von Trötenflöter
#1327538
Ich antworte wieder mit Friedman:
Milton Friedman hat geschrieben:"What does it mean to say that the corpo­rate executive has a "social responsibility" in his capacity as businessman? If this statement is not pure rhetoric, it must mean that he is to act in some way that is not in the interest of his employers [Anm.: die Aktionäre]. For example, that he is to refrain from increasing the price of the product in order to contribute to the social objective of preventing inflation, even though a price in crease would be in the best interests of the corporation. Or that he is to make expendi­tures on reducing pollution beyond the amount that is in the best interests of the cor­poration or that is required by law in order to contribute to the social objective of improving the environment. Or that, at the expense of corporate profits, he is to hire "hardcore" un­employed instead of better qualified available workmen to contribute to the social objective of reducing poverty.

In each of these cases, the corporate exec­utive would be spending someone else's money for a general social interest. Insofar as his actions in accord with his "social responsi­bility" reduce returns to stockholders, he is spending their money. Insofar as his actions raise the price to customers, he is spending the customers' money. Insofar as his actions lower the wages of some employees, he is spending their money.

The stockholders or the customers or the employees could separately spend their own money on the particular action if they wished to do so. The executive is exercising a distinct "social responsibility," rather than serving as an agent of the stockholders or the customers or the employees, only if he spends the money in a different way than they would have spent it.

But if he does this, he is in effect imposing taxes, on the one hand, and deciding how the tax proceeds shall be spent, on the other.

[...]

In each of these–and many similar–cases, there is a strong temptation to rationalize these actions as an exercise of "social responsibility." In the present climate of opinion, with its wide spread aversion to "capitalism," "profits," the "soulless corporation" and so on, this is one way for a corporation to generate goodwill as a by-product of expenditures that are entirely justified in its own self-interest.

[...]

Whether blameworthy or not, the use of the cloak of social responsibility, and the nonsense spoken in its name by influential and presti­gious businessmen, does clearly harm the foun­dations of a free society. I have been impressed time and again by the schizophrenic character of many businessmen. They are capable of being extremely farsighted and clearheaded in matters that are internal to their businesses. They are incredibly shortsighted and muddle­headed in matters that are outside their businesses but affect the possible survival of busi­ness in general. This shortsightedness is strikingly exemplified in the calls from many businessmen for wage and price guidelines or controls or income policies. There is nothing that could do more in a brief period to destroy a market system and replace it by a centrally con­trolled system than effective governmental con­trol of prices and wages."
Daraus folgert er: "[T]here is one and only one social responsibility of business–to use its resources and engage in activities designed to increase its profits so long as it stays within the rules of the game, which is to say, engages in open and free competition without deception or fraud."

In einer freien Gesellschaft ist wettbewerbliches Handeln die größte gesellschaftliche Verantwortung eines Managers. Alles andere führt, wie bereits mehrfach beschrieben, zu Fehlallokationen, die er nicht überblicken kann und die häufig genau die Menschen treffen, denen er helfen will. Nur weil auf Maßnahmen soziale Verantwortung drauf steht, heißt das noch lange nicht, dass du soziale Verantwortung damit erreichst. Wie auch bereits mehrfach erwähnt. Ich sage nicht einmal, dass deine Forderung naiv oder dumm ist, sondern sie ist einfach kontraproduktiv, wenn du gesellschaftlich etwas bewegen und die Missstände im Niedriglohnsektor, die es ohne Zweifel gibt, beseitigen möchtest. Dass das schwierig zu verstehen ist, kann ich mir vorstellen. Dennoch darf man schlechte Maßnahmen nicht umsetzen, nur weil sie verständlicher sind.

Übrigens folgt dein Studenten-Beispiel ja genau meiner Argumentation bzw. argumentierst du direkt selbst damit: Da die Produktivität der Studenten durch sinnvollere Verträge gesteigert wurde, war es möglich ein gesteigertes Lohnniveau anzubieten. Ein Paradebeispiel für marktwirtschaftliche Lohnentwicklung.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1327565
Trötenflöter hat geschrieben:In einer freien Gesellschaft ist wettbewerbliches Handeln die größte gesellschaftliche Verantwortung eines Managers.

