#1308619
konzentriert ihr euch dann ausschließlich auf die großen dominanten Unternehmen oder achtet ihr darauf ausgewogen zu kaufen ?

welche Faktoren sind für eure persönliche Kaufentscheidung von vorrangiger Bedeutung ? Preis, Bewertung, Name ? andere ?

Ich frage mich zunehmend ob die Verbraucher hier in diesem Land, ihr Konsumverhalten noch analysieren und manche kritische Entwicklung überhaupt wahrnehmen.

Weiterhin scheint bei vielen nicht präsent zu sein, das sie als Kunde tatsächlich eine große Macht haben aber auch eine Veranwortung tragen.

Die Leute verleihen heute wenigen Unternehmen zunehmende Macht, da sie bei diesen kaufen oder deren Dienste nutzen. Es kommt hier zu drastischen Konzentrationen, aber die Konsumenten erfassen nicht, welche Folgen das langfrisitg haben kann.

Schildert mal ganz offen, wie ihr vorgeht und welche Faktoren für eure Kaufentscheidung wichtig sind.

Ich danke euch
#1308742
Mein Lieblingsthema...

Ich versuche, bei möglichst unabhängigen Versandhäusern zu bestellen (da kann man genau so gut das Glück haben, etwas inklusive/ohne Versand am günstigsten zu bekommen, und im Grunde ist es mir immer lieber, etwas vor Ort zu kaufen, falls verfügbar (oder falls bestellbar und ich bin ein paar Tage später wieder dort).

Meine Abneigung gegen amazon hab ich ja bereits mehrfach erklärt, hier noch mal ein kurzer Abriss: Hatte wie einige andere hier in der Gegend (Logistikzentrum ca. 50km von hier) so meine Erfahrungen machen dürfen und habe eingeschüchterte, "funktionierende" Mitarbeiter erleben dürfen, die nicht mal die Zeit haben, einem die Tageszeit zu sagen. Mitarbeiter mussten zu der damaligen Zeit sog. Effektivitätsbögen ausfüllen, und wenn diese nicht stets einen steigenden Wert zeigten, durfte man gehen. Ja, auch anderswo gibt es Niedriglohnarbeit (ich arbeite selbst in einem Unternehmen, das Hungerlöhne zahlt und seine Mitarbeiter unter Druck setzt), aber dort, das ist schon noch ein anderes Kaliber. Außerdem: Der Einzelhandel geht durch die Übermacht langsam aber sicher kaputt, und das ist für mich als ausgebildeten Einzelhandelskaufmann natürlich eine... blendende Perspektive. Ergebnis: Einzelhandel stützt sich zunehmend auf Teilzeit- und 400€-Kräfte, echte Vollzeitjobs sind wie ein goldenes Ticket bei Willy Wonka: Mann muss wahnsinniges Glück haben. Außerdem sind mir die Methoden Bezos' zutiefst unsympathisch, was schon von der Namensgebung herrührt. Mit Amazon will er alles mitreißen und selbst Kleinverlage komplett von sich abhängig machen. Da ist mir Thalia noch eine Ecke sympathischer - die haben auch ihre Buchhandlungen vor Ort (hier in der Gegend sind's drei). Aber selbst da versuche ich, eher bei den Unabhängigen zu kaufen. Und: Die meisten Buchhandlungen können dir teilweise noch schneller als amazon liefern. Du bestellst bis 18 Uhr und hast dein Buch am nächsten Morgen um ca. 10 Uhr schon abholbereit. Manche Buchhandlungen bieten sogar einen Onlineshop an, der dir das ebenso schnell nach Hause liefert. Dass amazon schneller und billiger ist, ist ein weit verbreiteter Irrglaube (und um beim Beispiel Bücher zu bleiben: Buchpreisbindung.)

Tja, und die Erfahrungen in eingangs genannten Unternehmen haben mich dann dazu veranlasst, meine Bestellungen dort auf praktisch null runterzuschrauben. Und dass amazon seine Kunden mit audible (Hörbücher) und dem Kindle (e-Reader) stark abhängig machen möchte, macht mir den Laden auch nicht sympathischer, weil ich mich da in meiner Freiheit doch sehr eingeschränkt fühle.

Ich schau, wenn's denn online sein muss (was bei meinen exotischen Wünschen oft vorkommen kann), dann eben möglichst, dass ich es günstig bekomme. Wie schnell etwas da sein soll, ist mir i.d.R. eigentlich egal - außer, es ist bspw. ein Kabel, das ich dringend brauche und in der Stadt nicht bekomme.

Nur, wenn es absolut keine Alternative mehr gibt und ich einen Artikel ausschließlich noch bei amazon bekomme, beiße ich in den sauren Apfel, aber meine letzte Bestellung dort liegt nun auch schon gut vier Jahre zurück. Hab meinen Kram immer anderswo bekommen. Auch schnell, oftmals günstiger, und Umtausch/Rückgabe war genau so unkompliziert. Bei manch kleinerem Artikel, der nicht funktionierte, hieß es sogar bei den kleinen Unternehmen sinngemäß: "Ist kein Problem, den Artikel können Sie entsorgen. Sollen wir Ihnen kostenlos einen neuen schicken oder möchten Sie Ihr Geld wieder zurück?"

Ich kann natürlich nicht überall den Gutmenschen spielen - die örtlichen Supermärkte sind nun mal allesamt Ausbeuter -, aber da, wo ich die Wahl habe, überlege ich mir schon sehr genau, ob ich mein Geld einem Versandriesen in den Rachen stecke oder zumindest noch ein halbwegs traditionelles oder unabhängiges Unternehmen unterstütze, bei dem ich vielleicht sogar auch noch weiß, dass die Mitarbeiter zu durchschnittlich besseren Konditionen dort arbeiten.

