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von Eisbär
#561129
Wege in die Vollbeschäftigung:
Wer Arbeit will, findet auch welche: Die TAZ berichtet von illegalen Jobs in Callcentern, die Arbeitslosen “angeboten” werden. Halbseidene Ausbeuter werden von der “Arbeitsagentur” nicht nur subventioniert, die Mitarbeiter werden ihnen unter Druck und Zwang zugeführt. Während den Hartz-IV-Empfängern die sofortige Kürzung des Existenzminimums droht, schmeißt man auch den Betrügern aller Branchen das Geld und die Leute in den Rachen, kontrolliert wird - vielleicht - später:
“Bei einer Überprüfung der Inserate sei man am Freitag auf rund 25 Angebote aus dem Bereich Lottowerbung und Kaltaquise gestoßen. Man sehe aber keine Möglichkeit, diese zu beseitigen, sagte ein Sprecher. Es müsse zunächst geprüft werden, ob tatsächlich “ein Rechtsverstoß vorliegt”. Dafür allerdings benötige man Einblick in die Unterlagen der Firmen, was ohne rechtliche Befugnis nicht möglich sei. […]
Mit Blick auf Jobs bei Lotto-Call-Centern könnten sich Hartz-IV-Empfänger so in einer Notsituation befinden: Entweder arbeitet man für eine illegale Firma oder muss auf Geld verzichten.”

Die rechtliche Befugnis zur Entlarvung von Abzockern ist nicht vorhanden, also werden alle als seriös eingestuft. Anders herum geht das bei den “Geforderten”. Hartz 2008: Zwangsarbeit in illegalen Callcentern, gefördert durch öffentliche Mittel und abgespart vom Mund der Ärmsten.
Eine weitere grandiose Idee aus demselben Irrenhaus ist die Vermittlung von tausenden Unqualifizierten in die Altenpflege. Vier Wochen durchlauferhitzt und gewissensgeprüft, will man Langzeitarbeitslose auf Pflegebedürftige loslassen. Die Qualität der Pflege kommt dabei ebenso unter die Räder, wie die schon heute miesen Bedingungen in Pflegeberufen noch verschlimmert werden. Was nämlich angeblich “entlasten” soll, führt nur dazu, daß der physisch und psychisch knallharte Knochenjob in Zukunft noch schlechter bezahlt wird. Der Kostendruck wird dazu führen, daß an ausgebildeten Pflegekräften gespart wird. Das betrifft Qualität wie Quantität. Die Situation in Pflegeberufen ist bereits unerträglich, die Entlohnung der Pflegenden ist ein Schlag ins Gesicht angesichts ihrer Belastung. Es wäre also dringend erforderlich, das Arbeitsumfeld zu verbessern, durch deutlich höhere Löhne, eine Aufwertung der Pflege gegenüber der Ärzteschaft und eine Entlastung der Pflegekräfte im beruflichen Alltag.
Die Zuführung von unausgebildeten Arbeitslosen, die sicher auch unter Zwang ablaufen würde, hätte zur Folge, daß die Struktur sich stattdessen noch einmal verschlechtert: Von unten nach oben gäbe es dann die Hartzer, die Pflegehelfer und die vollausgebildeten Pflegekräfte. Drei Stufen ganz unten, keiner hat etwas zu melden, alle werden miserabel bezahlt. Wünschenswert womöglich: Diese Hierarchie unter den Lohnsklaven sorgt dafür, daß sich das Prekariat gegenseitig die Augen auskratzt. Sie hätten ohnehin nicht die Zeit und die Kraft, sich solidarisch zu organisieren.
Damit ist noch kein Wort verloren über die anderen Opfer dieser Attacke auf die Menschlichkeit: Die Pflegebedürftigen. Auch sie sind nur Kostenfaktoren. Solche zu eliminieren, ist ja das Ziel neoliberaler Wirtschaftsorganisation. Es wird funktionieren.
Dazu paßt ganz vortrefflich, daß der große Betrieb zur Vermarktung des Lebens, vulgo “Politik”, ein Comeback eines Helden der Solidarität und des sozialen Miteinanders beschreit. Franz Münterfering, Ikone der heiligen Reformen, muß wieder ran, fordern aktuell u.a. Sigmar Gabriel und Daniel Cohn-Bendit. Das wäre achsogut für die SPD, ihre Wahlchancen, die Strategie, die Reformen, die Umfragen, die Glaubwürdigkeit, die Währungsstabilität, das Wachstum und sicher einige hundert weitere Substantive aus der Zwischenablage der einschlägigen Propagandisten. Zwei sind freilich nicht dabei: Solidarität und Menschlichkeit. Das ist halt der Preis, wie’s scheint, wenn die Freiheit gegen den Sozialismus verteidigt werden muß.

...

http://feynsinn.org
http://www.taz.de/1/politik/deutschland ... alen-jobs/
http://www.sueddeutsche.de/politik/505/306466/text/
Ich persönlich empfinde das ja als Fortschritt - vor 63 Jahren hat der Staat seine Bürger nach 30-tägiger Ausbildung an die Ostfront gegen den Iwan geschickt, heute soll er nach 30 Tagen nur Demenzkranke pflegen...
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von Maddi
#561166
eine Bekannte von mir hatte mal vor Jahren als 1Euro Jobberin in einer Art Pflegeheim(heisst ja heute altersbetreutes wohnen....) gearbeitet.

Allerdings nur an denen der Stufe1. bei den schwer Pflegebedürftigen bis Demenzkranken hätte sie nämlich schon rein rechtlich gar nicht rangedürft. Was da an medizinischer Versorgung, unter anderem die stets korrekte Tablettenabgabe unter einbeziehung aller möglichen anderen Faktoren, notwendig ist - wie soll das ein ungelernter machen?

Als handwerklich völlig ungelernter drückt mir mein Vermieter ja schliesslich auch nicht werkzeug und ne gebrauchsanleitung in die Hand und sagt "nun mach mal schön ne Grundsanierung vom Haus".

und wie schon in dem Artikel erwähnt: Die Pflegebedürftigen selbst werden bei solchen unerträglichen Schnapsideen gänzlich vergessen.
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von vicaddict
#561251
Maddi hat geschrieben:eine Bekannte von mir hatte mal vor Jahren als 1Euro Jobberin in einer Art Pflegeheim(heisst ja heute altersbetreutes wohnen....) gearbeitet.