Ich verstehe unter wirtschaftlichem Handeln dann also auch das Auslagern von Mitarbeitern in eine Leiharbeitsfirma, um sie nach der Auslagerung wieder neu einzustellen, um, obwohl es einer Firma gut geht, Gehalt zu sparen? Gehört das zum Begriff von Verantwortung, den Du meinst?
Trötenflöter hat geschrieben: Ich sage nicht einmal, dass deine Forderung naiv oder dumm ist, sondern sie ist einfach kontraproduktiv, wenn du gesellschaftlich etwas bewegen und die Missstände im Niedriglohnsektor, die es ohne Zweifel gibt, beseitigen möchtest. Dass das schwierig zu verstehen ist, kann ich mir vorstellen. Dennoch darf man schlechte Maßnahmen nicht umsetzen, nur weil sie verständlicher sind.
Wieso ist die Forderung nach einem Mehr an Gehalt kontraproduktiv, wenn wir doch gerade festgestellt haben, dass mehr Gehalt auch zu mehr Produktivität in einer gesunden Firma führen kann?

Und ergänzend: Wieso ist die Forderung, dass Unternehmen in diesem Bereich einfach ein Stück mehr Verantwortung übernehmen sollen kontraproduktiv? Was wäre denn dein Gegenvorschlag? Bzw.: Für was soll ich mich einsetzen, um die Missstände im Niedriglohnsektor zu beseitigen?


(Und bitte verstecke Dich nicht wieder hinter komplizierten Grenzen, wirtschaftlichen Niveaus, großen Forschungsarbeiten oder englischen Papieren. Du hast ein großes Wissen, aber doch bestimmt trotzdem eine eigene Meinung!)
von Familie Tschiep
#1327908
Bitte nicht dieser Friedman, fast niemand mag die Chicagoer Schule und das zu recht.
Läden dürfen nicht unter Einkaufspreis verkaufen, warum dürfen Betriebe Menschen zu Dumpinglöhnen einstellen. Der Staat ist nicht dazu da, um Firmen zu subventionieren, die in einem unfairen Preis mit denen treten, die ordentliche Löhne zahlen. Wenn mein Arbeitnehmer aufstockt, dann wid mein Betrieb indirekt subventioniert. Man muss sich nur einmal in den Arbeitgeber versetzen, der anständige Löhne zahlt, aber dessen Konkurrent ein Billigheimer ist, weil er keinen Mindestlohn zahlt. Mindestlohn ist nur fair und marktwirtschaftlich und ordoliberal.
Subventionen sollen dann bitteschön direkt passieren.
von BungaBunga
#1327924
Ich schildere das mal ganz trocken und nüchtern. Mir persönlich sind soziale Aspekte tatsächlich sehr wichtig und ordne diese den monetären Zielen, in der Regel auch über bzw. strebe eine maximale Harmonisierung der Aspekte an. Das mal vorweg.

Hier wird ja alles durcheinander geworfen. Wenn wir mal vom klassischen Manager ausgehen, der sagen wir mal als Dienstleister fungiert, dann ist dem seine oberste Aufgabe in erwerbsorientierten Systemen, den Gewinn zu maximieren. Hier sind im Detail Familien und Mittelständische Unternehmen von großen Aktiengesellschaften zu unterscheiden letztere sind da fast nur Rendite orientiert.

Aber die primäre Aufgabe eines Managers ist es die Gewinne zu maximieren. Welchen Stellenwert dann soziale und ökologische Ziele einnehmen, das obliegt der Entscheidung der Eigentümer bzw. der Shareholder. Die bestimmen hier jeweils den Rahmen.

Dann sind die Betriebswirtschaftlichen Ziele von den volkswirtschaftlichen Zielen abzugrenzen, auch das wird hier völlig vermischt.

