@godfather
Wenn es ~50:50 rot-rot-grün / schwarz-gelb steht, wird hier die Einzelstimme wohl mehr "Gewicht" haben im Sinne einer Richtungsentscheidung, als eine Kleinpartei zu wählen die darauf noch gar keinen Einfluss hat, ja wahrscheinlich nichtmal ins Parlament einziehen wird.
Nur ist es m.E. eine Illusion zu glauben das Volkspartei A eine grundlegend andere Politik macht als Volkspartei B.
Jede große Partei in der Regierung fungiert systemerhaltend (also auch sich selbsterhaltend) und ist ökonomischen und machtpolitischen Sachzwängen unterworfen, mit Wirtschaft und Medien vermachtet und hat nur begrenzte Möglichkeiten zu handeln ohne die eigenen Pfründe zu verlieren.
Die Schröder-SPD und überhaupt die sozialdemokratischen Parteien in Europa sind dafür ein schönes Beispiel.
Die Spaltung der Gesellschaft ist für SPD und Grüne machtpolitisch alternativlos gewesen.
Für CDU und FDP gilt dies ebenfalls.
Die etablierten Parteien (teils auch LINKE, siehe deren Arbeit in Berlin) sichern am ehesten ihre Macht indem es ein "weiter so" wie bisher gibt, die fürchten nichts mehr als eine demokratische Mitbestimmung des Volkes, eine "liquid democracy".
Die 6 Parteien die jetzt im Reichstag sitzen, sind der Garant dafür das sich bei den Herrschaftsverhältnissen nichts ändern wird.
Um das zu verschleiern wird munter Symbol- oder besser Paliativpolitk betrieben, siehe Managerboni, Mindestlohndebatte usw..
Dem Großteil der Bevölkerung ist das aber noch egal, die Sklaven freuen sich darüber mit ihren Ketten spielen zu können.
Precht hat das hier
http://www.zeit.de/2009/38/Wahlkampf
mit der "guten Herrschaft" schön beschrieben.
taht hat geschrieben:
Das ist eben ein bisschen das Problem bei Parteien, die nicht auf Ideologien gründen: Außerhalb der Kernkompetenzen bestehen keine theoretisch und praktisch begründeten Ansätze, es entsteht nichts halbes und nichts ganzes.
Also eine Ideologie, oder besser, gemeinsame Ziele, sind bei den Piraten durchaus vorhanden, natürlich mit viel Raum zur Ausdifferenzierung, man steht ja noch am Anfang.
Vielmehr gab es bei den Grünen anfangs allerdings auch nicht, eine Meinungs- und Ideologienpluralität war ja sogar gewollt, im Ur-Grünen Sinn.
Das interessanteste an Parteien und ihren Ideologien ist sowieso wie diese mit den Widersprüchen und Fehlern ihrer Weltanschauungen umgehen, dogmatisch und sektenhaft oder erkenntnisoffen, lernbereit und lösungsorientiert, letzteres zu erreichen war das Ziel der Grünen, wird das Ziel der Piraten werden.
Und eines der Hauptprobleme des hiesigen Parteienestablishments ist eben genau dieser sektenhafte Umgang mit der eigenen Ideologie, die Fehler im System, egal wie gravierend, nicht zugeben kann und will.
Siehe CDUSPDFDPGRÜNELINKE.
Sofern o.g. Parteien denn wirklich noch ihre Kern-Ideologien besitzen oder vertreten, siehe SPD und "soziale Gerechtigkeit" oder CDU und die "christliche Soziallehre", beides ist zur Mystik verkommen die die Masse verdummen und vom denken abhalten soll.
Stattdessen gibt es eine machtpolitische Leitideologie die idR von der Parteispitze in Hinterzimmern mit mächtigen Interessengruppen ausgeklüngelt werden, siehe Agenda 2010 und via Fraktionszwang dann innerhalb der Partei durchgedrückt werden.
Wer sich dagegen stellt, wird sanktioniert, diffamiert, abgesägt - siehe Merz, Clement, Lafontaine, Ypsilanty, usw..
Meinungspluralismus ist in den 6 BT-Parteien nicht erwünscht.
Man muss sich doch nur mal die Parteitage anschauen...die aufgestellten Kandidaten werden von über 90% gewählt - das ganze ist eine Scheinveranstaltung wie die Volkskammerswahlen in der DDR, wo ähnliche "Wahl"-Ergebnisse zustande kamen.
dass sich die Piraten übrigens im liberalen Spektrum positionieren, glaube ich nicht.
Ja, da haben die Freien Demokraten der liberalen Idee wirklich einen Bärendienst erwiesen, diese auf die Freiheit einer ungestörten Vermögenskonzentration zu reduzieren.
Hätte Adam Smith gewusst, das sein Werk mal eine ideologische Grundlage für selbstgerechte Plutokraten abgibt, er hätte wohl nie mit dem schreiben angefangen.
In diesem Sinne wird man sich tatsächlich eher "links" orientieren.