Allerdings nur an denen der Stufe1. bei den schwer Pflegebedürftigen bis Demenzkranken hätte sie nämlich schon rein rechtlich gar nicht rangedürft. Was da an medizinischer Versorgung, unter anderem die stets korrekte Tablettenabgabe unter einbeziehung aller möglichen anderen Faktoren, notwendig ist - wie soll das ein ungelernter machen?
Kann ich dir sagen, indem du das einfach machst, machen musst. Ich habe meinen Zivildienst in nem Pflegeheim gemacht, und das auf der Demenzstation. Da gab es nur Demente, und überwiegend Pflegestufe 3. Die einzigen, an die ich wirklich rangedurft häte, waren Stufe 1 und die kamen alleine klar. Ich musste Leute füttern, was ich nicht durfte, ich musste Tabletten geben, sogar an Magensonden rumhantieren, waschen usw usf. Da hat niemand gefragt ob ich das rechtlich darf oder nicht, es ging nicht anders. Das kurioseste an der Situation war ja noch, dass ich mittags zum Schichtwechsel mitunter ne Stunde lang der Chef auf der Station war, weil die Fachkräfte eben gegangen oder noch nicht da waren und außer mir nur Hauswirtschaft, FSJ oder Praktikantinnen da waren... und aus irgendeinem Grund war ich höher gestellt als die und das als Zivi... Am Wochenende waren wir meist nur zu zweit da für ne ganze Station, eben ich und ne Schwester... ohne sich über die Regeln hinwegzusetzen geht das gar nicht, da ich regelgemäßg hätte Däumchen drehen dürfen, während die Schwester den Laden alleine hätte schmeißen müssen.

Ich war auch bei Nachtschichten alleine auf Station. Insgesamt waren 3 Leute im Heim tätig, davon zwei Schwestern auf andern Stationen, die zweimal pro Nacht bei mir "Kontrolle" gemacht haben. Ansonsten saß ich da eben auch 8 Stunden alleine rum und war für 30, 35 Leute verantwortlich...


Ich bezweifle mal, dass es 1-Euro Jobbern da anders geht, da zu meiner Zeit auch genug festangestellte Hilfskräfte da waren, die eben auch was ganz deres gelernt hatten, aber den Job machen mussten.



Im Grunde bringt der Vollbeschäftigungstraum unserer Kanzlerin, da nur noch mehr Unruhe rein, denn die Heime können sich Fachpersonal gar nicht in der Menge leisten, wie es benötigt wird, und nur mit Hilfskräften aufstocken bringt niemandem was. Es senkt den Standard der Häuser und verhindert das Fachpersonal eingestellt wird. Genau das zeigt sich ja auch in andern Branchen, wo Facharbeiter entlassen werden, nur um dann ne Minute später als 1 Euro-Jobber wieder eingestellt zu werden.

Das ist nichts anderes als staatliche subventionierte Arbeit. Früher hieß es ABM, ganz früher ließ man Autobahnen bauen, das Ergebnis war das gleiche. Leute wurden von der Straße geholt, aber meist ohne sinnvolle Tätigkeit. Auch der Markt für Billigjobs ist hoffnungslos überfüllt. Wirtschaftsexperten sehen keine 1.5 Millionen Jobs in dieser Sparte, die nötig wären um Vollbeschäftigung zu haben, ganz zu schweigen davon, dass diese Jobs am Ende keinen Lebensunterhalt finanzieren. Es ist Blendwerk der Politik, nichts anderes. Aber anstatt diese Programme wie geplant Leuten in den Berufseinstieg helfen, sorgen sie dafür, das leute herausgedrängt werden, denn wie schon gesagt, warum nen teuren Facharbeiter einstellen, wenn ich die gleiche Arbeit haben kann und der Staat den Lohn zahlt? den Unternehmern kann man da gar keinen Vorwurf machen, jeder von uns würde ebenso handeln, aber von Seiten der Politik ist das eine Augenwischerei sondergleichen...
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von Maddi
#561337
nun ja, dass das sicherlich Realität ist, wie du es beschrieben hast, war mir schon klar. mir ging es vor allem darum, dass im Prinzip man ja ziemlich dran ist, wenn da einer mal hops geht weil ich die falsche medikamentendosis/kombi/wasauchimmer gegeben habe.

das Vollbeschäftigung so augenwischerei ist hast du ja auch sehr schön beschrieben.

ich frag mich halt nur wie das Weitergehen soll? Wenn ich keine Approbation habe, darf ich mich ja auch nicht "Dr. Maddi - Facharzt für ästhetische Chirurgie, Spezialgebiet Brustvergrößerungen" nennen.

Ich darf sicher auch nicht in bestimmten Lebensmittelberufen arbeiten wenn ich keinen gültigen Gesundheitsschein habe.

aber auf der anderen Seite werden hier vom Staat vorgeschriebene illegale Tätigkeiten ausgebaut. wahrscheinlich geht das dann so weit, dass auch Callboy/Prostituierte irgendwann ein zumutbarer Job ist, wenn denn HartzIV nicht gekürzt werden soll...
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von vicaddict
#561455
Maddi hat geschrieben:nun ja, dass das sicherlich Realität ist, wie du es beschrieben hast, war mir schon klar. mir ging es vor allem darum, dass im Prinzip man ja ziemlich dran ist, wenn da einer mal hops geht weil ich die falsche medikamentendosis/kombi/wasauchimmer gegeben habe.
Hm naja... aus eigener Erfahrung sag ich mal, das interessiert keinen. Klingt makaber aber in nem Altenheim isses nunmal nix Ungewöhnliches, wenn jemand stirbt. Da kommt der Amtsarzt kurz rein, redet mit der Schwester, nickt kurz und stellt den Schein aus. Ende der Veranstaltung. Das wie und warum wird da nicht hinterfragt. Sofern sowas nicht oft vorkommt oder irgendwas total anrüchig ist, forscht da auch keiner nach.

Wie es im Falle eines Falles dann rechtlich aussieht, vermag ich nicht zu sagen, aber wenn dir deine Chefs sagen, dass du diese und jene Tätigkeit ausführen sollst, dann hast du ja keine andere Wahl. Alternative eben, dir wird gekündigt.

ich frag mich halt nur wie das Weitergehen soll? Wenn ich keine Approbation habe, darf ich mich ja auch nicht "Dr. Maddi - Facharzt für ästhetische Chirurgie, Spezialgebiet Brustvergrößerungen" nennen.

