CommanderNOH hat geschrieben:Die Leute, die da am Mittwoch gewählt haben, waren überwiegend Volksvertreter. Und von Vertretern, die ich gewählt habe, erwarte ich, dass sie auch Entscheidungen treffen, wenn´s unbequem ist.
Genau das ist doch der springende Punkt. Die Linke wurde von ihren Wählern gewählt, weil sie eben ihre Standpunkte vertritt. Du verlangst von Volksvertretern, die du nicht gewählt hast, dass sie ihre Wähler vor den Kopf stoßen, um etwas zu forcieren, was du willst. Das ist einfach widersinnig.
CommanderNOH hat geschrieben:So war es im Grunde ja auch. Aber da du ja rechnen kannst: hätte die Linke-Fraktion sich dazu durchringen können, Gauck zu wählen, hätte es theoretisch im ersten Wahlgang für Gauck reichen können.
Und weil die Linken sich dazu nicht durchringen konnten und irgendwelche Gründe vorgeschoben haben, haben sie es verpasst, die dilettantisch agierende Koalition mal ordentlich zu schocken. Die Chance wär ja da gewesen.
Und genau das ist Quatsch. Rot/Grün hat es einfach nicht für nötig gehalten, ihrem Kandidaten vorab eine mögliche Mehrheit zu verschaffen. Hätte man Gauck wirklich im Amt haben wollen, hätte man mit der Linken vorab reden müssen. Im Nachhinein zu sagen, hätte die Linke im ersten Wahlgang Gauck gewählt, wäre dieser gewählt worden, ist einfach müßig. Dazu hätte die Linke keine eigene Kandidatin haben dürfen, oder die eigene Kandidatin nicht wählen dürfen. Wäre es allerdings auf einen gemeinsamen Kandidaten von Rot-Rot-Grün rausgelaufen, dann hätte dies erstens nicht Gauck sein können und zweitens hätte es dann dennoch keine Mehrheit gegeben, denn dann hätten die Koalitonsabweichler sich enthalten und nicht Gauck gewählt.
Man kann hier diskutieren wie man will, den Fehler keine geschlossene Opposition zu stellen, haben die SPD und die Grünen gemacht, die einen Kandidaten nominiert haben, der auf das bürgerliche Lager abzielte und nicht auf die Linke. Übrigens könnte man auch anführen, dass Rot-Grün, die einen parteiübergreifenden Kandidaten wollten und dann auf den konservativen und marktliberalen Gauck kamen, auch hätten Wulff wählen können. Wenn man das wofür Gauck steht, wirklich für das Volk wollte, hätte man sich den ganzen Käse sparen können und hätte mit Wulff das gleiche Paket gehabt. Nur ging es SPD und Grünen eben nicht darum, sondern darum um die Koalition zu spalten. Warum sich die Linke an diesen Ränkspielen, die dieses Amt beschädigen, beteiligen sollte, verstehe ich nicht.
Abgesehen davon finde ich es ein wenig skuril, dass du die Auffassung vertrittst ein schwarzer Kandidat wäre zum Wohle des Volkes gewesen. Du wolltest das die Volksvertreter zum Wohle des Volkes diese Wahl missbrauchen, um eine Richtungswahl zu forcieren. Es geht bei dieser Wahl vornehmlich um das Amt und nicht um Parteipolitik. Dass diese natürlich in solchen Krisenzeiten nicht außen vor bleibt, ist klar, aber von einer Partei zu erwarten um der Parteipolitik willen einen für sie unwählbaren Kandidaten zu wählen, ist schon frech.
Ich stelle ja schon mit Erstaunen fest, dass diverse Politiker von Schwarzgeld in Talkshows nicht wie üblich auf die Linke eindreschen und ihre Enthaltung als demokratiefeindlich bezeichnen, sondern das durchaus respektieren und anerkennen. Da man eine absolute Mehrheit für Wulff hatte, hätte man da durchaus Gelegenheit auch die Linke anzugreifen. Tut man aber nicht. Man betont stattdessen ebenfalls, dass es an Rot-Grün gelegen habe, dass die Opposition nicht geschlossen auftrat. Das passt CDU und FDP natürlich auch gut in den Kram, ist aber dennoch erstaunlich, lässt man doch sonst auch keine Gelegenheit aus, die Linke zu beschimpfen.