Höhere Löhne und generell eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit, erhöhen die Produktivität, was aber wiederum nicht automatisch die Erträge erhöht. Das Lohn und Gehaltsniveau bildet sich ebenfalls in Wettbewerben heraus, wenn man überdruchschnittliche Löhne zahlt ist das für die Mitarbeiter und die Gesellschaft zunächst von Vorteil aber nicht für das Unternehmen, da dieses dadruch weniger Überschüsse hat und gegebenenfalls weniger Rücklagen bilden oder Reinvestitionen tätigen kann, wenn das zu einer Schwächung des Unternehmens führt ist das in der Konsequenz für gar keine Partei von Vorteil.
von Wastl
#1328028
Mhm, wenn man nicht direkt dabei gewesen ist oder Aufnahmen davon hat ist sowas natürlich schwer zu beurteilen, aber wenn man allein nach den Zitaten im Artikel geht, dann kann man nicht ernsthaft behaupten das der "Versprecher" in irgendeiner Art und Weise stimmen kann.

Er redet von der FDP, dann noch mehr von der FDP und plötzlich soll sich der letzte Satz ohne das es da einen Zusammenhang oder Übergang gibt von der NPD handeln?
Ne, das passt einfach nicht. So wie er zitiert wird hat er entweder die FDP gemeint, oder er ist ein unfassbar schlechter Redenschreiber (oder er hat unfassbar schlechte Schreiber, je nachdem). Da ist einfach keinerlei Trennung zu erkennen.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1328764
BungaBunga hat geschrieben:Höhere Löhne und generell eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit, erhöhen die Produktivität, was aber wiederum nicht automatisch die Erträge erhöht. Das Lohn und Gehaltsniveau bildet sich ebenfalls in Wettbewerben heraus, wenn man überdruchschnittliche Löhne zahlt ist das für die Mitarbeiter und die Gesellschaft zunächst von Vorteil aber nicht für das Unternehmen, da dieses dadruch weniger Überschüsse hat und gegebenenfalls weniger Rücklagen bilden oder Reinvestitionen tätigen kann, wenn das zu einer Schwächung des Unternehmens führt ist das in der Konsequenz für gar keine Partei von Vorteil.
Darauf wollte ich hinaus: Es gibt einen gewissen Entscheidungsspielraum, was Gehälter beispielsweise angeht, der in der Verantwortung derer liegt, die die Entscheidung treffen und die Frage ist eben, inwieweit jeder diese Verantwortung in Anspruch nimmt und in Anspruch nehmen kann, ohne das Unternehmen an sich zu gefährden.
von Trötenflöter
#1328982
BungaBunga hat geschrieben:Ich schildere das mal ganz trocken und nüchtern. Mir persönlich sind soziale Aspekte tatsächlich sehr wichtig und ordne diese den monetären Zielen, in der Regel auch über bzw. strebe eine maximale Harmonisierung der Aspekte an. Das mal vorweg.
Falscher Ansatz. Beides geht miteinander einher. Es geht hier überhaupt nicht darum, jemandem seine Lebensgrundlage nicht zu gönnen oder generell die Sozialpolitik abzuschaffen. Sondern die Sozialpolitik muss effizienter gestaltet werden, um jedem Einzelnen (im Gegensatz zu einer bestimmten Gruppe Betroffener) die Teilnahme an Wohlstandssteigerungen zu ermöglichen. Gute Sozialpolitik bedingt gute Wirtschaftspolitik und umgekehrt.
BungaBunga hat geschrieben:Hier wird ja alles durcheinander geworfen. Wenn wir mal vom klassischen Manager ausgehen, der sagen wir mal als Dienstleister fungiert, dann ist dem seine oberste Aufgabe in erwerbsorientierten Systemen, den Gewinn zu maximieren. Hier sind im Detail Familien und Mittelständische Unternehmen von großen Aktiengesellschaften zu unterscheiden letztere sind da fast nur Rendite orientiert.