Ich darf sicher auch nicht in bestimmten Lebensmittelberufen arbeiten wenn ich keinen gültigen Gesundheitsschein habe.

aber auf der anderen Seite werden hier vom Staat vorgeschriebene illegale Tätigkeiten ausgebaut. wahrscheinlich geht das dann so weit, dass auch Callboy/Prostituierte irgendwann ein zumutbarer Job ist, wenn denn HartzIV nicht gekürzt werden soll...

Wie soll es schon weitergehen? Der Staat spielt auf Zeit. Frei nach dem Motto, der nächste Aufschwung kommt schon irgendwann und es löst sich von allein. Ebenfalls fraglich ist es ja, dass es den Politiker von heute recht wenig interessiert, was seine Entscheidungen in 20 Jahren für Auswirkungen haben werden.

Schon heute ist ja abzusehen, dass die heutigen 40jährigen und die, die jünger sind, im Alter verarmen werden. Es gibt bereits heute so lückenhafte Arbeitsbiographien, dass man gar nicht soviel in die Kasse einzahlen kann, um später entsprechende Ansprüche anmelden zu können. Abgesehen davon, dass man heute gar keine Möglichkeit hat selbst vorzusorgen. Die Politik spielt ganz gezielt auf zwei Dinge.

1 - Aufgrund der Demographie wird es bald weniger Arbeitslose geben, da sich weniger Menschen um die gleich Arbeit streiten. (Vorrausgesetzt die Wirtschaft entwickelt sich normal weiter). Man bringt zudem auch ältere Menschen in Arbeit, weil es schlichtweg nicht mehr so viele junge gibt, die nachrücken.

2 - und das ist das makabere, die Renten werden im Niveau auf Sozialhilfe angepasst, und jeder sorgt in Zukunft privat vor. Wer das nicht kann, hat Pech gehabt und lebt vom Minimum. Spart dem Staat aber auf Dauer viel Geld, da es ja die jetzige Rentnergeneration ist, die soviel kassiert. Zahlt man dann in Zukunft nur noch die Mindeststandards aus, weil die Leute keine höheren Ansprüche haben, spart der Staat eben Geld, im Vergleich zum heutigen Rentner eben.

Auf den Punkt gebracht hat die BRD in den letzten 30 Jahren schlichtweg gepennt und alle, die heute unter 50 sind, sind schlichtweg die Gelackmeierten. Auf unserem Rücken wird der Staatshaushalt zwangssaniert, jegliche Zuwendungen werden gekürzt, aufgrund fehlender Arbeitsplätze lebt man vom Staat, der damit aber gleichzeitig dafür sorgt, das wir als Rentner später nicht viel verlangen können. Der Staat hat seit seiner Gründung über seine Verhältnisse gelebt und das sind immerhin 60 bis man scheinbar den ersten ausgeglichenen Haushalt präsentieren kann, und den tribut dafür, den müssen wir zahlen.

Sofern man in der Tat nicht gerade mit Magna Cum Laude abschließt, ist man in Deutschland schlichtweg hoffnungslos verloren. Da ist es sicherlich kein Zufall, dass Deutschland inzw ein Auswandererland ist. Da sollte man sich auch überlegen, ob man nicht in ein Land auswandert, dessen Standards momentan noch recht niedrig sind, indem man aber ein gesichertes Einkommen hat und Perspektive. In Deutschland gibt es die nämlich nicht mehr und wenn dann nur für Besserverdienende. Die schwindende Mittelschicht ist das Alarmzeichen auf das man reagieren muss, aber mit Wahlkampfgetöse und Luftblasen wie der Pendlerpauschale wird man da nicht weit kommen.

Leider Gottes hat es die große Koalition verpasst, wirklich etwas zu verändern. Mit einer 70% Mehrheit im Bundestag hätte man wirklich mal Reformen und Innovationen bringen können, man hätte wichtige Entscheidungen und Veränderungen herbeiführen können.
Aber was hat man getan? Ernsthaft? Nach 3 Jahren Angela Merkel, was ist einem da in Erinnerung geblieben?

Eine 3%ige Mehrwertsteuererhöhung,
eine verpatzte Gesundheitsreform, die selbst die Entwickler nicht wollten,
steigende Energie und Lebensmittelpreise,
ein Sommermärchen,
ein Aufschwung von dem keiner was gemerkt hat,
Arbeitsplätze ohne Lohn,
der Milliarden-teure G8 Gipfel in Heiligendamm, der nur ein besseres Grillfest der High Society war
und ein Innenminister der die Verfassung bei jedweder Gelegenheit torpediert...

Hab ich was vergessen?

Die große Koalition ist angetreten mit dem Ziel viel verändern zu wollen, getan haben sie schlichtweg nichts, warum also sollte es sich in Zukunft ändern? Man ist in Berlin viel zu vertieft darin, das eigene Ego zu stärken und fechtet lieber Grabenkämpfe mit Parteigenossen aus, anstatt etwas zu verändern. Und die Kanzlerin? Die fällt nur dadurch auf, dass sie auf Auslandsreisen ist, oder bei nem Länderspiel jubelt.

Bei der nächsten Wahl, die ist immerhin schon in einem Jahr, wird sich zeigen wohin die Reise geht.
Schwarz-Gelb scheitert momentan wieder knapp an der 50% Hürde (Gott sei dank), die SPD zerfleischt sich selbst, die FDP und auch die Grünen bleiben blass und die Linkspartei ist derzeit mit rund 12% schon drittstärkste Kraft... die Situation in Hessen und die Wahl des Bundespräsidenten bzw der Präsidentin, werden die Richtung vorgeben... entweder weiter eine nutzlose schwarz-rote Regierung oder ein Zusammenarbeiten der SPD mit der Linken... darauf wird es hinauslaufen... sollte ersteres eintreten, haben wir aber spätestens 2011 die nächste Wahl, weil spätestens dann Schluss ist. Wer immer Bundespräsident sein sollte, kann selbst 2009 nicht guten Gewissens eine erneute große Koalition zulassen. Dafür gibt es bereits jetzt zuviele Grabenkämpfe und zuwenig Taten und selbst ein Horst Köhler, kann es nicht zulassen, dass dieses Geeiere weitergeht. Sollte es wider Erwarten doch für schwarz-gelb reichen, ist das nur von kurzer Dauer, da die beiden Parteien dann von allen Seiten auf den Deckel bekommen und das bei einer so knappen Mehrheit führt nur zu dem Schluss, denn Schröder 2005 für sich gezogen hat.