Aber klar, es ist natürlich einfacher, seinen Arsch auf dem Sofa zu behalten und alles zentral beim großen kleinen a zu bestellen. Nur: Von den Leuten möchte ich dann kein Wort davon hören, dass es in jeder Stadt nur noch Ketten und keine kleineren und/oder unabhängigen Unternehmen mehr existieren. Denn gerade die plärren oft genug rum: "Bäääh, in jeder Stadt nur noch Sport-Arena, MediaSaturn, Kik, Tedi, Takko, Starbucks, Kamps usw." "Mimimi, der Elektro-Humpelpumpel hat dicht gemacht!" "Shit, meine Lieblingsbuchhandlung hat dicht gemacht"...
#1308756
1. Preis-Leistung
2. Kundendienst und Rückgabepolitik
3. Versandgeschwindigkeit

Ich bestellt eigentlich schon immer sehr viel Online und das quer durch alle Lebensbereiche: Möbel, Fahrrad, Elektrogroß- und Kleingeräte, Bücher, Games, Filme, Klamotten, Kosmetikartikel... Fast alles, bis auf den normalen kleinen Supermarkt-Einkauf von Dingen, die ineffektiv zu verschicken wären. Oft genug sind die Preise einfach wesentlich besser als im Einzelhandel, weil es effektivere Unternehmen sind, wo ich mit meinem Kauf nicht eine Ladenfläche und einen 3/4 der Zeit gelangweilt rumstehenden Verkäufer in einem gering frequentierten Kleingeschäft mitbezahlen muss, weil die wegen geringem Umsatzvolumen die Margen kräftig hochdrehen müssen. Wenn ich sehe, was der hippe Sneakerladen um die Ecke für astronomische Preise für die Schuhe hat... da kriege ich so gut wie jedes Paar mind. 20 Euro billiger im Netz. Und in meiner Größe. Mit Schuhekaufen hat das bei mir Online ja erst angefangen, weil es mit Größe 48-49 in den 90ern noch viel beschissener aussah als heute. Führten und führen noch zu wenige Ladengeschäfte für zu wenige Modelle. Und dann wie gesagt auch noch zu saftigen Preisen. Nicht mit mir.

Den Kampf für die Rechte der Belegschaften binde ich mir bei meinen Einkäufen nicht auf. Dafür gibt es Betriebsräte, Gewerkschaften und die Politik. Und dafür sollte man auch nicht verdrängen, dass immer noch genug von unseren Textilwaren und Lebensmitteln in Drittweltländern mit wesentlich schlechteren Arbeitsbedingungen hergestellt werden als die Niedriglohn-Skandälchen, die Amazon hatte. Das ist dadurch nicht automatisch okay, aber Geld, Geduld und Empathie sind bei mir zu begrenzt, um da auf jeden Rücksicht zu nehmen, der ohne gezwungen zu werden in ein freiwilliges, für ihn jederzeit kündbares Arbeitsverhältnis gegangen ist und jetzt das Opfer großen Konzernunrechts darstellen soll.

Gerade Amazon ist für mich aus Kundensicht viel zu gut mit der immensen Versandgeschwindkeit, dem gewaltigen Warenangebot mit allen vertretenen Nebenanbietern und der sehr entgegenkommenden und bequemen Rückgabepolitik, wo ich selbst bei einem grenzwertigen Fall noch super wegkam. (Fahrrad zeigte nach 3 Monaten zunehmend kleine Mängel, wo die Werkstatt schon meinte: na, das werden sie nicht umgetauscht bekommen. Das ist zwar schwache Verarbeitung, aber das meiste lässt sich auf Gebrauchsabnutzung schieben. Trotzdem versucht, sofort von Spedition abgeholt, keine Woche später hatte ich meinen Geld zurück).

Und Bücher habe ich für mein Studium da auch schon in Massen bestellt und trotz einiger englischsprachiger Exoten ging es immer schnell. Da hätte ich gar nicht die Geduld gehabt, erst in die Buchhandlung zu fahren und dann so einer ü50 Seidenschalträgerin alle Titel zu diktieren. Buchhandlungen konnte ich irgendwie nie leiden. Oft sehr unübersichtlich, zu sehr auf die Verkaufserfolge reduziert und Personal, das dich nicht wirklich kompetent beraten kann, weil auch die nur einen Minibruchteil des ganzen selbst gelesen haben und dir am Ende eh wieder nur die Bestsellerlisten aufsagen werden. Da bin ich doch mit den Kundenrezensionen besser dran (auch wenn man da je nach Medium und Titel natürlich erstmal Fanboys und Flamer aussortieren muss, die aber meist nach zwei Zeilen zu erkennen sind). Und mit meinem Kindl jetzt geht das alles sogar noch schneller und bequemer und ich möchte das Ding gar nicht mehr missen. Habe erst vor ein paar Wochen gute 2/3 aller meiner Bücher an eine Bibo gespendet, weil ich das ganze Papier nicht mehr in der Wohnung haben muss. Mit Haptik hab ich mich nicht so. Da ich eh oft 2-5 Bücher parallel lese, spart so ein Ereader aber viel Platz und Gewicht in der Tasche.

Also kurzum:
Online bestellen ist toll. Ich kriege, was ich will, oft ziemlich günstig und schnell geliefert mit Standard 14 Tage Rückgaberecht zum in Ruhe und ohne Händlerbelaberung daheim probieren
#1308764
RickyFitts hat geschrieben:... der ohne gezwungen zu werden in ein freiwilliges, für ihn jederzeit kündbares Arbeitsverhältnis gegangen ist ...
Das ist so leider sehr oft gänzlich falsch, weil die Arbeitsagentur/das Jobcenter oftmals Stellen vermittelt, auf die der potentielle Arbeitnehmer sich bewerben MUSS und bei Einstellung die Arbeit annehmen MUSS, weil ihm sonst Sanktionen drohen. Gerade bei amazon hat man hier in der Nähe bei Bad Hersfeld schon mehrfach eine ziemlich fiese Nummer mit Langzeitarbeitslosen abgezogen, die sich anfangs erst gefreut haben, einen Job zu haben und danach erst mal reif für den Psychodoc waren.

