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Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 14:30
von TIMBO
jetzt redet die politk mal wieder über die durchaus miserable wahlbeteiligung. und was wurde in den raum geworfen ? wahlpflicht statt wahlrecht. gibt es in vielen ländern schon mit durchaus positiven ergebnissen.

was meint ihr ? sollten wir wirklich eine wahlpflicht einführen ?

ich kann mich eigentlich garnicht so recht dafür oder dagegen entscheiden. hat beiden positive und negative aspekte.
dass bei einer wahlbeteiligung von 45 % und weniger nicht vom "der wille des volkes" gesprochen werden kann, ist da wohl deutlich ersichtlich, wenn mehr als die hälfte garnicht mit abgestimmt hat. doch die gefahr ist u.a. wen wir da mobilisieren. wer weiß, was die 55 % nichtwähler denn wählen würden,w enn sie gehen. erfahrungen aus anderen ländern haben wohl ergeben, dass rechtsextreme parteien 1 % dazugewonnen haben. auch befürchten viele, dass sich grade unentschlossene wähler, die vorher dann lieber garnicht gegangen sind, jetzt einfach, weil sie müssen, irgendjemanden wählen.
es könnte aber auch alles gut gehen, und einfach eine bessere aussagekraft des volkes bieten. ich bin bei dem thema echt zwiegespalten, denke aber letztendlich, dass man keinen zwingen sollte, sein recht wahrzunehmen. lieber sollte man es attraktiver machen. aber wie macht man wählen gehen bloß attraktiver ? kein wunder, dass die politiker dann so etwas austüfteln.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 15:59
von vicaddict
Wer sich bisher dafür entschieden hat, gar nicht zu wählen, wird dann mit Sicherheit nicht das wählen, was die Politiker gern hätten. Die Partei, die das Thema ernsthaft auf den Tisch bringt, kann schonmal einpacken, denn die wird davon nicht profitieren.

Stattdessen sollten sich unsere lieben Volksvertreter mal Gedanken darüber machen, warum sie mit ihrem blutleeren Gesülze die Menschen nicht für sich begeistern können, anstatt die Schuld beim bösen Wähler zu suchen.

Bei Bundestagswahlen liegt die Beteiligung ohnehin bei rund 80%, das ist mehr als die meisten andern Demokratien dieser Welt zu bieten haben. Wenn man also die Wahlbeteiligung bei der Europawahl beklagt, sollte man sich fragen, warum die Bürger darauf keine Lust hatten... ist ja nicht so, dass die Deutschen nicht wählen gehen würden, sie wollen nur wissen wofür sie ihre Stimme abgeben sollen und das ist bei einer Europawahl nunmal nicht der Fall. Die einen werben mit Mindestlohn, die andern mit der Kanzlerin, die SPD hat gar keine Aussage, außer der, dass sie besser sei als die andern Parteien, der EU Kommissar wird anhand des Bundestagswahlergebnisses ermittelt und Themen, die man mit Brüssel in Verbindung bringt, sind Verbote der Glühbürnen und die Farb- und Formregelung von Bananen...

...ja ja böser böser Wähler, das er daran kein Interesse hat. :roll:

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 16:35
von moku
TIMBO hat geschrieben:dass bei einer wahlbeteiligung von 45 % und weniger nicht vom "der wille des volkes" gesprochen werden kann, ist da wohl deutlich ersichtlich, wenn mehr als die hälfte garnicht mit abgestimmt hat.
"Decisions are made by those who show up." Ich glaub es war bei The West Wing wo ich das mal gehört habe, und seither kommt mir das immer wieder in den Sinn.

Mir gehen Leute gewaltig auf den Geist, die ständig nur meckern, aber dann doch zugeben müssen, dass sie nicht wählen/stimmen gegangen sind. Bei uns in der Schweiz ist das vielleicht noch etwas extremer, da wir sehr sehr viele Sachen ja direkt via Abstimmung beeinflussen können. Und da ist dann häufig ne Wahlbeteiligung von noch unter 50 %.