Im Grunde steuert die BRD darauf zu eine Bananenrepublik wie Italien zu werden, in der alle Nase lang die Führung wechselt, weil es sich bei uns auch schon abzeichnet, dass es keine stabile Mehrheiten mehr geben wird. Für Schwarz-Gelb reicht es nicht, die SPD wird zw CDU und Linken aufgerieben, die CSU wird an Einfluss verlieren, sollte sie die Mehrheit in wenigen Wochen verpassen, die FDP interessiert sowieso keinen und die Grünen dümpeln im Nirvana rum und machen mal mit diesem, mal mit jenem rum.
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von Eisbär
#561627
die Situation in Hessen und die Wahl des Bundespräsidenten bzw der Präsidentin, werden die Richtung vorgeben... entweder weiter eine nutzlose schwarz-rote Regierung oder ein Zusammenarbeiten der SPD mit der Linken... darauf wird es hinauslaufen...
Ich versteh immer noch nicht wo du den ganzen Optimismus hernimmst.
Mit Münteferíng kommt der graue Star der Sozialdemokraten zurück in Parlamentsverantwortung, fehlt nur noch Clemet und dann ist die neoliberale Schröder-Stamm-Troika wieder komplett.
In der Bundes-SPD fällt mir spontan niemand ausser Stegner und Schreiner ein die sich für einen Anti-Agenda Kurs einspannen lassen würden.
Der Rest ist mehr oder weniger unbekannt, von der Landeslistennabelschnur oder Konzernen abhängig, ideologisch verblendet, im Agenda-Dogmatismus gefangen oder anderweitig verhindert.
Einzig Scheer und einige Alt-Kader die es nicht mehr nötig haben bei der Wirtschaftselite um Posten zu schleimen wären da noch die medial einigermaßen wirken könnten.
Die einzige Möglichkeit wäre das sich die LINKE der SPD in fast allen Belangen unterwirft, womit allerdings eine brauchbare Opposition flöten geht.
Sonst ist da keinerlei Möglichkeit, wenns zu Bürgerlich nicht reicht wirds entweder Jamaica oder ein neues groß-koalitionäres Desaster geben.
von Roman
#561631
2009 denke ich, ist die letzte Bundestagswahl in der die SPD sagt, dass sie nicht mit den Linken koalieren will und auch nicht wird. 2013 wird die SPD dann eine Koalition mit den Linken eingehen, soll es mit den Grünen alleine nicht reichen.

Theoretisch wäre auch eine Ampel möglich, zumal Guido jetzt sich auch vor ein paar Wochen an die SPD sich angenähert hat und andere Möglichkeiten als die CDU als Partner sieht.

Wäre eine interesannte Kombination CDU/CSU und Linke in der Opposition. ;)
Nicht dass sich zum Schluss, nach den vier Jahren CDU/CSU und Linke miteinander koalieren. :mrgreen:

Jamaika wird denke ich nicht funktionieren. Weder von der CSU, noch aus der Sicht von den Grünen. Durch die neue Debatte über die Verlängerung der Zeiten von Atomkraftwerken, hat sich die CDU/CSU es sich mit dieser Option ziemlich verspielt... :?
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von vicaddict
#561701
Eisbär hat geschrieben:Ich versteh immer noch nicht wo du den ganzen Optimismus hernimmst.
Mit Münteferíng kommt der graue Star der Sozialdemokraten zurück in Parlamentsverantwortung, fehlt nur noch Clemet und dann ist die neoliberale Schröder-Stamm-Troika wieder komplett.
In der Bundes-SPD fällt mir spontan niemand ausser Stegner und Schreiner ein die sich für einen Anti-Agenda Kurs einspannen lassen würden.
Der Rest ist mehr oder weniger unbekannt, von der Landeslistennabelschnur oder Konzernen abhängig, ideologisch verblendet, im Agenda-Dogmatismus gefangen oder anderweitig verhindert.
Einzig Scheer und einige Alt-Kader die es nicht mehr nötig haben bei der Wirtschaftselite um Posten zu schleimen wären da noch die medial einigermaßen wirken könnten.
Die einzige Möglichkeit wäre das sich die LINKE der SPD in fast allen Belangen unterwirft, womit allerdings eine brauchbare Opposition flöten geht.
Sonst ist da keinerlei Möglichkeit, wenns zu Bürgerlich nicht reicht wirds entweder Jamaica oder ein neues groß-koalitionäres Desaster geben.

Mein Optimusmus gründet sich einfach auf den Alternativen.

Rot-Schwarz, sollte es eine Fortsetzung geben, was ich nicht glaube, würde spätestens nach 2 Jahren zerbrechen. Beide Parteien zeigen schon seit einigen Monaten, dass zusammen nichts weiter geht. Stattdessen werden nur noch Grabenkämpfe ausgeführt. In meinen Augen wäre es unverantwortlich vom B.Präsidenten eine solche Regierung erneut zuzulassen, wenn doch dann aber nur unter Auflagen.

Schwarz-Gelb-Grün ist für mich ebenfalls schwer vorstellbar. Im Land mag das gehen aber nicht im Bund. Eine bzw zwei der drei Parteien müssten komplett umfallen und das bezweifle ich. Guido wird von seinem Kurs nicht abweichen und die Grünen nicht von ihrem, auch wenn Cem Özdemir gerne nen Hauch gelb ins grün bringen würde. Und die Union müsste sich den Grünen schon in sehr vielen Punkten anpassen, dass es wohl zu Problemen mit der FDP kommen würde.

Rot-Gelb-Grün halte ich durchaus für denkbar, wenn die SPD an ihrem rechten Kurs festhält, allerdings muss dann jemand Guido überzeugen das mitzumachen. Bietet man ihm den entsprechenden Ministerposten an würde er sein Programm aber sicher schnell vergessen.

Die SDP muss auf Dauer mit der Linken arbeiten, ob Steinbrück und co das wollen oder nicht. Ich glaube ja auch nicht, dass es schon 2009 soweit sein wird, aber man wird langsam die Weichen stellen und spätestens 2013 auch im Bund zusammenarbeiten. Die SPD wird zw der CDU und der Linken aufgerieben und ist inzw kaum mehr als Volkspartei zu bezeichnen. Es mag sein, dass das einigen nicht gefällt, aber ein Festhalten am Agendakurs wird nichts ändern, damit gewinnst du die verlorenen Wähler nicht zurück.

