von AndiK.
#1384613
rosebowl hat geschrieben:
AndiK. hat geschrieben: Wenn die Kurden gute Arbeit leisten und die Lage dort stabilisieren, sollten sie zur Belohnung einen eigenen Staat bekommen.
Sorry, aber genau diese Einstellung ist einer der Gründe, warum "der Westen" in vielen Teilen der Welt so unbeliebt ist: "Die sollen machen, was wir für richtig halten, und wenn sie brav sind, kriegen sie was zum spielen".
So war es nicht gedacht. Es ist ja im eigenen Interesse der Kurden und der jetzt verfolgten Christen, Jesiden, Turkmenen.. in einem friedlichen und stabilen Land zu leben. Und die Kurden sind nach den Berichten zu urteilen, fähige Kämpfer. Aber: Ihnen fehlt es an genügend militärischer Ausrüstung, Waffen sind veraltet. Ich halte die Entscheidung der Regierung und von Frau Merkel für richtig. Und die Sache mit dem eigenen Staat wäre jetzt nicht "was zum Spielen" sondern eine Konsequenz daraus. Denn Fakt ist: Der Irak verfällt, irgendwie können die sich untereinander auch nicht riechen. (Sunniten und Schiiten) Und dadurch wird es mit Sicherheit eine Neuordnung der Grenzen.
Klar, einem Herrn Erdogan (jetzt Sultan, äh Präsident der Türkei) schmeckt das gar nicht. Aber selbst er sollte ein Interesse an friedlichen und stabilen Nachbarländern haben. Denn so war auch die Gefahr, dass Terror rüberschwappt. Und wenn wir jetzt nicht mit Lieferungen helfen und dadurch die Kurden auch noch hilflos dem Terror ausgesetzt wären, müssten bald noch internationale Armeen helfen. Kann das einer wollen ? Einige Kräfte sollten den Kurden natürlich Unterweisung in die Technik gebeben.
Und die Terroristen müssten soweit geschwächt werden, dass sie mit ihrem Irrsinn aufhören. So schlimm sich das anhört: Ja sie müssen beseitigt werden.
von Wastl
#1384666
Ein Erdogan hat aber keinerlei Interesse an einem Kurdistan. Würde es so einen Staat nämlich geben, dann bestünde die Chance das sich die Kurden der Türkei diesem Staat anschließen wollen würden, und das wäre ein ziemlich beträchtlicher Teil der Türkei. Er hat sich nicht die letzten Jahre halbwegs bei den Kurden eingeschleimt damit ihm das jetzt durch ein Kurdistan wieder eingerissen wird.

Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass die Türkei eine gar nicht mal so kleine Rolle in der Entwicklung von ISIS gespielt hat. Erdogan wollte Assad um jeden Preis gestürzt sehen und hat dafür in Sachen Extremisten beide Augen zugedrückt, in jeder Hinsicht. ISIS-Truppen konnten sich jederzeit in die Türkei zurückziehen und von dort auch wieder in Syrien einfallen, ohne das sie jemand überwacht oder gar eine Versorgung mit Waffen verhindert hätte.

Durchaus möglich das ihm ISIS inzwischen auch unrecht ist, aber ich denke nicht, dass er sich all zu viel Mühe geben wird in irgendeiner Art und Weise gegen sie vorzugehen, sofern diese nicht in der Türkei zuschlagen.


Waffenlieferungen sind in mehrerer Hinsicht mit Vorsicht zu genießen. Erstens muss man aufpassen das man nicht jemanden bewaffnet der sich in Zukunft gegen einen wenden könnte, zweitens bringen die besten Waffen nichts, wenn es keine Armee mit Kampfmoral gibt. Man kann nicht irgendjemandem Waffen in die Hand drücken und hoffen das es schon klappen wird, selbst bei trainierten Einheiten reicht das oft nicht aus. Ohne Moral rennen auch technisch überlegene und sich in der Überzahl befindende Soldaten weg, und überlassen damit modernstes Kriegsgerät in Feindeshand fallen.

Die Kurden scheinen zumindest teilweise über die nötig Moral zu verfügen, und wenn man nicht selber eingreifen will bleiben nicht viele andere Kandidaten übrig, von daher muss man das Risiko wohl eingehen. Auf der anderen Seite steht dann aber auch eine Aussage der PKK, die meint die Peschmerga hätten seit knapp 20 Jahren nicht mehr gekämpft und würde gar keine fähige Truppe mehr darstellen, sie zu bewaffnen sei also sinnlos. Ob das stimmt wird man ja bald sehen.