Allein durch erhöhte Haftungsrisiken bei Personengesellschaften darf man getrost davon ausgehen, dass diese mindestens ebenso renditeorientiert sind wie Kapitalgesellschaften.
BungaBunga hat geschrieben:Dann sind die Betriebswirtschaftlichen Ziele von den volkswirtschaftlichen Zielen abzugrenzen, auch das wird hier völlig vermischt.
Völlig richtig und sehr guter Punkt. Die Erklärung des Verhaltens eines Managers in einem Unternehmen war natürlich nur als Beispiel gedacht. In der Realität ist es unmöglich, alle Faktoren zu bedenken, warum ein einzelnes Unternehmen welche Löhne bezahlen sollte. Das BIP-Wachstum wäre in Gehaltsverhandlungen ein eher schlechtes Argument.
Im Schnitt, also über die gesamte Volkswirtschaft, gibt es aber einen starken Zusammenhang zwischen Produktivität und (Arbeits)einkommen, der sich aus der erhöhten Nachfrage nach produktiveren Jobs ergibt. Diese Dimension und die volkswirtschaftlichen Konsquenzen kann eine Einzelperson (z.B. ein Manager) niemals überblicken. Eine solche volkswirtschaftlich relevante Entscheidung hat politische Konsequenzen (z.B. auf die Jugendarbeitslosigkeitsquote, siehe Frankreich) und muss daher demokratisch legitimiert sein. Wenn man sich schon für einen Markteingriff entscheidet, dann bitteschön auf politischer Ebene mit möglichst wenig Verzerrungen (also flächendeckende Mindestlöhne anstatt Branchen-Mindestlöhne). Diese Verantwortung auf Einzelpersonen auszulagern, ist absolut fehlgeleitet: Ich möchte nicht von Managern regiert werden, die niemand gewählt hat.
BungaBunga hat geschrieben:Höhere Löhne [...] erhöhen die Produktivität,
Nein.
BungaBunga hat geschrieben:was aber wiederum nicht automatisch die Erträge erhöht.
Was richtig ist, ist dass Ertragssteigerungen des Gesamtunternehmens nicht zwangsläufig mit Lohnsteigerungen für alle einher gehen müssen. Das ist darin begründet, dass Gehälter/Löhne in der Regel Fremdkapitalcharakter haben, während das Residualeinkommen der Eigentümer Eigenkapital ist. Dadurch ergeben sich verschiedene Allokationen. Beiden Sphären liegen Marktprozesse zu Grunde (siehe oben und mein vorletzter Post).
FamilieTschiep hat geschrieben:Mindestlohn ist nur fair und marktwirtschaftlich und ordoliberal.
Nein, nein und nein.
baumarktpflanze hat geschrieben:wenn wir doch gerade festgestellt haben, dass mehr Gehalt auch zu mehr Produktivität in einer gesunden Firma führen kann?
Haben wir nicht.
baumarktpflanze hat geschrieben:Und bitte verstecke Dich nicht wieder hinter komplizierten Grenzen, wirtschaftlichen Niveaus, großen Forschungsarbeiten oder englischen Papieren. Du hast ein großes Wissen, aber doch bestimmt trotzdem eine eigene Meinung!
Zunächst einmal hat das hier nichts mit "verstecken" zu tun, sondern mit belegen. Du kannst auch gern mit mir über Fußball diskutieren. Nur hab ich davon absolut keine Ahnung und dementsprechend nichts zur Diskussion beizutragen. Wer eine Meinung haben will, muss sie auch hinreichend begründen können. Dass du in der bisherigen Diskussion meine Meinung nicht herauslesen konntest, finde ich merkwürdig.
Wofür du dich also einsetzen sollst? Für eine Politik, die der Gesamtbevölkerung hilft und nicht langfristig denjenigen schadet, die Hilfe benötigen. Für Entscheidungen, die nicht ein Einzelner trifft, sondern die demokratisch legitimiert sind und durch starke Kontrollsysteme, wie eine ausgeprägte Judikative, überwacht werden. Für einen starken Rechtsstaat, der niemanden diskriminiert und einen transparenten Ordnungsrahmen schafft, mithilfe dessen der Bevölkerung Verantwortung (für das eigene Leben) zugemutet werden kann.
Und konkret in diesem Fall: Für eine Wirtschafts- und Sozialpolitik, die nicht Symptome, sondern Ursachen von Missständen bekämpft. Nicht die Subventionierung von Jobs mit einer geringen Produktivität ist die Lösung des Problems, sondern das Ermöglichen von Chancen, dass solche Jobs produktiver gestaltet oder zu Gunsten "besserer Jobs" gestrichen werden können. Falls beides nicht möglich ist: Arbeitnehmern, insbesondere älteren, durch Bildungsprogramme, niedrige Wechselbarrieren, "faires" Steuersystem, niedrige Lohnnebenkosten u.ä. Möglichkeiten zu schaffen schnellstmöglich aufzusteigen und Jobs mit höherer Produktivität anzunehmen, damit (niedrigqualifizierte) junge Menschen eine Chance haben am Arbeitsmarkt an- und weiterzukommen. Nichts ist schlimmer als mit 25 schon drei arbeitslose Jahre im Lebenslauf stehen zu haben und somit keinerlei Erfahrung vorweisen zu können, weil selbst der Zugang zu "schlechten" Jobs blockiert ist.
Innovationen und Bildung sind langfristig der Motor unseres Wohlstands. Sowas fördert man aber nicht, wenn man zulässt und es sogar subventioniert, dass Menschen 20 Jahre lang bei McDonalds Burger braten. Solche Jobs sollten für niemanden eine Dauerlösung darstellen müssen.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1329028
Ich habe durchaus deine Meinung herauslesen können. Nur macht es einen Unterschied, ob du bei jemanden, der von Wirtschaft nicht so viel Ahnung hat wie Du, mit Grenzen, Niveaus und Schulen en Detail argumentierstund dich dann wunderst, dass die Grundmessages nicht angekommen sind oder einfach sagst, was DU denkst. Belegen kann man dann immer noch.
von Kerouac
#1330996
Das passt hier am ehesten hinein. Nicht erschrecken!

