- Mo 2. Sep 2013, 00:08
#1282632
Also aus meiner Sicht liegt Steinbrück alles in allem relativ weit vorne. Zu Beginn war er mir noch deutlich zu lieb und zurückhaltend, in der zweiten Hälfte legte er aber dann doch immer mehr den Biss an den Tag, den ich mir gewünscht habe. Er hat sich in seinen Ausführungen - die natürlich zu Großteilen auch nur das Runterrattern des Partei-Sprechs waren - relativ kurz gehalten und immerhin in einigen Fragen recht klar geantwortet. Zudem war er humorvoll und generell etwas lockerer. Merkel wiederum war gegenüber den Moderatoren überraschend biestig und hat sich teilweise gefühlte Stunden in substanzlosen Monologen verloren. Und die Meinungslosigkeit, die ihr oft und gerne vorgeworfen wird, habe ich auch wiedergefunden.
Ins Schwimmen wiederum geriet Merkel meines Erachtens nur beim NSA-Skandal, während ich Steinbrück bei seiner Argumentation in Sachen Rente mit 65 oder 67 sowie der Angleichung von Beamtenpensionen und der Rente "normaler" Arbeitnehmer überhaupt nicht überzeugend fand. Auch seine Pläne, weder mit der Union noch mit den Linken koalieren zu wollen, machen ihn aus meiner Sicht unnötig angreifbar. Dafür hatte er aber auch den sympathischsten Moment des ganzen Abends, als er auf die Politikergehälter eingehen sollte.
Unterm Strich würde ich ein 65:35 für Steinbrück vergeben, weil ich ein Freund von klar geäußerten Meinungen bin und von Merkel nur inhaltsleeres Geschwurbel kam. Hatte im Vorfeld mit einer solchen Tendenz meinerseits bereits gerechnet und kann nach wie vor die negative Stimmung bzgl. Steinbrück nicht nachvollziehen. In der ersten Hälfte des Duells fand ich ihn jedoch auch enttäuschend.
Zu den Moderatoren: Will fand ich dafür, dass sie in ihrer Talkshow oft wie ein schüchternes Reh wirkt, überraschend gut und sie hat bei mir auch den positivsten Eindruck hinterlassen. Raab schwankte ein wenig zwischen erfrischendes Element und dem latenten Drang der Selbstdarstellung, allerdings hat er die Stimmung doch deutlich aufgelockert und für einige spannende Momente gesorgt. Illner war okay, allerdings nicht wirklich auffällig, Kloeppel behalte ich einzig und alleine dadurch in Erinnerung, dass er Illner einmal ins Wort fiel, als sie ihre Frage formulieren wollte. Ansonsten war er ziemlich überflüssig.
Fohlen