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von Herr Vorragend
#1451560
Ich hatte recht hohe Erwartungen an die heutige Stellungnahme - was für ein Fehler. :roll:

Spätestens seit sie behauptet hat, Kiesewetters Tod sei quasi exakt so geschehen, wie es das offizielle Narrativ behauptet (=quasi ein reines Zufallsopfer, man wollte einfach irgendeine Waffe besorgen), glaube ich kein Wort dieser Stellungnahme mehr. Die ganze Stellungnahme klingt wie vom Verfassungsschmutz diktiert, und vermutlich ist das auch der Grund, warum sie selbst Rückfragen nur schriftlich und nicht am gleichen Tag beantworten will... :evil:
von flom
#1451564
Extaler hat geschrieben:Du könntest sicherlich die gesamte Geschichte (rund 50 Seiten) fehlerfrei und ohne Probleme vor Publikum vortragen, nie ins Straucheln geraten bei Fragen zu Geschehnissen, die vor Jahren passiert sind und dann noch ein gewinnbringendes Lächeln in die Kameras werfen.
nach drei Jahren Vorbereitung? Ich denke schon. Bitte einfach einsperren Schlüssel weg werfen und verrotten lassen, danke :)
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von 2Pac
#1451576
Perverse Rechtsauffassung. Da bekommt man mal eine Aussage und die Deppen nörgeln darüber, dass die Fragen und Antworten nur schriftlich laufen. Weltklasse :D
von flom
#1451640
Pervers ist es Menschen zu töten, oder zu helfen diese zu töten... das sich dann noch Leute für diese kleine Rechte Frau, die ein liederliches Leben führt stark machen, dass ist pervers!
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von Fernsehfohlen
#1451642
Na, also ich als Gewinner des "Laienjuristen-Interprationscontest 2012-2014" habe ihre so genannte "Aussage" eher in die Richtung interpretiert, dass sie alles, aber auch wirklich alles, was noch nicht zweifelsfrei zu 100% geklärt ist, einfach mal kategorisch abzustreiten und denjenigen in die Schuhe zu schieben, die eh schon tot sind oder denen es aus sonstigen Gründen wurscht sein kann. Und diese Aussage jetzt eher in die Richtung geht, Druck auf die Gegenseite aufzubauen, indem sie schon ganz basale Dinge der Anklage bestreitet. Hab die Aussage also mehr oder minder so verstanden, dass sie nochmal "nö, war ich nicht, hab ich nicht und weiß ich nicht" zu allem sagt - damit die Staatsanwaltschaft nochmal schön Arbeit hat, das Gegenteil zu beweisen.

Mich hätte es jetzt nach dem von ihr gezeichneten Bild eher gewundert, wenn sie plötzlich Reue und Empathie gezeigt und dem Prozess wirklich auf die Beine geholfen hätte, weshalb ich den Hype um ihre Aussage im Vorfeld auch ein wenig seltsam fand.

So, wer wirklich Ahnung hat, darf mir nun gerne widersprechen.