Blödsinn Part 2: Ebenso besitzt nicht jedes Unternehmen einen Betriebsrat - oder möchte sich bestimmten Gewerkschaften nicht anschließen, weil deren Ziele nicht unbedingt kongruent mit dem sind, was das Unternehmen selbst erreichen möchte.

Und wie gesagt: Bei amazon ist deutlich mehr passiert (und es passiert noch deutlich mehr) als "Niedriglohn-Skandälchen". Einen Teil davon habe ich bereits dargelegt. Das hat schon nichts mehr mit nur schlechter Bezahlung bei schlechten Arbeitsbedingungen zu tun - da steckt einiges mehr dahinter.

Ansonsten hast du ein ganz schön negatives Bild vom Einzelhandel, gefärbt von einer ordentlichen Dosis Teilzeitmisanthropie und ekelhaft ausgeprägtem Egoismus. Entweder hast du schlichtweg Pech, nur an Dummschwätzer, gelangweilte Arbeitnehmer oder sonstige Idioten zu gelangen - oder du gehst bereits so voreingenommen in Handlungen, dass du fast schon enttäuscht bist, wenn du als zufriedener Kunde mit dem, was du suchst, aus dem Laden spazierst.

Letztendlich bist auch du mit deinem Kaufverhalten dafür verantwortlich, dass der Handel in der Nähe deines Ortes einbricht und so den Kommunen und Städten entsprechende Steuereinnahmen flöten gehen, mit denen dein Wohnort letztendlich mitfinanziert wird. Ob du dir das aufbinden möchtest oder nicht.

Und das Totschlagargument bzgl. Textiliten/Lebensmittel in Bezug auf Dritte-Welt-Länder kann ich schlichtweg nicht mehr hören, weil es schlichtweg billig ist und von den Zuständen hierzulande ablenkt (zumal auch deine Elektroartikel nicht gerade "bio" sind und ebenfalls zu unmöglichen Bedingungen hergestellt werden). Sicher ist das alles miteinander verkettet, aber man kann vieles ändern, ohne sich persönlich einzuschränken. Man muss halt nur den Arsch hochbekommen sich auch mal bemühen wollen.

Und hey, du hast aber komische Buchhändler in deiner Nähe. Von denen hier aus der Nähe habe ich schon tolle Tipps bekommen, teilweise von Indie-Autoren bei Indie-Verlagen.
#1308769
Das Normale ganz normal im Supermarkt, oder ja, auch mal im Discounter. Man versucht zwar, auf gewisse Dinge zu achten, aber mal ehrlich: Man kann nicht jedes Produkt hinterfragen. Und immer die Verantwortung beim Konsumenten abzuladen, ist auch recht einfach. Lebensmittel online bestellen, fänd ich einfach doof. Einkaufen kann doch auch ganz sinnlich sein und ich will mir mein Zeug auch gern selber aussuchen. :)
Online bestelle ich überhaupt recht wenig, wenn, dann kleinere Sachen (CDs, Bücher oder Gutscheine oder Karten für irgendwelche Veranstaltungen). Bei Klamotten probiere ich das doch lieber direkt an und irgendwelche Geräte schaue ich mir vorher gern an. Und wenn ich sie im Laden kaufe, weiß ich auch, wo ich direkt hingehen kann, wenn mal irgendwas nicht in Ordnung ist. Diese Zurückschickerei bei online geht mir eher auf'n Keks. Da muss man es wieder ordentlich einpacken und zur Post bringen. Mühsam ... Außerdem fliegt bei mir dann der Kartonmüll ewig in der Gegend rum. Könnte man ja wieder mal was reintun. Ach nee, furchtbar ... :lol:
#1308770
Inwiefern gerade Online-Händler in Zukunft noch günstiger als die Fachgeschäfte sind, wird man sehen. Die Zulieferdienste wie GLS und co drohen doch jetzt schon damit, bald nur noch Zettel zu hinterlegen, dass sich der Kunde das Paket abholen kann.

Außer DHL und Hermes scheinen da wohl alle anderen enorme Probleme zu haben. Aber gerade in bezug auf Amazon, die ja nur damit versenden, habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Wie es dann intern aussieht, kann ich als Kunde nicht nachvollziehen. Gut, bei Amazon hat man mittlerweile einiges gehört, aber woher weiß ich denn, dass es bei Versand XY nicht genauso ist? Da schaut nur keiner drauf.

Natürlich ist es gemütlicher und romantischer, in den Geschäften in der Innenstadt einkaufen zu gehen, aber gibt es die Waren, die ich haben will überhaupt? Sind sie günstiger? Finde ich einen Parkplatz? Solang Onlinehändler billiger sind und das werden sie immer sein, siegt nicht nur der Geiz, vorallem aber eben auch die Bequemlichkeit. 5 min Suche, zwei, drei Mausklicks später vom heimischen Sofa aus und die Ware ist zwei Tage später da. In der selben Zeit hätte ich mich noch nicht einmal ausgehfertig gemacht und würde noch nicht einmal im Auto sitzen, geschweige denn, dass ich wieder daheim wäre.
#1308771
Kunstbanause hat geschrieben: "Bäääh, in jeder Stadt nur noch Sport-Arena, MediaSaturn, Kik, Tedi, Takko, Starbucks, Kamps usw." "Mimimi, der Elektro-Humpelpumpel hat dicht gemacht!" "Shit, meine Lieblingsbuchhandlung hat dicht gemacht"...
Das wirklich Spannende ist doch, dass gerade diese Unternehmen enorm stark unter Amazon leiden. Allein Media-Markts Geschäftsmodell mit möglichst vielen Warenhäuser, die billig gebaut werden und im Aldi-Prinzip günstig Elektro-Artikel verkaufen, ist langsam hinfällig. Amazon hat diesen Platz eingenommen und verkauft diese billigen Elektro-Artikel schnell nach Hause. Der Käufer muss den Weg zum hässlichen Media-Markt nicht mehr in Kauf nehmen. Ich behaupte, dass die o.g. Unternehmen bis auf vielleicht Starbucks und Kamps alle Probleme bekommen werden, weil ihr Geschäftsmodell durch Amazon bzw. das Internet allgemein hinfällig wird/wurde. Kleinere Geschäfte machen auch nicht ausschließlich zu, weil Amazon sie zerfrisst, sondern weil das Geschäft nicht läuft. Das kann vielfältige Gründe (Standortfaktor, angebotene Waren, Marketing etc...) haben. Ich sehe auch einige Städte, in denen der Einzelhandel innerhalb der jeweiligen Altstadt richtig boomt. Das ist dann aber das Resultat geglückter (langfristiger) Regionalpolitik.
#1308773
Natürlich kann man nicht jedes Produkt, das man kauft, hinterfragen, gerade, wenn man es benötigt und nicht gerade das Geld für einen Bio-Dinkel-Fernseher, Vollkornschlüpfer oder Fair-Trade-Baumwolljoghurt hat, aber man kann sich halt schon überlegen, ob man sich (seltener) Fleisch beim ortsnahen Fleischer kauft oder (häufiger) im Blisterpack aus dem Supermarkt. Oder ob man einen bekannteren Titel mal eben aus der ortsnahen Buchhandlung mitnimmt, wenn sie auf dem Weg liegt.

