die Rosenheim Cops, diverse SOKOs (täglich!), Der Staatsanwalt, Bella Block, Das Großstadtrevier. Dazu kommen noch mindestens 5 Filmproduktionen im Krimigenre, davon 2 Tatorte.
- Volksmusiksendungen (Carmen Nebel, Musikantendampfer/-stadl/-scheune whatever, Liebesgrüße von Marianne und Michael)
- seichtes Melodram / Schmonzette (Die ganze Sparte um Rosamunde Pilcher, Inga Lindström, die Klinik unter Palmen, Traumschiff etc.)
- Seifenoper / Telenovela / Familenserie (schlimmstenfalls mit dressierten Tieren wie Robben oder Affen
- Quiz- und Unterhaltungsshows (Wetten Dass..., Verstehen sie Spass)
Das sind neben den Informationsformaten die wesentlichen Stützen des Programms von ARD und ZDF. Pro Woche verirren sich vielleicht noch 3 ausländische Spielfilme in die Lateprime nach 22 Uhr. Und das wars!
So und nun fragen wir uns doch mal: Wo sind für eine Grundversorgung, die - auch wenn es schwer bis unmöglich ist - doch wenigstens versuchen sollte es allen Recht zu machen, die großen und offensichtlichen Lücken?
Beispiele für (US) Serien des Genres bei den Privaten in Klammern
Thriller (Prison Break, 24)
Action (Alias, Der Clown, Cobra 11 - ja ist dämlich, aber sie kopieren ja auch telenovelas...)
Comedy (zig Sitcoms, Simpsons, South Park, Boston Legal)
Dramedy (Desperate Housewifes, Six Feet Under)
Sci-fi / Fantasy (Star Trek, Stargate, Buffy, Blade, Surface)
Mysterie (Lost, Jericho)
In diesen Sparten haben die öffentlich rechtlichen wirklich NICHTS zu bieten. Und nun die nächste Frage: Welche Genres sind außer dem Krimi bei der jungen Zielgruppe am beliebtesten?
copy & paste. Genau die selbe Liste!
Action und Scifi könnte ich ja sogar noch entschuldigen. Die sind meist so teuer, dass sie hierzulande nicht rentabel produzierbar sind. Aber Comedy und Drama? Warum macht ein öffentlich rechtlicher Sender, der doch angeblich Qualitätsfernsehen auf der Fahne stehen hat nichts in der Richtung eines Six Feet Under? Ein normales Haus, paar talentierte Schauspieler und gute Drehbücher. Das ist nicht teuer! Sitcoms genau die selbe Frage.
Es fehlt am Willen! Die öffentlich rechtlichen machen in der Unterhaltungsschiene Rentnerprogramm! Ich bin kein Rentner und ich bezweifle, dass ich mich im hohen Alter an Marianne und Michael erfreuen würde. Ich krieg von denen nichts geboten, was mir die privaten nicht annährend gleichwertig oder sogar besser liefern - und das umsonst. Ergo sehe ich überhaupt nicht ein, warum ich dafür zahlen sollte.