Fohlen
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von baumarktpflanze
#1451647
flom hat geschrieben:Pervers ist es Menschen zu töten, oder zu helfen diese zu töten... das sich dann noch Leute für diese kleine Rechte Frau, die ein liederliches Leben führt stark machen, dass ist pervers!
Solange Frau Zschäpe nicht rechtskräftig verurteilt ist, gilt auch für sie die Unschuldsvermutung, genauso wie das Recht zu schweigen oder aber schriftlich auszusagen. Das anzuführen oder ihr zu gewähren ist nicht pervers, sondern ein Grundpfeiler unseres Rechtssystems.
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von 2Pac
#1451653
Man nimmt es mit der Rechtsstaatlichkeit nur genau, wenn es gerade dem User ins Konzept passt. Demnach müsste man wahrscheinlich auch noch die Pflichtverteidiger hängen. Willkommen am Stammtisch, äh ich meine im Forum :D
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von vicaddict
#1451659
Ich verstehe gar nicht, warum man den Prozess überhaupt ernst nimmt bzw. gegen Zschäpe so einen Hass entwickeln kann. Der eigentliche Skandal ist doch trotz des Ausmaßes nicht das, was die NSU verbrochen hat, sondern das, was der deutsche Staat getan, oder eben nicht getan hat, um es zu verhindern. Ich frage mich, ob das auch aufgearbeitet wird. Bisher hat man das Gefühl, dass das alles schön im Sande verläuft.
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von 2Pac
#1451661
Dafür gab/gibt es den Ausschuss. Und es sind nicht wenige zurück getreten. Nur nimmt man das nicht so wahr, weil es keine großen Namen sind.
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von Herr Vorragend
#1451675
Fernsehfohlen hat geschrieben:[...], dass sie alles, aber auch wirklich alles, was noch nicht zweifelsfrei zu 100% geklärt ist, einfach mal kategorisch abzustreiten und denjenigen in die Schuhe zu schieben, die eh schon tot sind oder denen es aus sonstigen Gründen wurscht sein kann. Und diese Aussage jetzt eher in die Richtung geht, Druck auf die Gegenseite aufzubauen, indem sie schon ganz basale Dinge der Anklage bestreitet. Hab die Aussage also mehr oder minder so verstanden, dass sie nochmal "nö, war ich nicht, hab ich nicht und weiß ich nicht" zu allem sagt - damit die Staatsanwaltschaft nochmal schön Arbeit hat, das Gegenteil zu beweisen.
Das habe ich im Grossen und Ganzen genauso empfunden.

Nur dass ich zusätzlich halt glaube, dass die ganze Aussage eine Art Kuhhandel ist zwischen Staat und Zschäpe, und man sich auf eine gemeinsame Version geeinigt hat, bei dem sowohl Staat(Verfassungsschutz) als auch Zschäpe im Endeffekt am glimpflichsten davonkommen, sich quasi gegenseitig die Hände in Unschuld waschen.

Den gestrigen Verhandlungstag haben manche Medien unter dem Titel "Zschäpe bestätigt NSU-Version der Bundesanwaltschaft" zusammengefasst - und das trifft es erstaunlich gut.
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von rosebowl
#1451722
Ähm, nein...? Die Bundesanwaltschaft geht doch meine ich davon aus, dass sie ein entscheidender Teil des NSU war - und genau das hat sie doch vehement bestritten...?
baumarktpflanze hat geschrieben:
flom hat geschrieben:Pervers ist es Menschen zu töten, oder zu helfen diese zu töten... das sich dann noch Leute für diese kleine Rechte Frau, die ein liederliches Leben führt stark machen, dass ist pervers!
Solange Frau Zschäpe nicht rechtskräftig verurteilt ist, gilt auch für sie die Unschuldsvermutung, genauso wie das Recht zu schweigen oder aber schriftlich auszusagen. Das anzuführen oder ihr zu gewähren ist nicht pervers, sondern ein Grundpfeiler unseres Rechtssystems.
Das :!:
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von Herr Vorragend
#1451772
rosebowl hat geschrieben:Ähm, nein...? Die Bundesanwaltschaft geht doch meine ich davon aus, dass sie ein entscheidender Teil des NSU war - und genau das hat sie doch vehement bestritten...?
Das war vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt - ich meine damit, dass sie gerade die besonders unglaubwürdigen Details der offiziellen Version bestätigt hat (speziell der "Polizistenmord von Heilbronn" und der vermeintliche Selbstmord mit anschliessender Brandstiftung der beiden Uwes), die sie teilweise gar nicht selbst betreffen.

Ihre ganze Aussage war doch eine einzige "Auf alle erhobenen Anklagepunkte eingehen und persönliche Verantwortung dabei so gut es geht abstreiten und nur das zugeben, was sich nicht mehr abstreiten lässt". Warum aber geht sie in dieser Aussage dann überhaupt auf den mysteriösen Selbstmord der beiden Uwes ein und bestätigt vermeintlich die offizielle Version, obwohl sie ja gar nicht dabei war, und man ihr diesbezüglich auch gar nichts vorwirft?