Aber was bringts irgendwen zu zwingen? Dann machen die halt einfach irgendwo ein Kreuzchen und gut ist. Das verfälscht dann das Ergebnis noch mehr, als wenn die, dies nicht interessiert, einfach zu Hause bleiben.

Ich kann von mir auch nicht behaupten, dass ich bisher bei allen Abstimmungen war. Wenn mich ein Thema nicht interessiert, dann mag ich das auch nicht lesen und mir eine Meinung bilden. Und einfach das zu machen, was irgendwelche Parteien "mir" sagen, darauf hab ich mal garkeinen Bock.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 16:59
von Eisbär
ist ja nicht so, dass die Deutschen nicht wählen gehen würden, sie wollen nur wissen wofür sie ihre Stimme abgeben sollen und das ist bei einer Europawahl nunmal nicht der Fall.
Zumal man ja auch bedenken muss das das EU-Parlament nicht viel mehr als die Simulation einer Demokratie ist, nein, eigentlich eher die Parodie einer Demokratie, mittels dem die Einheitsparteien ihre Alt-Politiker am ordnungspolitischen Katzentisch versorgen können.

Und wenn dann Volker Kauder am Wahlsonntag verkündet, das man Friedrich Merz gerne als Industriekommissar einsetzen würde, also das Parteien-Establishment sowieso auf demokratische Legimitation der Entscheidungsträger schei*t und versucht in der Kommission wieder so einen Freund von Big Money und Big Business unterzubringen, sorry, warum wählen gehen?

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 19:08
von TIMBO
scheint ja bisher einen recht klaren trend zu geben.

als ergänzung noch als nachreichung: der vorschlag kam aus den reihen der spd. vorgeschlagene strafe: eine geldstrafe von 50 euro für jeden nichtwähler. in anderen ländern wird sogar mit gefängnis gedroht. da wären wir ja noch mit 50 euro gut bedient :wink:

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 19:44
von vicaddict
TIMBO hat geschrieben:scheint ja bisher einen recht klaren trend zu geben.

als ergänzung noch als nachreichung: der vorschlag kam aus den reihen der spd. vorgeschlagene strafe: eine geldstrafe von 50 euro für jeden nichtwähler. in anderen ländern wird sogar mit gefängnis gedroht. da wären wir ja noch mit 50 euro gut bedient :wink:
Ich seh es schon vor mir: "Lasst die Kinderschänder frei, die Nichtwähler brauchen Platz" :D Könnte von Schäuble sein... traurig nur, dass man es ihm wirklich zutrauen würde :twisted: Oder ist das nur ne perfide Art, den Staatshaushalt zu sanieren? 50€ von jedem der nicht wählt? Das läppert sich... da kann man noch ein paar Banken retten...

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Mi 10. Jun 2009, 21:50
von Wolpers
Die Wahlbeteiligung ist die einzige Möglichkeit, der Politik eine übergeordnete Zustimmung zu ihrer Politik klarzumachen. Zusätzlich zu den Prozenten für eine Partei ist der Prozentsatz derer, die überhaupt irgendeine Partei gewählt haben, ebenfalls eine demokratische Aussage.

Wahlpflicht ist undemokratisch.

Mein Problem ist, dass die Politik nicht genügend unter einer geringen Wahlbeteiligung "leidet". Damit die Politik ein Interesse daran hat, die Wahlbeteiligung hoch zu halten, muss es entsprechend "schmerzhaft" für sie sein, wenn sie niedrig ist.

