Ich finde die Posts von RickyFitts immer ziemlich gut, weil er seine Meinung immer ausführlich und nachvollziehbar begründet und Argumente heranzieht, die gar nicht mal so falsch sind. Wenn ich seinen Post weiter oben durchlese, hat er ein paar wirklich gute Argumente, aber ich bin ehrlich gesagt der Ansicht, dass er etwas hart urteilt und kann ihm in manchen Punkten nur begrenzt zustimmen.
RickyFitts hat geschrieben:
Die Cousins waren entsetzlich blöde und haben für mich überhaupt nicht in die Serie gepasst oder auch nur ansatzweise funktioniert. Die ganzen sinnlosen wortlose Killer morden sich in Richtung Staaten Szenen waren teilweise schreiend unlogisch und ein krampfcooles Nacheifern auf Filme wie No Country for Old Men. Geradezu ärgerlich war dann aber die Auflösung. Da schleift man eine halbe Staffel lang diesen Ballast mit sich rum und als man sie endlich mal positioniert hat, um für Walt ein Problem zu werden... Da neutralisiert man sie einfach. Und Hank als Spürhund gleich mit. Wie dämlich ist es denn das dramaturgisch bitte? Da baut man zwei Plotstränge auf, die für den Protagonisten zur Bedrohung werden könnten und bevor der überhaupt großartig damit involviert wird, heben sich beide Antagonistenfronten gegenseitig auf und die ganze Spannung verpufft. Cousins tot, Hank heult im Krankenhaus rum und denkt überhaupt nicht mehr an die ganzen Spuren, die er gesammelt hat. Der ganze Strang wird einfach fallengelassen. Dramaturgisch geradezu idiotisch.
Die Cousins waren in der Tat ein wenig idiotisch und oftmals eher lächerlich, aber dass der Handlungsstrang so früh aufgelöst wurde, fand ich gar nicht mal so schlecht. Vince Gilligan sagte selbst in einem Interview, dass die beiden so früh rausgeschrieben werden mussten, weil sie die beiden nicht durch die ganze Staffel schleifen wollten, nur um in Folge 13 zu einen künstlichen Showdown mit Walt zu kommen. Im Gegensatz zur vorherigen Staffel war die Staffel nämlich nicht von Anfang bis Ende durchgeplant und die Autoren hatten Schwierigkeiten zu erklären, wie sie die beiden Cousins so lange von Walt fernhalten können. Ich fand es war eine angenehme Überraschung die beiden schon zur Mitte der Staffel rauszuschreiben und dass Walt erst nach der Neutralisierung der Cousins erfährt, dass sie hinter ihm her waren, hat uns diese tolle Szene zwischen ihm und Gus beschert.
Davon mal abgesehen verstehe ich nicht ganz, warum du die Cousins der Dramaturgie wegen noch weiter in der Serie gewollt hättest, wenn du sie sowieso lächerlich fandest? Dann ist es für dich doch gerade gut, dass sie so früh rausgeschrieben wurden. In einen deiner früheren Posts hast du bemängelt, dass es Breaking Bad an Überraschungen fehlt und der Plot total vorhersehbar ist. Hast du erwartet, dass die Cousins so früh rausgeschrieben werden? Nein, dann müsstest du doch eigentlich froh darüber sein, dass du endlich mal etwas nicht vorausgesehen hast. Dass Hank auch gleich mit neutralisiert werden musste, liegt auch viel eher daran, dass Breaking Bad noch kein Endtermin festgelegt hat und man sich auch noch ein bisschen Stoff für zukünftige Staffeln aufheben muss. Und warum sollte Hank, der an PTS leidet nach so einem traumatischen Erlebnis mit solchen schwerwiegenden Verletzungen gleich wieder sofort seinen Spuren nachgehen? Das wäre doch ziemlich unrealistisch. Und hätte er es gemacht, dann hättest du vermutlich bemängelt, wie dämlich es ist, dass er dem sofort wieder nachgeht, obwohl er gerade erst angeschossen worden ist.
Und was den bad conscious Teil angeht war das auch eher mau und teils ganz schön aufgesetzt. Zb als Jesse jemanden anfixen will, der sich gleich darauf als Mutter herausstellt und dann - noch melodramatischer - in dem Jungen den Mörder seines Freundes erkennt.