Und um herauszufinden, ob etwas in einem Ladengeschäft verfügbar ist, genügt in der Regel ein Anruf. Und da kann man sogar fragen, wie viel das Produkt kostet, und ob man es sogar zurücklegen kann. Geht alles, wenn man's will.

Und ja, ich hasse den ganzen Kartonmüll auch - ich bekomm für meine Schreiberei zahlreiche Bücher und Filme ja direkt von den Verlagen und Labels zugesandt und krieg einen an die Waffel. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich momentan Altpapier rausbringe.... :D

Klar, wenn ich für einen neuen Fernseher im Netz 50-100 Euro sparen kann, steht meine Entscheidung auch fest, doch in der Regel finde ich dieselben Produkte auch bei einem lokalen Händler oder einem anderen Onlinehändler zum selben Preis - beim lokalen Händler muss ich nicht erst 'nen Tag oder zwei auf die Post warten, sondern kann es, wenn es verfügbar ist, gleich mitnehmen. Und dass Amazon schneller als andere Onlinehändler ist, ist so ziemlich der größte Mumpitz.
#1308775
blra hat geschrieben:
Kunstbanause hat geschrieben: "Bäääh, in jeder Stadt nur noch Sport-Arena, MediaSaturn, Kik, Tedi, Takko, Starbucks, Kamps usw." "Mimimi, der Elektro-Humpelpumpel hat dicht gemacht!" "Shit, meine Lieblingsbuchhandlung hat dicht gemacht"...
Das wirklich Spannende ist doch, dass gerade diese Unternehmen enorm stark unter Amazon leiden. Allein Media-Markts Geschäftsmodell mit möglichst vielen Warenhäuser, die billig gebaut werden und im Aldi-Prinzip günstig Elektro-Artikel verkaufen, ist langsam hinfällig. Amazon hat diesen Platz eingenommen und verkauft diese billigen Elektro-Artikel schnell nach Hause. Der Käufer muss den Weg zum hässlichen Media-Markt nicht mehr in Kauf nehmen. Ich behaupte, dass die o.g. Unternehmen bis auf vielleicht Starbucks und Kamps alle Probleme bekommen werden, weil ihr Geschäftsmodell durch Amazon bzw. das Internet allgemein hinfällig wird/wurde. Kleinere Geschäfte machen auch nicht ausschließlich zu, weil Amazon sie zerfrisst, sondern weil das Geschäft nicht läuft. Das kann vielfältige Gründe (Standortfaktor, angebotene Waren, Marketing etc...) haben. Ich sehe auch einige Städte, in denen der Einzelhandel innerhalb der jeweiligen Altstadt richtig boomt. Das ist dann aber das Resultat geglückter (langfristiger) Regionalpolitik.
Ich denke, es wird nicht lange dauern, bis amazon auch in den Einzelhandel geht. Im Buchhandel versucht er es ja durch Gewinnbeteiligung und Knebelung via Kindle schon. Es würde mich nicht wundern, wenn irgendwann Media Markt und Saturn durch gigantische Amazon Stores ersetzt werden, in denen man praktisch alles bekommt - und was man nicht bekommt, bestellt man vor Ort und lässt es sich nach Hause liefern.

Vielleicht reagiere ich auch sehr sensibel auf das Thema, weil ich letztendlich aus dem Einzelhandel komme und immer extremer damit konfrontiert werde, wie der Arbeitsmarkt diesbezüglich zusammenbricht und das Personal fast ausschließlich aus 400-Euro- und Teilzeitkräften besteht - und teilweise durch Personalagenturen koordiniert werden, die sich daran 'ne goldene Nase verdienen.
#1308782
Kunstbanause hat geschrieben:Bio-Dinkel-Fernseher, Vollkornschlüpfer oder Fair-Trade-Baumwolljoghurt
Wie kommst du eigentlich immer auf so einen Quatsch? :lol:

Also bei mir gibt es in der Innenstadt leider weder Mediamarkt, noch Saturn, Thalia oder Hugendubel. Wann immer hier 2 Quadratmeter Gewerbefläche frei werden, kommt da ein Klamottenladen hin :P Wir haben genau einen Buchladen - mit unfreundlichem Personal und schwachem Sortiment - und einen Elektromarkt, der aber etwas außerhalb der Innenstadt liegt und tollen Service bei Geräten, aber eine besch...eidene Auswahl an CDs und DVDs hat. Von dem her bin ich im Bereich Musik/Filme+Serien/Bücher schon recht viel online unterwegs. Ich versuche zwar meistens erst mein Glück bei Müller, aber das funktioniert öfter mal nicht...

