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von Poffel
#128251

Ein Kinofilm auf 50MB gepackt
Euclid Discoveries kündigt die Revolution im Filmdownload an. Ihre objektbasierte Kompression soll über viermal kleinere Files als MPEG-4 erzeugen können und einen Kinofilm auf 50MB Größe eindampfen können. Auf eine Standard-CD würden so 14 komplette Movies passen, der Filmdownload könnte extrem beschleunigt werden.

Was sich wie ein verspäteter Aprilscherz anhört, ist bereits mit 14 Patenten geschützt und befindet sich im Testverfahren. Die Funktionsweise: Objektbasierte Kompression. Statt der kompletten Bilder packt das Verfahren Objekte aus dem Video separat - Gesichter beispielsweise - und kann sie beim Wiedererscheinen im Film aus bereits vorhandenen Daten abbilden.


Momentan arbeitet Hersteller Euclid Discoveries daran, die einzeln gepackten Objekte zu verkleinern: immer kleinere Bereiche des Videos sollen einzeln erfasst und komprimiert werden. Aktuell erziele man bereits Kompressionsraten von 38.000 zu 1 - Zahlen, die mit Vorsicht zu genießen sind, da Komprimierung sehr stark vom Ausgangsmaterial abhängt.

In einem Testlauf konnte das Verfahren gegenüber MPEG-4 überzeugen: mit EuclidVision konnte beim Übertragen einer Videokonferenz fast viermal so hoch komprimiert werden.

Die Filmwirtschaft gibt sich erstaunlich gelassen: MPAA-Sprecherin Kori Bernards nannte die neue Kompression eine neue Möglichkeit zur Contentverbreitung. Man nehme nicht an, dass die Euclid-Kompression zum Copyrightverstoß ermuntert. Neue, erfreuliche Töne.

Quelle: Gulli-News
hier ein 3sat beitrag mms://ms.mdcs.dtag.de/zdf/3sat/neues/neues_050205_spezial_h.wmv
von Khamelion
#128281
Hört sich alles schön und gut an, aber ich bezweifle , dass die Qualität noch dieselbe ist.
von saschap
#128839
Bei einer Videokomprimierung ist die Qualität nie so gut wie bei DVD. Die meisten Komprimierungsverfahren arbeiten auf Verlustorientiertem Weg, es werden solche Bildinformationen gelöscht. Egal ob JPEG oder MPEG, man muss immer mit einem Verlust rechnen, wenn man nicht einstellt, dass die Qualität der Bilder 100% betragen soll.

Solche Komprimierungsverfahren sind für allen für die kostengünstige Verbreitung von großen Videos usw. geeignet, denn wer will schon einen Film bei T-Vision oder anderen Anbietern laden und 3 Tage warten müssen, bis dieser heruntergeladen ist. Oder wer mit einem relativ langsamen Anschluss mag es schon, wenn er bei einem 5-Min-Video 3 Stunden warten darf, bis es endlich ganz geladen und angezeigt wurde...
Und nehmen wir Videokonferenzen. Gerade bei Konferenzen über weite Entfernungen muss heutzutage entschieden werden, ob die Bilder in guter Qualität, dafür aber miniklein, oder in schlechter Qualität übertragen werden. Würde man es schaffen, die Bildmengen in Echtzeit weiter zu komprimieren, könnten auch Videokonferenzen in guter Qualität und guter Bildgröße abgehalten werden, ohne große Traffic-Kosten.

Auch für TV-via-Internet wird halt ein etwas kleineres Format benötigt als MPEG-4 oder RM, denn wenn man mal auf einem normalen Bildschirm (1024x800 oder 1280x800) ein RM mit gerade mal 320x200 gesehen hat, weiss: in Vollbildmodus, wie man es ja gerne hätte, wenn man TV schauen will, sieht es einfach nur mies aus ;)
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von AlphaOrange
#128897
Ich bin da auch eher skeptisch, was die Qualität angeht. Ein Film in 50 MB? Das kann ich mir nicht in der herkömmlichen Qualität vorstellen.

Darüber hinaus klingt das alles nach einer sehr aufwendigen Decodierung, die heutige Rechner und Abspielprogramme wohl kaum bewältigen können. Die Idee an sich hat natürlich was.

Im Zuge von HDTV werden die Dateigrößen - sofern sie annähernd die Originalqualität wiedergeben sollten - ohnehin nochmal deutlich wachsen.

Zu den Videokonferenzen: ich bin mir nicht so sicher, ob das mit dem neuen Verfahren funktioniert. Eine objektbasierte Komprimierung in Echtzeit klingt für mich etwas utopisch, allerdings weiß ich bislang auch nicht mehr darüber, als in diesem Artikel steht.
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von MST
#128937
Ich hab' mich mal ein bisschen durchs Internet gewühlt und meine Erkenntnisse sind folgende:

1. Dieses Video von 3sat ist über ein Jahr alt, aber von dem Codec hab’ ich bisher noch nichts gehört.

2. Offensichtlich hat der Erfinder seine Biografie gefälscht:
http://www.tagi.ch/dyn/digital/hintergrund/503581.html

3. Ich habe noch nie ein Vektorbild gesehen, welches fotorealistischer ist, als ein punktbasierendes. Wie soll das dann bei Videos möglich sein.

4. Diese Wohnzimmer-PC-Box enthält anscheinend den ominösen Codec gar nicht; ist mit üblicher PC-Hardware bepackt und könnte 90% günstiger sein. (Quelle: einige Foren)

5. Wenn der Codec MPEG ablösen soll, warum wird er nicht erst mal als kostenfreier Download zur Verfügung gestellt. So könnte er erst mal Fuß fassen.

6. Ich habe keine genauen Fakten über den Codec gefunden. Und der 3sat Bericht ist auch nicht sehr aufschlussreich.

7. Noch keiner durfte den Codec testen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Atvisican

8. In der seriösen Presse war nichts zu lesen.

9. Und hier noch ein paar Ungereimtheiten:
http://www.tagi.ch/dyn/digital/hintergrund/489361.html


Im Übrigen wurde das Thema in den entsprechenden Foren vor über einem Jahr durchgekaut, und seit dem gibt es nichts Neues.
Mein Fazit: Mehr Schein, als Sein!
von The Rock
#128941
Ich denke auch nicht, dass sich so eine Idee durchsetzten wird und zwar aus 2 Gründen


1. ist Breitbanddownload in unserer Mitte schon mehr als nur recht angesehen. Hatte man damals noch mit dem "Neuen DSL" 768 zu kämpfen, so kann man sich heute schon an jeder Ecke mit DSL 2000 bzw. 6000 Daten vom Netz ziehen und mit DSL 16000 der Einführung von VDSL und Glasphaseroptik ist eine Datenmenge von 100 MB eher gering einzuschätzen.
2. Das neue Speichermedium, dass irgendwann die DVD ersetzten soll, zielt jetzt schon auf Datengrößen für 40-50GB an und das für einzelne Datendiscs...

Der Trend wird wohl denke ich auch zwangsläufig diesem Trend nach oben folgen...