Ich persönlich glaube ja, dass Beck Steinmeier die Kanzlerkandidatur überlässt, um ihn verlieren zu sehen. Dann ist Steinmeier als Konkurrent weg und die SPD hat nur noch Beck. Traurig genug, aber mit einem Scheitern Steinmeiers und alles unter 35% wäre das wohl, dämpft auch den Seeheimer Kreis.
es wird in zukunft auch schon allein rechnerisch eine Frage werden, ob man zusammenarbeiten wird oder nicht. Die große Koaltion wird es nicht ewig geben, und derzeit ist die Linke erster Ansprechpartner für die SPD, wenn es nur um die Zahlen geht. Mit 12% ist man inzw drittstärkste Kraft. Dem wird man sich nicht ewig verschließen können.

Wie gesagt 2009 halte ich im Bund für zu früh, aber ab 2011 schließe ich nichts mehr aus was eine Regierungsfindung angeht. Sollte bis dahin nicht das Mehrheitswahlrecht eingeführt worden sein, dann wird auch die Linke eine Alternative werden.
#564066
is zwar nich direkt im Zusammenhang mit'm Thema, aber heute is ja auch alles voneinander abhängig und so weiter
Berlin, 21. Aug (Reuters) - Die Entvölkerung ostdeutscher Regionen setzt sich einer Studie zufolge in einem dramatischen Tempo fort. Innerhalb der nächsten zehn Jahre würden einige Landkreise etwa in Sachsen-Anhalt oder Thüringen mehr als die Hälfte ihrer Einwohner verlieren, heißt es in einer am Donnerstag vorgestellten Studie des Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Die Bevölkerung der Ost-Länder könnte demnach bis 2030 um fast ein Drittel schrumpfen, während wirtschaftsstarke und vom Wohnwert attraktive Regionen wie Oberbayern oder Freiburg weiter wachsen.

Trotz der Milliarden-Subventionen seit der deutschen Wiedervereinigung kommen die ostdeutschen Länder der Untersuchung zufolge auch ökonomisch nur schleppend voran: Keines der Ost-Länder würde die Kriterien für eine Aufnahme in die Europäische Union schaffen, so die Wissenschaftler. Vor allem fehle es an einer funktionierenden Marktwirtschaft, die dem Wettbewerbsdruck innerhalb der EU ohne Fördermittel standhalten könne. Als schwächste Region in Deutschland landete Sachsen-Anhalt auf Platz 241 der insgesamt 285 nach Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftskraft und Zusammensetzung der Altersstruktur untersuchten Regionen.

BÄUME STATT MENSCHEN

Deutschland habe seine historische Spaltung demografisch noch lange nicht überwunden, kritisierte der Direktor des Berlin-Instituts, Reiner Klingholz. Auch Subventionen in Milliardenhöhe hätten den Abwanderungstrend in die Städte nicht aufhalten können. Klingholz plädierte dafür, nicht um jeden Preis ein Ausbluten strukturschwacher Gebiete zu verhindern: "Es ist kein Drama, wenn sich bestimmte Regionen entleeren", erklärte er. So würden etwa auch in Deutschland für den Klimaschutz leere Räume benötigt, "ohne dass Förster und Naturschützer sich groß kümmern. Wir brauchen neue Naturräume als Freiräume und das kann man ja gleichzeitig nutzen."

Das Berliner Institut lobte die skandinavischen Staaten als Vorbild im Umgang mit dem demografischen Wandel. Vor allem Schweden gebe Antworten auf die niedrigen Geburtenzahlen und Abwanderungsprobleme. In der Studie gelten die Regionen Nordeuropas dank ihrer Wirtschaftsentwicklung, eines hohen Bildungsstands und einer starken Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen sowie vergleichsweise hohen Geburtenraten als besonders zukunftsfähig. An der Spitze steht das kleine, aber hoch entwickelte Nicht-EU-Mitglied Island. Seine innovative Familien- und Integrationspolitik seien beispielhaft, den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen, heißt es in der Studie. Demnach werden wenig Nachwuchs, alternde Bevölkerungen und eine zunehmende Migration Europa in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig verändern. Bereits heute verzeichnen acht der 27- EU-Mitgliedstaaten schrumpfende Einwohnerzahlen. Bis zum Jahr 2050 würden es 17 sein - allen voran Deutschland, erklärte das Institut.

http://www.berlin-institut.org/ (nur Kurzfassung; orig kostet 19.90 EUR)
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid= ... yrL.b0SzJc
...Platz 241 nach dieser Tabelle (Link)...sojar schlechter als Chemnitz (ob ich da bei der Wochenshow-Runtermache noch feiern kann???)...AUAA! Nuja, zum Glück isses nurn Ranking
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von vicaddict
#564104
The Red Umbrella hat geschrieben:...Platz 241 nach dieser Tabelle (Link)...sojar schlechter als Chemnitz (ob ich da bei der Wochenshow-Runtermache noch feiern kann???)...AUAA! Nuja, zum Glück isses nurn Ranking
Da kann ich mich ja sogar freuen :D
#564157
war jetze übrijens natürlich nich diskriminierend gemeint, jah. :wink: :mrgreen: Hab eben als erstes Chemnitz jelesen und der Rest hier tummelt sich ja auch nur um die null-Komma-Stelle oberhalb von Saxony-Anhalt rum...surprise, surprise...

Woran jetz meine 'Hoffnung' vielleicht 'hängt' (un ich drück mich da... selbstverständlich.. vorsichtig aus), ist, ob es Reaktionen auf die Studie bzw. ihre Schlussfolgerungen gibt. Vor allem eben bei der Bildung. Ich mein, wenn ich mir hier die ein oder andre Penne anguck, bin ich froh, daraus zu sein (und dass meine Neffen inne 'ordentliche' gehn und strenge Mütter ham; wobei das Beschissene an der Sache natürlich widder is, dass dieses Glück viele, viele andre nich ham...was insgesamt also meine verfickte Stimmung auch nich anhebt...) *runterkomm* Egal, Blick nach vorn. Hoffnung stirbt zuletzt...hmmm.... da kommt ja nochn Bildungsgipfel.... der, der 100pro die Wende bringen wird, oder??? *aufEnttäuschungBereitMach*
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von Maddi
#564190
vicaddict hat geschrieben:
The Red Umbrella hat geschrieben:...Platz 241 nach dieser Tabelle (Link)...sojar schlechter als Chemnitz (ob ich da bei der Wochenshow-Runtermache noch feiern kann???)...AUAA! Nuja, zum Glück isses nurn Ranking
Da kann ich mich ja sogar freuen :D
hey, wir sind in der Startaufstellung nur einen Platz hinter dir, das holen wir beim Boxenstopp wieder auf :mrgreen:
(anmerkung:komme aus sachsen anhalt)
#564328
Mit Platz 234 stehen wir Thüringer ja noch gut da. Zu meiner alten Heimat Sachsen-Anhalt muss ich wohl nix sagen, genug hier die das Elend live sehen. Nur gut das die nicht nach Kreisen gehen. Da sind wir innerhalb von Thüringen in allem die rote Laterne. Für sich gesehen würden wir wohl noch hinter Lodsch landen. :mrgreen:

