Orange is the New Black Staffel 3 (Netflix)
Das die Emmys auch nach den Regeländerungen immer noch große Probleme haben Dramedys einzuordnen, zeigt sich überdeutlich daran, dass die Serie ausgerechnet für diese Staffel bei den Emmys in die Dramakategorie wechseln muss, obwohl der Humorpart hier in absurdere Gefilde driftet und stärker im Vordergrund steht, als je zuvor (oder auch in Halbstündern wie Transparent). Das man die "OZ-light" -Elemente, die Staffel 2 runtergezogen haben, hier wieder hinter sich lässt und sich nebenbei endgültig von der Piper & Friends-Show zu einem Ensemble-Dramedy entwickelt, hat Orange auch sichtbar gut getan.
Der gute Eindruck wird nur etwas vom Lost Staffel 2-3 Symptom getrübt. Die Rückblicke von Charakteren, die in den vorherigen Staffeln schon 1 oder 2 hatten, sind teils so unergiebig und langweilig, dass diese Unterbrechungen der Jetzt-Handlung kaum kurz genug sein können. Bei den Premiere-Rückblicken von einstigen Hinterbänklern war die Trefferquote höher.
Einen Subplot kann ich noch nicht abschließend bewerten, aber wenn der nicht in Staffel 4 aufgelöst wird, wäre das schon ärgerlich schlampig geschriebener Abschied eines wichtigen Charakters (der Schauspieler ist jetzt in einer anderen Serie).
Orange hatte nie das Level der besten Weeds Staffeln, aber es bleibt auch nach 39 x ~60 Minuten (womit man schon bei ~6 Halbstünder Staffeln wäre) eine erfrischend eigene Dramedy mit einer nahezu unvergleichlichen Tiefe an starken und ungewöhnlichen weiblichen Charakteren.
8/10
Catastrophe (2015, UK) Staffel 1 (Channel 4)
https://www.youtube.com/watch?v=5sKQ6ilBGGE
Die Show hat einen unverkennbaren britischen Ton, aber sie wäre auch hervorragend zwischen den ehrlichen Beziehungscomedys von FX(X) aufgehoben. Man könnte es auch inhaltlich irgendwo zwischen You're the Worst und Married einordnen. Hier haben 2 Frühvierziger aus USA (Rob Delaney) und UK (Sharon Horgan) ein wildes mehrtägiges Sexabenteuer und müssen sich dann mit den unerwarteten Konsequenzen (Schwangerschaft) auseinander setzen. Glücklicherweise spart man sich ausgelutschte Klischeeentwicklungen und lässt die Hauptfiguren direkt zusammen kommen, anstatt mit Will they, won't they oder gar Liebesdreiecken zu nerven. Allgemein liegt der Schwerpunkt in der vom Hauptdarstellerduo co-verfassten Show etwas stärker auf der Comedyseite als bei den US-Geistesverwandten.
Die Nebenfiguren könnte man unter Comic Relief einordnen. Allesamt Varianten vom "Freund/Verwandter vom RomCom-Hauptcharakter". Überwiegend unsympathisch und durchgeknallt (u.a. Carrie "Leia" Fisher als Mutter des US-Teils des Paars), aber durchweg auf der witzigen oder zumindest tolerierbaren Seite und keine unerträglich schrillen Britcom-Nervensägen. Eine der positivsten Überraschungen dieses Jahres. Staffel 2 soll glücklicherweise schon im Oktober starten (das Staffel 1 Finale lief Ende Februar).
8/10