Joa, das mit dem politisch korrekt einkaufen ist so eine Sache. Auf der einen Seite ist es natürlich eine gewisse Bequemlichkeit, gepaart mit fehlenden Alternativen. Auf der anderen Seite bin ich mir aber auch nicht sicher, was da wirklich richtig ist. Amazon hat z.B. die kritisierten Verträge mit Sicherheitsfirmen etc gekündigt - boykottiert man trotzdem, zeigt das dem Unternehmen ja eigentlich nur, dass es eh latte ist, was sie machen... Und wenn man an Schlecker denkt - da haben viele nicht eingekauft, weil sie die miesen Arbeitsbedingungen nicht unterstützen wollten. Was war das Ende vom Lied? Der Laden ging pleite, und die Angestellten selber haben gesagt dass sie den Boykott Scheiße fanden. Ist halt alles ziemlich zweischneidig...
#1308788
Klar ist das alles situations- und strukturabhängig - wenn kein brauchbarer Laden in der Nähe ist, dann kann man nicht mal eben 50km durch die Weltgeschichte fahren. Aber wenn man z.B. nahe der Großstadt wohnt und z.B. als Student eh eine Monatskarte besitzt (oder für die Arbeit eine benötigt), hat man ja nicht mal Parkplatzsorgen oder dergleichen und kann i.d.R. ohne große Umwege und Verkehrsstress mal hier, mal da schauen.

Ich weiß auch nicht... ich geh schlichtweg auch gerne in Geschäfte/Kaufhäuser etc., weil ich mir Sachen gerne auch mal direkt anschaue. Klamotten gerne anfasse, bevor ich dafür Geld springen lasse. Mir ein Gerät auch gerne mal vorführen lasse. In eine CD auch mal reinhören möchte (nein, bei manchen Musikrichtungen bringen amazon-30-Sekunden-Snippets NICHTS). Wenige Schritte mit den Schuhen gehen möchte, bevor ich sie mitnehme. Usw, usf. etc. pp.
#1308790
Mir ist es eigentlich völlig egal ob der Einzelhandel wegbricht. Der wird in meinen Augen ohnehin ganz schön seltsam romantisiert. Hach, die kleinen Lädchen. Ja toll, die kleinen Lädchen mit kleinem Sortiment, die ihre Tageskosten an Ladenmiete und Personal über den Verkauf von teils nur 10 Artikeln (nehmen wir zB mal einen Fußgängerzonenjuwelier) reinholen müssen. Da kann man sich ja leicht ausrechnen wie überzogen hoch da die Margen sein müssen und wie viel niedriger sie bei einem Online-Großanbieter sein könnten. Nur bei Klamotten sehe ich noch den Vorteil des Anfassens und Anprobierens. Ansonsten ist es doch egal, ob ich jetzt im Laden die Verpackung in der Hand halte oder Online ein Foto vom Artikel betrachte. Im Laden habe ich bestenfalls einen Verkäufer, der sich Mühe gibt. Trotzdem befinde ich mich als Konsument da immer vorrangig in einem Verkaufs- und mit viel Glück nachrangig in einem ehrlichen Beratungsgespräch. Wie sehr was zutrifft kann ich erst im Nachhinein rausfinden, wenn es meist schon zu spät ist. Online kann ich mir blitzschnell Vergleichsangebote, Erfahrungs- und Testberichte ranziehen. Im Laden bin den Aussagen eines Verkäufers ausgeliefert, die ich nicht so leicht verifizieren kann und auf die ich mich im Nachhinein schwer berufen kann, weil nur mündlich geäußert.

Mag ja sein, dass diese Verkäufer in ihren Einzelgeschäften glücklicher sind als in der Lagerhalle eines Versandriesen. Aber ganz ehrlich: das ist nicht mein Problem. Es ist vielmehr Aufgabe des Einzelhandels die Leistungen und Vorteile des Online-Handels wieder zu überbieten, um im Geschäft zu bleiben. Andernfalls haben sie es verdient, vom Markt zu verschwinden. Manche Bereiche werden halt auch einfach von technischen Innovationen überrollt und wer es verpasst sich schnell daran anzupassen, wird irrelevant und geht pleite. So funktioniert das nunmal. Das passiert gerade mit den Videotheken und das hat in den letzten paar hundert Jahren schon so einige Branchen und Berufsgruppen dahingerafft. Adaptiere oder geh unter. Aus reiner Nostalgie und Romantisierung obsolet gewordene Geschäftsmodelle weiter durchzuschleppen, weil die kleinen Lädchen ja so hübsch sind und alles, was eine Kette ist, ja automatisch so komerzig böse klingt, halte ich nicht für sinnvoll.
#1308792
Lebensmittel & co kaufe ich gar nicht online ein - Bücher eigentlich nur mehr für den Kindle und sonstigen Elektro - Kram bei Amazon sowie DVDs und PS3 Spiele auch oft bei Play.com

Ich hätte an sich kein Problem mit meinem Media Markt hier in der Nähe, aber die Auswahl und die Preise sind einfach ein Witz - wenn ich bei Play.com für ein Spiel 30 € zahle und beim Media Markt 55 € .. dann kaufe ich nicht das teure, für die 0 Beratung die ich bekomme oder brauche

Klamotten bestelle ich eigentlich auch hauptsächlich online, da für mich die Auswahl da Größer ist .. ich kann nicht in Worte fassen, wie frustrierend alleine Schuhe kaufen ist - dabei habe ich "nur" 47 (und keine 49 wie Ricky) aber wenn Man(n) in den Schuhladen geht in dem es 20392393 Paare Schuhe gibt und dann haben die genau 3 Paar in der passenden Größe, dann Scheiss ich da drauf

Jeans kaufe ich auch ab und zu mal Lokal hier im Laden ein, wenn ich mal ganz viel Geld hab und über 100 Euro für ne gute Hose ausgeben will - sonst kommen da aber auch eher Versandhäuser in Frage