Was das Ausmass ihrer eigenen Beteiligung betrifft, mag ihre Aussage bisherigen Standpunkten der Bundesanwaltschaft natürlich widersprechen. Ich denke aber: In den nächsten Wochen und Monaten werden wir erleben, wie sich die Bundesanwaltschaft just in dieser Frage nun ihrerseits plötzlich auf Zschäpe zubewegen wird, und man es irgendwann nicht mehr als erwiesen sieht, dass sie ein "entscheidender" Teil war, und die von ihr im Endeffekt verbüsste Strafe vglw. mild ausfallen wird.
Eine Art Kuhhandel eben - Zschäpe hält sich bedeckt bei Sachen, die ein schlechtes Bild auf staatliche Institutionen wie den Verfassungsschmutz werfen würden, dafür kommt ihr die Bundesanwaltschaft beim Strafmass entgegen.
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von rosebowl
#1451775
Ach so, ok. Dann hab ich dich falsch verstanden.

Joa, das kann natürlich schon sein. Wobei sich auf der anderen Seite auch die Frage stellt, ob die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung ohne ihre Aussage größer gewesen wäre. Es wird ja aktuell gerne so dargestellt, als würde sie durch die Aussage versuchen, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Das Proboem ist aber doch, dass man ihr anscheinend vor ihrer Aussage nicht wirklich was anchweisen konnte. Jetzt hat sie ausgesagt - und die Richter können entscheiden, ob sie das für glaubwürdig halten oder ob sie vielleicht sogar in der Aussage Widersprüche finden, die eher für eine Beteiligung sprechen. In der beweiswürdigung ist das gericht ja frei. Also ob sie sich mit dieser seltsamen Aussage einen Gefallen getan hat, weiß ich nicht...
Und immerhin hat sie eine Brandstiftung zugegeben. In einem Wohnhaus. Allein das müsste schon einige Jahre geben.

Aber klar - ich bin kein Freund von Verschwörungstheorien, aber hier hat man teilweise schon das Gefühl, dass da noch andere Interessen dahinter stehen und der Prozess nicht wirklich unbeeinflusst läuft.
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von Herr Vorragend
#1451784
rosebowl hat geschrieben:Wobei sich auf der anderen Seite auch die Frage stellt, ob die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung ohne ihre Aussage größer gewesen wäre.
Verurteilt werden wird sie ja 100%ig, zu einem echten Freispruch wird es ja wirklich schon wegen der Brandstiftung nicht kommen. Die hat sie grundsätzlich tatsächlich zugegeben - alles andere hätte man ihr aber wohl auch gar nicht abgenommen. Ich denke, selbst bei der Aussage zur Brandstiftung ging es im Endeffekt nur darum, es als vermeintlich minder schweren Fall von Brandstiftung darzustellen.

Von daher geht es im Endeffekt ja eh nur das Strafmass - und darauf hat selbst der Richter nur begrenzten Einfluss, weil das Höchststrafmass (zumindest, soweit ich als juristischer Laie unser Rechtssystem verstehe) im Grunde ja von der Staatsanwaltschaft vorgegeben wird.

Mein persönlicher Tipp für den Ausgang des Prozesses wäre daher momentan:
Der Prozess zieht sich von nun an nicht mehr Jahre hin sondern endet in wenigen Monaten, die Staatsanwaltschaft fordert am Ende eine vglw. milde Strafe von ein paar Jahren, der Richter schliesst sich bei der Urteilssprechung dieser vermeintlichen "Höchstforderung" an - und weil Zschäpe schon ein paar Jahre in Untersuchungshaft sitzt, die ihr dann angerechnet werden, und wegen vermeintlich "guter Führung" etc. ist sie 2-3 Jahre später frei oder bekommt schon bald derartige Hafterleichterungen, dass das mehr so eine lockere "Uli Hoeness-Haft" wird, bei der man im Grunde nur zum Schlafen in's Gefängnis geht.
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von Herr Vorragend
#1460347
Juhu, das grosse NSU-Zeugensterben geht weiter!