Ich würde z.B. an eine hohe Wahlbeteiligung das Recht knüpfen, die Diäten erhöhen zu dürfen oder dass ein Politiker erst dann einen Pensionsanspruch aus der Teilnahme am Parlament erlangt. Bisher kommt die Politik zu glimpflich davon.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 01:14
von Vega
TIMBO hat geschrieben: hat beiden positive und negative aspekte.
dass bei einer wahlbeteiligung von 45 % und weniger nicht vom "der wille des volkes" gesprochen werden kann, ist da wohl deutlich ersichtlich, wenn mehr als die hälfte garnicht mit abgestimmt hat.
Natuerlich ist das der Wille des Volkes. Denn wenn die andern 55 % meinen, nicht waehlen zu brauchen, dann haben die auch keinen eigenen Willen. Und wer sich als Nichtwaehler dann im Nachhinein drueber aufregt, ist eh an Laecherlichkeit kaum mehr zu ueberbieten.

Fuer eine Wahlpflicht spricht in meinen Augen gar nichts. Wie ich bereits sagte, wer nicht waehlen geht, den scheint das alles nicht zu interessieren, also ist es auch prinzipiell nicht wichtig, deren Willen zu vertreten.

Und eine Wahlpflicht wuerde doch auch dazu fuehren, dass zahlreiche Leute, die ueberhaupt keine Ahnung haben einfach aus Jux und Dollerei irgendwas ankreuzen duerfen und dann haben wir irgendwann den absoluten Salat...was die da eigentlich waehlen, wuessten dann doch sicherlich viele nichtmal.

Und vor allem, mein Vorgaenger sprach es bereits an: Wenn man eine Wahlpflicht einfuehrt, kann man auch gleich aus dem Grundgesetz streichen, dass Deutschland ein demokratischer Staat sei.

Es ist jedem selber ueberlassen, ob er zur Urne marschiert oder nicht, ein Zwang bzw. eine Pflicht dazu haette mit Demokratie gar nichts mehr zu tun.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 09:08
von TIMBO
DarkGiant hat geschrieben:
TIMBO hat geschrieben: hat beiden positive und negative aspekte.
dass bei einer wahlbeteiligung von 45 % und weniger nicht vom "der wille des volkes" gesprochen werden kann, ist da wohl deutlich ersichtlich, wenn mehr als die hälfte garnicht mit abgestimmt hat.
Natuerlich ist das der Wille des Volkes. Denn wenn die andern 55 % meinen, nicht waehlen zu brauchen, dann haben die auch keinen eigenen Willen. Und wer sich als Nichtwaehler dann im Nachhinein drueber aufregt, ist eh an Laecherlichkeit kaum mehr zu ueberbieten.
ich seh sie schon im geiste vor mir. diese typen nicht-wähler, die sich mit dem dosenbier in der hand über alles beschweren, was die politikm hervorbringt und bei der wahl sagen "äh, wofür das denn" :wink: (naja, eigentlich viel mehr :evil: )
also wenn ich mich bei mir umhöre, ich habe in meinem freundeskreis (und familienkreis) keinen einzigen nicht-wähler angetroffen. deshalb kann ich da auch garnicht nachhacken, wo bei ihm die gründe dafür lagen. bin aber auch froh drum. wer nicht wählen geht, dem kann man echt nicht helfen.
wie ja auch schon angesprochen, ist einer meiner sprüche immer: "wer nicht wählen geht, darf sich auch nicht beschweren"
und da ich gerne mal meckere, geh ich auch immer wählen :wink:

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 09:17
von Maddi
bringen wir es dochmal auf einen einfacheren Nenner:

wenn im Supermarkt ein Stand mit einem Bestimmen Produkt ist, dieses kauft aber keine Sau weil es schlechte Qualität hat, besch**** schmeckt etc. - da käme auch keiner auf die Idee die GSG9 zu rufen und die herzlosen Kunden zu zwingen das zu kaufen, weil sich der Hersteller ja solche Mühe gegeben hat - da muss das Produkt halt verbessert werden oder verschwindet vom Markt.

Genauso betrachte ich die Wählbarkeit von Parteien.