Umfrage zur Europawahl

CDU/CSU 42 %
SPD 26 %
Grüne 10 %
FDP 3 %
Linke 8 %
AfD 7 %
Sonstige 4 %

Quelle: Emnid

CDU/CSU und SPD könnten deutliche Zuwächse für sich verbuchen. Allerdings hatte die SPD lag die SPD vor der letzten Europawahl auch bei 25-26 % und am Ende lag sie knapp über 20 %. Die FDP kann sich nicht rehabilitieren und droht an der Drei-Prozent-Hürde bei Europawahlen zu scheitern. Und die AfD ist überraschend stark, wenn man mal die ganzen Streitigkeiten berücksichtigt.
Benutzeravatar
von rosebowl
#1330998
Kerouac hat geschrieben:Die FDP kann sich nicht rehabilitieren und droht an der Drei-Prozent-Hürde bei Europawahlen zu scheitern.
Das ist für mich fast die größte Überraschung. Ich dachte eigentlich, die Bundestagswahl war nur ein Denkzettel, und dass manche Wähler vielleicht sogar selbst vom Ergebnis geschockt waren und der FDP bei der nächsten Wahl auf jeden Fall wieder ihre Stimme geben würden. Dass die 3% jetzt anscheinend das Level sind, auf dem die FDP sich einpendelt, ist schon heftig...
Benutzeravatar
von LittleQ
#1331001
Ich habe so das Gefühl, dass sich bei der AfD so ein Kern an Wählern gefunden hat, die sich mit der Tatsache abgefunden hat, dass die Partei (egal was sie macht) schlecht bei der Presse weg kommt.
Demnach werden die Streitigkeiten wenig Einfluss auf die Wähler haben, vermute ich mal!
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1331960
LittleQ hat geschrieben:Ich habe so das Gefühl, dass sich bei der AfD so ein Kern an Wählern gefunden hat, die sich mit der Tatsache abgefunden hat, dass die Partei (egal was sie macht) schlecht bei der Presse weg kommt.
Ich finde es spannend, dass es in Deutschland in den letzten Jahren Parteien es geschafft haben, im Rahmen einer Neugründung überhaupt so einen Erfolg zu haben - gerade in Hinsicht auf viele kleine Parteien, die es seit vielen vielen Jahren gibt und die gerade mal 1% der Stimmen holen können, wenn es gut läuft: die bibeltreuen Christen, die Grauen, die Violetten und wie sie alle heißen.

Vielleicht tue ich diesen kleinen Parteien, die es seit Jahren gibt, Unrecht, aber sie richten sich genauso wie die AFD erstmal an ein ganz bestimmtes Klientel: Menschen mit sehr starken konservativen christlichen Werten, Menschen, die schon älter sind etc. und machen dementsprechend auch Politik für eine bestimmte Klientel.

