- Mi 13. Nov 2013, 09:39
#1308742
Mein Lieblingsthema...
Ich versuche, bei möglichst unabhängigen Versandhäusern zu bestellen (da kann man genau so gut das Glück haben, etwas inklusive/ohne Versand am günstigsten zu bekommen, und im Grunde ist es mir immer lieber, etwas vor Ort zu kaufen, falls verfügbar (oder falls bestellbar und ich bin ein paar Tage später wieder dort).
Meine Abneigung gegen amazon hab ich ja bereits mehrfach erklärt, hier noch mal ein kurzer Abriss: Hatte wie einige andere hier in der Gegend (Logistikzentrum ca. 50km von hier) so meine Erfahrungen machen dürfen und habe eingeschüchterte, "funktionierende" Mitarbeiter erleben dürfen, die nicht mal die Zeit haben, einem die Tageszeit zu sagen. Mitarbeiter mussten zu der damaligen Zeit sog. Effektivitätsbögen ausfüllen, und wenn diese nicht stets einen steigenden Wert zeigten, durfte man gehen. Ja, auch anderswo gibt es Niedriglohnarbeit (ich arbeite selbst in einem Unternehmen, das Hungerlöhne zahlt und seine Mitarbeiter unter Druck setzt), aber dort, das ist schon noch ein anderes Kaliber. Außerdem: Der Einzelhandel geht durch die Übermacht langsam aber sicher kaputt, und das ist für mich als ausgebildeten Einzelhandelskaufmann natürlich eine... blendende Perspektive. Ergebnis: Einzelhandel stützt sich zunehmend auf Teilzeit- und 400€-Kräfte, echte Vollzeitjobs sind wie ein goldenes Ticket bei Willy Wonka: Mann muss wahnsinniges Glück haben. Außerdem sind mir die Methoden Bezos' zutiefst unsympathisch, was schon von der Namensgebung herrührt. Mit Amazon will er alles mitreißen und selbst Kleinverlage komplett von sich abhängig machen. Da ist mir Thalia noch eine Ecke sympathischer - die haben auch ihre Buchhandlungen vor Ort (hier in der Gegend sind's drei). Aber selbst da versuche ich, eher bei den Unabhängigen zu kaufen. Und: Die meisten Buchhandlungen können dir teilweise noch schneller als amazon liefern. Du bestellst bis 18 Uhr und hast dein Buch am nächsten Morgen um ca. 10 Uhr schon abholbereit. Manche Buchhandlungen bieten sogar einen Onlineshop an, der dir das ebenso schnell nach Hause liefert. Dass amazon schneller und billiger ist, ist ein weit verbreiteter Irrglaube (und um beim Beispiel Bücher zu bleiben: Buchpreisbindung.)
Tja, und die Erfahrungen in eingangs genannten Unternehmen haben mich dann dazu veranlasst, meine Bestellungen dort auf praktisch null runterzuschrauben. Und dass amazon seine Kunden mit audible (Hörbücher) und dem Kindle (e-Reader) stark abhängig machen möchte, macht mir den Laden auch nicht sympathischer, weil ich mich da in meiner Freiheit doch sehr eingeschränkt fühle.
Ich schau, wenn's denn online sein muss (was bei meinen exotischen Wünschen oft vorkommen kann), dann eben möglichst, dass ich es günstig bekomme. Wie schnell etwas da sein soll, ist mir i.d.R. eigentlich egal - außer, es ist bspw. ein Kabel, das ich dringend brauche und in der Stadt nicht bekomme.
Nur, wenn es absolut keine Alternative mehr gibt und ich einen Artikel ausschließlich noch bei amazon bekomme, beiße ich in den sauren Apfel, aber meine letzte Bestellung dort liegt nun auch schon gut vier Jahre zurück. Hab meinen Kram immer anderswo bekommen. Auch schnell, oftmals günstiger, und Umtausch/Rückgabe war genau so unkompliziert. Bei manch kleinerem Artikel, der nicht funktionierte, hieß es sogar bei den kleinen Unternehmen sinngemäß: "Ist kein Problem, den Artikel können Sie entsorgen. Sollen wir Ihnen kostenlos einen neuen schicken oder möchten Sie Ihr Geld wieder zurück?"
Ich kann natürlich nicht überall den Gutmenschen spielen - die örtlichen Supermärkte sind nun mal allesamt Ausbeuter -, aber da, wo ich die Wahl habe, überlege ich mir schon sehr genau, ob ich mein Geld einem Versandriesen in den Rachen stecke oder zumindest noch ein halbwegs traditionelles oder unabhängiges Unternehmen unterstütze, bei dem ich vielleicht sogar auch noch weiß, dass die Mitarbeiter zu durchschnittlich besseren Konditionen dort arbeiten.
Aber klar, es ist natürlich einfacher, seinen Arsch auf dem Sofa zu behalten und alles zentral beim großen kleinen a zu bestellen. Nur: Von den Leuten möchte ich dann kein Wort davon hören, dass es in jeder Stadt nur noch Ketten und keine kleineren und/oder unabhängigen Unternehmen mehr existieren. Denn gerade die plärren oft genug rum: "Bäääh, in jeder Stadt nur noch Sport-Arena, MediaSaturn, Kik, Tedi, Takko, Starbucks, Kamps usw." "Mimimi, der Elektro-Humpelpumpel hat dicht gemacht!" "Shit, meine Lieblingsbuchhandlung hat dicht gemacht"...
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