Und wer sagt Nichtwähler hätten keinen Willen - das wär ungefähr so, um mal beim Beispiel Supermarkt zu bleiben, als wenn auf dem Gabentisch 5 verfaulte Bananen liegen, und man nur deshalb eine essen soll weil sie da sind, und nicht weil sie toll schmecken, gesund sind oder einem sonst irgendwas gutes tun.

letzlich sind gewählt Abgeordnet eigentlich Diener oder auch Angestellte des Volkes. Wer eine Wahlpflicht einführen will betrachtet aber wohl eher das Volk als seinen Diener und hat rein gar nichts begriffen.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 12:22
von Wolpers
DarkGiant hat geschrieben:wer nicht waehlen geht, den scheint das alles nicht zu interessieren
Was hanebüchener Schwachsinn ist. Es gibt Leute, die wählen nicht, nachdem sie sich intensiv mit allen Parteien auseinandergesetzt haben und zu dem Schluss kommen, dass sie durch keine vertreten werden bzw. die Stimme für sie für andere Zwecke missbraucht wird.

Das Nichtwähler auch Desinteressiert sind, ist wieder so ein typischer Mythos von den sogenannten Gutmenschen, damit die auf eine Bevölkerungsschicht zeigen können und sagen: "Ich bin besser, weil ich nicht so bin wie die". Was nicht "gut" ist, sondern asozial.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 12:54
von DerBöseOnkel
TIMBO hat geschrieben:
als ergänzung noch als nachreichung: der vorschlag kam aus den reihen der spd. vorgeschlagene strafe: eine geldstrafe von 50 euro für jeden nichtwähler. in anderen ländern wird sogar mit gefängnis gedroht. da wären wir ja noch mit 50 euro gut bedient :wink:

Mal dazu eine Nachfrage:

5 Millionen wählen nicht, bekommen Strafzettel über 50 Euro (sind ja schon mal jede Menge Bürokraten tage/wochenlang beschäftigt). 3 Millionen zahlen nicht. Was dann? Pfändung? Neue Gerichtsvollzieher braucht das Land?

Finden auch nichts pfändbares....nun, Gefängniss? Oder Arbeitslager? Obwohl, Guantanamo wird ja frei.....sowas könnten wir dann ja nutzen...

2015: Nachdem die Bundeswehr im Innenland eingesetzt werden darf, um Nichtwähler zur Urne zu treiben, denkt der Parteiführ äh vorsitzender der BNM (BürgerlicheNeueMitte -Zusammenschluss der "Volksparteien" SPD,CDU;FDP,Grüne -nachdem 2012 alle anderen Parteien verboten wurden) darüber nach, Nichtwähler in grossen Lagern zusammenzutrommeln, um sie demokratisch zu erziehen.

Es wird darüber nachgedacht, die Bundeswehr aufzuteilen und eine spezielle Schutztruppe (zB StaatsSchutz) zu bilden, die sich um störische Nichtwähler zu kümmern haben.

Na, weiter denkeich nicht drüber nach, nicht das unser rollender Schäuble auf dumme Gedanken kommt..

Oh, wer klopft denn da so energisch an meine Tür?

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 14:20
von ikone
Man sollte die Nichtwähler wie eine Partei zählen, denn auch nicht wählen kann eine bewusste Entscheidung sein. Wenn Wahlpflicht, dann muss auf dem Zettel auch die "Keiner-der-Aufgeführten"-Option vorhanden sein. Ich wähle nicht irgend wen nur weil es eine Wahlpflicht gibt.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 14:58
von Vega
Wolpers hat geschrieben:
DarkGiant hat geschrieben:wer nicht waehlen geht, den scheint das alles nicht zu interessieren
Was hanebüchener Schwachsinn ist. Es gibt Leute, die wählen nicht, nachdem sie sich intensiv mit allen Parteien auseinandergesetzt haben und zu dem Schluss kommen, dass sie durch keine vertreten werden bzw. die Stimme für sie für andere Zwecke missbraucht wird.
Wer jedes Wahlprogramm gleich bescheiden findet, kann immer noch zur Wahl gehen und einfach nen komplett leeren Zettel abgeben..