Erst nochmal zur Gedächtnisauffrischung:

Florian Heilig behauptete, den wahren Täter von Michele Kiesewetter zu kennen (und das sollen nicht die Uwes gewesen sein). Starb nur Stunden, bevor er aussagen sollte - er wurde in einem brennenden Auto auf einem Parkplatz gefunden. Zusätzlich hatte er einen tödlichen Medikamentenmix im Blut. Die Staatsanwaltschaft legte sich nur Stunden später bereits auf Suizid fest. Familie und Bekannte halten dies bis heute für unglaubwürdig. Kurz bevor die Polizei das Auto verschrotten wollte konnte, konnte seine Familie gerade noch einige Beweismittel aus dem Auto retten (Laptop, Reisetasche, Handy etc.), die die Polizei bei der Untersuchung des Wagens angeblich komplett übersehen haben will.

Melisa Marijanovic war die Freundin von Florian Heilig bis zu dessen plötzlichem Ableben. Ca. 1-1,5 Jahre nach Florian Heiligs Tod wurde sie von ihrem neuen Partner & Verlobten abends mit krampfartigen Anfällen aufgefunden und starb noch in der gleichen Nacht. Laut Staatsanwaltschaft vermutlich an einer Lungenembolie, die sie sich eine Woche vorher bei einem leichten Sturz auf's Knie zugezogen haben soll.

Sascha W. war der neue Partner und Verlobte von Melisa Marijanovic nach Florian Heiligs plötzlichem Tod bis zu Melisas eigenem Tod. Starb bereits am 08.02.2016, sein Tod wurde aber erst jetzt publik. Bislang konnte keine Todesursache festgestellt werden. Angeblich soll er aber eine "elektronische Abschiedsnachricht" verschickt haben, weshalb die Staatsanwaltschaft natürlich auch hier von Suizid ausgeht.

Es gibt natürlich noch weitere mysteriöse Todesfälle von NSU-Zeugen (z.B. Arthur C. und Thomas Richter), aber diese drei Fälle sind ja schon sehr ungewöhnlich, weil diese drei Menschen offensichtlich sehr eng miteinander zu tun hatten.
von Andelko
#1489987
Da Böhnhardt auch im Fall des ermordeten Jungen Bernd Beckmann unter Verdacht geraten ist halte ich es für nicht unwahrscheinlich das er tatsächlich was damit zu tun hat.
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von Herr Vorragend
#1490443
Ich habe eben von einem weiteren den NSU betreffenden Kuriosum gelesen, das mir bislang so nicht bekannt war.
Dabei geht es mal wieder um den berühmt-berüchtigten Verfassungsschützer Andreas "Klein Adolf" Temme. Zur Erinnerung: Das ist der Kerl, der gleich bei mehreren NSU-Morden (angeblich: rein zufällig!) zur Tatzeit am Tatort war.
Diesen merkwürdigen Umstand betreffend war ja bereits bekannt, dass der Geheimschutzbeauftragte des hessischen Verfassungsschutzes in einem abgehörten Telefonat wörtlich zu Temme gesagt hat: "Ich sage ja jedem, wenn der weiß, dass irgendwo sowas passiert, bitte nicht vorbeifahren." Obwohl diese Aussage nun wirklich keinerlei Zweifel daran lässt, dass "Klein Adolf" eben NICHT zufällig zur Tatzeit an mehreren Tatorten war, hat sich Vadder Staat dafür ja eine völlig hanebüchene Ausrede einfallen lassen, von wegen, dass das in Wahrheit ńatürlich ganz anders gemeint gewesen wäre.

Eine weitere Information war mir zumindest bislang aber nicht bekannt: Das war nicht das einzige abgehörte Telefonat, das "Klein Adolf" schwer belastet. Temme's eigene Ehefrau hat drei Wochen nach dem Mord in Kassel in einem Telefonat mit ihrer Schwester von "Dreckstürken" gesprochen und über ihren Mann gesagt:
"Interessiert es mich denn, wen er heute wieder niedergemetzelt hat?"