Gegen einen Gegner wie ISIS braucht es eine Truppe die nicht zurückweicht. Zahlenmäßig ist der Gegner relativ klein, schockt aber mit überfallartigen Attacken und Fanatismus. Wenn die Verteidiger da in Panik geraten wars das schnell mit ihnen.
#1385103
Es ist schade und irgendwie auch erstaunlich, dass die Diskussion um die Waffenlieferungen so schnell wieder abgeebbt ist - und zwar nicht hier im Forum, sondern im Rahmen der öffentlichen Diskussion. Da wendet sich die deutsche Außenpolitik hin zu einer neuen Ehrlichkeit, die vom Brunnen bauen in Afghanistan hin zu Waffen liefern in den Irak verläuft, aber der Aufschrei darüber ist doch recht verhalten.
von AndiK.
#1385362
Die Linke sind gegen die Waffenlieferungen. Jeder kann seine Meinung vertreten. Es ist ein scheinheiliger Pazifismus ! Ich habe die Worte des Bundespräsidenten Gaucks gehört und er hat recht.Es gibt Situationen, in denen man auch zu den Waffen greifen muss bzw. sie schicken sollte, um die Freiheit zu verteidigen oder wenigstens für Frieden und Stabilität zu sorgen. Mit diesen ISIS/IS (wie auch immer) Terroristen kann man nicht verhandeln.
Und es ist die gleiche Soße in schwarz wie die Terroristen in Somalia, Nigeria oder Gaza.
Und in Deutschland ? Da laufen in Wuppertal "Scharia-Polizisten" rum. Der Rechtsstaat darf sowas nicht dulden. Man muss den Anfängen wehren.
#1385377
Naja, jeder kann sich in Deutschland eine orangene Weste überziehen und damit durch die Stadt laufen. Laut eines Artikels der FAZ seien die Männer durch Wuppertal gelaufen und hätten Menschen in Geschäften und auf der Straße empfohlen, keinen Alkohol zu trinken oder Glücksspiel zu betreiben. Man mag das allein durch die Aufschrift "Scharia-Polizei" geschmacklos finden, dass sich aber ein Innenminister hergibt, diese Aktion zu kommentieren, ist ziemlich albern.
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von rosebowl
#1385379
Zum einen das, und zum anderen sollte man in dieser ganzen gerade so modernen Empörung gegen alles, wo Islam drauf steht, vielleicht auch einfach mal erwähnen, dass sich schon diverse islamische Verbände geäußert und diese Aktion sehr deutlich kritisiert haben.
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von vicaddict
#1385428
Die Zeugen Jehovas klingeln auch an der Tür und wollen Gespräche über Gott führen. Darauf hat auch keiner Bock und keiner tut was dagegen. Vermutlich haben sie bisher nur Glück gehabt, dass sie Baumis Abteil noch nicht belagert haben, sonst wüssten sie wie es ihnen geht, wenn man einfach nicht wegkommt.

Was ich damit sagen will: what baumi and rosi said.

Was die Waffenlieferungen angeht, so mag es ein moralisches Dilemma sein, keine Frage. Aber löst man das Problem, wenn man heute die Kurden bewaffnet, um die IS zu stoppen, morgen aber wieder jemanden suchen muss, der die Kurden stoppt, die in der Türkei einen Bürgerkrieg anzetteln?

Man kann die Situation in der Region jetzt beurteilen wie man will, aber unterm Strich ist es ein Vulkan, der seit Jahrzehnten auf den Ausbruch gewartet hat. Die ganze Region wurde nach dem Zusammenbruch des osmanischen Reiches am Reißbrett in Staaten eingeteilt, ohne darauf zu achten, welche Völkergruppen, oder Religionen wo beheimatet sind. Dass es irgendwann knallen musste, war abzusehen. Dass es heute allerdings tausende Unschuldige trifft, ist bitter. Am Ende muss man diesen Konflikt aber vielleicht auch einfach gewähren lassen, anstatt sich wieder einzumischen, um einen Frieden zu erhalten, der keiner ist. Unterm Strich ist es aber auch eine Art Reinigungsprozess, bei dem sich am Ende vielleicht einiges neu sortiert. Ob das Ergebnis dann dem Westen gefällt, ist eine ganz andere Frage.

Als wir im Kosovo den letzten Krieg auf europäischen Boden hatten, haben sich die arabischen Staaten doch auch rausgehalten. Vielleicht sollte man es hier ebenfalls tun und an Kräfte wie Saudi Arabien oder den Iran apellieren, in ihrer Region für Ordnung zu sorgen. Gerade der Iran scheint ja alles andere als begeistert davon zu sein.
#1386540
Das Satiremagazin Titanic hat seinen Spaß an dem Verbot der IS in Deutschland:
Satiremagazin Titanic hat geschrieben:Die IS-Kämpfer sind von den Plänen des Bundesinnenministeriums, den Islamischen Staat in Deutschland zu verbieten, tief beeindruckt. "Die Nachricht ist ein Schock für uns, damit hätten wir nicht gerechnet", sagte ein IS-Sprecher in einer ersten Stellungnahme. "Jetzt hat alles keinen Sinn mehr – aber gut, wenn unser Terror nicht erwünscht ist, dann eben nicht, wir respektieren diese Entscheidung." Die Bundesregierung prüft unterdessen, wann das Verbot in Kraft treten kann. Innenminister Thomas de Maizière spricht sich dabei für eine "einvernehmliche Lösung" mit den IS-Vertretern aus. Er könne sich vorstellen, der Organisation eine zweimonatige Übergangsfrist zu gewähren, so de Maizière. In dieser Zeit soll es den IS-Vertretern gestattet sein, den Terror wie bisher auszuüben. Journalisten-Enthauptungen, die vor dem 31. Oktober 2014 schriftlich beantragt werden, dürfen derweil noch bis Jahresende durchgeführt werden – allerdings nur wochentags von 8 bis 18 Uhr. Wer die Vorgaben mißachtet, dem droht ein Bußgeld (100 Euro).
von AndiK.
#1386633
Das Verbot von IS ist nur folgerichtig. Wir müssen in unserem Lande klar machen, das wir jede Form von extremistischen Vereinen und Bewegungen nicht dulden.