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 15:06
von vicaddict
DarkGiant hat geschrieben:
Wolpers hat geschrieben:
DarkGiant hat geschrieben:wer nicht waehlen geht, den scheint das alles nicht zu interessieren
Was hanebüchener Schwachsinn ist. Es gibt Leute, die wählen nicht, nachdem sie sich intensiv mit allen Parteien auseinandergesetzt haben und zu dem Schluss kommen, dass sie durch keine vertreten werden bzw. die Stimme für sie für andere Zwecke missbraucht wird.
Wer jedes Wahlprogramm gleich bescheiden findet, kann immer noch zur Wahl gehen und einfach nen komplett leeren Zettel abgeben..

Na das bringt ja was :roll:

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 15:18
von Vega
vicaddict hat geschrieben:
DarkGiant hat geschrieben:
Wolpers hat geschrieben:
DarkGiant hat geschrieben:wer nicht waehlen geht, den scheint das alles nicht zu interessieren
Was hanebüchener Schwachsinn ist. Es gibt Leute, die wählen nicht, nachdem sie sich intensiv mit allen Parteien auseinandergesetzt haben und zu dem Schluss kommen, dass sie durch keine vertreten werden bzw. die Stimme für sie für andere Zwecke missbraucht wird.
Wer jedes Wahlprogramm gleich bescheiden findet, kann immer noch zur Wahl gehen und einfach nen komplett leeren Zettel abgeben..

Na das bringt ja was :roll:
Nö, rummeckern sollten sie dann trotzdem nicht.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 16:01
von vicaddict
DarkGiant hat geschrieben:Nö, rummeckern sollten sie dann trotzdem nicht.
Ich versteh deine Argumentation nicht ganz. Jemand der nicht wählt hat also keine Rechtfertigung sich darüber aufzuregen. Soweit so gut... das mag auf jemanden zutreffen, dem es wirklich egal ist. Wer aber nichts Wählbares findet, und deshalb nicht wählt, darf auch nicht meckern? Versteh ich nicht. Du befürwortest also das man sich keine Gedanken und sein Kreuz irgendwo macht, notfalls auch bei den Rechten, anstatt man mangels Angebot gar nicht wählt?

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 16:08
von Wolpers
DarkGiant hat geschrieben:Nö, rummeckern sollten sie dann trotzdem nicht.
Was ebenfalls totaler Quatsch ist. Über die Wahlbeteiligung kann der Bürger eine demokratisch gemessene Aussage darüber abgeben, wie zufrieden er insgesamt mit der Arbeit der Parteien ist. Und entsprechend hat auch jeder Bürger das Recht, seinen Unmut gegenüber allen Parteien bzw. dem Parteisystem frei zu äußern. Das ist eine Kernaufgabe der Meinungsfreiheit und der Demokratie - nicht nur bestimmte Parteien abzulehnen sondern ggf. auch alle Parteien ablehnen zu dürfen, weil keine von ihnen einen bestimmten Teil der Bürger repräsentiert bzw. repräsentieren will.

Das hat sogar einen stabilisierenden Faktor, denn könnten Bürger das nicht über Wahlenthaltung tun, müssten sie als Alternative einen Aufstand bzw. sogar eine Revolution anzetteln, um z.B. das Parteiensystem abzuschaffen, weil sie keine andere Möglichkeit haben. Kann die Unzufriedenheit vorher über Enthaltung und "Meckern" klargemacht werden, können die Parteien reagieren, bevor es eventuell zu Aufruhr kommt.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 16:20
von Vega
vicaddict hat geschrieben:
DarkGiant hat geschrieben:Nö, rummeckern sollten sie dann trotzdem nicht.
Ich versteh deine Argumentation nicht ganz. Jemand der nicht wählt hat also keine Rechtfertigung sich darüber aufzuregen. Soweit so gut... das mag auf jemanden zutreffen, dem es wirklich egal ist. Wer aber nichts Wählbares findet, und deshalb nicht wählt, darf auch nicht meckern? Versteh ich nicht. Du befürwortest also das man sich keine Gedanken und sein Kreuz irgendwo macht, notfalls auch bei den Rechten, anstatt man mangels Angebot gar nicht wählt?
Nunja gut, das ist eine etwas andere Geschichte, aber dennoch bezweifle ich, dass die Zahl der Leute, die nicht waehlen, weil sie saemtliche Parteiprogramme fuer Mist halten, nicht fuer sonderlich hoch.

