vicaddict hat geschrieben:Das alles besser würde, sagt ja auch keiner, aber derzeit ist es doch so, dass gerade größere Unternehmen, jedenfalls nicht die viel zitierten Familienbetriebe, sich durch die vom Staat subventionierte Leiharbeit und Aufstocker den Preiskampf mit der Konkurrenz bezahlen lassen. Der Steuerzahler zahlt die Löhne, damit Raffzahn und co die seriöse Konkurrenz durch Dumpinglöhne vom Markt verdrängen.
Das ist ja mal eine absolute Schwarz-Weiß-Aussage. Aber selbst, wenn wir davon ausgehen, dass das so stimmt:
Deutschland ist ein Land des Mittelstandes. Der große Teil der Arbeitnehmer arbeitet in KMU. Deine Logik heißt also: Weil einige Großunternehmen billige Arbeitskräfte beschäftigen, benachteiligen wir alle anderen gleich mit. Nur können Großunternehmen auf solche politischen Maßnahmen reagieren und Rücklagen bilden, umstrukturieren, Leute entlassen, etc. Kleine Unternehmen können dies eben nicht. Der Mindestlohn trifft nicht die Großunternehmen, sondern die KMU.
Gerade diese Perversion ist es doch, die den Liberalen missfallen müsste. Tut sie aber nicht. Stattdessen werden Mindestlöhne und überhaupt jede Debatte, die sich mit der Problematik beschäftigt als sozialistisches Gewäsch abgetan.
Man kann sich jetzt über Mindestlohn, Spitzensteuersatz, Reichensteuer und sonstwas unterhalten, aber am Problem ändert es nichts. Wir haben eine Wirtschaftsordnung, die schon längst nichts mehr mit der sozialen Marktwirschaft zu tun hat. Stattdessen subventioniert der Staat Ausbeuterbetriebe, damit diese die Situation noch verschärfen. Das ist so als würde dich einer mit Benzin übergießen und du überreichst ihm auch noch das Feuerzeug dazu. Am System muss sich etwas ändern und ein Mindestlohn scheint der kleinste gemeinsame Nenner zu sein, auf den sich zumindest CDU, SPD, Grüne und Linke verständigen könnten. Kreativere und gehaltvollere Lösungen kann man ja eh von keiner Partei erwarten. Von Röslers Kasperltrupp aber am Allerwenigsten.
Der ganze Absatz ist so unkonkret, dass ich nicht mal weiß, worauf ich eingehen soll. Generell sollte man sich auch in Zukunft darauf einstellen, dass es gewisse Jobs gibt, die immer "wertloser" werden. Damit meine ich nicht die tatsächliche Wertschöpfung, sondern die Arbeitsmarktsituation. Gerade Berufe, die keine oder nur eine geringe Ausbildung verlangen, werden es in Deutschland immer schwerer haben, weil sie einen sehr geringen Spezialisierungsgrad aufweisen. Diese Situation kann sich erst ändern, wenn es in den Bereichen kein Überangebot an Arbeitskräften mehr gibt - beispielsweise indem man mehr Leute ins Studium oder in spezialisierte Ausbildungsberufe bringt. Wer dort in die Lohngestaltung eingreifen will, muss zwangsweise subventionieren - direkt, über Aufstockungsangebote oder indirekt durch mehr Arbeitslosengeldzahlungen, Maßnahmen etc. Nur weil der Staat Verantwortungen an Private abgibt, heißt das noch lange nicht, dass die Ursachen der Probleme aus der Welt sind.