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Bauhaus und co wird dann auch Lokal genutzt
#1308794
Das ist ja wieder arg schwarz/weiß gedacht. Schon mal daran gedacht, dass einige Läden auch vor dem Überrolltwerden durch das Internet finanziell und räumlich oder gar personell nur begrenzte Möglichkeiten hatten, die Neuerungen zu adaptieren? Oder gar keine? Es sind nicht immer die Ladenverantwortlichen schuld gewesen, sondern auch die sie umgebenden Umstände. Gerade bei Fachgeschäften, die sich auf etwas spezialisieren, ist es nicht gerade so, dass die Kunden Schlange stehen, aber dennoch waren sie Anlaufstelle nummer eins. Und wenn man als Ladenbesitzer seinen Laden 12 Stunden geöffnet hat und hinterher noch endlos Verwaltungskram usw. bewältigen muss, hatte man nicht unbedingt auch die Möglichkeit, die rasante Entwicklung da draußen in ihrer ganzen Größe mitzubekommen.

Findest du es wirklich gut, wie riesige Konzerne alles einfach in sich aufsaugen und der Vertrieb bald nur noch aus Mausklicks und LKW-verstopften Autobahnen besteht? Ich sträube mich doch sehr dagegen, dass mir als Kunde immer weniger Alternativen geboten werden, weil der große Fisch die kleinen verputzt.

Dass die Margen überzogen hoch sind, ist übrigens auch so ein Irrglaube. Sehr häufig zahlst du in einem Fachgeschäft oder Kaufhaus gleich viel, geringfügig mehr, aber oftmals auch weniger als bei den Großen. Ich habe beispielsweise mal einen MP3-Player gesucht, der kostete seinerzeit bei Amazon, im MediaMarkt/Saturn und im Kaufhof mehr als beim Fachhändler zwei Häuser weiter.

Den Einzelhandel pauschal als überteuert, inkompetent usw. abzutun, zeugt nicht gerade von einer sensiblen Wahrnehmung.

Und sowieso: Selbst bei Elektrogeräten möchte ich nicht nur Fotos sehen, sondern auch wissen, ob die Knöpfe, Tasten und Regler gut verarbeitet sind, das Gehäuse stabil, die Wiedergabequalität überzeugt usw. - im Grunde gibt es fast nichts, was ich nicht gerne erst in den Händen halten möchte, bevor ich es kaufe. Auf Kundenbewertungen kann ich hierbei verzichten, da es mir zu müßig ist, da die ernstzunehmenden erst herauszufiltern und mich durch zigtausend Rechtschreib- und Grammatikkatastrophen zu kämpfen.
#1308796
Also ich kaufe ausser Lebensmittel fast alles online. Ich wohne in nem Kaff und jedes mal 40 km zu fahren für ne Hose oder sonst irgendwas ist mir zu zeitaufwendig und auch zu teuer. Ich komme auch aus dem Einzelhandel und es gibt wirklich fast nur noch 400€ Jobs, aber da gebe ich nicht Amazon und Co die Schuld für sondern in erster Linie der Regierung die zulässt das zb Takko ne neue Filiale aufmacht und sechs 400€ Kräfte sucht aber keine einzige Vollzeitkraft.

Ich war letztens im ca 20 km entfernten Expert und musste feststellen das ich für den selben Tv den ich bei OTTO inkl. Lieferung für 369€ bekommen habe 420€ plus Lieferung bezahlen müsste. Ich finde dann, das manche Geschäfte es selber Schuld wenn sie den Bach runter gehen. Ich habe keine Lust einen TV in mein kleines Auto zu heben (wenn er rein passt) wenn ich es einfacher und günstiger haben kann.
#1308798
Manchmal frag ich mich, was die Menschen irgendwann eigentlich überhaupt noch tun? Einkaufen wollen sie nicht mehr gehen, putzen wollen sie nicht mehr, dafür gibt's ja 'ne billige Putze. Und trotzdem haben sie angeblich "keine Zeit". Da stimmt doch was nicht ...
#1308799
Jepp... dass die Leute total gestresst sind, hat meiner Meinung schlichtweg auch damit zu tun, dass man permanent irgendwelchen Reizen ausgesetzt ist. 40+-Stunden-Wochen gibt es ja nicht erst seit zehn oder fünfzehn Jahren, und es war einiges früher aufwändiger als heute. Papierkram usw. - es ist schon interessant, dass man heute zig zeitsparende Möglichkeiten hinsichtlich Technik entwickelt hat, man aber trotzdem weniger Zeit hat.

Man erwartet heute schlichtweg eine Fertigwelt und vergisst dabei, das dahinter eine Menge Arbeit zahlreicher anderer Menschen steckt. Und genau die, die davon Nutzen ziehen, ächzen, anken und stöhnen, dass ihnen die Kraft und die Zeit und der Nerv fehlt. Das ist so lächerlich.
#1308800
Kaffeesachse hat geschrieben:Manchmal frag ich mich, was die Menschen irgendwann eigentlich überhaupt noch tun? Einkaufen wollen sie nicht mehr gehen, putzen wollen sie nicht mehr, dafür gibt's ja 'ne billige Putze. Und trotzdem haben sie angeblich "keine Zeit". Da stimmt doch was nicht ...
Arbeiten für das schöne Geld ;)

Und ist ja nicht so, als könnte man mit Online Einkaufen nicht auch stunden verbringen - wenn ich überlege, wie lange ich auf Seiten wie thinkgeek oft stöbere, um dann 3 bis 4 TShirts zu bestellen (die es in dieser Art hier gar nicht gibt), dann brauch ich mich nicht wundern, wo die Zeit hinläuft
#1308801
Eben. Man hat zwischen Arbeit, Schlaf und Entertainment kaum noch Zeit, irgend etwas anderes zu tun und ist schlichtweg zu FAUL, seinen Arsch auch mal in die Stadt zu bewegen. Mensch, wie oft bin ich sogar NACH oder VOR der Arbeit (je nach Schicht) in Läden unterwegs, weil es mir einfach Spaß macht. Gerade als ich noch in Heidelberg lebte und es dort noch gute Plattenläden gab.. da bin ich nach der Arbeit teilweise noch 1-2 Stunden in den Läden gewesen, hab in Sachen reingehört, mit den Verkäufern und anderen Kunden gefachsimpelt, Leute zum Musikmachen kennengelernt, Kontakte geknüpft und bin selten ohne eine neue LP oder CD aus dem Laden gelatscht. Und hinterher musste ich natürlich noch etwas neuen Technikkram gucken gehen.