Im Grunde hat die AFD mal genauso angefangen: Mit Menschen, die meinen, dass der Euro in der bisherigen Form nicht weiterexistieren kann bzw. mit jenen, die im Rahmen der Krise geglaubt haben, dass es besser ist, aus dem Euro auszusteigen. Bei den Piraten war das auch so: Sie haben sich erst einmal an eine junge und sehr computeraffine Zielgruppe gerichtet und haben als Vorbild von Ablegern aus dem Ausland vor allem die Netzfreiheit und Netzthemen auf der Agenda gehabt.

Dennoch haben die AfD und die Piraten einen enormen medialen Rummel erzeugt und die kleinen anderen Parteien dämmern weiter vor sich hin. In Zeiten der politischen Verdrossenheit, wie sie ja anscheinend herrscht, wäre es doch für die kleinen Parteien die Chance, sich zu profilieren und zu zeigen, dass sie da sind. Das scheinen sie aber nicht zu schaffen bzw. zu wollen.

Nun kann man sich fragen, inwieweit der kometenhafte Aufstieg der zwei genannten Beispiele jetzt besser ist, als im kleinen Rahmen ein politisches Klientel zu erreichen. Auf der anderen Seite finde ich es aber ziemlich überraschend, dass es zwei Parteien geschafft haben, sich so auf die politische Bühne zu spielen.

Liegt es, wie so oft, einfach an den finanziellen Mitteln? Machen die kleinen bisherigen Parteien keine gute Medienarbeit? Haben sie sich schlicht zur falschen Zeit gegründet? Oder sind sie einfach dann doch wieder zu klein?
von Extaler
#1331966
baumarktpflanze hat geschrieben: Nun kann man sich fragen, inwieweit der kometenhafte Aufstieg der zwei genannten Beispiele jetzt besser ist, als im kleinen Rahmen ein politisches Klientel zu erreichen. Auf der anderen Seite finde ich es aber ziemlich überraschend, dass es zwei Parteien geschafft haben, sich so auf die politische Bühne zu spielen.

Liegt es, wie so oft, einfach an den finanziellen Mitteln? Machen die kleinen bisherigen Parteien keine gute Medienarbeit? Haben sie sich schlicht zur falschen Zeit gegründet? Oder sind sie einfach dann doch wieder zu klein?
Neue Parteien haben natürlich immer mit Unterwanderung zu kämpfen und noch kein Profil wie Parteien, die es seit Jahrzehnten gibt. Die Piraten hatte einige Naziskandale und jetzt sind sie vollkommen von der Antifa unterwandert worden. Da werden dann Fahnen auf Piratenparteitagen aufgehängt, Gewalt gutgeheißen, andere Meinungen rigoros unterdrückt und bekämpft und ähnliches, alles was im ursprünglichen Parteiprogramm abgelehnt wurde. (Siehe auch die extremen Feminismusauswüchse, obwohl die Piraten immer klar für Postgender standen)
Hier ist eine gute Zusammenfassung:
http://blogs.faz.net/deus/2014/01/09/da ... aten-1894/


Die Pressemeute hat sich natürlich auf diese Partei gestürtzt, sie haben allerdings auch massiv Öl ins Feuer gegossen. Wenn man nach so vielen Skandalen nicht versteht, dass man sich nicht auf Twitter öffentlich angreifen sollte dann hat man eben auch selbst schuld. Das ist öffentlicher Raum und damit können es Journalisten natürlich schreiben.

Eine Partei, die nicht zurechnungsfähig, gewaltbereit und generell erstmal hasserfüllt in in Erscheinung tritt muss sich nicht wundern, wenn sie nicht mehr gewählt wird.