Dennoch bin ich immer noch der Meinung, dass man notfalls auch das kleinste Uebel finden und waehlen kann..

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 18:26
von Stefan
rofl - ich lache.

Vicca - was denkst du denn, was du beeinflusst, wenn du sagst, keine der angebotenen Möglichkeiten bei der Wahl entspricht dem, was ich will - also geh ich lieber gar nicht zur Wahl? Was soll sich dann ändern?

Gar nichts - na das hats dann ja gebracht :roll:

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 21:40
von vicaddict
Stefan hat geschrieben: Vicca - was denkst du denn, was du beeinflusst, wenn du sagst, keine der angebotenen Möglichkeiten bei der Wahl entspricht dem, was ich will - also geh ich lieber gar nicht zur Wahl? Was soll sich dann ändern?
Ist doch nicht meine Sache. Ich heiße das doch auch nicht gut, aber ich finde es auch nicht gerade toll, wenn man zur Wahl geht und seit Kreuz irgendwo macht.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Do 11. Jun 2009, 21:56
von Stefan
vicaddict hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben: Vicca - was denkst du denn, was du beeinflusst, wenn du sagst, keine der angebotenen Möglichkeiten bei der Wahl entspricht dem, was ich will - also geh ich lieber gar nicht zur Wahl? Was soll sich dann ändern?
Ist doch nicht meine Sache. Ich heiße das doch auch nicht gut, aber ich finde es auch nicht gerade toll, wenn man zur Wahl geht und seit Kreuz irgendwo macht.
na ja - man sollte seine Stimme zumindest der Partei geben, mit der man AM MEISTEN überein stimmt - nicht zur Wahl zu gehen ist einfach idiotisch und ändert schlussendlich gar nichts

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Fr 12. Jun 2009, 01:31
von vicaddict
Stefan hat geschrieben:na ja - man sollte seine Stimme zumindest der Partei geben, mit der man AM MEISTEN überein stimmt - nicht zur Wahl zu gehen ist einfach idiotisch und ändert schlussendlich gar nichts

Nun frag ich dich aber mit welcher Partei man denn übereinstimmen kann? Nach der Wahl machen sie alle etwas anderes... 2002 hieß es vor der Wahl es gäbe keine Steuereröhungen, nach der Wahl schlug Rot/Grün zu. 2005 traten die einen mit einem extrem neo-liberalen Konzept an, die anderen weiterhin mit Agenda 2010. Herausgekommen ist für beide Parteien etwas komplett anderes... welcher Partei soll man den hier noch sein Vertrauen schenken? Zu sagen, die zu wählen mit denen man am meisten übereinstimmt, ist schlichtweg naiv. Es ist leicht gesagt, aber in der Realität sieht es nunmal anders aus. Bei der Linken käme es auf einen Versuch an, aber auch ich weiß, dass die nicht alles umsetzen können, was sie versprechen; mal abgesehen davon, dass keiner mit ihnen will. Die Grünen sind auch nicht mehr das was sie mal waren und die FDP steht schlichtweg für eine Politik, die gefühlte 80% der Bevölkerung in Armut stürzen wird, damit die oberen 10.000 in Saus und Braus leben können. Die SPD weiß schlichtweg nicht was sie will und die Union? Die weiß zwar, dass sie am liebsten das gleiche täte, wie die FDP, ist sich aber bewusst, dass sie das nicht offen sagen kann, ohne einzubrechen. Und das Deutschland keine neo-liberale Schwarz-Geld Koalition will, hat man 2005 gesehen. Innerhalb weniger Wochen segelte die Union von ~45% auf 35%, weil die Menschen Angst davor hatte, was Schwarz-Geld ihnen bringen würde... und was die CSU zu bieten hat, haben wir im September gesehen... da wird trotz gewonnener Wahl mal eben das Personal ausgetauscht, mit dem man Tags zuvor den Wahlkampf bestritten hat und Stimmen geholt hat (wenn auch weniger als erhofft). Demokratisch war dieser Führungswechsel dort aber auch nicht...