Online find ich sowas endlos fad. Klickklick. 25000 Tabs offen. Klickklick. Hier vergleichen, da vergleichen. Klickklick. Oh, geht das Bild nicht in größer? Hmm, steht da irgendwo auch, welche Anschlüsse das Ding hat? Oh, passt das Kabel dann auch wirklich? Nää. Und dann: Kunden, die dies angeschaut haben, haben sich auch dieses und jenes angeschaut. Ja und? Interessiert mich das? Kunden, die Pipi machen, machen manchmal auch Kacka. Wolle kaufe Klopapier? Hier, billiger, portofrei und vom nach ausgelieferten Paketen bezahlten demotivierten Hermes-Mitarbeiter nach Hause liefern lassen, der dann ohne Benachrichtigung das Paket beim Nachbarn abgibt. Ja, toll.
#1308803
Kunstbanause hat geschrieben:weil es mir einfach Spaß macht
Das ist wohl der springende Punkt :wink:

Dadurch werden aber doch nicht alle anderen zu faulen Trotteln, weil sie eben an einer anderen Form des Einkaufens ihren Spaß haben.
#1308804
Kunstbanause hat geschrieben:Das ist ja wieder arg schwarz/weiß gedacht. Schon mal daran gedacht, dass einige Läden auch vor dem Überrolltwerden durch das Internet finanziell und räumlich oder gar personell nur begrenzte Möglichkeiten hatten, die Neuerungen zu adaptieren? Oder gar keine? Es sind nicht immer die Ladenverantwortlichen schuld gewesen, sondern auch die sie umgebenden Umstände. Gerade bei Fachgeschäften, die sich auf etwas spezialisieren, ist es nicht gerade so, dass die Kunden Schlange stehen, aber dennoch waren sie Anlaufstelle nummer eins. Und wenn man als Ladenbesitzer seinen Laden 12 Stunden geöffnet hat und hinterher noch endlos Verwaltungskram usw. bewältigen muss, hatte man nicht unbedingt auch die Möglichkeit, die rasante Entwicklung da draußen in ihrer ganzen Größe mitzubekommen.
Natürlich wird sich nicht jeder retten können. Nicht aus jedem Buchladen kann ein großer Versandhandel werden, wenn die Ladengeschäfte alleine sich nicht mehr tragen können, nicht aus jeder Videotheke kann ein Streaming-Anbieter entstehen. Sorry, Pech gehabt. Ihr habt aufs falsche Pferd gesetzt. Eure Sparte ist am Ende, also macht besser den Laden schnell zu, bevor ihr euch noch mit unrealistischen Hoffnungen auf Besserung in unnötig große Schulden reitet! Ich sehe nur einfach keine Notwendigkeit, die von den Marktfortschritten und Innovationen überholten alle wie die Anhalter wieder am Straßenrand einzusammeln und ihnen (nicht immer, aber weit überwiegend) mehr Geld für weniger Leistung zu bezahlen.
Und an spezialisierten Fachhandeln geht auch nichts verloren. Gerade die sind es doch, für die der Umstieg ins Internet umso leichter und lohnender ist. Die haben noch ein Alleinstellungsmerkmal und können Dinge anbieten, die sich im Sortiment der großen nicht finden lassen und nach denen die Leute auch bereit sind zu suchen. Trotzdem brauchst du für ein Ladengeschäft eine gewisse Menge an Interessenten in deinem Einzugsgebiet. Und manche Sachen sind halt so spezialisiert, dass das selbst in einer Großstadt eng wird. Ich denke da gerade an so einen kleines Bauchtanz-Spezialgeschäft zwei Straßen weiter. Selbst in einer Riesenstadt wie Berlin ist Bauchtanz immer noch die Nische der Nische der Nische und es gibt vielleicht ein paar hundert potentielle Kunden. Da die aber auch gleichzeitig wie auf der Ladenfront fett steht auch einen Online-Shop betreiben, steigern die ihre Reichweite und können wahrscheinlich so überleben. Genauso der Paintball und Airsoft Shop eine Straße weiter. Für die ist Versandhandel ein sehr wichtiges Standbein und wenn die keinen eigenen Online-Shop aufmachen, können die sich trotzdem über einen Ebay-Shop oder als Amazon-Partner einen immens größeren Kundenkreis erschließen.

