baumarktpflanze hat geschrieben:rosebowl hat geschrieben:Aber eben, das sind alles persönliche Vorstellungen und Einstellungen, das heißt ja nicht, dass man von anderen erwartet, dass sie so denken.
Ich frage einfach mal frech: Was bedeutet denn für Dich Glauben? Was macht der Glauben mit Dir? Wer ist "Dein Gott" da oben?
Hmm... Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Er bestimmt sicher nicht (auf jeden Fall nicht vordergründig) meinen Alltag. Ich bin niemand, der regelmäßig in die Kirche geht, und ich frag mich bei irgendwelchen Entscheidungen auch nicht "was steht dazu in der Bibel?". Es ist eher so ein allgemein vorhandenes Gefühl, dass da noch irgendwas höheres existiert, und die christliche Vorstellung kommt meiner da noch am nächsten. Was sicher auch mit durch die hier nun mal vor allem vorhandene christliche Prägung kommt.
Ich bin da auch recht kritisch und schluck nicht alles, was mir irgendein Geistlicher als Auslegung vorkaut. Wäre ich katholisch, wäre ich mit Sicherheit auch schon längst ausgetreten, schon weil ich nicht glauben kann, dass ein von Menschen gewählter Vertreter den ultimativen Durchblick hat und unfehlbar ist.
Ich behalte mir schon vor, selber zu denken - irgendwas wird sich der da oben schon dabei gedacht haben, dass er uns diese Fähigkeit gegeben hat. Es gibt da so eine schöne Stelle in der Bibel - "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Bedeutet für mich auch, dass ich deutlich mehr davon habe, wenn sich irgendwo eine Diskussion über religiöse Themen ergibt, als wenn ich mich am Sonntag in die Kirche setze und mir erzählen lasse, was ich denken soll.
Wo diese sonst eher im Hintergrund mitschwingende Überzeugung "irgendwas gibt es da" sicher hilft, ist in Krisensituationen. Ob es nun darum geht, mal eine Bitte hoch zu schicken, dass man einen Rat bekommt (der dann auch nicht in Form von "ich höre Stimmen" kommt - aber wer weiß, wo die gute Idee her kam, die mich dann weiter gebracht hat...?), oder ob man auch mal jemanden hat, dem man die Schuld für etwas gibt, den man einfach ohne Erwartung einer Antwort mal beschimpfen und nach dem Warum fragen kann, den man als Ventil nutzen kann... Oder auch z.B. bei Todesfällen die Gewissheit (soweit man die eben abseits von Wissenschaft haben kann), dass es irgendwie weiter geht, dass dieser Mensch doch irgendwie noch da ist, dass man sich wieder sehen wird...
logan99 hat geschrieben:
Ich selbst "glaube" (^^) ja, dass ein Großteil der Religionen (auch das ganze Christentum) nur erschaffen wurde, um die jeweilige Bevölkerung besser unter Kontrolle halten zu können - also man gibt ihnen den besagten Sinn im Leben, wodurch man sie eben leichter steuern und kontrollieren konnte (Herrschaftsmittel). Aber wie gesagt, das ist meine ganz persönliche Meinung zu dem Thema und kann genauso gut völlig falsch sein 
Das ist ja genauso legitim. Wir wissen beide nicht, ob Religionen ein reines Konstrukt der Menschen sind, oder ob es tatsächlich irgendeine höhere Macht gibt. Solang du deshalb nicht Menschen, die anders denken, als völlig beschränkt und dämlich hinstellst und deine Meinung als die einzige, die vernünftige Menschen haben können, wie es eben manche tun, hab ich damit überhaupt kein Problem. Das ist ja genau das, was ich gemeint habe - wenn jeder einfach die Vorstellungen des anderen akzeptiert und niemandem seine eigenen aufdrängen will, könnten wir recht entspannt mit sämtlichen Religionen und sonstigen Vorstellungen zusammenleben...
Extaler hat geschrieben:
Gut, überall auf der Welt werden seit Menschengedenken Frauen als Bürger zweiter Klasse oder noch schlimmer behandelt. Ist auch erstaunlich, dass das welt- und generationenübergreifend ist, ne? Das heißt ja aber nicht, dass das Sinn macht, obwohl es nicht die Spinnerei einzelner ist. Ich weiß, dass dir solche eine Argumentation nicht gefällt, ich denke aber das sie besonders deutlich ist.
Es geht gar nicht darum, ob mir die Argumentation gefällt - sie ist schlichtweg falsch, weil a) nicht immer und überall Frauen unterdrückt wurden und es b) auch überhaupt nicht darum ging. Es ging nicht darum, irgendwelche Machtpositionen auf Traditionsbasis zu begründen, sondern um die Tatsache, dass es schon immer die Vorstellung irgendeiner Form von höherer Macht gab. Da kann man sich natürlich zig Ansätze überlegen, woran das liegt - und ein möglicher (!) Ansatz ist eben, dass da tatsächlich irgendwas dran ist. Weil es schon seltsam ist, dass sich diese Vorstellung unabhängig voneinander in fast allen Kulturen entwickelt hat.
Wissenschaft und Glaube sind Gegensätze.
Für dich vielleicht. Es gibt allerdings genug Menschen, die damit kein Problem haben. Man kann ja durchaus die Ergebnisse der Wissenschaft (soweit sie denn überhaupt welche hat und die auch Bestand haben - du sagst ja selber, dass die sich auch ändern können) als richtig sehen, aber sich gleichzeitig fragen, warum das alles eben genau so entstanden ist, wie es entstanden ist.

Wir sind alle am Borsigplatz geboren...