Delaoron hat geschrieben:Was ist eigtl. so schlimm daran, dass die Demokraten die 60%-Mehrheit verloren haben? Immerhin haben es die fünf Präsidenten vor ihm auch hinbekommen, ohne eine solche zu regieren.
Eigentlich nicht.
George W. Bush musste schon sehr links werden, um den Irakkrieg weiter finanziert zu bekommen, weil ab 2005 war der Kongress sehr Demokraten-lastig. Er musste sehr viel Diplomatie anwenden um alle möglichen Projekte durchzubekommen.
Bill Clinton war auch sehr befangen. 1994, mit dem republikanischem Repräsentantenhaussprecher Newt Gingrich, musste Clinton sehr rechts werden, um den Haushalt durchzubekommen. Ist dann aber gescheitert bei einer Gesundheitsreform, die durch die Republikaner blockiert wurde.
Jimmy Carter war auch auf den Gutwillen der Republikaner angewiesen, weil Carter sehr schlecht im Regieren war, man seine Regierungsweise "carteresk". Diese ist sehr von Unverständnis und blindem Regierungseifer getrieben.
Gerald Ford konnte es sich auch nicht leisten, ohn Demokratenunterstützung zu regieren, weil sein Vorgänger - Richard Nixon - die Republikaner sehr beschädigt hat. Somit musste er in die Mitte rücken.
Selbst Ronald Reagan war am Anfang sehr mittig. Konnte dann aber durch den größten Wahlgewinn der amerikanischen Geschichte (49/50 Staaten) mit so einem starken Mandat ohne Demokraten regieren.
George H. W. Bush konnte an das starke Mandat von Ronald Reagan anknüpfen, um mit diesem die "Deutsche Einheit" auch in den USA salonfähig zu machen. Jeder Präsident, außer Reagan, hatte irgendwann mitbekommen, spätestens nach der 2. "State of the Union", das ein monotoner Parteialleingang zum Scheitern verdammt ist.
Das Problem mit dem verlieren des 60. Senatssitz ist, das es dieser Sitz ist, den John F. Kennedy seit 1953 für die Demokraten beansprucht hat und bis zum Ende von Ted Kennedy für 46 Jahren gehalten wurde. Mit diesem 60. Sitz schwindet im Senat die Filibuster-Sperrmehrheit, dass heißt Republikaner können solange im Senat reden, wie es ihnen gefällt. Der damals über 50-jährige Strom Thurmond - Republikaner - hatte damals über 24 Stunden durchgängig zum Thema "Civil Rights Act of 1957" geredet. Nach der Rede musst der Civil Rights Act umgeändert werden. Thurmond starb 2003 im Alter von 101 Jahren, als ältestes Senatsmitglied aller Zeiten.
Ein weiteres Problem mit der Wahl von Scott Brown ist, das Massachusetts als "blauester" aller Staaten gilt, weil dort die Hochburgen Harvard und MIT sind, die als Brutstätte liberalen Gedankenguts gelten. Hätte man 2008 gesagt, Massachusetts wird "rot" hätte man demjenigen den "Vogel" gezeigt.
Ein weiteres Problem ist nun, das man die Unfehlbarkeit von Präsident Obama ankreidet. Er hatte schon für Kandidaten in New Jersey (Jon Corzine), Virginia (Creigh Deeds) und nun halt Massachusetts (Martha Coakley) Wahlkampf betrieben, und überall gingen einst demokraten-sicherer Hochburgen an Republikaner, weil Obama nicht Rücksicht auf Wähler Rücksicht genommen hat, um seine agenda-driven Politik durchzuführen. Er ist ja auch schon zweimal in Kopenhagen gewesen (1x wegen der Olympiade für Chicago, 1x für den Weltklimagipfel) und zweimal hat er versagt. Somit kommt es zu Tumulten unter der demokratischen Basis, wobei einige Senatoren der Demokraten ihrem Rücktritt für November angekündigt haben (Chris Dodd, D-CT und Byron Dorgan, D-ND), somit kann es innerhalb von 10 Monaten zu einer starken Machterosion von Präsident Obama kommen, sollte er nächste nicht das Ruder bei der "State of the Union" rumreißen, sonst springen auch noch die gemäßigten Demokraten und Unabhängigen ab. Ein Abgeordneter der Demokraten im Repräsentantenhaus hat es sogar gewagt, zu den Republikanern zu wechseln. Laut einem USAToday/Gallup-Poll sind 50% der Amerikaner konservativ, 23% unabhängig, 27% liberal. Man mag somit auch nicht die Klientel-Politik von Obama, wie die Bevorzugung der Gewerkschaften. Es arbeiten nun zum ersten mal mehr Gewerkschafter in öffentlichen Stellen als im privaten Sektor.