Das war in der Tat etwas zu arg konstruiert, als würde man uns mit einem Holzhammer nochmal verdeutlichen wollen, dass Jesse ein Gewissen hat. Großartig gestört hat es mich aber nicht sonderlich.
Von der ganzen Familien-Trennungskiste will ich gar nicht erst anfangen. Großer Gott, hat Skylar mich genervt. Und Junior hat die komplette Staffel hindurch mal wieder bewiesen, dass er nur ein lahmer Statist ist.
Die Familien-Trennungskiste musste man aber thematisieren und die Autoren haben dem absichtlich so viel Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie nachvollziehbar erklären wollten, warum Skyler nicht gleich zur Polizei geht. Ich fand es gut, weil es Skyler zu einer aktiveren Figur gemacht hat und es Anna Gunn mal etwas interessanteres Material gegeben hat. Davon mal abgesehen finde ich die Figur recht glaubwürdig geschrieben und finde es gut, dass man Skyler nicht zur jahrelang ahnungslosen Ehefrau gemacht hat. Klar, die Figur ist oftmals ziemlich unsympathisch geschrieben (wobei ich nicht wirklich den Eindruck habe), aber ich denke, dass du dich hier zu sehr von deiner Antipathie gegenüber Skyler einnehmen lässt, denn der Handlungsstrang war IMHO sehr gut ausgeführt. Junior ist in der Tat eher ein Statist in der Serie, aber möchtest du irgendwelche öden Nebenstorylines um Juniors alltäglichen Teenage-Sorgen haben? Um Junior in Walts Geschichte einzuführen ist es definitiv noch etwas zu früh, wobei ich einen Konflikt Jesse/Junior ganz interessant finden würde, vielleicht kommt man da noch hin.
Da gab es schon sehr sehr viel Schatten in dieser Season. Aber kommen wir zu den guten Sachen: Gus. Mike. Raul. Leider sieht man diese drei Rollen immer nur in funktionellen Szenen für den Plot - denn eigentlich würden die alle erheblich mehr bieten als nur das. Hier wünsche ich mir Ausbau und Szenen die über das rein geschäftliche hinausgehen. Denn da erkennt man komplexe und interessante Persönlichkeiten, die man mal auf unterschiedlicheren Ebenen gefordert sehen will. Ich bleibe zwar dabei, dass Walt und Jesse die einzigen wirklich herausragenden und vollständig entwickelten Charaktere in BB sind, aber diese drei könnten mit etwas mehr Spielraum gut in diese Riege aufschließen.
Dem kann ich mich anschließen. Ich würde mir auch wünschen, wenn man die drei Figuren etwas ausbaut, besonders Mike finde ich sehr interessant. Aber ich denke, dass es durchaus im Bereich des Möglichen ist, dass man sowohl Gus als auch Mike weiter ausbaut. In dieser Staffel hat man ja schon Skyler und Hank von mehr eindimensionalen Figuren weiter ausgearbeitet, wenn auch nicht so stark wie Jesse und Walt.
Mit "Fly" gab es in Season 3 sogar eine komplette Episode die bis auf Walt und Jesse alle anderen Charaktere ausgesperrt hat, um uns eine Dreiviertelstunde lang einen einzigen verdammten Plotpunkt wieder und wieder und wieder einzuhämmern, bis man nach der Hälfte nur noch da sitzt und den Bildschirm mit "OH F*CK! I GET IT! REALLY! MOVE ON!" anbrüllen will. Schlimmer, weil in der ersten Staffelhälfte noch viel dominanter, ist das bei der "Skylar is pissed off" Situation vorgekommen. Auch da gab es nicht wirklich viel Entwicklung, aber das bisschen Substanz wurde seehr breit ausgewaltzt - fürs Staffelfinale waren dann aber offenbar weder Skylar noch Hank, Marie oder Jr interessant oder wichtig genug.