Bei der AFD war das Problem, dass es eine noch "spitzere" Zielgruppe war. Den Euro lehnen viele ab, aber aus verschiedenen Gründen. die hätte man alle niemals unter einen Hut bringen können, sowieso nicht wenn es dann in anderen Bereichen wie Gesundheit, Verteidigung, Bildung etc um eine Parteilinie gegangen wäre. Auch die wurden unterwandert. Das kann man wohl erstmal keiner neuen Partei vorwerfen, aber man kann bewerten, wie damit umgegangen wird.
Das Problem ist einfach, dass man die ganzen PRobleme nicht auf Euro ja oder nein runterbrechen kann und selbst wenn könnte man ihn nicht einfach abschaffen, da kann niemand die Folgen absehen.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1331985
Extaler hat geschrieben:Die Pressemeute hat sich natürlich auf diese Partei gestürtzt, sie haben allerdings auch massiv Öl ins Feuer gegossen. Wenn man nach so vielen Skandalen nicht versteht, dass man sich nicht auf Twitter öffentlich angreifen sollte dann hat man eben auch selbst schuld. Das ist öffentlicher Raum und damit können es Journalisten natürlich schreiben. Eine Partei, die nicht zurechnungsfähig, gewaltbereit und generell erstmal hasserfüllt in in Erscheinung tritt muss sich nicht wundern, wenn sie nicht mehr gewählt wird.
Ja, die Piraten sind ein Stück weit auch selbst schuld bzw. wurden einfach auch nicht ernst genommen als Netzpartei. Man hat sich darüber lustig gemacht und am Ende wirkte der Parteitag der Piraten wie eine große LAN-Party.

Die Partei hat es nicht so wirklich geschafft, sich ein echtes Profil zuzulegen. Natürlich stand sie schon immer für die Netzbewegung, aber am Ende sagte jeder irgendwie was anderes. Und diese gelebte Demokratie ging irgendwie auf den großen LAN-Parties unter.
von AndiK.
#1335904
Politiker kriegen den Hals nicht voll !

Die Bundestagsabgeordneten wollen ihre "Diäten" wieder mal erhöhen, um unbedingt soviel zu bekommen, wie Bundesrichter. Sie bekommen den Hals nicht voll.
800,- € wollen sie mehr - 8252,- € sind ihnen zu wenig, es sollen 9082,- sein. Und sie zahlen nicht mal in die Rentenkasse ein, ihre Pension ist ihnen sicher. Diese Gier ist unersättlich. Wie kann es sein, dass sie mit über 8000,- € nicht auskommen ? Wer aus Steuermitteln bezahlt wird, sollte das Maß halten. Ich halte 8000,- schon für zuviel.

http://www.radiohamburg.de/Nachrichten/ ... bgeordnete

http://www.netz-trends.de/id/3104/Abzoc ... n-im-Jahr/
von Trötenflöter
#1342047
Weiß nicht, wo ich das hinposten soll. Wahrscheinlich wird es eh nicht gelesen, aber ich finde die Zusammenfassung so schön kompakt, dass ich es hier trotzdem mal poste. Wer es lesen möchte, wird zumindest mal nicht dümmer dadurch:

Der Staatsausgabenmultiplikator ist kleiner als 1.
(Es geht dabei um ein fundamentales volkswirtschaftliches Konzept: Klick)

Nicht bahnbrechend, da eigentlich eh schon seit Jahren bekannt. Dennoch immer wieder erwähnenswert, wenn Leute wie Krugman anfangen mit Keynes zu argumentieren. Kurz und populistisch: Nachhaltiges Wachstum kann nicht durch staatlichen Konsum (also direkte Eingriffe wie (übermäßige) Umverteilung, Subventionen, Konjunkturpakete) geschaffen werden.
von Trötenflöter
#1359256
Der Anteil der Menschen in der Welt, die in extremer Armut leben, ist in den letzten 20 Jahren um die Hälfte gesunken und wird bis 2030 wahrscheinlich nur noch 3% betragen
Beeindruckende Zahlen, schöne Übersicht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir noch zu unseren Lebzeiten das Ende von Hunger und extremer Armut erleben werden.

Yay Liberalisierung, Globalisierung und Kapitalismus!
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1362836
Zwei ehemalige SPD-Politiker sollen nach ihrer Zeit als Abgeordnete laut Süddeutscher Zeitung 5 Millionen Euro an das Büro für Südosteuropaberatung von der Waffenfirma Krauss-Maffei-Wegmann erhalten haben:

Dagmar Luuk war in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen engagiert.
Hans Alfred Steiner war unter anderem Vorsitzender des Verteidigungsausschusses.
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1364523
Kleines und seltenes Kuriosum der gestrigen Kommunalwahl aus Bonn:

Im Bezirk Dottendorf haben der Kandidat für die CDU und der Kandidat für die SPD exakt genau die gleiche Anzahl an Stimmen bekommen: 1307 Stimmen. Jetzt muss der Wahlausschuss entscheiden, welcher Kandidat in den Stadtrat einziehen wird. Erwogen wird nun eine Neuauszählung der Stimmen. Sollte diese Neuauszählung das gleiche Ergebnis bringen, entscheidet das Los.