Nur wer heute als Besitzer eines Ladens mit Waren, die es so überall und oft billiger gibt, noch glaubt, es genügt, dass man seinen hübsch gepflegten Laden jeden Tag für 12 Stunden aufschließt und wartet, dass die Kundschaft auf Suche nach guter Beratung reinspaziert kommt und dafür in der Masse auch bereit ist noch mehr zu bezahlen, der ist dem Untergang geweiht - und ganz zu recht.
Kunstbanause hat geschrieben:Findest du es wirklich gut, wie riesige Konzerne alles einfach in sich aufsaugen und der Vertrieb bald nur noch aus Mausklicks und LKW-verstopften Autobahnen besteht? Ich sträube mich doch sehr dagegen, dass mir als Kunde immer weniger Alternativen geboten werden, weil der große Fisch die kleinen verputzt.
Für mich zählt, dass ich für mein Geld die bestmögliche Leistung bekomme. Wer mir die dafür verschafft ist mir gleichgültig. Das entscheide ich sachlich und ausgewogen ohne irgendwelche Sympathie-Boni zu vergeben. Alternativen wird es immer geben. Wenn der eine Händler nachlässt, zieht der nächste vorbei. Auch ein Amazon hat immer noch genug Konkurrenten und kann es sich nicht erlauben sich auf seinem Kundenstamm auszuruhen.
Kunstbanause hat geschrieben:Den Einzelhandel pauschal als überteuert, inkompetent usw. abzutun, zeugt nicht gerade von einer sensiblen Wahrnehmung.
Den Einzelhandel hingegen einseitig als die guten, hart arbeitenden kleinen Leute hinzustellen, die von den bösen Konzernen fertig gemacht werden, zeugt dafür von einer umso übersensibel naiveren.
#1308815
RickyFitts hat geschrieben:Den Einzelhandel hingegen einseitig als die guten, hart arbeitenden kleinen Leute hinzustellen, die von den bösen Konzernen fertig gemacht werden, zeugt dafür von einer umso übersensibel naiveren.
Tut keiner, auch ich nicht. Nur interessiert mich der Einzelhandel im Gegensatz zu dir wohl noch ein Stückweit mehr.

Und nenne mir doch bitte mal einen ernsthaften Amazon-Konkurrenten.
#1308816
Kunstbanause hat geschrieben: Und nenne mir doch bitte mal einen ernsthaften Amazon-Konkurrenten.
In den Dimensionen wüsste ich jetzt auch nichts.

Bei Spezialisierungen gibt es halt dann auch mehr - für Klamotten/Schuhe zalando, otto, neckermann, universal, quelle :?

Dann geht man aber schon wirklich in andere Gefielde mit play.com, thinkgeek usw
#1308817
Kunstbanause hat geschrieben:Ich sträube mich doch sehr dagegen, dass mir als Kunde immer weniger Alternativen geboten werden, weil der große Fisch die kleinen verputzt.
Aber wozu brauche ich denn Alternativen, wenn einer alles anbietet?
Kunstbanause hat geschrieben:Mensch, wie oft bin ich sogar NACH oder VOR der Arbeit (je nach Schicht) in Läden unterwegs, weil es mir einfach Spaß macht.
Ist doch gut, wenn es dir Spass macht. Anderen macht dafür das Online-Shoppen (oder die dabei gesparte Zeit) Spass. Jeder soll es doch so machen, wie es ihm am besten gefällt. Niemand will dir verbieten in Shops einzukaufen und niemand soll anderen vorschreiben wollen, nicht bei Amazon und Co. zu bestellen.
RickyFitts hat geschrieben:Mir ist es eigentlich völlig egal ob der Einzelhandel wegbricht. Der wird in meinen Augen ohnehin ganz schön seltsam romantisiert. Hach, die kleinen Lädchen. Ja toll, die kleinen Lädchen mit kleinem Sortiment, die ihre Tageskosten an Ladenmiete und Personal über den Verkauf von teils nur 10 Artikeln (nehmen wir zB mal einen Fußgängerzonenjuwelier) reinholen müssen. Da kann man sich ja leicht ausrechnen wie überzogen hoch da die Margen sein müssen und wie viel niedriger sie bei einem Online-Großanbieter sein könnten. Nur bei Klamotten sehe ich noch den Vorteil des Anfassens und Anprobierens. Ansonsten ist es doch egal, ob ich jetzt im Laden die Verpackung in der Hand halte oder Online ein Foto vom Artikel betrachte. Im Laden habe ich bestenfalls einen Verkäufer, der sich Mühe gibt. Trotzdem befinde ich mich als Konsument da immer vorrangig in einem Verkaufs- und mit viel Glück nachrangig in einem ehrlichen Beratungsgespräch. Wie sehr was zutrifft kann ich erst im Nachhinein rausfinden, wenn es meist schon zu spät ist. Online kann ich mir blitzschnell Vergleichsangebote, Erfahrungs- und Testberichte ranziehen. Im Laden bin den Aussagen eines Verkäufers ausgeliefert, die ich nicht so leicht verifizieren kann und auf die ich mich im Nachhinein schwer berufen kann, weil nur mündlich geäußert.

Mag ja sein, dass diese Verkäufer in ihren Einzelgeschäften glücklicher sind als in der Lagerhalle eines Versandriesen. Aber ganz ehrlich: das ist nicht mein Problem. Es ist vielmehr Aufgabe des Einzelhandels die Leistungen und Vorteile des Online-Handels wieder zu überbieten, um im Geschäft zu bleiben. Andernfalls haben sie es verdient, vom Markt zu verschwinden. Manche Bereiche werden halt auch einfach von technischen Innovationen überrollt und wer es verpasst sich schnell daran anzupassen, wird irrelevant und geht pleite. So funktioniert das nunmal. Das passiert gerade mit den Videotheken und das hat in den letzten paar hundert Jahren schon so einige Branchen und Berufsgruppen dahingerafft. Adaptiere oder geh unter. Aus reiner Nostalgie und Romantisierung obsolet gewordene Geschäftsmodelle weiter durchzuschleppen, weil die kleinen Lädchen ja so hübsch sind und alles, was eine Kette ist, ja automatisch so komerzig böse klingt, halte ich nicht für sinnvoll.
Klingt krass, aber im Prinzip hast du völlig recht. Wer nicht das anbietet, was für genug Nachfrage bei der Kundschaft sorgt, der bietet eben das falsche an bzw. hat sich in den letzten 20 Jahren nicht angepasst. Gewisse Betriebe sind einfach irgendwann nicht mehr zeitgemäss und dann müssen sich diese Leute eben beruflich anders orientieren. Früher konnte man mit einem Wasserrad und einer Mühle sich sicherlich gut den Lebensunterhalt verdienen...heute dürfte das nicht mehr klappen. Selbst Schuld, wer es trotzdem versucht...