"Fly" war eine Folge, die den Produzenten vom Studio aufgelegt worden ist, um Geld zu sparen. Für mich war es, genauso wie bei Striketeam, ein intensives, faszinierendes Kammerspiel, in dem man mit wenig Mitteln viel Spannung erzeugt hat und eine Folge entwickelt hat, die ziemlich vielschichtig auf mehreren Ebenen auseinander genommen werden kann. Normalerweise bin ich auch kein Fan davon, wenn das Erzähltempo für eine Folge verlangsamt wird und der Plot kaum voran kommt, deshalb habe ich auch erstmal vier oder fünf Tage gewartet bis ich die Folge sah, nachdem ich hörte, dass es eine Bottle-Folge ist, aber als ich die Folge sah, wurde sie schlagartig zu meiner Lieblingsfolge der Staffel und ich war den Autoren auch ein bisschen dankbar für diese kleine, aber nicht minder interessante Pause vom Hauptplot der Staffel.
Für ein "best show on TV" reicht das in meinen Augen aber bei weitem nicht. Keine Ahnung wo diese virale Marketingkampagne angefangen hat, dass dieser inzwischen teilweise wie ein Faktum verbreitete Titel durch die Forenwelten geistert. Aber qualitativ ist das leider klar argumentierbar nicht gedeckt. BB ist eine gute Serie, aber die Schwächen sind kaum zu übersehen und da gibt es einfach andere Shows, die auf ganz anderer Komplexitätsebene arbeiten.
"Best Show On TV" ist immer subjektiv. Es gibt auch One Tree Hill-Fans, die fest davon überzeugt sind, dass ihre Serie das Beste im Fernsehen ist. Wenn du sowas in Foren liest, dann solltest du immer ein "meiner Ansicht nach" davor stellen. Für jeden, der findet, dass Breaking Bad die beste Serie im Fernsehen ist, gibt es eine Person, die das anders empfindet. Und wenn du öfters liest, dass die Serie die beste Show im Fernsehen ist, dann liegt das einfach daran, dass die Serie halt viele Fans hat, welche die Serie genießen. Wenn du sowas liest, solltest du nicht davon ausgehen, dass es ein allgemein anerkannter Fakt ist.
An den grandiosen Balanceakt zwischen Comedy, Crime und abgründigem Psychothriller eines Dexters kommt es nicht ran - schon gar nicht bei dessen überragender vierten Staffel. Von Damages ganz zu schweigen. Da muss ich mir nicht jedes Trippelschrittchen Charakterarbeit aus fünf verschiedenen (oder nahezu identischen) Blickwinkeln vorkauen lassen sondern kriege einen breiten Cast aus viel facettenreicheren Charakteren, die sich auch alle exzellent in die verschachtelten aber thematisch exzellent komponierten storylines einfügen und nicht nur Ballast sind. Beide schaffen es zudem gleichzeitig deutlich mehr als nur 2-3 aktive Charaktere durch eine sehr viel dichtere Story zu balancieren ohne das auch nur halb so viel daneben geht.
Hier finde ich ehrlich gesagt, dass du Dexter ziemlich überbewertest. Die Serie hat doch auch kaum wirklich ausgearbeitete Figuren (jenseits Dexter, Deb und dem Gaststar des Jahres) und ist recht vorhersehbar, vor allem da die Staffeln alle ähnlich aufgebaut sind. Davon abgesehen hat Dexter den Vorteil, dass man in fast jeder Staffel einen Reboot hinlegen kann und frisch starten kann, während Breaking Bad jede Staffel vollständig auf den Geschehnissen der vorherigen Staffel aufbaut. Dexter hat im Verlaufe der Serie auch nicht so eine drastische Entwicklung durchgemacht wie Walt, sondern ist mehr oder weniger die gleiche Figur geblieben und der Status Quo der Serie ist eigentlich auch nie stark verändert worden. Breaking Bad verdient schon alleine deswegen Respekt, weil man es schafft die Serie nur mit zwei größeren Figuren packend zu gestalten und nicht darauf angewiesen ist jede Staffel eine neue Figur/einen großen Gaststar zur Serie hinzuzufügen. Dexter wird bei mir nie so einen hohen Stellenwert haben wie Breaking Bad, weil ich Dexter oftmals als ziemlich cartoonish empfinde.