Und der Witz an der ganzen Sache. Unser Eckchen Altkreis gehörte früher zum Bezirk Halle (Hölle in Fachkreisen), der ja dann in Sachsen-Anhalt aufging und heute bis auf kleine Ecken wieder garscht ist. Unser Altkreis wollte bei der erneuten Länderbildung zu Thüringen. Der Grund war das man im Bezirk Halle immer wie das Ersatzrad behandelt wurde. Nun gehört die Ecke zu Thüringen und wird wiederum weitgehend ignoriert. Wir müssen es wohl mal so wie einst Key West machen, für unabhängig erklären, der Bundesrepublik den Krieg erklären, kapitulieren und dann Schadensersatz fordern. Andernfalls kommt der Aufschwung wohl nie hier an. :mrgreen:

Immerhin hat man uns ja das Programm Demographischer Wandel zugeschoben. Und was die alle für tolle Ideen haben. Erst legt uns das Land mal eben zwei Drittel der Schiene lahm, schneidet uns so mit von der Hoffnung Tourismus ab und nun möchte man Rufbusse. Die Bibliotheken leiden schon lange unter Sparzwang, Zeit für eine auf Rädern. Altersgerechtes Wohnen war schon Ende der Neunziger durchgeplant, zu dumm das man vor dem Programm die Wohnungsgesellschaften oft an Heuschrecken verschenkte. Und das hier einzig Arbeitsplätze helfen scheint man zu verdrängen. Der Landrat träumt ja von seiner Industriegroßfläche, die soll es dann reißen. Zu dumm das wir schon massig Industriefläche haben und nur noch die Industrie fehlt, bzw. Investoren die mit der Kohle mal ausnahmsweise nicht nach Spanien flüchten, nach der Förderzeit den Standort wieder gen Westen verlegen oder generell mal Leute einstellen ohne sich diese teilweise zu zwei Dritteln von der Agentur für Arbeit fördern zu lassen. Es gibt hier einige vorbildliche Firmen. Nur leider viel zu wenige um hier etwas zu reißen.
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von vicaddict
#564358
Wir müssen es alle machen wie der Irak. Durch die Zerstörung durch die USA stieg der Ölpreis und die Reserven des Irak verschaffen dem Land ein Haushaltsplus von 80 Milliarden...

Hier Herr Bush... putt putt putt :D
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von Maddi
#564489
vicaddict hat geschrieben:Wir müssen es alle machen wie der Irak. Durch die Zerstörung durch die USA stieg der Ölpreis und die Reserven des Irak verschaffen dem Land ein Haushaltsplus von 80 Milliarden...

Hier Herr Bush... putt putt putt :D
gut, dann steck ich dem zukünftigen US-Präsidenten(also Barak Obama :mrgreen: ) schonmal dass ich in Chemnitz ganz viel Massenvernichtungswaffen gesehen habe :wink: :D
#564506
Maddi hat geschrieben:
Quotentreter hat geschrieben: Unser Eckchen Altkreis gehörte früher zum Bezirk Halle (Hölle in Fachkreisen)...
pah :!: :twisted: ... :mrgreen:
ey, Halle isses Geilste wasses gibt (von meiner Panzer-Knacker Silberhöhe, Kaliber 06132 texte ich gar nich erst), ALSO fresse oder es jibt ma echten Kriesch hier

ach wo, war nurn Spass :P Ich bin aber ma so frei, und baller bei Gelegenheit noch was Konstruktives in de Runde (das wird mir zu viel scheisse hier 8))
Demographischer Wandel: Zukunftslabor Ostdeutschland
Börsen-Zeitung, 22.8.2008
Von Udo Ludwig *)

Die Bevölkerung Ostdeutschlands schrumpft und altert. Derzeit übertrifft das Angebot an Arbeitskräften die Nachfrage der Wirtschaft zahlenmäßig zwar noch deutlich. Die Situation am Ausbildungsmarkt ist aber inzwischen gänzlich anders. Heute kann jeder geeignete Bewerber einen angemessenen Ausbildungsplatz finden, und nicht wenige Plätze bleiben inzwischen unbesetzt. Nächstes Jahr, wenn sich die Nachwende-Generation an den Hochschulen einschreibt, wird deutlich, dass auch der Markt für Hochschulabsolventen in Ostdeutschland bald leergefegt sein wird. Angesichts der Altersstruktur der ostdeutschen Bevölkerung ist es unrealistisch, dass die aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Generationen durch die nachkommenden Kohorten ersetzt werden können (siehe Grafik).

Ist das auch die Zukunft des Westens? Klar, der Osten weist Besonderheiten auf. Lebten auf dem Gebiet der fünf neuen Länder 1989 noch 15,4 Mio. Einwohner, so sind es mittlerweile nur noch gut 13,2 Millionen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung stieg von 38,5 Jahren auf mittlerweile über 44 Jahre, es wird bis 2030 51 Jahre erreicht haben. Zwischen 1990 und 2030 wird sich erwartungsgemäß der Anteil der über 64-Jährigen auf 34% nahezu verdoppelt haben.

Die Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung liegen vornehmlich in der Abwanderung, aber auch in der Änderung des Geburtenverhaltens ostdeutscher Frauen. Der Saldo der Binnenwanderung ist für Ostdeutschland seit 1989 deutlich negativ und überschreitet kumuliert über die Jahre inzwischen die 1,8 Millionen-Marke. Insbesondere junge Frauen und Männer kehrten, nicht zuletzt wegen der besseren Perspektiven in den westdeutschen Wachstumszentren, dem Osten den Rücken. Da der Wegzug potenzielle Mütter und Väter einschloss, führte die Abwanderung auch zu einem deutlichen Absinken der Geburtenzahlen. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch den Aufschub und die Verringerung des Kinderwunsches der Ostdeutschen. In der Konsequenz sank die Zahl der Geburten von über 215000 Kinder im Jahr 1988 auf weniger als 79000 im Jahr 1994. Zwar haben sich die negativen Trends der frühen 90er Jahre bei Abwanderung und Geburtenzahlen deutlich abgeschwächt, eine Umkehrung der demographischen Entwicklung ist aber schon aufgrund der Trägheit demographischer Prozesse nicht in Sicht. So dramatisch ist die Lage im Westen nicht, noch nicht, auch wenn sich im Ruhrgebiet und im Saarland bereits eine rasche Alterung der Bevölkerung zeigt. Aber einstellen auf den demographischen Wandel sollte er sich, und zwar rechtzeitig. Um das Jahr 2020 endet die „Schonfrist“. Die derzeitige Entwicklung im Osten spielt sich dann zeitverzögert auch in den alten Bundesländern ab. Insofern bildet Ostdeutschland ein „Zukunftslabor“ für den Westen.