Die Extremisten halten sich genau an den Koran. Sie sind strenggläubig. Der Islam legitimiert die Gewalt. Deshalb muss klar gemacht werden: Nein zur Gewalt ! Eine Religion, die Gewalt erlaubt, ist zu kritisieren.
von Stefan
#1386738
AndiK. hat geschrieben:Die Extremisten halten sich genau an den Koran. Sie sind strenggläubig. Der Islam legitimiert die Gewalt. Deshalb muss klar gemacht werden: Nein zur Gewalt ! Eine Religion, die Gewalt erlaubt, ist zu kritisieren.
Nein tun sie nicht - der Koran kann genau so wie die Bibel in verschiedene Richtungen ausgelegt werden. Auch die Bibel beinhaltet Passagen, die verwendet wurden, um Kriege damit zu rechtfertigen .. Extremisten suchen sich immer nur das, was ihnen passt - das kann man aber mit der Bibel genau so machen wie mit dem Koran
von AndiK.
#1386784
Wichtig bleibt ja, was der Mensch tut. In Büchern stehen ja viele Sachen. Die Bibel ruft zu Frieden und Liebe auf. "Auslegungssache" oder "aus dem Zusammenhang gerissen" sind natürlich immer beliebte Worte im Zusammenhang von Koran und Korangläubigen.
Jetzt gab es erneut eine Enthauptung. Ein britischer Entwicklungshelfer wurde so bestialisch umgebracht.
#1386794
Extremismus gibt es auch bei Vertretern christlicher Kirchen. Da wird dann auch gerne mal aus dem Zusammenhang gerissen.

Laut der Bild waren gestern muslimische Vertreter anwesend, haben aber keine Rede gehalten. Allerdings habe ich diese Information, also, dass Vertreter muslimischer Verbände anwesend waren, weder in der SZ noch in der FAZ gefunden.
von Stefan
#1386820
AndiK. hat geschrieben:Wichtig bleibt ja, was der Mensch tut. In Büchern stehen ja viele Sachen. Die Bibel ruft zu Frieden und Liebe auf. "Auslegungssache" oder "aus dem Zusammenhang gerissen" sind natürlich immer beliebte Worte im Zusammenhang von Koran und Korangläubigen.
Jetzt gab es erneut eine Enthauptung. Ein britischer Entwicklungshelfer wurde so bestialisch umgebracht.
Soll ich dir aufzählen, was die Menschen hier in Europa im Namen der Kirche alles gemacht haben? Da wurden Menschen am Scheiterhaufen verbrannt, weil sie die falsche Haarfarbe hatten... also komm - das hat gar nichts mit der speziellen Religion des Islam zu tun.

Extremisten sind das Problem, extreme Armut ist das Problem, keine Bildung und Unterdrückung ist das Problem .. die Religion ist doch dabei nur ein Werkzeug.
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von Theologe
#1390417
Stefan hat geschrieben:
AndiK. hat geschrieben:Wichtig bleibt ja, was der Mensch tut. In Büchern stehen ja viele Sachen. Die Bibel ruft zu Frieden und Liebe auf. "Auslegungssache" oder "aus dem Zusammenhang gerissen" sind natürlich immer beliebte Worte im Zusammenhang von Koran und Korangläubigen.
Jetzt gab es erneut eine Enthauptung. Ein britischer Entwicklungshelfer wurde so bestialisch umgebracht.
Soll ich dir aufzählen, was die Menschen hier in Europa im Namen der Kirche alles gemacht haben? Da wurden Menschen am Scheiterhaufen verbrannt, weil sie die falsche Haarfarbe hatten... also komm - das hat gar nichts mit der speziellen Religion des Islam zu tun.

Extremisten sind das Problem, extreme Armut ist das Problem, keine Bildung und Unterdrückung ist das Problem .. die Religion ist doch dabei nur ein Werkzeug.
So sieht es aus, wenn der Islam als Religion Gewalt predigen würde, würde die ganze Welt in Flammen stehen, denn dann wären 1,5 Milliarden Muslime Gewalttäter. Die reale Zahl liegt in den Tausendern und wenn die Religion nicht der Vorwand wäre, dann etwas anderes, wie man an verschiedenen Bürgerkriegen in Afrika sehen kann. Da spielt die Religion gar keine Rolle.
Ich empfehle dieses Video, das letzte Woche die Runde machte:
https://www.youtube.com/watch?v=2pjxPR36qFU