:arrow: Pressemitteilung der Stadt Bonn

Der WDR berichtet im WDR2 Morgenmagazin, dass die Wahl per Los entschieden wird.


Und dann ist da noch Zeit-Chefredakteur Di Lorenzo, der zweimal gewählt hat. Wenn das so einfach ist mit zwei Pässen, zweimal zu wählen, müssen ja eine Menge Stimmen doppelt abgegeben worden sein. :shock:
Benutzeravatar
von rosebowl
#1364539
Naja, das wurde ja noch in der Show geklärt, dass da wohl jemand bei einer der zuständigen Behörden Mist gebaut hat. Natürlich darf man nur einmal wählen. Ich fand es allerdings ziemlich arm, dass Schäuble das gleich genutzt hat, um gegen die doppelte Staatsangehörigkeit zu hetzen :roll:
Benutzeravatar
von Tanja Timanfaya
#1364542
rosebowl hat geschrieben:Naja, das wurde ja noch in der Show geklärt, dass da wohl jemand bei einer der zuständigen Behörden Mist gebaut hat. Natürlich darf man nur einmal wählen
Dazu kann ich was beitragen...

Ich war ja gestern Wahlhelfern, wie meine Schwägerin (anderer Wahlbezirk).

Zu uns kam eine Dame, die zur Kommunal- und Europawahl berechtigt war, uns aber mitteilte, dass sie Europa bereits per Briefwahl in Österreich gewählt habe. Sie wollte von sich aus definitiv nur Kommunal wählen. Wir waren aber doch sehr verwirrt, weil sie bei uns nochmal wahlberechtigt war und riefen im Rathaus an, um uns Rat zu holen.
Dort hieß es: Jeder ist nur ein Mal wahlberechtigt, auch wenn er eine doppelte Staatsbürgerschaft hat. Er muss sich aber selbst aktiv austragen lassen, da er selbst sich aktiv ins Wahlregister eintragen ließ.
(Ich lasse das mal unkommentiert...)

Meine Schwägerin nun hörte zum gleichen Fall meines Schwiegervaters folgendes aus dem Rathaus: Ja, solche Doppelstimmen seien möglich, diese Personen könnten theoretisch auch wirklich zwei Mal wählen.

Und ja, mein Wahlvorsteher hat definitiv mit dem gleichen Rathausmenschen telefoniert wie meine Schwägerin. Vermutlich mit der Putzfrau :roll:
Benutzeravatar
von baumarktpflanze
#1364543
rosebowl hat geschrieben:Naja, das wurde ja noch in der Show geklärt, dass da wohl jemand bei einer der zuständigen Behörden Mist gebaut hat. Natürlich darf man nur einmal wählen.
Ja, da hat eine Behörde Mist gebaut und man kann drüber lachen. Aber er wird sicher nicht der Einzige sein, der gestern doppelt wählen konnte und so wie er klang, hat er das scheinbar schon mehrfach gemacht und doppelt gewählt.
Davinia-EP hat geschrieben: Meine Schwägerin nun hörte zum gleichen Fall meines Schwiegervaters folgendes aus dem Rathaus: Ja, solche Doppelstimmen seien möglich, diese Personen könnten theoretisch auch wirklich zwei Mal wählen.
Ich habe vorgestern noch mit einem Franzosen, der aber auch einen deutschen Pass hat, gesprochen. Er erzählte mir, dass er von der Stadt - in dem Fall Stuttgart - schon recht früh einen Brief bekam, in der er schriftlich erklären musste, ob er nun für Frankreich in der französischen Botschaft oder für Deutschland in einer Schule wählen wolle. Erst dann bekam er die entsprechende Wahlbenachrichtigung.
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 43