Fachkräftemangel droht

Für den Osten bedeutet ein Rückgang des Arbeitsangebotes zwar eine Entspannung am Arbeitsmarkt, stellt die ostdeutschen Unternehmen aber vor neue Herausforderungen. Ist heute noch die hohe Arbeitslosigkeit ein prägendes Merkmal der Region, so wird gerade der Osten in Zukunft um jede Fachkraft kämpfen müssen. Dies könnte insbesondere Industrie- und Dienstleistungsunternehmen mit niedriger Produktivität vor erhebliche Probleme stellen, da sie auf den Lohnkostenvorteil angewiesen sind und kaum Spielräume haben, an der Lohnschraube zu drehen. Hingegen müssen die innovativen Stars der ostdeutschen Wirtschaft mehr Möglichkeiten anbieten, die den benötigten Fachkräften attraktive(re) Karrieren eröffnen und somit auch qualifizierte Migranten anlocken. An dieser Stelle wird sich die Zukunft Ostdeutschlands entscheiden: Schaffen es die Unternehmen durch innovative Produkte und Prozesse, ihre Produktivität zu steigern und aus dem Niedriglohnbereich aufzusteigen, wird das Fachkräfteproblem lösbar sein und die ostdeutsche Wirtschaft auf einen neuen Pfad gehoben, der auch die Produktivitätsangleichung an die alten Bundesländer vorantreibt. Bleibt der Osten hingegen zu großen Teilen ein Gebiet der verlängerten Werkbänke und geringproduktiven Dienstleistungen, dann kann die Demographie zum „Abhängen“ zahlreicher ostdeutscher Regionen führen. Welchen Weg Ostdeutschlands Unternehmen an dieser Wegscheide betreten, hängt wesentlich von zwei Faktoren ab: Innovation und Bildung. Innovation, damit die Produktivität und in der Folge die Attraktivität der Unternehmen steigen; Bildung, auch Weiterbildung, damit das Angebot an Arbeitskräften nicht auf die Nachfrage aus dem Niedriglohnsektor, sondern auf die hochproduktiven Bereiche trifft und den technologischen Wandel befördern hilft. Die Chancen für diesen Richtungswechsel müssen erkannt und ergriffen werden.

--*) Professor Dr. Udo Ludwig ist Leiter der Abteilung Makroökonomik am Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Der Beitrag wurde unter Mitarbeit von Alexander Kubis und Lutz Schneider erstellt.
--In dieser Rubrik veröffentlichen wir Kommentare von führenden Vertretern aus der Wirtschafts- und Finanzwelt, aus Politik und Wissenschaft.

http://www.iwh-halle.de/
man beachte: er kommt aus Halle :twisted: plus meine Kurve back-to-Thread
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von Eisbär
#565831
http://www.taz.de/1/politik/deutschland ... usgenutzt/
In einem Heim wurden vierzig 1-Euro-Jobber wie reguläre Arbeitskräfte eingesetzt. Gegen den Leiter des Jobcenters ist Anklage erhoben worden. Laut Staatsanwaltschaft hätten die Jobs nicht bewilligt werden dürfen.
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Nach Ansicht der Bochumer Staatsanwaltschaft hätten die Jobs nicht bewilligt werden dürfen. Die 1-Euro-Jobber seien als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt worden und hätten sogar Schichtdienst verrichtet. Ihre Tätigkeiten gehörten zu den Kernaufgaben eines Altenheims: Essensausgabe, Zimmer reinigen, Wäsche transportieren. Ein besonders qualifizierter 1-Euro-Jobber wurde sogar zum Systemadministrator der heimeigenen EDV.
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Besonders heikel an der Sache ist, dass Ulrich Lammers nicht nur das Jobcenter in Recklinghausen führte, sondern im Nebenberuf auch Geschäftsführer des Altenheims war. Und dieses Heim steckte in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und musste Kosten sparen.
...
Angeklagt wird der 50-jährige Lammers nun vor allem wegen Untreue. Er soll Staatsgelder für einen rechtswidrigen Zweck ausgegeben haben. Den Gesamtschaden bezifferte die Staatsanwaltschaft mit 450.000 Euro. Das ist die gesamte Summe, die das Heim bis zur Beendigung der Maßnahme Ende 2006 als Betreuungspauschale für 1-Euro-Jobber erhalten hat. Von diesem Geld mussten zwar noch die Fahrtkosten und die 1,10 Euro Mehraufwandsentschädigung bezahlt werden, die die formell Arbeitslosen neben ihrem ALG-2-Scheck bekommen. Doch pro Monat brachte die Maßnahme dem Heim wohl einen Mehrertrag von rund 7.300 Euro, vermutet die Staatsanwaltschaft.
...
Vor allem wehrt sich Anwalt Rüthers gegen den Vorwurf, die Arbeitslosen seien nicht richtig qualifiziert worden. Die 1-Euro-Jobber seien deshalb in den normalen Arbeitsablauf integriert worden, weil sie so Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit hätten lernen können.
Tja, wer hätte das gedacht...Missbrauch, Veruntreuung, Erschleichung von Vermögensvorteilen und das alles bei der sauberen Hartz-Agenda.

