Ghost hat geschrieben:Ich finde es ja immer schwierig, eine Religion und all das, was damit zusammenhängt, voneinander zu trennen. Natürlich sind die Muslime Schuld, "die meinen, das [den Koran] so auslegen zu müssen", aber welchen Anteil hat "die Religion" denn an dieser Auslegung? Und was bezeichnet man überhaupt als die Religion - nur den Koran? Die Scharia ist auch Teil der islamischen Kultur, oder nicht? Wo zieht man da die Grenzen?
Eine Grenze kannst du nicht wirklich ziehen. Die Scharia bezieht sich ja auf den Koran (und die Sunna). Das hängt dann von der Person oder der Regierung eines Landes ab inwieweit die Scharia umgesetzt wird.
Für die Religion ist es aber unumgänglich, da es ein Regelwerk darstellt, nicht nur Gesetze sondern auch Handlungen wie Fasten und Beten werden geregelt. Das ist ein sehr komplexes Thema, was alleine schon damit anfängt, dass Scharia nicht zwangsläufig das islamische Recht meint, im Westen aber synonym benutzt wird.
Es stehen widerliche Dinge drin, wie es beispielweise im Hexenhammer im Christentum vorkommt, es sind aber auch ganz banale Dinge Inhalt.
Jetzt gibt es überall Leute, die meinen sie ziehen sich ein paar Dinge aus einer Religion raus, weil sie ihnen gefallen, aber ansich lässt sich das alles nicht trennen. Ist im Christentum ja auch so. Da wird dann gerne auf Sex vor der Ehe nicht verzichtet und nur am Heilig Abend in die Kirche gegangen, aber was sonst noch so gefällt wird mitgenommen. Wenn die Schriften allerdings die Grundlage sind dann kannst du nicht dir A und B rausnehmen und C auslassen, weil du keine Lust hast, aber trotzdem in den Himmel willst.
Hierzulande ist das sowas wie Wellness für Esoteriker.
In dem Sinne kann man es trennen, aber man könnte theoretisch ja auch das Christentum von Bergpredigt und Zehn Geboten trennen. Ist es dann aber noch das Christentum?
Der Islam ist ein komplexeres Thema als das Christentum, weil es viel mehr umfässt und deutlich politischer ist. Der Großteil der frühen Kultur im Westen ist natürlich auch christlich geprägt, einerseits weil die Leute Christen waren, aber auch weil Bildhauer und Co von der Kirche bezahlt wurden oder Reiche sich mit christlichen Kunstwerken in den Himmel kaufen wollten. Richtig regeln tut die Religion das aber nicht. Genauso die Gesetze, die nicht richtig christlich sind, die meisten sogar im Gegensatz zur Kirchenlehre stehen. Auch wenn die heutige Kirche mittlerweile widerlicherweise versucht sich als Grundlage der Menschenrechte darzustellen, auch wenn sie sie Jahrhundertelange bekämpft haben und einer der Gründe sind warum Menschen überhaupt so viel Wut und Verzweiflung hatten sich da zusammen zu tun.
Es gibt im Christentum natürlich auch einige lustige Vorschriften, die man über die Zeit hat fallen lassen, weil man nicht noch dümmer aussehen wollte. Beispielsweise, dass du deine Tochter in die Sklaverei verkaufen darfst oder dass du wenn deine Sehfähigkeit eingeschränkt ist dich nicht dem Altar Gottes nähern darfst. (Unser erster Pastor hatte eine Brille)
AndiK. hat geschrieben:
Ich kann aber auch Frau Roth nicht begreifen, die gegen Waffenlieferungen ist.
Dreimal darfst du raten woher IS die Waffen hat. Der Westen unterstützt immer eine Gruppe gegen den eigenen Feind und kurz danach sind diese dann der Feind und eine neue Gruppe wird beliefert. Und so weiter.
baumarktpflanze hat geschrieben:Es gibt fundamentalistische Muslime, die meinen, im Namen ihrer Religion töten zu müssen und es gibt Muslime, die genau das verurteilen. Aber daran ist in erster Linie nicht die Religion schuld, sondern die Muslime, die meinen, das so auslegen zu müssen.
Natürlich sind in erster Linie immer die Menschen Schuld, die die Taten begehen. Wenn du allerdings Menschen mit Lügengeschichten indoktrinierst und sie zum Mord aufforderst dann hast du sicher auch Schuld. Wenn du jetzt zum Mord aufrufst und ich es tue wirst du auch eine Strafe bekommen.
Natürlich, die Scharia ist ein anderes Rechtssystem, dass unseren westlichen Rechtsgrundlagen widerspricht, weil wir nicht steinigen wollen und nicht die Hand abhacken. Aber das ist eine Frage der Kultur und der Bildung und der Auffassung von Recht und Gesetz. Unser westliches Rechtssystem ist Teil unserer kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung, es ist zwar fest und dann doch veränderbar, weil es auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert. Das ist in den Kulturen, die auf die Scharia setzen, nicht unbedingt so, einerseits, weil es hier einfach an entsprechender Bildung fehlt und weil man aber andererseits durch die traditionellen Überlieferungen einen ganz anderen Begriff von Kultur und Tradition als solchen hat.
Ich weiß gar nicht, ob man deine Verteidigung dieser Verbrechen Kulturrelativismus nennen kann, denn mit Kultur hat so eine Barbarei nichts zu tun. Menschenrechte gelten nunmal
immer und
überall und für
jeden! Deine Einstellung zelebriert das Weggucken und das tolerieren von Verbrechen, weil es eine andere Kultur ist! Außerdem offenbarst du rassistisches Gedankengut. Du willst Menschen keine Rechte zugestehen, weil sie aus einer anderen Kultur stammen. Du relativierst Verbrechen damit, dass "die ja so sind". Und wir uns da lieber nicht einmischen sollten. Die Menschenrechte wurden im Westen geschaffen, aber sie gelten für alle Menschen! Du nennst ganz salopp die Steinigung, die "wir" nicht machen "wollen". Hast du mal an die Opfer davon gedacht? Was die so von deiner Meinung halten? Evlt hätten die gerne eine Einmischung und nicht ewiges weggucken und Rechtfertigung. Wie sollte sich dann jemals etwas ändern, wenn Menschen wie du sowas noch schön reden und versuchen zu verteidigen?
Bei solchen Verbrechen einzugreifen und sie zu verurteilen ist Pflicht von aufgeklärten Menschen, denen die Menschenrechte am Herzen liegen.
Bitte mal den Kategorischen Imperativ von Kant zu Gemüte führen.