Wem also soll man sein Vertrauen schenken? Keine der etablierten Parteien hat es sich verdient. So sieht es nunmal aus. Alle haben in den letzten Jahren zu sehr enttäuscht, als das man immer wieder darauf hereinfallen könnte... und aus Frust darüber, dass diese Parteien eben sowieso machen was sie wollen, ganz egal was der Wähler sagt, bleiben viele eben gleich zuhause.

Ich finde das nicht toll, aber ich kann es verstehen. Wenn du als Wähler permanent für dumm verkauft wirst und die Parteien am Ende mit dem Finger auf dich zeigen, weil du schlichtweg zu "blöd" bist, ihr "Konzept" zu verstehen, dann reichts eben irgendwann. Sieh doch derzeit die SPD an, sieh dir die Union nach der Hessenwahl an... Verluste ohne Ende, aber Kurskorrekturen gibts keine. Man selber hat ja keinen Fehler gemacht, der Bürger hats nur nicht verstanden. Sollen sie halt sehen wie sie klar kommen...

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: Fr 12. Jun 2009, 17:42
von The Rock
TIMBO hat geschrieben: kein wunder, dass die politiker dann so etwas austüfteln.
Ich denke das ist es worum es geht. Man verlangt heutzutage als Deutscher, dass die Politik praktisch alles für einen regelt. Man möchte sich nicht dafür engagieren, interessieren, oder den Finger für etwas krumm machen, dass nicht gleich in die eigene Tasche wirtschaftet, aber man möchte haben, haben, haben.

Die Leute zum Wählen zu zwingen. Für was? Immernoch wäre der größte Teil so ungebildet und eben viel schlimmer, so uninteressiert an der Politik, dass ich beinahe jedem Menschen alles erzählen kann und er es mir auch glaubt, wenn ich es ihm nur lange genug vorlüge.

Re: Wählen - Recht oder Pflicht ?

Verfasst: So 14. Jun 2009, 08:37
von Fernsehfohlen
Ich denke es ist besser, wenn die Leute, die kein Interesse an einer Wahlbeteiligung haben, auch gar nicht wählen gehen. Wenn unsere Regierung diese Wahlpflicht einführt und man sanktioniert wird, wenn man seine Wahlpflicht nicht erfüllt, führt das doch bei den Desinteressierten eher zu Hassgefühlen gegenüber diesen Parteien und man wählt ne "Prostestpartei", eine unwichtige kleine oder im schlimmsten Fall halt die Nazis.

Ich bin auch bei der Europawahl nicht wählen gegangen, weil ich darin nicht wirklich einen Sinn sah und bin demnach ein böser, böser Nichtwähler. Und ich denke eine Wahlbeteiligung von deutlich unter 50% sagt in erster Linie aus, dass sich viele ebenfalls nicht für diese Wahl interessierten bzw. dass man keinen Vertreter seiner Meinung gefunden hat.

In einem Wahl-O-Mat kam bei mir heraus, ich solle die bibeltreuen Christen wählen. Hmmm... Nein, dann bin ich lieber Nichtwähler. :lol:


Fohlen