Gut, sofern die Vorwürfe stimmen sollten, hat es Lammers aber auch echt in jeder Hinsicht übertrieben.
Wenn man hier und da mal 1-Euro-Jobber für ein verbandeltes Unternehmen arbeiten lässt, ok, kann man verheimlichen oder zurechtlügen.
Aber sowas...nee :mrgreen:

Oh und kleiner Tipp an den Anwalt mit dem Hang zum Sarkasmus - bewerben sie sich doch mal bei der SPD oder dem Konvent für Deutschland, die brauchen Leute wie sie die dem dummen Proletenpöbel die Welt erklären.
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von vicaddict
#565910
Die 1-Euro-Jobber seien deshalb in den normalen Arbeitsablauf integriert worden, weil sie so Schlüsselqualifikationen wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit hätten lernen können

Vorallem wiedermal schön zu sehen, für wie degeneriert man Arbeitslose hält, dass man ihnen solche Dinge erst beibringen muss :roll:
#565962
Eisbär hat geschrieben:Gut, sofern die Vorwürfe stimmen sollten, hat es Lammers aber auch echt in jeder Hinsicht übertrieben.
Ich sage nur Spitze des Eisberges. Wobei der Fall hier besonders heraussticht. Die Masse umfasst kleinere Beschäftigungskreise, wo es aber im Kern nicht groß anders läuft. Vor allem Kommunen haben diese mögliche Beschäftigungsform für sich enddeckt. Um viele unter zu kriegen hat man beispielsweise die Drittleistungen durch Garten- und Landschaftsbaufirmen zurückgefahren, was denen wieder fehlt und reguläre Jobs kostet. Oder man lässt sie eigentliche Aufgaben von Bauhöfen oder in Einrichtungen übernehmen. Das dürfte offiziell nicht sein, da in Konkurrenz zu regulären Beschäftigungen, die dafür auch oft abgeschafft wurde. Es gab auch viele Fälle wo die Leute entlassen wurden um dann über diese Möglichkeit wieder zum Spottpreis angestellt zu werden.

Nicht anders wird es dann auch bei allen folgenden Aktionen laufen. Die Idee die Leute wieder unter Menschen zu bringen ist ansich nicht die schlechteste. Auch die Betroffenen selbst freuen sich oft selbst darüber. In ganz wenigen Fällen führt es sogar zur Übernahme. Es gibt auch die guten. Das muss man auch mal erwähnen. Leider lässt sich auf der anderen Seite so auch Geld einsparen. Eine Kompanie kommunaler Kombilöhner wird immer billiger sein, wie alleine die wichtige Kernmannschaft die regulär bezahlt werden muss. Letztere werden dann immer bluten.
vicaddict hat geschrieben:Vorallem wiedermal schön zu sehen, für wie degeneriert man Arbeitslose hält, dass man ihnen solche Dinge erst beibringen muss :roll:
Für den einen oder anderen ist das wirklich nötig. Nach Jahren der Langzeitarbeitsloskeit hapert es oft schon am geregelten Tagesablauf. Das ist nunmal so. Das Problem ist aber das man oft alle über einen Kamm bürstet.

Und selber ist man da aber nicht ganz unschuldig. Viele Langzeitarbeitslose wären schon lange auf dem Markt, den Argen fehlen aber selbst kleinste Möglichkeiten um eventuelle Hürden abzubauen. Man hat Mittel um die Leute in Trainings- oder GanzIL Maßnahmen ihre Runden drehen zu lassen. Es ist aber nichtmal möglich dieses Geld beispielsweise sogar nur als Darlehn für einen Führerschein oder meinetwegen einen besseren Bildungsabschluss über eine Volkshoch-, Fern- oder Abendschule locker zu machen. Den Führerschein gibt es beispielsweise nur dann, wenn ein konkreter Job ansteht und der Arbeitgeber wartet. In der Praxis wartet aber nunmal kaum einer, da stehen hunderte andere mit vorhandenem Schein vor der Tür.

Es bräuchte eine Reform die den Namen auch verdient. Und diesmal nicht gegen die Arbeitslosen sondern die Arbeitsliosigkeit ansich. Das Hartz Paket hat ja teilweise geeignete Instrumente sogar noch zurückgefahren. Andere haben das Problem sogar noch verschlimmert. Mit der Förderung der Personal Service Agenturen kam der Vermittlungsgutschein. Der wird mittlerweile von fast jeder Klitsche verlangt, die wiederum in vielen Berufszweigen fast jedes Jobangebot unterm Nagel haben. In der Praxis bekommt den aber kaum ein Langzeitarbeitsloser, der müsste die Kosten selbst tragen. So müssen viele Betroffene leider draußen bleiben. Die Reform zielte meist nur darauf ab die Leute möglichst kostengünstig vor der Statistik zu verstecken, statt sie zu integrieren. Das war am Kernproblem vorbei. Die Mittel sollten nicht mehr starr an irgendwelche festen Maßnahmen gebunden, sondern individuell zweckgebunden bewilligt werden. Statt z.B. Jugendliche ohne Abschluss sinnlos durch eine Maßnahme nach der anderen zu peitschen, wo es zum Abschluss nur einen sinn- und wertlosen Wisch gibt, kann man ihnen den nachgeholten Abschluss anbieten. Das wäre extrem zielführender. Um Verschwendung vorzubeugen wären ja auch da Sanktionen möglich. Wer es schleifen lässt wird wie üblich sanktioniert und fertig.

Aber die Hoffnung habe ich lange aufgegeben. Umsomehr Fälle von Betroffenen ich mir anhöre oder lese, umso mehr schwindet die Hoffnung. Das wid nichts mehr.
#566927
Laut Sat 1 Text haben wir im August eine Arbeitslosenquote von 7,6%, im August letzten Jahres warens noch 8,8! Es waren 14000 weniger Arbeitslose4, und dies soll auch 2009 so weitergehen, wurde Arbeitsminister Scholz zitiert! Ich habe das Gefühl, daß immer mehr die Quote schön geredet wird! Und falls wir 2010 wirklich Vollbeschäftigung haben sollten, könnte ich wetten, daß es noch immer viele Hartz Empfänger geben wird, aber die dann unter den Tisch absichtlich fallen, damit die Regierung nur noch schöne Zahlen hat!!! :roll: :roll:
#567399
Ja wie schön, die Arbeitlslosenzahlen sinken erneut und wir kommen der Vollbeschäftigung wieder ein Stück näher. Sollen wir glauben. Denn, ich zitiere:
Danach gab es 5.240.560 Arbeitslosengeld II-Empfänger/innen und Arbeitslose im Rechtskreis SGB II. Die Quote der arbeitslos registrierten Arbeitslosengeld II-Empfänger/innen reicht von 37,8 Prozent in Hamburg bis 48,7 Prozent in Nordrhein-Westfalen.

Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf ... er%202.pdf

Demnach tauchen von den Arbeitslosengeld II-Empfänger/innen im Schnitt rund 57% gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auf. :!: